Es ist in meinen Augen mühsig, hier irgendwelche Hätte-Wäre-Wenn-Szenarien zu spinnen. Fakt ist doch, die Gebäude sind belegt und die Bausubstanz ist in einigermassen ordentlichem Zustand.
absolut D'Accord!
Natürlich schmerzt mich der Verlust eines historischen Gebäudes. Doch wenn diese Gebäude seit Jahrzehnten ungenutzt rumstehen, der Schwamm und Schimmel die Bausubstanz so mürbe gemacht haben, dass Sanierung nicht mehr möglich ist, warum diese Gebäude dann erhalten?
In diesem erbärmlichen Zustand sind nur wenige Gebäude in Leipzig. Die meisten der unsanierten Altbauten sind mit "normalem" Aufwand zu retten.
Erhaltung um der Schönheit willen, kann (und vor allem will) sich unsere Gesellschaft nicht leisten – wir leben nun einmal im Kapitalismus und da regiert der Taschenrechner.
Es gibt Kriterien und Werte, die liegen außerhalb der Taschenrechner. Dafür gibt es Polizei, Feuerwehr, Gesundheut, Kunst, Kultur - und eben Denkmalschutz und Stadtentwicklung. Hinzu kommt, daß die aktuellen Sanierungen meist von "Taschenrechnern" - um mal in Ihrer Diktion zu bleiben - determiniert sind.
Natürlich kann ich das Argument verstehen, dass die Plattenbauten die Sanierung von "Gründerzeitlern" verhindern. Doch was wäre gewonnen, wenn Platten in großem Umfang abgerissen werden? Der Markt wird künstlich verknappt – mal davon abgesehen, dass für die Mieter erstmal Ersatzwohnraum zu schaffen ist – und dem Spekulantentum Tür und Tor geöffnet. Wohnungsbaugesellschaften wären in der Lage am Markt mit billigen Null-Acht-Fünfzehn-Sanierungen zu bestehen. Das hätte nicht nur Rückwirkungen auf die Wohnqualität, sondern auch auf das Stadtbild. Hier kann ich djtinitus nur zu stimmen: Qualität ist das A und O.
Der Markt würde in Leipzig eben nicht künstlich verknappt, da eben auch bei massivem Abriß von Platten genug Wohnungen vorhanden wären. Eh hier einer mit "billigen Null-Acht-Fünfzehn-Sanierungen" bestünde, müßte schon verdammt viel passieren.
Tatsache ist doch, dass es an einer ästhetischen Zielsetzung für die Zukunft mangelt. Wie soll denn unsere Stadt in Zukunft aussehen? Einheits-Rauputz-Wohnbutzen oder stimmige Architektur im Einklang mit dem Bestehenden? In diesem Zusammenhang sehe ich die Plattenbauten als tatsächlich Erhaltenswert, denn nur wenn genügend Anreiz an Bauherren gegeben ist, sich für hochwertige Lösungen zu entscheiden, werden auch hochwertige Lösungen entstehen. Und auch da kann ich djtinitus nur recht geben, erst den einen Schritt und dann den anderen machen. Die Gebäude müssen ersteinmal entstehen. Hier im Westen wird jeder Schweinekoben als Wohnung angeboten und das könnens ich die Herren auch nur deshalb leisten, weil es ein ordentlich verknapptes Angebot und die Mieter sowieso keine Wahl haben, da eh nur Einheitsbutzen gebaut werden. In diesem Sinne sehe ich die Platte als deutliches Druckmittel. Als Druckmittel für Bauherren zu qualitätsvolleren Lösungen und als Druckmittel für die Kommunen die dringend notwendig Infrastrukturanpassungen zügig in die Wege zu leiten.
Die "ästhetische Zielsetzung für die Zukunft" erreichen Sie nicht mit ollen Plattenbauten. Die stehen hier im gesamten Osten in identischer Bauart in jedem Nest ab 1000 Einwohner rum - der Bedarf ist sozialistisch übererfüllt! "Einheits-Rauputz-Wohnbutzen" (?) standen hier nicht zur Diskussion; die will auch keiner. Es ging hier lediglich um das Thema Platte versus Altbau. Ob auch fürder im Westen jeder Schweinekoben vermietbar ist, bleibt zweifelhaft. Die Bevölkerungszahl sinkt.
Ich hoffe, Sie sind mir nicht gram, daß ich Ihnen in Ihren Text so dazwischen gequatscht hab - aber der war so lang.