Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • ach, ich weiß gar nicht was ihr habt. klar, es sieht momentan nicht danach aus.
    trotzdem, allein die letzten tage, hines kommt, leipziger platz hoffentlich bald komplett, projekte wie molkenmarkt etc schließen das stadtgefüge, in der city west waldorf astoria + riesenrad und noch vieles andere.


    deswegen meine ernsthafte frage: wenn mal einer mehr als 150m hoch bauen will, warum auch immer, stellts euch einfach vor, wo wäre dann denn eurer meinung noch geeigneter platz?

  • Ok, also mal jeglicher Realismus ausgeblendet. Mir würden drei Standorte einfallen, wo sich eine Hochhausbebauung >150 m gut machen würde. Zum einen an der Mollstraße, also aus westlicher Blickrichtung hinter den am Alex geplanten 150m-Türmen. Das würde die dort geplante Skyline schön ergänzen, sodass diese in der Bauhöhe nicht zu einheitlich und monoton wirkt. Außerdem wäre auch am nördlichen Rand des geplanten Parks auf dem Gleisdreieck unmittelbar am Schöneberger Ufer ein schöner Platz für einen Solitär-Turm, sozusagen als Abschluss der Sichtachse der Gabriele-Tergit-Promenade vom Potsdamer Platz aus. Wenn man nämlich vom PP aus Richtung Süden schaut, blickt man in eine Leere, die meiner Meinung nach nicht zu der urbanen Bebauung am Potsdamer Platz passt. Mein dritter Vorschlag wäre das Gebiet südlich des Spittelmarkts, zwischen Kommandanten-, Seydel- und Alter Jakobstraße. Dort gibt es noch riesige Brache-Flächen und da zur Leipziger Straße hin ohnehin schon sehr hohe Häuser stehen, würden 1 oder 2 Hochhäuser dort ganz gut passen. Mein Favoritenstandort für einen Wolkenkratzer in diesem Gebiet wäre allerdingngs das Grundstück mit dem halbrunden Plattenbau (mit dem markanten Coca-Cola-Schild auf dem Dach) unmittelbar am Spittelmarkt. Das würde, wie ich finde, gut wirken wenn man vom Potsdamer Platz bzw. U-Bhf. Stadtmitte Richtung Osten schaut, sozusagen als östlicher Abschluss der Sichtachse Leipziger Straße und als Pendent des am anderen Ende stehenden Kollhoff-Towers.

  • hinter dem hauptbahnof sollen doch ein paar Hochhäuser als "kopf" für die neubebauung der jetzigen Brache richtung wedding dienen.


    Wie oben schon erwähnt, hat die Bahn mal unverbindlich ein paar studien für ein 200 meter Hochhaus neben dem Hautbahnhof ausarbeiten lassen.


    Ich könnte mir in der Tat vorstellen, das auf der Spreeabgewandten Seite des HBF zusammen mit den derzeit geplanten 3 eher "mittelhofen" Hochhäusern so ein 200-300 meter Turm durchaus möglich sein könnte. Allerdings sollte er sich nach oben verjüngen a la Commerzbank Frankfurt. Eine 200-300 meter Box a la tour Montparnasse--wäre nix.

  • City Light House

    Hallo,


    konnte noch keine Eintrag für dieses Gebäude finden. Ich freu mich einfach sehr, daher muss ich das Thema hier aufmachen......


    In das City Light House sind nun endlich die ersten Mieter eingezogen. Nach wie vielen Jahren ?? 4 oder 5 ???
    Die erste Etage und die letzte Etage sind nun besetzt. Endlich geht der Aufschwung an dieser Ecke echt los..........:lach:


    http://www.citylighthouse.com/

  • Edit: Okay Satz 1 hat sich somit erledigt ;)


    Mir ist kürzlich auch aufgefallen, dass da abends in ein oder zwei Etagen Licht ist.

    Einmal editiert, zuletzt von Backstein () aus folgendem Grund: da hat sich was erledigt

  • Townhouses - Segen oder Fluch?

    Ich hoffe, dass ist hier der richtige Thread, in dem ich mich mal ein wenig auskotzen und nach anderen Meinungen Ausschau halten kann.


    Wie sehen denn hier die allgemeinen Meinungen zum doch noch recht neuen, aber sich immer staerker verbreiternden Trend "Townhouses" aus?


