Was ist modern?
Aus der Zeitung fiel mir eine Küchenprospekt, der uns die neue Ästethik des Modernen Bauens lehrt:
Aus der Zeitung fiel mir eine Küchenprospekt, der uns die neue Ästethik des Modernen Bauens lehrt:
Sieht etwas unpraktisch aus wenn es regnet.
Ist das im Hintergrund ein fertiges Gebäuder oder eine Bauruine?
Rohbauten sind nunmal keine fertigen Bauten. Davon abgesehen ist das eine Werbung für einen Küchenhersteller, der offenbar einen neutral grauen Hintergrund für die Präsentation seiner Produkte gebraucht hat. Geht meiner Meinung nach völlig am Thema vorbei.
Der erste Eindruck beim Betrachten dieses Flyers entscheidet. Es wirkt abwesend, kalt und etwas apokalyptisch. Mein Zuhause stelle ich mir anders vor, in jeder Hinscht. Die Materialien gefallen mir nicht, die Formensprache, die allzu fiesen Kontraste und das industriell-rationale wirken auf mich abwesend. Das ists wohl auch, was Konstantin durch den Kopf gegangen ist.
Ich finde es wirkt sehr ästhetisch und harmonisch! Das könnte sich aus der Nähe betrachtet (zumindest bei dem Rohbau) aber ändern.
Die Fenster werden immer größer und bodentiefer, sind aber eigentlich immer mit Rollläden verschlossen. [...] denn man schiebt hier Stilgründe oder energetische Gründe vor, gibt dem ganzen einen Namen "Neo-Bauhaus-wasweissich",
Eben. Die großen Fensterflächen sind modisch und schick, aber energetisch Unfug. Man rechtfertigt es dann mit der tollen Dämmung. In den Relikten der alten ('echten') Moderne, jedenfalls im Massenwohnungsbau, waren die Fenster oft nicht größer als nötig; und Energie wurde gespart zum Beispiel durch Flureinsparung (so z. B. hier, wo ich wohne: http://www.flickr.com/photos/5…6220613791/in/photostream ). Jene Retromoderne ist unser neuer Historismus.
Bitte genauer rechnen und nachdenken. Ein heutiges 3-fach verglastes Fenster sammelt beis Süd, aber sogar acuh bei West , Ost und mit Abstrichen in wenigen Wochen in Wintermitte sogar Nord deutlich mehr Energie ein als dadurch verschwindet.
Südfenster haben den Vorteil dass sich im Sommer durch die steil stehende Sonne die Räume dahinter wenig aufheizen, im Winter dagegen optimal aufheizen. West und Ostorientierung neigen im Sommer wegen der aus dieser Richtung flachen Sonneneinstrahlung zur Überhitzung. Dazu gab's glaube ich schon Überlegungen von Aristoteles. Dass man dennoch Privatsphäre hinterm Fenster braucht, in dem man das Fenster in die richtige Richtung zeigen lässt, und den Bereich davor passend gestaltet, gilt heute so wie vor 100 oder 200 Jahren. Dicht bebaut sind Gründerzeitviertel ja auch.
^^
Jep, mit einer Glaswand nach nach Süden evtl. mit Loggia davor braucht man an Wintertagen mit Sonnenschein keine Heizung egal wie kalt es draußen ist. Außerdem ist es gerade im Winter sehr angenehm eine helle Wohnung zu haben.
Ein Clip, der offensichtlich aus der rechten Ecke kommt, hat aber eine Kernbotschaft, die ich durchaus teile:
http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=3-KVJG5gv7s
Es geht darum, das Architektur und Gestaltung weltweit sich ähneln und gar nicht mehr Ländern oder Regionen zuzuordnen ist.
Sicherlich ist auch nicht bei jedem alten Gebäude eine 100%-Zuordnung möglich, aber sehr häufig doch schon. Wenn ich mir aber Neubauten in Stuttgart anschaue gibt es bei keinem einzigen einen Hinweis darauf (Wenn man nur das Gebäude isoliert für sich betrachtet), wo auf der Welt dieses steht.
Ist es nicht eher anzustreben kulturelle Vielfalt zu bewahren, so dass wenn man sich an einem anderen Ort (Sei es Deutschland, Europa oder Weltweit) befindet, dieses auch weitestgehend optisch bemerkbar ist oder hat es auch einen Vorteil, da man sich ja sofort zurecht findet?
Zeitlos aktuell referiert Haubrich in "Die Welt" über den seit einem halben Jahrhundert konsequent beschrittenen Irrweg im Städtebau:
Ein Clip, der offensichtlich aus der rechten Ecke kommt, hat aber eine Kernbotschaft, die ich durchaus teile:
http://www.youtube.com/watch?f…er_embedded&v=3-KVJG5gv7s
Es geht darum, das Architektur und Gestaltung weltweit sich ähneln und gar nicht mehr Ländern oder Regionen zuzuordnen ist.
Ich habe für diesen Beitrag einen roten Punkt von jemandem bekommen, der zu feige ist, sich hier im Forum dazu zu äußern.
