Umgang mit Bauerbe

  • ^ Ich bin die ersten 10 Jahre in der Gießerstraße in Plagwitz aufgewachsen, schon damals zu DDR-Zeiten war die soziale Situation im Arbeiter-Westen brenzlig. Von daher bin ich ein wenig geschädigt, was das angeht. Aber du tust dem Waldstraßenviertel auch ein wenig unrecht, wenn du es als zu glatt, zu geleckt und zu ordentlich bezeichnest. Ich wohne, wenn ich in Leipzig weile, meist in der Feuerbachstraße westlich der Waldstraße und dort wohnen viele Studenten, ein buntes Völkchen sozusagen. Vor den Häusern stehen viele Fahrräder mit Anhängern und in den Hinterhöfen werden im Sommer laute Gartenparties gefeiert (und niemanden stört's!).



    Aber zurück zum Thema. Bevors nach Stötteritz geht, ein paar Fotos aus der Pfaffendorfer Straße. Die Gerüste an der Stadtvilla am Zoo sind jetzt vollständig abgebaut. Das Ergebnis kann sich, bis auf die verblüffend moderne Verkleidung des Anbaus, sehen lassen.


    Hier noch einmal ein Vorher-Bild von User leipziger

    Foto: leipziger



    Fotos von letztem Sonntag



    Keine Ahnung, warum das mit dem Anbau sein musste, ein Wehrmutstropfen, der die ansonsten sehr gute Sanierungsleistung leider schmälert.



    Das Grundstück wird gerade auf Vordermann gebracht.



    Schön, wie der klassizistische Schmuck aufgearbeitet wurde.



    Die fertige Front zur Pfaffendorfer Straße




    Das stilvolle Wohnhaus Tieckstraße 1 steht übrigens kurz vor der Fertigstellung. Das Objekt ist zwar noch eingerüstet, aber man kann trotzdem schon jetzt sehr gut erkennen, dass sich das Objekt ganz wunderbar in die großzügige Bebauung der Wundtstraße einfügen wird. Die Sanierung scheint erstklassig zu werden. Hier schon mal zwei Bilder vom erbarmungswürdigen Zustand vor der Sanierung der Tieckstraße 1. Von diesem schlechten Zustand wird nichts mehr zu sehen sein.




    Fotos: leipziger

  • Wie versprochen geht's jetzt nach Stötteritz, einem Stadtteil im Südosten in der Nähe des Völkerschlachtdenkmals gelegen. Das letzte Mal hielt ich mich hier vielleicht vor 15 Jahren auf und ich muss nun zugeben, die großen Sanierungsanstrengungen (gefühlte 80 bis 90 Prozent sind saniert) gingen hier im Forum beinahe unbemerkt von statten (Lipsius hat hier mal Bilder aus Stötteritz eingestellt). Der Stadtteil kann zwar mit den hohen Ansprüchen der Gründerzeitviertel rund ums Zentrum nicht mithalten (die Gebäude sind meist eine Etage niedriger, eine Kategorie einfacher und im arbeiterschick der vorletzten Jahrhundertwende gehalten), er braucht sich aber auch nicht zu verstecken. Mit Hochdruck versucht man hier die restlichen ruinösen Altbauten zu sanieren.



    Los geht's mit ein paar in jüngster Zeit fertiggestellten Sanierungen in der Breslauer Straße. Die Fotos entstanden alle am Dienstag morgen bei schlechtem Wetter. Für Dokumentationszwecke reicht's aber allemal.


    Hier ein Doppelhaus-Projekt der uns bekannten GRK-Holding.




    Im Kontext zur Breslauer Straße



    Weiter runter die Straße scheint mir dieses Gebäude auch erst saniert worden zu sein.




    In der Papiermühlstraße laufen derzeit mehrere Sanierungsprojekte.


    Hier werden derzeit zwei gegenüberliegende Eckgebäude zur Arnoldstraße hin saniert.





    Weiter vorn in der Papiermühlstraße wartet dieses Eckhaus noch. Zumindest die EG-Zone ist vermietet.



    Weitere aktuelle Sanierungen in der Papiermühlstraße.




