Leipzig: Neue Ufer

  • ^ Das meinte ich auch mit diesen ewigen Zeitschienen für solche Projekte. Wenn man das so einordnet, wird z.B. die Öffnung in der Lampestraße wohl noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Obwohl es um wenige hundert Meter einer Nebenstraße geht. Und obwohl die dortige Szenerie, inmitten von herrlichen Gründerzeithäusern und mit Blick auf das BVerwG., sicher eine der schönsten wären.


    Oder auch die jetzige geplante Öffnung in der Wundstraße sogar ohne größere bauliche Eingriffe, noch mindestens vier Jahre beansprucht.

  • Ein Trauerspiel wenn man darüber nachdenkt. Die Pläne zur Offenlegung sind über dreißig Jahre alt (im November 1992 verabschiedete die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss zur Unterstützung der Öffnung) und man hat noch nicht mal die Hälfte geschafft.

    Wenn man das so einordnet, wird z.B. die Öffnung in der Lampestraße wohl noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Obwohl es um wenige hundert Meter einer Nebenstraße geht. Und obwohl die dortige Szenerie, inmitten von herrlichen Gründerzeithäusern und mit Blick auf das BVerwG., sicher eine der schönsten wären.

    Hier mal der angesprochene Abschnitt für den urspr. mal eine Bauzeit 2024-26 angelegt wurde:

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    Eigenes Bild


    Edit: Zwei histor. Aufnahmen des Mühlgrabens in diesem Abschnitt hab ich noch gefunden:

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    qam2vbdz.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von LEonline ()

  • Ich finde, es wurde in Bezug auf die Freilegungen schon viel erreicht und finde das auch gar nicht so selbstverständlich. Es gibt Kommunen und Bundesländer, die kaum wissen, wie sie ihre Pflichtaufgaben erfüllen sollen. Natürlich würde auch ich mir wünschen, dass alles schneller geht.


    Vor einer Woche kam die schöne Nachricht, dass der Freistaat die Freilegung des Elstermühlgrabens zwischen der neuen Elsterbrücke und der im Bau befindlichen Poniatowskibrücke mit 5,9 Mio. Euro unterstützt. Das entspricht 75% der Kosten. Es handelt sich dabei um nur 115 Meter. Links des Elstermühlgrabens wird die noch vorhandene denkmalgeschützte Ufermauer integriert. Visualisierung hatten wir hier schon.


    Damit kann das Projekt Elstermühlgraben endlich abgeschlossen werden. Das ist doch was.

  • Mal eine Milchmädchenrechnung: Wenn 115 Meter ca. 7,8 Mio. Euro kosten, kosten 1,2 Kilometer rund 78 Millionen. Und da sind die notwendigen Brückenneubauten dieses Teilabschnitts noch gar nicht eingepreist. 2015 waren in Leipzig laut dieser Auflistung Gewässer II. Ordnung auf 20 km Länge verrohrt. In meiner Milchmädchenrechnung macht das genau 1,3 Milliarden Euro. Über 100 Jahre verteilt wären das jedes Jahr 13 Mio. Euro.


    Alles keine belastbaren Zahlen, schon klar, aber vielleicht bekommt man so ein Gefühl für die Größe der Aufgabe. Die Verlegung unter die Erde hat schließlich auch über 100 Jahre gedauert (von der Mitte des 19. Jh. bis mindestens in die 1960er-Jahre).

  • Wobei ja oft die Planungszeiten unmöglich lang sind - darauf rekurrierten sicher auch Hedges et.a l - und ich, ehrlich gesagt, nicht verstehe, wieso man bei ein paar 100 Metern verrohrten Grabens, die freigelegt werden sollen, ein paar Jahre plant. Was plant man da?

  • Planen bedeutet ja nicht, dass da ein Mitarbeiter im Bauamt mal eben über 100 m Gehweg entscheidet. Da müssen Dritte beteiligt werden, es muss angehört werden, Dinge abgestimmt werden, es muss ausgelegt werden, die Vergabeordnung eingehalten und Fristen eingehalten werden, Stellungnahmen angefordert werden usw. Und wahrscheinlich ist nicht selten auch mit Konflikten zwischen den Beteiligten zu rechnen. All diese Regularien sind ja keine Ideen der Beamten und Angestellten im Bauamt, sondern sind über Jahrzehnte durch Legislative und Judikative gewachsen und geformt worden. Ob die alle tatsächlich sinnvoll und zeitgemäß sind, kann ich nicht beurteilen, das ist sicher auch wieder eine Frage der verschiedenen Interessensparteien. Ich denke aber, dass es Kontrollmechanismen geben sollte, die eben genau so etwas regelmäßig prüfen, damit die Verfahrensdauer nicht ausufert.

  • [...]

    Alles keine belastbaren Zahlen, schon klar, aber vielleicht bekommt man so ein Gefühl für die Größe der Aufgabe. Die Verlegung unter die Erde hat schließlich auch über 100 Jahre gedauert (von der Mitte des 19. Jh. bis mindestens in die 1960er-Jahre).


    Die Rechnung kann man sicher so machen. Vom Standpunkt einer Betrachtung für die reine Erneuerung der Straße oder im Kontext anderer Projekte innerhalb der Stadt - vor allem bei der Straßenraum-Sanierung - sicher anzubringende Kritik, warum man hier so teuer sanieren muss und warum es vorrangig betrachtet werden sollte. Keine Frage, da bin ich d'accord.