Ich habe erwähnt, dass der Clip leider aus der "rechten Ecke" kommt aber das angesprochene Problem ist trotzdem richtig. Es wäre wünschenswert, wenn sich andere als die Rechten sich dem Thema annehmen würden, denn es ist dort völlig falsch aufgestellt, denn es sind die Rechten, die Vielfalt ablehnen!
=> Gerade die Vielfalt (Statt Einheitsbrei) und dessen Akzeptanz ist es doch, die erhalten werden muss!
Ich habe für diesen Beitrag einen roten Punkt von jemandem bekommen, der zu feige ist, sich hier im Forum dazu zu äußern.
Das ist mir in diesem Faden auch schon passiert. Anscheinend ließt hier ein Forist mit, hat aber nicht verstanden, dass die Diskussion hier laufen soll, anstatt im Bewertungsportal.
Ist es nicht eher anzustreben kulturelle Vielfalt zu bewahren, so dass wenn man sich an einem anderen Ort (Sei es Deutschland, Europa oder Weltweit) befindet, dieses auch weitestgehend optisch bemerkbar ist oder hat es auch einen Vorteil, da man sich ja sofort zurecht findet?
Das mag man als Wert annehmen. Theoretiker aus dem Umfeld des International Style hatten eher andere Werte. Eine Architekturtheorie darf nicht von derartigen Beschränkungen ausgehen, sondern sollte eine Beschreibungsrahmen liefern, der Ansichten wie oben als spezielle Fälle allgemeinerer - wohl gradueller - Kriterien charakterisiert. Zudem: Entwerfen ist Handeln, also von mehr oder weniger ausdrücklichen Zielen geprägt. Die wiederum können komplex sein: Architekt x mag räsonnieren:
- Mein Bauwerk a soll 40 kleinen Familien und 20 Singles eine Wohnung bieten.
- Es wird sich neben einer Großsiedlung der 70er befinden.
Je mehr Ziele im Detail angegeben werden, desto mehr werden die Wahlmöglichkeiten eingegrenzt. Aber immer bleibt ein Spielraum. Bei den obigen Voraussetzungen kann x z.B. entscheiden, on sich a irgendwie dem Look der Großsiedlung anpassen oder von ihm abgrenzen soll. x kann auf ein bekanntes Projekt der nächsten Innenstadt anspielen. a kann den Bewohnern mehr oder weniger Gestaltungsspielraum lassen. ................... Die Möglichkeiten und deren Verbindungen sind extrem vielfältig. Das 20. Jh. war sehr von stark eingrenzenden Ideologien geprägt. Spannend ist zum Beispiel, wenn diese zu Resultaten führten, die sich im Laufe der Jahrzehnte ungeplant verändert haben ...
Ich habe erwähnt, dass der Clip leider aus der "rechten Ecke" kommt aber das angesprochene Problem ist trotzdem richtig. Es wäre wünschenswert, wenn sich andere als die Rechten sich dem Thema annehmen würden, denn es ist dort völlig falsch aufgestellt, denn es sind die Rechten, die Vielfalt ablehnen!
=> Gerade die Vielfalt (Statt Einheitsbrei) und dessen Akzeptanz ist es doch, die erhalten werden muss!
Der "Rechte" möchte, dass alles dort bleibt wo es aus seiner Sicht traditionell hingehört. Also nicht nur die Menschen sondern auch ihre Kultur inklusive Architektur. Die Vorstellung die Vielfalt der Welt in der eigenen Stadt zu erleben ist ihm eher ein Graus.
Die frühere internationale Vielfalt und Einheitlichkeit zu Hause gab es ja weil die meisten Menschen nicht reisen konnten und es noch keine Fotografien und Filme gab die ihnen die Welt nach Hause bringen konnten. Sie hatten also kaum Kontakt zur Welt außerhalb ihres unmittelbaren Nahbereichs. Der Adel war auch damals schon kosmopolitisch, lernte Fremdsprachen und brachte architektonische Ideen von Auslandsreisen in Europa mit die in Schlössern und Parks verwirklicht wurden.
Abgesehen davon hat es nach dem zweiten Weltkrieg weltweit einfach eine Versachlichung der Architektur gegeben die günstige Baukosten bei hohem Nutzwert als wichtigstes Kriterium hervorgebracht hat.
Der "Rechte" möchte, dass alles dort bleibt wo es aus seiner Sicht traditionell hingehört.... .
Hier machst du es dir ein wenig zu einfach, in dem du einfach jene, die für Tradition in der Architektur eintreten, in die rechte Ecke schiebst.
Andererseits sprichst du von einer Kultur der Vielfalt. Woraus kann Vielfalt bestehen, wenn es keine lokalen Charakteristika mehr gibt, weil diese "rechts"- oder rückwärtsgewandt sind und damit nicht sein dürfen? Gilt das nicht auch für Kleidung, Essen, Festivitäten?
De facto ist es aus meiner Sicht leider so, dass "internationale Architektur" immer als Grund genommen wird, besonders unspektakulär, um nicht zu sagen "banal" zu bauen. Man schaue sich nur um wofür sich Besucher, Touristen in der Architektur besonders interessieren und was Kritiker als besonders herausragend preisen. Das sind meist die lokal geprägten oder zumindest historisch lokal entstandenen Errungenschaften.