    Das entstuckte Eckgebäude Papiermühlstraße/Schönbachstraße hat sich mal wieder die GRK-Holding unter den Nagel gerissen. Hier dürfen wir uns sicher auf eine Fassadenreko freuen.




    In der Schwarzackerstraße, ein Abzweig zur Papiermühlstraße, wurde dieses Haus fertiggestellt.



    Detail



    Im Kontext zur Schwarzackerstraße



    Im hinteren Teil der Papiermühlstraße scheint dieses vorgründerzeitliche Gebäude vom Hausbesitzer in Eigenregie saniert zu werden. Man darf da vielleicht nicht zu viel erwarten.



    Richtung Völkerschlachtdenkmal ändert sich die strenge Blockrandbebauung in eine lockere, villenartige Wohnbebauung mit zum Teil altem Baumbestand. Hier ein Gebäude an der Naunhofer Straße.


  • Vor dem Gebäude Waldstraße 7, einem der letzten unsanierten Häuser stadtauswärts links, langweilt sich ein Baucontainer. Vielleicht ein Indiz für eine demnächst startende Sanierung ...
    http://www.bing.com/maps/defau…&scene=10795136&encType=1
    Gegenüber an dem unsanierten Haus sind seit knapp zwei Wochen die Hinterhofgebäude eingerüstet. Ist jetzt der Waldplatz auf dem Weg zu einem der schönsten Plätze Leipzigs???

  • Ich glaube am Gebäude Waldstraße 12 gibt es wirklich erste Anzeichen für eine Sanierung, immerhin wurde schon entrümpelt.
    Noch anbei ein Link zu einem bisher noch unbekannten Bauträger der in Sachen Sanierungsqualität glänzen kann, vor allem die Referenzen aus den letzten beiden Jahren können sich sehen lassen.


    Limes Leipzig Klick!


    MfG
    Steve

  • Das Eckhaus an der Waldstraße zur Gustav-Adolf-Straße, ein für die Verhältnisse des Waldstraßenviertels später Bau um vielleicht 1910, ist fertiggestellt worden. Der Fahrradladen war schon seit einiger Zeit bei laufendem Sanierungsbetrieb geöffnet. So sah's da im Januar aus, reizvolles Farbspiel mit dem Schnee und den frisch geweißten Balkonen. Die Fassade wurde von links nach rechts saniert.


    Zustand gestern.


    Fotos von mir.

  • Ich habe in der DAG-Liste weiter oben mal die Auktionserlöse nachgetragen. Fast alle Häuser, darunter zahlreiche Denkmale, gingen weg, bisweilen beträchtlich über dem Einstiegsgebot. Nun heißt es hoffen und immer mal vorbeischauen, ob was passiert. Ihr könnt ja schon mal vorbeikucken und Fotos für den Vorher-Nachher-Vergleich schießen ;)


    Ein bißchen Sorge habe ich, dass einige der Häuser zum oder knapp über dem Einstiegspreis eher als Spekulationsobjekte gekauft wurden, aber auch das wird sich zeigen.


    Leider sind drei denkmalgeschützte Häuser nicht weggegangen. Sie liegen alle drei in nicht ganz unproblematischen Ecken der Stadt. Gerade bei der Georg-Schwarz-Str., die jedes Engagement so bitter nötig hätte, hätte ich mich riesig gefreut:


    Eisenbahnstraße 101 (Auktionslimit 35.000,00)
    äußere Gebäudehülle Ende der 80er saniert
    http://www.bing.com/maps/defau…&scene=10795585&encType=1


    Riesaer Straße 53 (Auktionslimit 42.000,00)
    Eckhaus zur Johannes-Kärner-Str. gegenüber der großen Leuchtenbude, die hier ja schon mal Thema war - bereits teilsaniert
    http://www.bing.com/maps/defau…r%20stra%C3%9Fe&encType=1


    Georg-Schwarz-Straße 18 (Auktionslimit 15.000,00)
    http://www.bing.com/maps/defau…&scene=10797026&encType=1
    zwischen dem unsanierten Eckhaus zur Calvisiusstraße und den beiden sanierten Häusern zur Erich-Köhn-Straße


    Wären die Häuser nicht was für die Denkmaldatenbank? http://www.baudenkmale-mitteldeutschland.de/ Dafür bräuchten wir nur eigene Fotos. Das von der Georg-Schwarz-Str. 18 kann ich in den nächsten Tagen machen. Wer würde die anderen übernehmen können und direkt oder über mich an die Stiftung weiterleiten?

