Deutsche Börse zieht nach Eschborn

  • Ein paar zusätzliche Infos von FAZ.Net, 12.01.08:
    http://www.faz.net/s/RubBEFA4E…Tpl~Ecommon~Scontent.html


    - Der Sitz des Unternehmens und der Parketthandel sollen in Frankfurt bleiben, hier beschäftigt die Börse allerdings nur noch zehn Mitarbeiter
    - OB Roth erfuhr erst kurz vor der Presse von den Umzugsplänen und will sich jetzt mit Nachdruck für eine Umkehr der Entscheidung einsetzen.


    Was ist eigentlich ausschlaggebend für die Gewerbesteuer: der angemeldete Sitz oder der Ort an dem die Mitarbeiter sitzen? Kann die Börse ihren Sitz zwar in Frankfurt haben, aber alle Mitarbeiter in Eschborn beschäftigen und muß dann nur in Eschborn Gewerbesteuer zahlen?

  • So, kann mir meine Frage dank der Rundschau auch gleich selbst beantworten ;) , aber hier noch mal für alle:


    Der zu zahlende Gewerbesteuer-Anteil hängt von der jeweiligen Zahl der Mitarbeiter an einem Standort ab


    Der komplette Artikel hier, steht aber eigentlich nix neues drin:
    http://www.fr-online.de/frankf…en/hessen/?em_cnt=1270544


    Hier noch ein Kommentar der Rundschau, sehr treffend wie ich finde: Börse Eschborn
    http://www.fr-online.de/frankf…n/meinung/?em_cnt=1270643

  • Die Börsen in London, Paris oder New York würden nicht im Traum daran denken, ihre Unternehmen aus den Städten in irgendwelche Vororte zu verlagern. Was die Deutsche Börse hier abzieht ist die peinlichste Aktion des Jahrzehnts. Sich mit dem Frankfurt-Label "schmücken" und dann der Stadt den Stinkefinger zeigen, das geht zu weit.
    Konsequenterweise müßte die Börse rechtlich gezwungen werden sich in "Deutsche Börse Eschborn" umzubenennen um ihrer neuen Provinzialität noch mehr Ausdruck zu verleihen. Die täglichen Börsennachrichten der ARD könnten zwangsweise von einer der schnuckligen Kuhweiden am Nordwestkreuz gesendet werden - dann passt endlich alles zusammen.
    Aber auch Frau Roth muss lernen mehr Kontakt zu den Unternehmern ihrer Stadt zu pflegen - ich glaube sie hätte schon früher einen "Riecher" für die Krise bekommen können.

  • Also Hausen, wo sich die Deutsche Börse befindet, klingt und sieht ja wohl mehr nach Kaff aus als Eschborn. Übrigens wohnt der hessische Ministerpräsident in Eschborn. Sorayafa... kann ja mal bei ihm klingeln, und ihm klar machen, dass es nicht gut sei, wenn die Deutsche Börse nach Eschborn ginge.

  • So ärgerlich es auch ist, es macht den Standort Rhein-Main insgesamt konkurrenzfähiger.
    Dadurch bleibt die Börse wohl wenigstens die nächsten Jahre auch noch in Deutschland. Andererseits muss man in Frankfurt eben einsehen, dass man harte Konkurrenz hat und sich deswegen noch unternehmensfreundlicher zeigen, aber auch gleichzeitig auf die umliegenden Kommunen Druck ausüben.


    Früher oder später muss Eschborn einfach eingemeindet werden...

  • Stimmt Hausen klingt mehr nach Kaff, aber es ist immerhin Frankfurt-Hausen. Obwohl ich ja neulich auf einem Plakat zu einer Veranstaltung den Ort Frankfurt-Eschborn gelesen habe... Vielleicht ein Hinweis auf eine zukünftige Gemeindeneuordnung ;)

  • Eigentlich ist ja für den produktiven Bereich der Börse der Standort unwichtig, da überwiegend alles über Computerhandel läuft.


    Neben der Gewerbesteuer speilt sicher auch die Arbeitsmarktsituation (Verfügbarkeit von IT-Spezialisten) und gute technische anbindung eine erhebliche Rolle. die Attraktivität der Rheinmeingegend liegt auch in der Vielzahl der Jobmöglichkeiten. vile dort beschäftigten Spezialisten wird es nach einem 10-Stunden-Tag am wochende in die Heimat, weit ab von Frankfurt ziehen.

  • So, ich glaub es ist mal an der Zeit hier aufzuklären. :nono:


    Also Hausen, wo sich die Deutsche Börse befindet, klingt und sieht ja wohl mehr nach Kaff aus ...


    Die Neue Börse befindet sich im Stadtteil Bockenheim!