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mir diese dutzenden Projekte, die in dieser Richtung angegangen und umgesetzt werden mittlerweile extrem auf den Geist gehen. Tatsaechlich hat man es jetzt geschafft, den Begriff "Reihenhaeuser" durch ein fetziges "Townhouses" zu ersetzen und holt sich damit in einem Bezirk nach dem anderen Reinickendorf in die Innenstadtlagen. Durch diese Suburbanisierung der City wird meiner Meinung nach extrem viel Potential verschenkt. Das die meisten Gebaeude dann auch noch Wohneigentum sind und sich damit die Parzellierung der Innenstadt weitere Blueten treibt, finde ich einen anderen nervigen Umstand, der sich aus dieser Entwicklung ergibt.
    Und noch ein weiterer Punkt: Angefangen hat es mit architektonischer Vielfalt (Friedrichswerder) und einfach nur dem Gedanken mal etwas fuer Berliner Innenstadtverhaeltnisse Innovatives zu betreiben. Nun allerdings kommen die ueblichen Verdaechtigen und setzten 0-8-15 - Architektur reihenweise in marktfaehige Innenstadtlagen und verbietet damit eine weitere sinnvolle Entwicklung dieser Gebiete.


    Wie sieht's aus im DAF? Stimmt man mir tlw. zu oder gibt es auch Personen, die diese Entwicklung tatsaechlich begruessen?

  • ^ Von der Idee her finde ich Stadthäuser, oder Townhouses wie in Berlin genannt, nicht schlecht, weil die eigenen vier Wände statt lieblos innerhalb großer Baufelder an den Stadtrand in die Kernstadt verlagert werden. Das erhöht die Eigentumsquote und bindet Steuerzahler an die City. Die architektonische Umsetzung, da gebe ich dir vollkommen recht, ist zumeist grottenschlecht. Stadthäuser sind für mich dann sinnvoll, wenn sie in Baulücken errichtet werden, so dass ein Straßenzug wieder komplett geschlossen wird. Innerstädtische Brachflächen sollten allerdings anders bebaut werden. Ein ganz besonders negatives Beispiel, ich hatte es an anderer Stelle schon einmal gebracht, bietet dabei das Zentrum von Hannover.


    Stadthäuser haben nach meinen Beobachtungen insbesondere in Großstädten mit vielen Baulücken und vergleichsweise niedrigen Grundstückspreisen konjunktur. In Frankfurt beispielsweise kann ich eine ähnliche Entwicklung nicht beobachten. Dort baut man seine "Townhouses" in Gestalt von Reihenhäusern nach wie vor am Stadtrand.

  • Philipp


    Gute Idee das Thema mal generell hier in diesem dafür auch richtigen Thread anzusprechen.


    Backstein hat im Heidestraßen-Thread dazu einen sehr guten Kommentar geschrieben der im Wesentlichen meiner Meinung zum Thema entspricht.


    Ich hab hier mal ein paar von Vorteile der Townhouses bzw. Reihenhäuser im Innenstadtraum aufgelistet, von denen ich annehme, dass sie in etwa zutreffend sind (muss natürlich nicht sein ;))…bei Gelegenheit werde ich mir dann auch mal über Nachteile Gedanken machen.


    • Wohnraum in Berlin, vor allem in der Innenstadt und bei kleineren Wohnungen da immer mehr Berliner allein wohnen, wird teurer - Umzug von Familien aus Miethäusern im Zentrum macht Platz für andere Mieter und könnte die Mietpreise einigermaßen stabil halten (Angebot und Nachfrage in ein Verhältnis bringen, auch im Bezug auf Gentrifizierung)
    • Eigenheime in der Innenstadt sorgen dafür, dass Familien vermehrt in der/die Innenstadt verbleiben/hinziehen und zu deren Belebung und teilweise auch Verdichtung beitragen
    • Ehemalige Brachfläche werden entwickelt und rekultiviert
    • Positiver Druck auf umliegende Wohnquartiere sich „mitzuentwickeln“ so fern diese sich noch „schlechtem“ Zustand befinden
    • Insbesondere für Innenstadtbrachen mit fehlenden historischen Strukturen sind die Reihenhäuser eine gute Sache (Heidestraße, Stralau, Rummelsburg mehr, Luisenstadt weniger)
    • Kostenfaktor – Reihenhäuser sind kostengünstiger und mit geringerem Risiko für die Investoren zu realisieren
    • Zielgruppe für Investoren klar definiert – Veräußerung der angebotenen Objekte an diese sehr wahrscheinlich
    • Dadurch lassen sich die Gebiete schneller entwickeln als etwa „mietskasernenartige“ Blockrandbebauungen
    • Größere architektonische Vielfältigkeit die in einigen Fällen natürlich höchst streitbar ist (siehe aktuell Heidestraße)


    Recht gelungen finde ich beispielsweise die Entwicklung der Halbinsel Stralau. Das ehemalige Industriegebiet ist geprägt von kleinteiligen Wohnanlagen, Townhouses, einigen wenigen Blockrandstrukturen und alten Industriedenkmälern. Beim letzten Berlin-Besuch hab ich mir die Insel mal etwas näher angeschaut und war über dessen Belebtheit positiv überrascht. Ebenso positiv hervorheben möchte ich parallel zu Stralau die Entwicklung der Rummelsburger Bucht. Für die Zielgruppe Familie die perfekte Wohngegend.