  • Seit einiger Zeit warte ich darauf, dass unter http://www.leipzigerwesten.de/ das bereits öffentlich vorgestellte und sehr interessante Konzept der Bürogemeinschaft Gauly & Heck ( http://www.bgh-leipzig.de/ ) und Jun.-Prof. Silke Weidner ( http://www.uni-leipzig.de/isb/…eiterdetails/Weidner.html ) für die Fortschreibung der Sanierungsziele Leipzig-Lindenau I veröffentlicht wird. Bis jetzt ist es leider noch nicht geschehen, aber es dürfte nicht mehr lange auf sich warten lassen.


    Im einzelnen kriege ich die Vorhaben nun nicht mehr zusammen, aber eines, von dem man sich, sofern es denn wie gewünscht funktioniert, einige Strahlkraft auf die gesamte Umgebung versprechen kann, ist die Wiederbelebung bzw. Neunutzung der kleinen Gewerbeeinheiten zwischen Hebelstraße und Holteistraße mit Zugängen von der Georg-Schwarz- und William-Zipperer-Str. Bis jetzt sieht es da noch arg traurig aus:
    http://www.bing.com/maps/defau…0&phy=0&phscl=1&encType=1
    Aber mit ein klein wenig Phantasie kann man sich da eine belebte Markt- und Gewerbezeile mit kleinen Läden für Kunst und Krempel reinträumen.

  • 1813 Denkmale werden saniert


    Anlässig des 200. Geburtstag der Völkerschlacht sollen alle 71 Kleindenkmale, darunter 39 Apelsteine, einst auch Marksteine genannt, in den Jahren 2011 bis 2013 für 150.000 Euro saniert werden.

  • da fehlen doch noch 1742 denkmäler... ;p
    nein im ernst, das ist schön. betrifft das auch die im stadtgebiet verstreuten doppelköpfigen adlerstatuen? und woher hast du diese info?

  • Auch das Megaron-Projekt in Connewitz kommt gut voran. Im September sollen die ersten Häuser der seit vielen Jahren leerstehenden Art-Déco-Wohnanlage von 1927 bezugsfertig sein.


    Im Moment (hier am Dienstag vor einer Woche ca. 08:00 Uhr morgens) sieht es allerdings noch sehr wild aus.





    Eigene Bilder



    Und so schmuck soll die von Georg Wünschmann errichtete Wohnanlage aussehen, wenn alles fertig ist.

    Bild: megaron gmbh


    Ausführliche Infos und Bilder zum Projekt gibt es auf die eigens dafür eingerichtete Website: http://dgg-ag.he-hosting.de/wu…live/startseite/index.php

  • @ungestaltet - Von den drei Adler-Denkmälern in Kleinzschocher, Paunsdorf und Lößnig war nicht die Rede. Die Info entnahm ich einer Pressemitteilung der Stadt Leipzig.


    Hier ein LVZ-Artikel zur Sanierung der 71 Denkmäler. Cowboy.

  • Hat übrigens jemand das entstuckte Eckhaus Reginenstraße/Elsbethstraße noch mal im "Rohzustand" abgelichtet? Seit einer Woche etwa werden dort die Gerüste hochgezogen, es saniert die L-Konzept GmbH. Auf der Website durchklicken (Reginenstraße 14), es ist eine dezente Fassadenrekonstruktion geplant, das später aufgesetzte 4. Obergeschoss (Mezzanin) bleibt erhalten, wird aber teilweise durchbrochen und Dachterrassen (hier Loggia genannt) aufnehmen. Ende März 2010 soll Bezugsfertigkeit bestehen.


    Vergleich Reginenstraße 14 siehe dieser Beitrag. Gruß Cowboy

  • ^^ Auch die Lizzy berichtet ausführlich von den Apelsteinen und anderen Kleindenkmälern zur Völkerschlacht. Auf jeden Fall ein sehr löbliches Vorhaben.