    Bockenheim ist mit über 32.000 Einwohnern Frankfurts bevölkerungsreichster Stadtteil und damit kein "Kaff". Hausen dagegen ist einer der kleinsten Stadtteile – so klein, dass noch nicht mal der Industriehof zu Hausen gehört. Der benachbarte Industriehof (Stadtbezirk 343) gehört komplett zu Bockenheim. Zu diesem Bezirk gehört neben dem Industriehof selbst auch die östliche Rödelheimer Landstraße jenseits der Kleingärten (Siemens-Gelände) und ein Teil des Volkspark Niddatal. Würde dieser Bezirk zu Hausen gehören, wäre Hausen übrigens mehr als doppelt so groß.

  • Der Standort im Industriehof hat zumindest schon darauf hingedeutet, dass dem Unternehmen das Börsengebäude in der Innenstadt für Repräsentationszwecke ausreicht.


    Der Lokalpatriotismus vieler Forumsmitglieder scheint dem Börsen-Vorstand leider zu fehlen.

  • Torben, schreib' der Deutschen Börse doch mal, dass sich ihr Domizil in Bockenheim befindet. Auf deren Internetseite steht nämlich geschrieben: Am Standort der Neuen Börse in Frankfurt-Hausen...


    Nichts für ungut, ich weiß es auch nicht besser...

  • wmeinhart:


    "Weit ab" ist mehr als übertrieben. Eschborn und eigentlich alle Vordertauns-Gemeinden grenzen direkt an Frankfurt. Gerade der Vordertaunus ist zum Wohnen beliebt. Fernab hört sich wieder so schrecklich nach der üblichen Schelte die Frankfurt in Deutschland permanent kriegt an. Der Taunus ist nicht weit weg, sondern direkt an der Metropole.


    Ich kann mit dem Auto im Vordertaunus ohne Unterbrechung durch urbanes Gebiet fahren. In Londoner Finanzkreisen vergleicht man den Umzug mit der LSE das sie vom Paternoster Square nach Croydon zieht, alles innerhalb Greater Londons natürlich. Wenn eine Stadt diese Provinzschelte nicht verdient hat, dann ist es Frankfurt... Auch wenn man dies in Städten die zum Teil sich als schönste Stadt der Welt bezeichnet nicht so ganz verstehen will... Ich erwähne ja auch nicht permanent, das neben den Alster-Colonnaden als Postkartenmotiv gleich daneben übelste 70iger Investorenarchitektur liegt (http://data50.sevenload.com/i/gx/nf/5utnd0n/6nk.jpg). :Nieder:

  • Artikel in der FR zum Thema: http://www.fr-online.de/frankf…frankfurt/?em_cnt=1271310


    Der Römer wusste scheinbar nichts von den Plänen der Börse bis zur Veröffentlichung (so viel zum Thema ob man da hätte nicht verhandeln können). Die Stadt beziffert die Gewerbesteuermindereinnahmen auf 50 Millionen Euro. Die auch hier geführte Debatte wird wohl wieder angeheizt werden, möglicherweise wird man das Ballungsraumgesetz nach der Wahl ein wenig verändern.
    Aber nach der Wahl ist ja bekanntlich vor der Wahl... ;)



    Im Artikel steht auch, dass die Börse eine 600 Jahre alte Tradition in FFm hat. Ich finde es nicht so prickelnd, dass dies für den EBIT der nächsten paar Jahre einfach aufgegeben wird... :nono:



    Ich hätte noch eine Idee: Vielleicht überdenkt die Börse ja noch einmal ihre Entscheidung, wenn vor der Börse in der Innenstadt von nun an PERMANENT Bauarbeiten mit Presslusfthammer, etc. stattfinden... damit auch alles gepflegt aussieht... :D

  • ^^ 50 Millionen ist ein echter Hammer. Massiv weniger Geld für Kultur, Infrastruktur und sauberes Stadtbild. Und dann kommen noch solche Käffer daher wie Offenbach oder Neu-Isenburg um auch den Flughafenausbau zu stoppen d.h. noch weniger Gerwerbesteuereinnahmen und noch weniger Arbeitsplätze. Na servus! Macht man sich in Eschborn eigentlich auch gegen den Ausbau stark? Würde mich nicht wundern.

  • Neu-Isenburg klagt doch gar nicht, Eschborn auch nicht. Nur da wo die SPD regiert, also Raunheim, Kelsterbach, Oxxenbach geht man offensiv gegen den Ausbau vor.
    50Millionen ist schon ein ziemlicher Hammer. Eschborn braucht soviel Geld überhaupt nicht, sind doch eh schon quasi schuldenfrei, aber wenn Frankfurt diesen Betrag im ÖPNV oder der Kultur streichen muss, leiden auch die Eschborner drunter. Kirchturmpolitik allez, hier angeheizt durch eine Unternehmensentscheidung.

