Deutsche Börse zieht nach Eschborn

  • Bei dem "Filetgrundstück", das die Stadt Frankfurt angeblich der Börse für einen Neubau angeboten hat, soll es sich laut FR um ein Areal in der Nähe der EZB handeln.


    Sicher ist der künftige Sitz der EZB gemeint, demnach wird es wohl um den Mainufer-Abschnitt zwischen Deutschherrn- und Honsellbrücke gehen. Der gehört nämlich der Stadt und war auch schon als Standort für das neue Museum der Weltkulturen im Gespräch. Hier eine ältere FAZ-Karte, wahrscheinlich handelt es sich um das als "Möglicher Standort Europäische Schule" bezeichnete Areal.

  • Das würde doch hervorragend passen! Was für ein Arbeitsplatz - da würde wohl jeder Deutsche Börse-Mitarbeiter viel lieber arbeiten als in *Gääääähn*-Eschborn. Ist das Areal denn groß genug?


    Ich frage mich, ob man bei solchen Standort-Entscheidungen eigentlich auch darüber nachdenkt, was gut für die Mitarbeiter und damit gut für's Betriebsklima, die Zufriedenheit und die Motivation der eigenen Leute ist?


    Die Deutsche Börse wäre auch für mich ein potentiell interessanter zukünftiger Arbeitgeber, aber nach Eschborn gehe ich sicher nicht in die Arbeit. Eher würde ich in eine andere Stadt ziehen als jeden Tag da rauszufahren.

  • wäre aus Sicht der Stadt natürlich sinnvoll:


    weitere Ostendaufwertung und so richtig viel Wert ist das Grundstück eh nicht (zumindest nicht im Vergleich zu dem, was Filetgrundstücke in FFM sonst so kosten)

  • Das wäre in der Tat genial und würde die Ecke nochmals aufwerten.
    Allerdings muss man sich auch Gedanken machen, wie man einen anstieg des Verkehrsaufkommens durch EZB und Börse bewältigen kann.
    Ich bin der Meinung man sollte den Ostbahnhof zu einem ICE Stop ausbauen und dort die Züge von Ost her halten lassen und von dort direkt zum Flughafen Fernbahnhof weiterfahren lassen. Durch U-Bahnanschluss und geplantem S-Bahnanschluss des Ostbahnhofs wäre eine gute anbindung an die Innenstadt auch gegeben.

  • Laut FNP gibt es nächste Woche ein drittes Gespräch zwischen Petra Roth und Bossen der Börse:


    http://www.rhein-main.net/sixc…2_news_article&id=4304738


    Ich halte das für ein gutes Zeichen.


    Interessant auch, dass es wohl eine gegensätzliche Bewegung gibt und Unternehmen aus der Peripherie nach Frankfurt ziehen (so ist es mit PwC ja eigentlich auch, auch wenn die schon vorher formal in FFM stationiert waren.), um den Mitarbeitern ein angenehmes Arbeitsumfeld zu bieten. Nur nicht aufgeben, Petra, und immer schön runter mit dem Hebesatz!

  • Und das Gespräch hat etwas gebracht - nicht sehr viel, aber immerhin. Brandneue Pressemeldung der Stadt:


    Oberbürgermeisterin Petra Roth sprach mit Börsenvorstand


    Deutsche Börse behält wichtige Aufgaben in Frankfurt / Rund 115 Mitarbeiter verbleiben am bisherigen Standort / Weiterhin aber großer Gewerbesteuerverlust der Stadt Frankfurt durch Verlagerung


    (pia) Die Deutsche Börse wird mit rund 115 Mitarbeitern am Standort in Frankfurt verbleiben. Auch der Vorstand wird neben den Büroräumen in Eschborn seine Geschäftsräume am Sitz des Unternehmens in Frankfurt am Main beibehalten. Weiterhin sollen auch wichtige Repräsentationsaufgaben weiterhin von Frankfurt aus wahrgenommen werden.


    Dies ist das Ergebnis eines Gesprächs, das die Frankfurter Oberbürgermeisterin Petra Roth und Wirtschaftsdezernenten Boris Rhein heute mit dem Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Börse Dr. Reto Francioni und Finanzvorstand Thomas Eichelmann geführt haben.
    Die der Deutschen Börse von der Oberbürgermeisterin eröffneten Möglichkeiten,den Frankfurter Standtort ganz oder auf einem Grundstück in unmittelbarer Nähe der EZB mit ausgezeichneter Verkehrsanbindung oder am Börsenplatz 1 zu nehmen, haben nicht zu einer Umkehr der jüngsten Entscheidung führen können.