    Weiterhin wird das Kant-Gymnasium in der Südvorstadt mit Mitteln aus dem Konjunkturpaket 2 denkmalgerecht saniert. Abgesehen von der inneren Komplettsanierung und Optimierung der Raumsituation soll die Fassade komplett saniert und das Dachgeschoss ausgebaut werden. Frage ist aber, ob da der Ursprungszustand wiederhergestellt wird, Ich bezweifle es mal. Laut zur Nedden trägt die Maßnahme maßgeblich zur Verbesserung des städtebaulichen Erscheinungsbilds im Stadtteil bei und macht das Baudenkmal des Leipziger Architekten Hugo Licht wieder erlebbar. Es wird mit einer Bauzeit von Mai 2010 bis Juli 2012 gerechnet.


    Wermutstropfen dagegen an der Prager Straße. Wie bereits mehrfach angekündigt, werden zwei Gebäude im vorderen Bereich auf der Nordseite, davon ein saniertes, abgerissen werden, da sich eine Verschiebung im Zuge der Neugestaltung als nicht machbar herausstellte. Laut LVZ wird jetzt mit den Eigentümern verhandelt. Dafür kann dann wohl die Südseite der Straße mit geschlossener Raumkante als gesichert angesehen werden. Ich vermute mal, dass spätestens nach Fertigstellung des Abschnitts die Häuser saniert werden. Baubeginn für den hinteren Abschnitt zwischen Franzosenallee und Nieritzstraße soll Ende des Jahres sein.

  • ^ Also rein vom optischen Zustand her sieht das Kant-Gymansium eigentlich heute noch recht schick aus. Der Kommentar von zur Nedden ist also nicht wirklich nachvollziehbar. Da gibts Schulen, die hätten eine Sanierung sicher nötiger. Aber wahrscheinlich ist es innendrin nicht modern genug. Der geplante moderne Dachaufbau verwässsert zumindest den historischen Charakter des Hauses und schließt eine historische Dachgestaltung aus. Was ja nicht unbedingt schlecht aussehen muss. ;) Aber kann.
    Froh bin ich, dass man da keine neue Sporthalle zwanghaft dran wurschtelt, wie diese merkwürdige Kiste "im hohen Norden".
    Gut auch, dass es kein PPP-Projekt ist. Wir haben schon genug Schulden in der Zukunft abzustottern, da brauchts nicht noch mehr verschleierte.
    Übrigens wäre es meiner Meinung nach sinnvoller gewesen erst die sanierungsbedürftige Schule, Breitenfelder Straße 19 (Coppi-Schule), zu sanieren, bevor man diese als zweijähriges Interim für die Kant-Schüler nutzt.


    Zur Prager Straße:


    Das erinnert einen alles an den radikalen und rücksichtslosen Straßen- und Tramausbau in der Friedrich-Ebert-Straße. Wieder geht Identität für vermeintliche Verbesserungen flöten. Man hat nichts daraus gelernt. Schade. Mal ganz davon abgesehen wäre ein Abriss der zwei recht einfachen Häuser an der Südseite (ein marodes altes Haus, ein Neubau direkt an der Straße) aus städtebaulicher Sicht sicher verträglicher gewesen. Vielleicht waren die Entschädigungsforderungen der Eigentümer dort höher...wer weiß. Würd mich ohnehin mal interessieren was da so an "Ablöse" gezahlt wird. Das zahlt ja immerhin auch der Steuerzahler! Aber wahrscheinlich gibts dafür auch noch Fördergelder... :doof:


    Zum VSD:


    Wirklich löblich, dass man alle Denkmäler einer Generalsanierung unterzieht. Trotzdem würde mich mal so langsam interessieren, was nun ganz konkret mit der Völkerschlacht-Allee (Straße des 18. Oktobers) bis 2013 passieren soll. Hinter den Kulissen wird da hoffentlich fleißig geplant.

