Bousset Die verlinkte Statistik ist aber für sich genommen nicht sehr aussagekräftig.
1) Dort geht es nur um ausländische Gäste. Berlin ist traditionell aber besonders stark bei inländischen Gästen. Zudem spielt dort die Zahl der Übernachtungen pro Gast keine Rolle. In Berlin bleiben Gäste durchaus mal etwas länger und im Schnitt für mehr als 2 Übernachtungen.
-> Bei den für Gaststätten relevanten Übernachtungen liegt Berlin europaweit auf Platz 3 und wuchs vor Corona weiter von Jahr zu Jahr, wenngleich die Zuwächse sich zuletzt verlangsamt hatten. Zuletzt ging es trotzdem Richtung 35 Mio Übernachtungen. Zum Vergleich: London hatte über 80 Mio Übernachtungen, Paris über 50 Mio, Rom rund 30 und dann kommt erst wieder bei ca. 15-20 Mio eine Ballung (Barcelona, Madrid, Prag, Wien, München, Amsterdam, Hamburg).
2) Das Estrel generiert sich von jeher eigene Gäste und dies neben diversen Events u.a. im Kongressbereich. Im Kongressbereich lag Berlin zuletzt immer noch in den Top 5 weltweit und mit dem BER und der direkten Autobahnanbindung wird die Lage des Estrel gegenüber dem ICC sogar noch stärker (zumal neben der Anbindung die unglaublich günstige Kombination von größtem Kongressstandort und größtem Hotelbetrieb hinzukommt). Generell ist eine Stärke des Estrel, dass man trotz des nicht genehmigten Shoppingcenters (fast) alles vor Ort hat und zugleich mit der hervorragenden Anbindung (Autobahn, ÖPNV inkl. S-Bahn-Ring, Bootsanleger, Gleisanschluss) auch problemlos viel in der Umgebung mitnehmen bzw. unternehmen kann.
3) Zu guter Letzt war das Estrel gegenüber anderen Berliner Hotels bisher überdurchschnittlich ausgelastet (über 60%) aber zugleich auch früher wirtschaftlich als andere Häuser (laut eigener Angabe Gewinne bereits ab 30% Auslastung). Mögliche Überkapazitäten in anderen Häusern sind somit kein direktes Problem für das Estrel.
Fazit: Ich gehe insgesamt davon aus, dass man das Estrel sogar eher zu den Gewinnern einer möglichen Konsolidierung zählen würde. Falls der Markt für Kongresse einbricht, werden die verbleibenden dennoch eher im Estrel stattfinden. Wenn in Berlin aufgrund von Überkapazitäten Hotels sterben, dann zunächst die weniger wirtschaftlichen. Wenn beim Estrel selbst mal irgendeine Säule wegbricht, wird man kreativ wie zuvor neue Angebote platzieren. Die räumlichen Kapazitäten kann man ja durchaus flexibel bespielen.
Regent Es geht in der Regel ja nicht allein um den Warenerwerb, sondern um ein attraktives Gesamtpaket. Ansonsten müsste man die eigene Wohnung ja überhaupt nicht mehr verlassen. Allerdings weiß ich jetzt auch nicht, inwiefern die Shopping-Klientel Berlin gegenüber anderen Standorten schätzt. Es ist ehrlich gesagt nicht so mein Ding und ich habe diesbezüglich auch nicht so aktiv die Zahlen verfolgt.