    Dies hat der Vorstand der Börse nochmals mit der Gewerbesteuereinsparung begründet, die sich durch die geplante Verlagerung erreichen lässt. Hierzu stellte Oberbürgermeisterin fest, dass eine Senkung des Gewerbesteuerhebesatzes auf das Niveau von Eschborn nicht möglich sei. Die von der Stadt Frankfurt am Main zu tragenden Kosten der Infrastruktur, die nicht zuletzt der Region zugute kommt, mache dies unmöglich. Der Umzug der Deutschen Börse AG mache so erneut die Verzerrung des Wettbewerbs zwischen Frankfurt und seinem Umland deutlich, so die Oberbürgermeisterin weiter.


    "Für das Profil und die Ausstrahlung des Finanzstandortes Frankfurt ist die heutige Zusage ein positives Signal" so die Oberbürgermeisterin, "die finanziellen Verluste der Stadt durch die Verlagerung der Gewerbesteuerzahlung nach Eschborn werden allerdings durch den Verbleib der rund 150 Arbeitsplätze nur geringfügig reduziert. Hier ist die künftige Hessische Landesregierung - in welcher Zusammensetzung auch immer - dringend gefordert, als eine ihrer ersten Aufgaben dem Problem der Wettbewerbsverzerrung innerhalb der Region zu begegnen".


    © Stadt Frankfurt am Main – Presse- und Informationsamt

  • Übrigens hat der "The Children's Investment Fund (TCI)", der ja wohl hinter der Verlagerung der Deutschen Börse nach Eschborn stehen wird, soviel ich weiss seine Büros in der Mayfair - Westend Gegend in London. Dort werden Mieten bis £ 100 / sqft, also ungefähr 110 Euro für einen Quadratmeter im Monat verlangt. Kann mir trotzdem nicht vorstellen, dass Chris Hohn umziehen wird, um seinen Profit zu steigern. Ist halt doch wichtig, wer am Ende die Entscheidungen fällt. Daher ist auch im Allgemeinen die DB in einer wirklich schwierigen Situation, da sie hier am engen Zügel des TCI hängt. Ich hoffe ja, dass die DB unabhängig überleben wird. Man sieht doch am Fall Mannesmann, dass man auch als hyperprofitables Unternehmen gegen ein schwächeres Unternehmen (Vodafone), hinter dem aber die City steht, keine Chance hat.

  • @ vondraussen:
    Hochprofitabel war bei Mannesmann aber doch wohl nur das Mobilfunkgeschäft.
    So oder so wäre es aber jedenfalls kaum dauerhaft möglich gewesen, bei einem in Streubesitz vollständig am Kapitalmarkt gehandeltes Unternehmen wie Mannesmann an einer Kombination aus Mobilfunk in Deutschland einerseits und Anlagen- und Röhrenbau sowie Automobilzulieferung andererseits festzuhalten. Diese Kombination brachte einfach 0,0 Mehrwert und war deshalb nicht sinnvoll. Insofern war ein Wechsel der Unternehmenskontrolle bei dem diesbezüglich passiven Verhalten des Mannesmann-Managements wohl unvermeidbar, unabhängig davon ob der Übernehmer in der Londoner City oder sonstwo verwurzelt ist. Zumindest bietet die Kombination des deutschen Mobilfunkgeschäfts von Mannesmann mit einer Mobilfunkgruppe, die in den meisten anderen eurpäischen Ländern tätig ist das Potenzial Mehrwert zu bieten und war und ist deshalb sinnvoll. Insbesondere durch die Übernahme von Orange auf dem Heimatmarkt von Vodafone hat das Mannesmann Management wohl auch taktisch sehr unglücklich gehandelt.


    Bezüglich der Deutschen Börse hoffe ich natürlich auch auf Unabhängigkeit, oder dass das Unternehmen eine etwaige Konsolidierung zumindest mitgestalten kann und nicht als bloßes Ziel fremder Entscheidungen dasteht. Man kann aus Frankfurter Sicht nur glücklich sein, dass die erste damals geplante Übernahme der London Stock Exchange durch die Deutsche Börse damals Mißlang, denn es war geplant, den Handel mit Standardwerten in London zu konzentrieren, während in Frankfurt der Handel mit 'Zukunftswerten' konzentriert werden sollte. Nach dem Platzen der Dotcom-Blase wäre somit zumindest vom Kassamarkt in Frankfurt heute kaum noch etwas übrig geblieben.