  • ^ Und zuverlässig wie immer. Drei Kommentare dazu:


    1. Kant-Gymnasium: Wo steht etwas von modernem Dachaufbau?


    2. Prager Straße: Es gibt keine Fördergelder für den Abriß, sondern Fördergelder für einen straßenunabhängigen Gleiskörper. Im übrigen kann man sich bei dem "maroden alten Haus" (das mal aus LEgendes Mund) darüber streiten, ob es, da es mit Sicherheit älter ist und noch aus Probstheidaer Dorfzeiten stammt, wirklich wertloser als ein schöner Gründerzeitbau ist, der in der Form in Leipzig weitaus häufiger vorkommt. So hat sich zumindest der Leipziger Denkmalschutz geäußert. Eins vergisst du andauernd in deinen Tiraden (auch zum selben Thema): in Leipzig wird ernsthaft versucht, solche Gebäude zu erhalten. Die Verschiebung war etliche Male Thema in den Zeitungen und wurde seitens der Stadt ernsthaft diskutiert. Anderswo wird direkt abgerissen, ohne jahrelange Diskussion vorher. Ich verweise mal wieder auf den plüschigen Ponyhof, in dem wir in Leipzig _nicht_ leben.


    3. Zum VSD: Bloß weil wir hier im DAF tolle Ideen haben, heißt es nicht, dass die Stadt deswegen gleich was plant.

  • ^


    Zu 1.: Also dank deines historischen Bilden sehen wir bekanntlich, dass der Dachbereich früher fast nur durch die Dachgauben ein wenig Licht abbekam. Damals nicht schlimm, da der Bereich nicht für Unterrichtsräume genutzt wurde. Die Realität zeigt uns jedoch, dass mit der Umnutzung von Dachgeschossen (siehe z.B. Dachgeschoss des Lipsiusbaus der HTWK) heutzutage auch Gestaltungsänderungen einhergehen (müssen). Anders ist das auch kaum möglich, will man nicht den ganzen Dachbereich und den Räumen im Innern künstlich beleuchten. Man muss daher nicht sonderlich clever sein um zu ahnen, dass es hier Änderungen, im Sinne eines modernen Dachaufbaus quasi geben muss. Aber das muss ja nicht unbedingt schlecht aussehen, sondern kann (je nach Gestaltung und Anpassung) durchaus optisch was hermachen. Ein "moderner", im Sinne von "verbessernder", Dachaufbau kann das Gebäude ja auch durchaus aufwerten. Ein Positivbeispiel findet sich übrigens an der Ecke Karl-Liebknecht/Richard-Lehmann-Straße, wo das Dachgeschoss des früheren Baus der Teutonia Versicherung von der Straße aus historisch belassen wurde, und nur zum Innenhof hin, einen modernen Glasaufbau bekam.


    Zu 2.: Nenn es Triaden oder sonstwie. Es ist eine normale, jedoch andere Meinung als deine, auch wenn sie dir nicht passt. ;)


    "...in Leipzig wird ernsthaft versucht, solche Gebäude zu erhalten."


    Das ist mir viel zu allgemein. Sicher tut "die Stadt", und damit meine ich einige Politiker die sich ihrer Veranwortung bewusst sind, einiges um das Stadtbild zu erhalten. Die gilt es zu loben und zu unterstützen! Aber es gibt sicherlich genauso viele, und das hat auch schon die Vergangenheit gezeigt, die völlig andere Prioritäten setzen und bei denen das Stadtbild und der Erhalt gewachsener Strukturen so kurz vorm letzten Platz kommt. Da braucht man sich nur mal mit ein paar engagierten Bürgern und Stadtratsmitgliedern unterhalten, um zu wissen wie einige Mitarbeiter auf Seiten der Stadt ticken. Das vergessen Einige hier recht schnell. Gut das wir darüber geredet haben.


    "...ernsthaft diskutiert"!


    Da musste ich schon schmunzeln. Man kann es auch Scheinargumentation nennen. Es ist völlig normal, dass die beteiligten Politiker hier den Anschein eines Bemühen nach Alternativen darlegen müssen, da es sich eben um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, welches man nicht ganz so einfach platt machen kann (zumindest Otto-Normal-Bürger nicht).


    Bei der Friedrich-Ebert-Straße gabs auch ewige Diskussionen um das Goldschmidt-Haus. Auch dort wurde "ernsthaft in den Zeitungen und auf Seiten der Stadt diskutiert"... . Mit dem Ergebnis des Abrisses einer gesamten Häuserzeile für eine lächerliche Straßenverbreiterung, die kein Schwein braucht bzw. die verkraftbar gewesen wäre.


