Die Frage wurde hier schon mehrfach gestellt und beantwortet, allerdings ist dies nicht einfach zu finden in der Masse der Beiträge. Es gibt nach meinem Dafürhalten zwei Erklärungen, die miteinander in Beziehung stehen. Schon die Ausgangslage ist anders:
Der nicht-marktaktive Leerstand war bzw. ist in Leipzig viel höher als in den anderen genannten Städten, d.h. es gibt immer noch eine vergleichsweise hohe Zahl von seit oft etwa 20 Jahren komplett leerstehenden und weitgehend ruinösen Gebäude aus der Kaiserzeit, die ihre letzte Sanierung vielleicht in den 1930er Jahren erlebt hatten und nach dem Zweiten Weltkrieg zumindest äußerlich nicht verändert ("entstuckt") wurden. Aktuell dürften es wohl noch so um die 10.000 Wohnungen bzw. 1000 Häuser sein - ca. 3,5 % des gesamten Wohnungsbestands. Die meisten dieser Häuser stehen unter Denkmalschutz. Insgesamt gibt es in Leipzig etwa 10.000 Baudenkmale aus der Zeit zwischen 1871 und 1914: http://www.deutsches-architekt…um/showthread.php?t=11714
Die meisten Wohnungen, die neu auf den Mietmarkt kommen, sind sanierte Altbauwohnungen. In den letzten drei Jahren wurden im Durchschnitt jeweils 1.300 bis 1.600 Wohneinheiten des nicht-marktaktiven Leerstandes pro Jahr saniert und wieder an den Markt gebracht. Durch Neubau und Schaffung von Wohnungen in Gebäuden, die vorher nicht zum Wohnen dienten, kommen pro Jahr ca. 1.000 Wohneinheiten dazu. http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=436816
Dies bildet die Grundlage für diese beiden Erklärungsansätze:
1) Immer noch vergleichsweise viele Konkurrenzangebote in dem Preissegment neu- und vollsanierter Wohnungen. Wer sich als Mieter_in mit hiesigem Einkommen Mieten ab 6,50 Euro/m² kalt leisten kann, der kann aus einem breiten Wohnungsangebot aussuchen. Allerdings haben nur 22 Prozent der Haushalte Einkommen, die denen im Westen der Republik oder Berlin entsprechen - ab 2.300 Euro im Monat. 46 Prozent der Haushalte liegen im Bereich zwischen 1.100 und 2.300 Euro. Und 31 Prozent der Haushalte haben ein Einkommen unter 1.100 Euro im Monat ( http://www.l-iz.de/Politik/Kas…rittel-ist-arm-57741.html ). Das durchschnittliche Haushaltsnettoeinkommen in Leipzig liegt im Median bei 1.414 Euro im Monat (2011), das mittlere Haushaltsnettoeinkommen in Berlin bei 1.650 Euro (2012).
2.) Erhöhte Abschreibungen für vermietete Baudenkmäler nach § 7i Einkommensteuergesetz. Die Häuser werden fast alle nach dem Bauträgermodell saniert, d.h. die einzelnen Eigentumswohnungen als Anlageobjekt verkauft und anschließend saniert - so auch die im letzten Beitrag von Cowboy gezeigten Häuser. Beim Verkauf sanierter Altbauwohnungen insbesondere im Erstverkauf (93 %) dominieren Erwerber_innen aus dem sonstigen Bundesgebiet, für die diese Wohnungen vorrangig als Anlageobjekt dienen. Nur 6 % der Erwerber_innen leben selbst in Leipzig ( http://www.leipzig.de/bauen-un…frontend_push&docID=32022 ). Je höher die Kosten für eine denkmalgerechte Sanierung sind, desto höher sind die Abschreibungsmöglichkeiten für die Anleger_innen. Inwieweit diese Rechnung letztlich aufgeht wird an anderer Stelle immer mal wieder diskutiert: http://www.deutsches-architekt…m/showthread.php?p=441797 .