    Unmittelbar ausgelöst haben dürfte die Verlegung nach Eschborn übrigens nicht direkt TCI, sondern der neue Finanzvorstand der Deutschen Börse Eichelmann, http://deutsche-boerse.com/dba…_eb_eichelmann_detail.htm.
    Der gab wohl nach seinem Wechsel zur Deutschen Börse seinem früheren Unternehmen, der Unternehmensberatung Roland Berger, den Auftrag, die Kostenstruktur der Deutschen Börse zu optimieren. Dabei legten die Berater in ihrem Bericht dann ein Einsparpotenzial durch die Verlegung von etwa 60 Mio Euro pa vor. Eine solche Summe ist für ein Unternehmen, das unter dem Druck vieler aktiver Investoren wie TCI steht natürlich nicht einfach zu ignorieren.


    Die Stadt Frankfurt scheint ja jetzt zumindest für das Image der Stadt einen Teilerfolg verbuchen zu können. Ist schon bekannt wo die rund 115 Mitarbeiter der Börse in Frankfurt untergebracht werden sollen, die 'Alte Börse' dürfte doch wohl zu klein sein? In welchem Bereich sind die in Frankfurt verbleibenden Mitarbeiter angesiedelt? Was wird wohl mit den in Frankfurt verbleibenden 'Geschäftsräumen' des Vorstands im Unterschied zu den demnächst in Eschborn angesiedelten 'Büroräumen' des Vorstands gemeint sein?

  • eine 180grad-wendung der börse hättte mich auch überrascht...


    was mir noch eingefallen ist. "in paris" stehen die meisten hochhäuser ja nicht in paris, sondern in la defense, was wohl schon in neuilly-sur-seine liegt. wie macht man das dort mit den steuern (evtl. ganz anderes system)? außerdem wollte man paris bewusst entlasten...kam mir nur so in den sinn!

  • ^ Der Unterschied ist, dass in Frankreich die Gewerbesteuer zu einem grossen Teil dort bezahlt wird, wo der FIRMENSITZ ist, und nicht, wo die Leute arbeiten. Und die sind alle in Paris (e.g. Société Générale: 29 Boulevard Haussmann 75009 Paris, BNP Parisbas: 16 boulevard des Italiens 75009 Paris, ...)

  • Hoffentlich hat der Börsenumzug jetzt endlich dazu beigetragen, allen Verantwortlichen und Entscheidungsträgern klarzumachen, daß es so nicht weitergehen kann. Jeder halbwegs normaldenkende Mensch (auch der Profitierende) sieht, daß hier in Frankfurt und Umlandgemeinden etwas oberfaul ist. Die Frankfurter müßten dermaßen bescheuert sein, eine Regionaltangente West (RTW) mitzutragen, von der wieder einmal hauptsächlich die Umlandkommunen (Bad Homburg, Eschborn etc.) profitieren würden, deren Hauptzahler aber, wie so oft, Frankfurt wäre (zumindest bei Verteilung der Kosten nach befahrenem Gebiet)


    Eschborn würde den direkten S-Bahn-Anschluss an den Flughafen erhalten und zum "Dank", mit diesem Pfund wuchernd, noch mehr Firmen aus Ffm. weglocken. Die RTW muß von der Frankfurter Stadtregierung zwingend und unter allen Umständen verhindert werden!!!


    Nur auf anderer Leute/Kommunen Kosten und dadurch selbst in Saus und Braus leben, finde ich abartig. Auch der Bürgermeister von Eschborn, Speckhardt, sollte sich schämen.

  • Wenn man sich die Region Frankfurt auf einer Karte anschaut, fragt man sich eh, wieso viele Kommunen, die bebauungstechnisch längst mit Frankfurt verbunden sind, noch nicht eingemeindet wurden. Dörfer wie Bonames z.B. aber zu Frankfurt gehören, obwohl die U-Bahn Linie erstmal ein Stück durch Wiesen und Felder fährt, um anzukommen. :nono:


    Offenbach, Bad Vilbel und der west-nördliche Speckgürtel gehören endlich eingemeindet. :daumen:

  • skyliner: richtiger Gedanke aber sehr bedenklicher Schluss. Die RTW ist extrem nötig und auch sinnvoll, sie zu verhindern wäre genau die gleiche Kirchturmpolitik wie sie das Umland betreibt. Das Stück Schiene kann an den extrem parasitären Zuständen auch nix ändern. Hier ist mal eine ordentliche Strukturreform gefragt, die vor allem auch an den Kommunalfinanzen nicht halt macht, und nicht das sich gegenseitig zu Tode verhindern.