    Wieso also nicht einfach die gegebenen Umstände akzeptieren und in dem Bereich auf einen separaten Radweg, Trambereich oder eine Fahrspur von zwei geplanten in jeder Richtung verzichten? An zig anderen Stellen der Stadt gehts doch auch. Aber hier, wo es sich nur um ein oder zwei Häuser handelt, kann man es ja machen.
    So schmal wie man denken könnte, ist der Bereich übrigens nicht. Aber für die Planer reichts wohl eben nicht ganz für den optimalen 4-spurigen Autobahnzubringer. Peinlich, peinlich.


    Fakt ist, dass letztlich ein bzw. zwei denkmalgeschützte Häuser für eine fördergeldkonforme Straße abgeräumt werden, weil die Planer unfähig sind ihr Konzept den Umständen anzupassen.

  • ^


    Zu 1.: Also dank deines historischen [...]


    Alles ganz richtig. Nur wenn es Positivbeispiele gibt, warum ist dann jetzt schon klar, dass irgendwas verwässert wird?


    Da musste ich schon schmunzeln. Man kann es auch Scheinargumentation nennen. Es ist völlig normal, dass die beteiligten Politiker hier den Anschein eines Bemühen nach Alternativen darlegen müssen, da es sich eben um ein denkmalgeschütztes Gebäude handelt, welches man nicht ganz so einfach platt machen kann (zumindest Otto-Normal-Bürger nicht).


    Bei der Friedrich-Ebert-Straße gabs auch ewige Diskussionen um das Goldschmidt-Haus. Auch dort wurde "ernsthaft in den Zeitungen und auf Seiten der Stadt diskutiert"... . Mit dem Ergebnis des Abrisses einer gesamten Häuserzeile für eine lächerliche Straßenverbreiterung, die kein Schwein braucht bzw. die verkraftbar gewesen wäre.


    Es gibt drei substanzielle Unterschiede, die einen Vergleich verbieten:


    • Das Goldschmidt-Haus hatte eine vollkommen andere Kultur- und Baugeschichtliche Bedeutung
    • In der Friedrich-Ebert-Straße wurde eine komplette Straßenzeile abgerissen.
    • Die öffentliche Diskussion beim Goldschmidt-Haus entstand aufgrund von Protesten seitens Frauenverbänden und des Stadtforums - hier hat die Stadt für ein einzelnes Gebäude, ohne durch öffentlichen Druck dazu gezwungen zu sein, die Möglichkeit einer Verschiebung erwogen.


    Wenn du da den qualitativen Unterschied nicht siehst, weiß ich auch nicht weiter.



    Wieso also nicht einfach die gegebenen Umstände akzeptieren und in dem Bereich auf einen separaten Radweg, Trambereich oder eine Fahrspur von zwei geplanten in jeder Richtung verzichten?


    Weil das erstens die Förderfähigkeit der gesamten Trasse in Frage stellt und zweitens solche Engstellen verkehrlich auf Jahre hinaus gefährliche Situationen provozieren. Sei es, weil der Radweg verengt wird oder komplett wegfällt oder weil sich die Autos wie bisher an der Fahrbahnverengung stauen.



    So schmal wie man denken könnte, ist der Bereich übrigens nicht. Aber für die Planer reichts wohl eben nicht ganz für den optimalen 4-spurigen Autobahnzubringer. Peinlich, peinlich.


    Schon mal überlegt, dass es hier vielleicht nicht um einen Autobahnzubringer geht, sondern eine extrem Aufwertung des Umfelds, die im Endeffekt diverse Häuser rettet?



    Fakt ist, dass letztlich ein bzw. zwei denkmalgeschützte Häuser für eine fördergeldkonforme Straße abgeräumt werden, weil die Planer unfähig sind ihr Konzept den Umständen anzupassen.


    Nope. Leipzig kann sich eine wegfallende Förderung für dieses Millionenprojekt nicht leisten, der Stadtteil keine weitere Verzögerung bei der Aufwertung.