    Philipp, du schreibst darüber hinaus über verschenktes Potential und Parzellierung der Innenstadt. Auf der anderen Seite sieht man aber auch, wie lange sich die Entwicklung von Innenstadtbrachen wie bspw. in der Luisenstadt hinziehen. Hier gibt es alte bestehende Blockrandstrukturen aber Investoren, die nur zögerlich größere Projekte aufziehen. Die größeren neuen Blockbebauungen sind leider nur selten durch höherwertige Architektur geprägt und das Quartier wirkt zumindest momentan noch sehr unbelebt und um es metaphorisch zu umschreiben „kalt“. Als gelungen erscheinen mir seit geraumer Zeit die vielen kleinen Baugruppen durch die viele Baulücken verschwinden. Trotzdem werden diese hauptsächlich nur in bereits entwickelten City-Quartieren realisiert. Auf dem Greenfield wiederum entwickeln sie dann auch lieber Reihenhäuser.
    Natürlich könnten auch Gewerbeimmobilien zur Verdichtung beitragen. Da ist Berlin jedoch schon gut aufgestellt da sich die Nachfrage vor allem auf kleinere Flächen bezieht. Große Projekte werden deshalb m.E. in den nächsten Jahren eher rar bleiben (mit Ausnahme solcher in Prämiumgebieten – Leipziger Platz).


    Cowboy
    In Frankfurt kann es solche eine Entwicklung aufgrund der Bebauungsdichte in der Innenstadt eigentlich auch gar nicht geben. Ansonsten zum ersten Absatz hast du meine volle Zustimmung.

  • Zunächst mal würde ich die Begriffe "Reihenhaus" und "Townhouse" nicht unbedingt gleichsetzen. Ich bin zwar auch nicht glücklich mit diesen neumodischen englischen Wort, aber das lasse ich jetzt mal außen vor.


    Unter Reihenhaus verstehe ich eher sowas, wie es Cowboy in seinem Hannover-Link zeigt. Oder wie hier: Reihenhäuser. Mehrere äußerlich gleich aussehende, nebeneinander liegende Wohneinheiten in einem Gebäudekomplex. So etwas gehört m. E. eindeutig in Viertel außerhalb der "Gebiete mit innerstädischer Struktur". (Ich verwende diesen Begriff hier absichtlich, da es speziell in Berlin viele innerstädtische Ecken gibt, die keine innerstädischer (verdichtete) Struktur aufweisen.)


    Als "Townhouses" würde ich eher solche Bauten verstehen, wie sie derzeit als prominentestes Beispiel auf dem Friedrichswerder entstehen. Eben auch äußerlich individuell gestaltete, städtisch wirkende Häuser für jeweils eine oder max. ganz wenige Wohnparteien. Dazu gehört auch, dass sie mehr als ein oder zwei Etagen haben.


    Und letztere finde ich in passenden Lagen auch in innerstädtischen Bereichen durchaus okay. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich "Reinickendorf in die Innenstadtlage" holt, denn so etwas sieht man in "Reinickendorf (Britz/Mariendorf/Mahlsdorf...) ja eben NICHT.


    Zitat: "Stadthäuser sind für mich dann sinnvoll, wenn sie in Baulücken errichtet werden, so dass ein Straßenzug wieder komplett geschlossen wird. Innerstädtische Brachflächen sollten allerdings anders bebaut werden."


    Das sehe ich genau andersrum. Eine klassische Baulücke in einem Altbauviertel sollte NIE mit Stadthäusern im Sinne von Reihen- oder Townhäusern) bebaut werden, sondern mit einem von der Kubatur und der Fassadengestaltung her passendem Wohngebäde, dass sich in den Altbaucharakter der Straße eingliedert.
    Das kann historisierend oder modern sein und das wird ja auch meist gemacht. Meist kann man mit dem Ergebnis gut leben, auch wenn auch mal weniger gelungene, billig oder "optisch unpassende" Gebäude entstehen. Aber ein Town- oder Reihenhaus in eine solche Baulücke zu setzen, wäre meiner Meinung nach unsinnig.