  • Die Steuerschmarotzer gehören in die Stadt Frankfurt eingemeindet. Die geographische Anbindung ist schon voll gegeben, warum nicht?


    itchedSky:
    Guck mal in meinen Beitrag #19, in dem Link (Wahlkreis) ist doch alles gesagt (Infrastruktur wie Flughafen etc.)...!

  • Sind wir ehrlich, hinsichtlich der Entwicklung der Frankfurter Skyline ist das eine fantastische Nachricht. Wohl noch nie stand Petra Roth mit ihrem Team derart blamiert da wie jetzt. Der Druck ist massiv. Vor zwei Problemen steht die OB aktuell:


    zum einen muss man ab 2010 mit 50 Mio jährlich weniger auskommen als bis jetzt erwartet,


    zweitens muss sich Roth ihren Ruf als kompetente Wirtschaftspolitikerin zurückholen.


    Ich will doch wetten, dass die Kombination dieser beiden Effekte dazu führen werden, dass Projekte wie T185, UEC etc jetzt so schnell wie möglich durchgewunken werden. Nicht nur das ein Abwandern von PwC (es gibt da so einen Frankfurter Vorort mit niedrigem Gewerbesteuerhebesatz, ein Konkurrent von PwC ist schon da :lach: ) steuerlich schmerzlich wäre und das UEC Geld in die Kassen spülen wird, beiden Projekte helfen auch das Reputationsproblem, dass Petra Roth sich gerade eingefangen hat zu helfen. Denn schließlich sind Hochhäuser die wohl eindrücklichsten Symbole von Prosperität und dazu für jeden wahrnehmbar. Entscheidungen wie das Stutzen des Winx-Turms wird es nach diesem Schock wohl eine Weile lang nicht geben. Frankfurt braucht gute Nachrichten, und die werden in Form neuer Hochhausankündigungen schon bald kommen, da bin ich mir sicher. Nicht zuletzt drückt neue attraktive Bürofläche den Mietpreis nach unten (und hohe Mietpreise waren ja auch ein Argument der Deutschen Börse). Einzig eine Eintrübung der Investorenerwartungen könnte dem entgegenwirken, aber daran glaube ich nicht so wirklich, Investmentbanken,Kanzleien und einige andere Unternehmen sind auf einen repräsentativen Sitz in FFM downtown angewiesen, die Börse war ja ohnehin schon außerhalb.


    Noch ein Wort zur (mittlerweile in Deutschland wohl obligatorischen :Nieder: ) Managerschelte: Manager sind angestellte wie jeder andere auch, sie haben vielleicht etwas mehr Spielraum, aber sind letztlich auch Getriebene (der Aktionäre). Francioni hätte Frankfurt noch so viel Liebe entgegenbringen können, die Entscheidung musste er treffen, 30 Mio+ jährlich sind angesichts der mächtigen Blockholder einfach zu viel, da bin ich mir sicher und ein konkurrenzloser IT-Dienstleister braucht wohl nicht unbedingt einen repräsentativen Sitz.

  • ^
    schöner erster Beitrag.


    Ganz unabhängig von der Politik, ob es jetzt gut oder schlecht ist, interessiert mich was uns dann in eschborn an Neubau erwarten wird...ein Hochhaus könnte da durchaus drin sein, oder?

  • Hi vielleicht sollte man wirklich darüber mit etwas Phantasie nachdenken, wie man das Eschbornproblem anpackt. Ich denke, letztlich ist auch Eschborn angewiesen auf Frankfurt, deswegen sollte auch Eschborn ein Interesse an einem gemeinsamen Lösungsweg haben. Ein paar Vorschläge:


    - Es hat hier mal jemand im Forum erwähnt, dass es in Stuttgart eine Art Parlament für den Grossraum gibt. Vielleicht wäre das übertragbar. (Allerdings ist Sindelfingen ein abschreckendes Beispiel für Steuergelderverschwendung von Eschbornartigen Gemeinden, man denke an die berühmten Marmorzebrastreifen).


    - Hier in London hat die Corporation of London, sozusagen die Gemeinde der City einige Aufnahmen übernommen ausserhalb der Citygrenzen. In UK gibt es lokale Steuern auf Bürogebäude, und die City hat dadurch mehr Geld, als sie eigentlich ausgeben kann. Die Corporation of London finanziert deswegen zum Beispiel einige Parks (Hampstead Heath zum Beispiel), oder tritt oft als Kultursponsor auf oder auch um Infrastrukturprojekte teilzufinanzieren, wie nun die neue geplante Crossrailverbindung. Sowas könnte man sich doch auch für Eschborn, Schwalbach, Kronberg, Bad Homburg etc vorstellen. Dass sie zum Beispiel ein Theater finanzieren (in Frankfurt) oder eines der Museen oder eine Stiftungsprofessur an der Uni, oder auch Baumassnahmen wie Lärmschutz oder Begrünung oder Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.