    Vom Standpunkt einer Betrachtung welche aber auch die klimatischen Faktoren zum Stadtumbau einbezieht, also eine Vorbereitung auf eine Situation in welcher die Stadt (und Region) das 1,5 °C Ziel nicht nur deutlich sondern massiv überschreiten wird, dann ist nicht nur die Zeitschiene viel zu lang. Sondern wird die Differenz zwischen den vorhandenen Stadtstrukturen und der weiteren Entwicklung negativer stadtklimatischer Bedingungen, nur noch größer. Entsprechend werden die Investitionskosten auch nur noch höher. Sicher sind die Kanäle keine Heilsbringer für die ganze Stadt, aber ein Faktor der das Stadtklima verträglicher machen kann.


    Und um beim Thema des Strangs zu bleiben, sieht man ja auch an den neuen Seen bzw. der Bergbaufolgelandschaft im Süden der Stadt wie anfällig diese noch sind. Der Prozess nun schon seit 30 Jahren besteht. Die Kosten für die zumindest zu geringen Teilen geplante Rekultivierung und Renaturierung von Weißer Elster und Pleiße, immens hoch. Nehmen wir also den zweiten Betrachtungspunkt ein, sind das nun einmal die Kosten die zu tragen sind.

  • Elstermühlgraben: Stadt Leipzig informiert über die Freilegung des letzten Abschnitts


    Am Donnerstag, 16. Januar 2025, um 18 Uhr, lädt das Amt für Stadtgrün und Gewässer online ein, sich über die Freilegung des letzten Abschnitts, zwischen Elsterstraße und Lessingstraße, zu informieren. Ab März 2025 sollen der Bau starten, während seit Herbst 2024 bauvorbereitende Maßnahmen laufen.

  • Im Interview mit Heiko Rosenthal bestätigt dieser, dass perspektivisch die Östliche Rietzschke wieder ans Licht geholt werden soll um die Bedürfnisse einer Schwammstadt zu erfüllen: https://www.l-iz.de/politik/le…ng-elsteraue-video-612134


    Da sich der verrohrte Bereich größtenteils in dicht bebautem Gebiet befindet stellt die Offenlegung eine große Herausforderung dar.

    Also prinzipiell ist die Renaturierung eine schöne Sache und der Parkbereich Rietzschkeaue im Bereich der Wurzener Straße ist wirkich schön geworden. Die Freilegung der Endstrecke hingegen halte ich für Utopie. Ab Wurzener Straße beherbergt der Rietzschkekanal den 1. östlichen Hauptsammler der Stadt, der die Abwässer der gesamten äußeren östlichen Stadtteile ( entlang der östlichen Rietzschke) drainiert. Der müsste sozusagen parallel dazu neu verlegt werden. Das halte ich an dieser Stelle für realitätsfern.

  • Sarkasmusmodus an:


    Interessante Neuigkeit. Bislang bin davon ausgegangen, dass die alte Poniatowskibrücke abgerissen und eine neue Stahl- oder Spannbetonbrücke gebaut wurde. Laut dem Bericht des LVZ-Journalisten wurde aber "saniert", "restauriert" und "instandgesetzt"...


    Sarkasmusmodus aus...

    Einmal editiert, zuletzt von Stahlbauer () aus folgendem Grund: Sarkasmus eindeutiger benannt.

  • Also prinzipiell ist die Renaturierung eine schöne Sache und der Parkbereich Rietzschkeaue im Bereich der Wurzener Straße ist wirkich schön geworden. Die Freilegung der Endstrecke hingegen halte ich für Utopie. Ab Wurzener Straße beherbergt der Rietzschkekanal den 1. östlichen Hauptsammler der Stadt, der die Abwässer der gesamten äußeren östlichen Stadtteile ( entlang der östlichen Rietzschke) drainiert. Der müsste sozusagen parallel dazu neu verlegt werden. Das halte ich an dieser Stelle für realitätsfern

    Die östliche Rietzschke verläuft doch ganz sicher unter dem Rabet entlang. Dort könnte man sie doch ebenso ans Licht holen, wie hinter dem "Ihmelscampus" und so weitere Retentionsflächen innerhalb der Stadt schaffen. Die Abwasserabführung perspektivisch separat zu führen - soll das so problematisch sein? So richtig konnte ich nicht eruieren, ob die ö. Rietzsche in das Abwassernetz als Mischwasser abgeführt wird oder ob sie (wie laut maps ersichtlich, unter der Eisenbahnstraße und der B2 hindurch in die Parthe mündet) oder ob nur im Hochwasserfall in die Parthe abgeschieden wird. Aber wie auch immer: Wahrscheinlich muss der Abwasserkanal ohnehin auch mal saniert werden und meines Wissens trennt man nach und nach Regen- und Kanalisationskreisläufe voneinander - was absolut sinnvoll ist. Vielleicht hat die Stadt vor, die (teilweise) Offenlegung dann im Zuge dessen zu realisieren. Leider hat sich Herr Rosenthal hierzu nicht näher ausgelassen. Ich halte diese Idee für sehr reizvoll, Leipzig hat das Glück, viele solche Bachläufe und Flüsse im Stadtgebiet zu haben und sollte dies unbedingt (mehr) nutzen.