    Innerstädtische Brachflächen hingegen (und eine solche war je der Friedrichswerder) dürfen m. E. durchaus mit so einem Konzept bebaut werden. Natürlich nicht mit so einem Mist wie in Hannover, sondern eben so, wie es z. B. die aktuelle Bebauung des Friedrichswerder zeigt.


    Die vorstädtisch wirkenden Reihenhäuser (wobei hier natürlich auch auf Ästhetik und ansprechende Architektur geachtete werden sollte) können gerne in brachliegende Gebiete außerhalb der innerstädtischen Struktur gebaut werden, sollten sich dort von der Masse und Größe her aber der Umgebung anpassen. Die von Bato angesprochene Halbinsel Stralau ist ein gutes Beispiel. Auch wenn mir nicht jedes einzelne Haus gefällt - speziell in südöstlichen, eher dörflich geprägten Teil der Halbinsel hat man kleinere, niderigere und auch nicht so viele "Reihen"häuschen gebaut, die sich dem ruhigen und idyllischen Umfeld gut anpassen.


    An der Seydlitzstraße (siehe Batos Erwähnung meines Beitrags zum Heidestr.-Quartier) genauso. Die Gegend liegt geographisch zwar absolut innerstädtisch, der Charakter des Umfelds erlaubt hier aber durchaus ein paar Reihenhäuser. Ebenso wie z. B. an der Scharnhortsstr. (Pankequartier).


    Mir persönlich ist zwar prinzipiell nicht so richtig klar, warum so viele Menschen auf diese kleinen "Kaninchenstall"-Häuser stehen mit ihren winzigen Gärten oder Rasenstücken, die zudem meist wie Präsentierteller zwischen den benachbarten, ebenso zusammengequetschten anderen Wohneinheiten und Mikrogärten liegen - aber nun gut. Der Bedarf ist anscheinend da und wenn sie es so mögen - Hauptsache bezahlbar, da darf es ruhig eng und architektonisch anspruchslos sein... Muss halt jeder selbst wissen.

  • Stadthäuser

    Ich kann diese Diskussion nicht verstehen. Bürgerhäuser dieser Prägung gab es überall in Europa. Das sie in Berlin entstehen ist nur Zeichen dafür, dass sich ein neues Bürgertum in der Stadt etabliert. Mir ist eine städtische Reihenhausbebauung lieber, als Riesenblöcke und Mietskasernen. Wahrscheinlich kann ich mich auch eher an diese Häuser gewöhnen, weil ich in einer Stadt lebe, die fast nur von diesem Haustypus geprägt wurde.

  • Das Stadthaus / Reihenhaus ist durchaus ein Typ, der für Berlin und für zahlreiche brandenburgische Städte typisch ist. Erst mit den barocken Stadterweiterungen (Dorotheenstadt, Friedrichstadt) kam - meines Erachtens - der Bau von Miethäusern auf. In der Berliner Altstadt fanden sich zahlreiche Stadthäuser auf schmalen Parzellen. Bestes Beispiel sind die wiederaufgebauten Häuser im Nikolaiviertel:



    http://images.google.at/imgres…icial%26hs%3DpQE%26sa%3DN (hier das zweite Foto links in der Bilderleiste)


    http://3.bp.blogspot.com/_dajE…XFq8UwA/s400/IMG_1189.JPG


    Es ist also durchaus eine ursprüngliche und für Alt-Berlin charakteristische Typologie, die hier wieder aufgegriffen wird.


    Für die Neubebauung von Friedrichswerder, Spreeinsel und Klosterviertel ist die Anwendung dieses Typus daher legitim und fast folgerichtig. Handelt es sich doch zumindest bei den beiden letztgenannten um die ehemaligen Altstadtbereiche Berlins.

    Einmal editiert, zuletzt von Berolina ()

  • Die entscheidende Frage ist doch die nach dem Verhalten der Reihenhäuser/Townhouses zum Straßengrundriss. Baut man in Reihe, aber im Sinne einer Blockrandbebauung wie am Friedrichswerder, dann hat das Ensemble einen urbanen Charakter. Baut man wie in dem Hannoveraner Beispiel in Querriegeln, zurückgesetzt oder gänzlich vom Blockrand gelöst, geht das urbane Flair flöten. Im ersteren Sinne, also Reihenhaus in Blockrandlage, finde ich das für moderne Innenstädte eine prima Idee - wenn es dann noch so abwechslungsreich und um schnitt hochwertig wie am Friedrichswerder gelingt, dann sogar großartig. Die zweite Variante sollte doch dem suburbanen Raum zugeordnet bleiben, denn dadurch macht man sich eine urbane Struktur völlig kaputt - siehe Beispiel Hannover.