  • Der Ruf nach Eingemeindung hier im Forum finde ich ob dieser Diskussion nicht zielführend. Bad Vilbel, Eschborn, Bad Homburg und Offenbach sind Kommunen, die Stadtrechte auf wer weiß wie lange Zeit besitzen. Und zumindest in den ersten 3 genannten Städten sitzt eine nicht zu unterschätzende Lobby, die solche Maßnahmen ganz schnell zu verhindern weiß. Es war 1972 schon ein Kraftakt, die vier nördlichen Stadtteile Kalbach, Nieder-Eschbach, Nieder-Erlenbach und Harheim einzugemeinden. Und das waren (und sind) im Vergleich zu den genannten Städten unbedeutende Käffer.


    Dörfer wie Bonames z.B. aber zu Frankfurt gehören
    ...und das schon seit 1910.

  • Wenn man mal ruhig darüber nachdenkt, ist die Lösung eigentlich einfach und klar.


    Frankfurt hat sehr sehr hohe Gewerbesteuereinnahmen, nämlich 1.5 Mrd Euro letztes Jahr, das sind so 2000 Euro pro Einwohner, eine fast schon irrsinnige Zahl. Das Problem ist deswegen nicht, dass andere Kommunen niedrigere Sätze haben und Frankfurt nicht genug Geld einnimmt, sondern dass Frankfurt zuviel an genau diese Kommunen bezahlt. Frankfurt subventioniert seine eigenen Konkurrenten. Dies scheint mir das gleiche Problem wie die Diskussion um Strukturfördergelder in der EU. In gewissem Grade sind solche Transfers sinnvoll, weil auch der Geber langfristig profitiert. Aber es ist eine Frage des Masses.


    Wenn man etwas tun will, sollte manalso zunächst einfach versuchen, diese Umverteilung stärker zu beschränken.

  • Unterschiedliche Hebesätze innerhalb des Stadtgebiets

    Eingemeindungen wären natürlich das Beste. Ich habe aber noch einen anderen Vorschlag: Da der Gewerbesteuer-Hebesatz ganz allein der Kommune obliegt, schlage ich einen unterschiedlichen Hebesatz für unterschiedliche Stadtteile vor. Damit hätte die Stadt die Möglichkeit an angrenzenden Stadtteilen zu Nachbarkommunen "konkurrenzfähig" zu sein. Ich geb' mal ein Beispiel: Eschborn hat einen Hebesatz von 260 Punkten, dann müßte Der Stadtteil-Rödelheim (oder FFM-HAusen, da wo die Börse sitzt!) mit 300 kontern können. Zur Innenstadt, also den attraktiveren Bürostandorten hin, würde der Hebesatz auf die ursprünglichen Wert von 460 Punkten klettern. Jetzt noch "sterbende" Bürostandorte wie Niederrad könnten sogar mit Hebesätzen unter der 260Punkte Marke ausgestattet werden. Ein riesiger Anreiz für Unternehmen einen Standort in FFM zu avisieren.
    Die Frage der Ungerechtigkeit stellt sich für mich nicht. D.h. der mögliche Kritikpunkt: "Warum bekommen ich an der Hanauer-Landtstr. ab der Hausnummer 5 einen schlechteren Hebesatz als bei der Hausnummer 500 (stadtauswärts)?" ist müßig, schliesslich wäre schon in Maintal oder Hanau der Hebesatz genauso niedrig.
    Problematisch wäre lediglich der bürokratische Mehraufwand und die Festlegung der "Hebesatzzonen" - aber wozu gibt es Computer?

  • Preisdiskriminierung könnte tatsächlich eine Antwort auf die Dumpingsteuern sein, aber man müsste mal vorsichtig durchrechnen, was an Steuereinnahmen übrigbliebe und inwiefern sich die Steuersenkungen durch attrahierte "Neuzugänge" und gehaltene Bestandsunternehmen selbst (über-) finanzieren würde.


    In jedem Falle wirst du die Stadt damit ein wenig weiter zergliedern.

  • Ich halte wenig von der Idee. Es würden halt nacheinander Unternehmen aus anderen Stadtteilen den Weggang in Aussicht stellen, um für ihre Hausnummer einen guten Deal zu erzielen. Die Stadt würde noch erpressbarer als bisher. Den Steuersatz muss eine Stadt schon einheitlich setzen.

  • Na ich denke das ist genauso wie die Spitzenmieten. Einen Vermieter kann man im Bankenviertel auch nicht damit erpressen, dass der Quadratmeter in Niederrad nur 12 Euro kostet. Und zergliedern kann man eine Stadt nicht, solange es eine funktionierende Bauaufsicht gibt.