Die Bauhausschule in Dessau ist Weltkulturerbe. Ein vergleichbares Gebäude, 20 Jahre später in Gelsenkirchen entstanden wäre für kaum jemanden mehr interessant. Wie ist das mit den Plattenbauten, die in den neuen Ländern überall gleichartig entstanden sind?
Ein Bauwerk ohne lokale Prägung hat etwas beliebiges und wird daher nie besonders sein.
Das Bauhaus ist doch nur deshalb interessant weil es kein regionales Phänomen blieb sondern Teil einer weltweiten Änderung der Architektur war.
Wie ich schon schrieb ist die regionale Abgeschiedenheit zumindest in der westlichen Welt längst Geschichte. Die spektakulären Großbauten werden heute von weltweit tätigen Architekturbüros geplant. 6 der 12 neuen Stadien zur Fußball WM in Brasilien wurden von deutschen Büros entworfen. Gerkan Marg und Partner sind wohl derzeit Marktführer im internationalen Stadionbau. Da geht es um effizienten Materialeinsatz usw.
Lokale Prägung wird vielleicht noch bei Neubauten in kleinen Touristendörfern vorgetäuscht wo dann das neue Ferienhäuschen am Meer oder die Apres-Skihütte irgendwie urig aussehen soll.
Ich stamme aus Nordhessen. Die Gegend ist berühmt für ihre Fachwerkhäuser. Sieht urig aus aber freiwillig darin wohnen möchte kaum noch jemand. Und neu bauen würde so ein Haus ohnehin niemand mehr.
Das Bauhaus ist doch nur deshalb interessant weil es kein regionales Phänomen blieb sondern Teil einer weltweiten Änderung der Architektur war.
Du vergisst hier ein wesentliches Merkmal, nämlich das revolutionäre am Dessauer Entwurf. Er wird nicht gut, weil er international ist, sondern er ist international, weil er gut war. Jetzt ließe sich forschen, weswegen es nun in Dessau passiert war, aber da fehlen mir die Informationen.
Fußballstadien sind in meinen Augen wenig hilfreich bei der Architekturdebatte. Ein kompromissloser auf seinen Zweck reduzierten Bau gibt es ja fast garnicht, zumal es sich auch irgendwie um Wegwerfarchitektur handelt.
Wie ich schon schrieb ist die regionale Abgeschiedenheit zumindest in der westlichen Welt längst Geschichte.
Das ist wohl leider wirklich so. Ob das einer spannenden und vielfältigen Welt aber zuträglich ist wird man sehen, ich kann jedenfalls nicht erkennen, dass es zumindest der Architektur als Kunstform hilft, und den Stichworten Stadtbild und Identifikation galube ich auch nicht. Ich finde es deutlich anregender, wenn die Landstriche sich weltweit voneinander unterscheiden, und Städte ein eigenes Stadtbild haben. Dadurch lohnt sich nicht nur das Reisen, sondern es beflügelt auch die Kreativität und den Erfindungsgeist der Menschen, die dort leben.
Jetzt ließe sich forschen, weswegen es nun in Dessau passiert war, aber da fehlen mir die Informationen.
Weil Hugo Junkers dem Bauhaus in Dessau ein Zuhause geboten hat und weil Flugzeugbau und der von Chandler erwähnte "effiziente Materialeinsatz" sehr gut zusammen passen.
De facto ist es aus meiner Sicht leider so, dass "internationale Architektur" immer als Grund genommen wird, besonders unspektakulär, um nicht zu sagen "banal" zu bauen. Man schaue sich nur um wofür sich Besucher, Touristen in der Architektur besonders interessieren und was Kritiker als besonders herausragend preisen. Das sind meist die lokal geprägten oder zumindest historisch lokal entstandenen Errungenschaften.
Ich weiß ja nicht. Der Stil in Zentraleuropa war z.B. jahrhundertelang überall recht ähnlich. An Kirchen kann man das ganz gut ablesen. Der Stil wurde dann überall erstmal kopiert und heute gucken sich den dennoch Millionen von Menschen an. Weil es alt ist oder weil es groß ist. Oder/und aufwändig. Umgekehrt gucken sich Touristen auch gerne moderne Architektur an, obwohl nicht unbedingt lokal geprägt. Guggenheim in Bilbao, die Calatrava-Valenciabauten; riesige Hochhäuser in Abu Dabhi, etc. etc.
Umgekehrt gucken sich Touristen auch gerne moderne Architektur an, obwohl nicht unbedingt lokal geprägt. Guggenheim in Bilbao, die Calatrava-Valenciabauten; riesige Hochhäuser in Abu Dabhi, etc. etc.
Die Antwort steckt ja schon in deiner Aussage, indem du die Orte hinzufügst. Soll heißen, dass ein Gebäude, egal ob neu oder alt, egal ob groß oder klein, eine gewisse Qualität braucht um interessant zu sein. Interessant um betrachtet zu werden und interessant, um als Vorbild zu funktionieren. Interessant genug, um darüber hier im Forum zu berichten.