Vielleicht sollten sich die beiden Autoren (und wahlweise auch gerne Frau Lüscher) auch mal ernsthafte Gedanken darüber machen, weshalb die Käufer selbst die vermeintliche Gnom-Kitsch-whatever-Version der historischen Architektur der von den Kritikern offenbar bevorzugten sachlich-modernen Formensprache vorziehen. Das nur auf irgendwelche irrationalen Emotionen wie Nostalgie und Zukunftsängste zu reduzieren, erscheint da doch etwas zu billig. Vielleicht liegt es doch auch ein wenig daran, dass es bei der gebauten Moderne nicht wirklich besser bei der Detailliebe und Stilsicherheit aussieht. Ich denke da spontan an die von Lüscher gelobten (und wohl indirekt erzwungenen) Mercedes-Bürobauten, die nun hoffentlich bald verdeckt werden. Und ob dieser sündhaft teure Bau am Zirkus wirklich so viel toller und authentischer ist, weil man da strenge Quader aufeinanderstapelt statt Säulen und Simse? Da wirkt die Aussage "Wir bauen für 100 Jahre" schon wie eine gewisse Drohung...
Und bevor wieder eine armselige und feige "rote Karte" von den beleidigten Lüscher-Verteidigern kommt: Wie wäre es mal mit offen vorgetragenen Argumenten? Aber damit hat die gute Dame ja selbst so ihre Probleme, wenn sie nicht mal selbstbewusst genug ist, ihre eigene Arbeit wirklich transparent zu machen. In meinen Augen schuldet sie der Öffentlichkeit mehr als ein paar launische Sprüche in Zeitungsartikeln, die sich mangels realen Bezügen ohnehin nicht überprüfen lassen. Immerhin bezahlen die Bürger ihre Arbeit, wieso kann sie uns diese dann nicht dokumentieren und erklären? Über vermeintlich oder tatsächlich gescheiterte Architektur ablästern (diesen kitschigen Brunnen hier hätte ich ja so gerne verhindert) ist aber natürlich viel einfacher als sich zur Abwechslung mal selbst auf die Finger schauen zu lassen.