    Fassen wir zusammen: alle anderen sind bloß zu blöd.

  • "...warum ist dann jetzt schon klar, dass irgendwas verwässert wird?"


    Bitte den kompletten Abschnitt betrachten und nicht nur einen Satz! Ich habe geschrieben, dass eine moderne Dachgestaltung
    den optischen Eindruck nicht unbedingt verschlechtern muss. Dass eine moderne (wenn auch angepasste) Dachgestaltung
    (und davon muss man letztlich ausgehen, wenn man Dachausbauten der letzten Jahre betrachtet) jedoch den gesamthaften
    historischen Charakter verwässert (was jedoch nicht unbedingt heißen muss, dass er komplett zerstört wird!),
    dürfte klar sein. Die Frage ist eben wie weit das Ganze im Detail geht!



    "Weil das erstens die Förderfähigkeit der gesamten Trasse in Frage stellt und zweitens solche Engstellen verkehrlich auf Jahre hinaus
    gefährliche Situationen provozieren. Sei es, weil der Radweg verengt wird oder komplett wegfällt oder weil sich die
    Autos wie bisher an der Fahrbahnverengung stauen."


    Wie von dir so schön geschrieben: Wir leben hier in Leipzig und nicht auf dem "plüschigen Ponyhof"!
    Also könnten wir in diesem Fall auch mit einer nicht so plüchigen Lösung leben, oder Dase? ;)
    An anderen Stellen der Stadt gibt und wird es auch nicht immer die ultimativ beste Lösung geben, da
    wir hier eben von einer gewachsenen europäischen Stadt reden, wo man nicht einfach alles mir nichts, dir nichts platt machen
    kann. Es ist jedoch erschütternd zu sehen, dass wir heute zum Teil (die Betonung liegt auf "zum Teil"!) das nachholen,
    was in den Weststädten seit den 50ern gang und gäbe ist und was größtenteils zu den entsprechend unansehnlichen, autogerechten Städten
    geführt hat.
    Es ist eben das konsequente Bekenntnis zur gewachsenen Stadt mit all seinen Vorteilen, für die wir
    vielerorts gelobt werden, aber eben auch den Nachteilen welches hier fehlt! Es fehlt einfach der konsequente Mut und Wille,
    auch mal Nein zu den Verkehrsplanern zu sagen. Aber wir soll man auch nein sagen, wenn man aus Hannover kommt und nix anderes gewöhnt ist?



    "...die Möglichkeit einer Verschiebung erwogen."


    Ja und? Wir kennen mittlerweile alle das Ergebnis. Großen Worten folgten somit keine Taten.
    Erkennst du einen qualitativen und letztlich entscheidenen Unterschied? Ich nicht. Zeig ihn mir.



    "Schon mal überlegt, dass es hier vielleicht nicht um einen Autobahnzubringer geht, sondern eine extrem Aufwertung des Umfelds, die im Endeffekt diverse Häuser rettet?"


    Bitte kein Schwarz-Weiß-Denken. Die Stadt Leipzig bezeichnet das offiziell als geplanten Autobahnzubringer.
    Wer hat denn gesagt dass das gesamthafte Bauvorhaben schlecht sei? Richtig, keiner! Es ging um die
    Abrisse der Häuser. Im übrigen würde ich die Aufwertungseffekte im Hinblick auf die maroden Häuser auch nicht überwerten.
    Klar, schöne und behindertengerechte Haltestellen werten die Tram auf.
    Aber durch den durchgängigen zweispurigen Straßenausbau wird auch die Geschwindigkeit der PKWs sicher nicht weniger werden
    und damit auch der Lärm und die Gefährung der Anwohner zunehmen.



    "Fassen wir zusammen: alle anderen sind bloß zu blöd."


    Die Frage ist, wie man "blöd" definiert. Clever ist es sicherlich nicht, die eigene Stadt nur wegen den letzten Fördereuros und
    fraglichem Fortschrittsglauben der eigenen Identität zu berauben. Denn: Wer will letztlich an solchen Highspeed-Straßen noch wohnen bzw. neu bauen? Die, die dort nicht wohnen, die entscheiden jedoch darüber! Aber wurden die Anwohner gefragt?