    Jan

  • Mich wundert, dass urbanes Flair hier offenbar am Blockrand festgemacht wird. Sicherlich ist der Block eine der wichtigsten Zutaten für die Stadt, er ist jedoch noch lange kein Garant für Leben. Trotzdem kann ich Original-Score erstmal zustimmen.


    Den Friedrichwerda macht aber eben noch mehr aus. Erstens ist es die hier schon angesprochene Qualität und Abwechslung die für eine Interessante Umgebung sprechen. Zum anderen, und das finde ich eigentlich noch viel wichtiger, findet man hier nicht ausschließlich Stadt- oder Reihenhäuser. Die Eckgrundstücke sind in verschiedenen Varianten als Wohn- oder Geschäftshäuser bebaut. Erst die Mischung von Wohnen und Arbeiten macht doch die "Urbane Renaissance" aus von der im Moment so viel gesprochen wird. Noch dazu gibt es entlang der Oberwall und der Kleinen Jägerstraße kleine Geschäfte - wohl eher eine Seltenheit in Reihenhausgebieten die im Erdgeschoss zuallererst eine Garage unterbringen.


    Da beginnt dann auch meine Kritik. Sollte man sich nicht fragen, was das Gebaute für die Stadt leisten kann? Dann würde ich nämlich sagen, dass die meisten Stadthausgegenden nichts leisten. Manch einer würde auch behaupten das durchschnittliche "Arbeiterviertel" leistet kulturell keinen Beitrag, aber dem würde ich wiedersprechen. Eben abseits von den großen Institutionen die eine Stadt hervorbringt (ob das Theater oder Museen oder was auch immer sind), findet man von Neukölln bis Wedding, von Charlottenburg bis Friedrichshain immer wieder kleine Oasen der Kultur. Und so wie ich das sehe ist genau das der Vorteil der Städte und des Wohlstandes den sie uns Gebracht haben, dass wir es uns leisten können Menschen nicht für den materiellen Wert den sie uns gebracht haben zu bezahlen, sondern für ihre geistigen Ergüsse. Bin ich damit schon zu weit von den Townhouses abgedriftet? Ich hoffe nicht.


    Ich stelle zum Schluss einfach nochmal die Frage, was leisten Townhouses für die Stadt?
    Eine Verdichtung ja nur bedingt, am Friedrichswerda wäre durch die Höhe der Gebäude ja potentiell Platz für viele Bewohner, ich bezweifle aber, dass dort viele Großfamilien leben. Die zwei oder dreistöckigen Reihenhäuser bieten denke ich einfach nicht den Platz für große Verdichtung - natürlich immer im Bezug zur Reststadt und nicht zur Brache!

  • Ich stimme OriginalScore auch zu. Stadthäuser als Zeilenbau oder Blockrand haben eine völlig andere Wirkung, es gibt aber auch noch Lösungen zwischen diesen beiden Möglichkeiten.

    Million hat meinen Einwand schon schneller formuliert, schließe mich seiner Meinung voll an.
    Zum Friedrichswerder...
    dort trifft der Begriff Townhouses, wie ich finde mehr zu als in der Heidestraße.


    Die Typologie von Stadthäusern ist eine völlig andere als die von Reihenhäusern. Backstein hat die Stadthaus-Reihenhausproblematik schon richtig angesprochen. Gebäude in einem Baublock und über vier Vollgeschosse hinweg, kann man nicht als Reihenhaus bezeichnen. Eine gute Definition erhält man aus in dieser Buchreihe (Stadthäuser; Birkhäuser Verlag). Das eigentliche Problem an den Townhouses auf dem Friedrichswerder sind die Nutzungseinheiten, diese entsprechen dort überwiegend denen von Reihenhäusern. Historisch entsprechen die klassischen Bürgerhäuser (der Hansestädte etc.) ebenso einem Stadthaus wie die bekannten Berliner Mietskasernen. Beide hist. Typen würden auch in ihrer Tiefe verdichtet mit Hinterhäusern und Hinterhöfen. Ein Bürgerhaus gehörte zwar einer wohlhabenden Familie es war aber alles andere als eine vertikal verdichtetes Einfamilienhaus. Im Hinterhaus wohnten teils Bedienstete und es gab nicht selten separate Bereiche/Geschosse für kommerzielle Zwecke, sprich Handel. Eine klassische Mischnutzung in einem Gebäude. Das Gleiche gilt auch für die ärmlichen Behausungen und Werkstätten in den ehem. Berliner Hinterhöfen. Die angelsächsischen Stadthäuser, also die eigentlichen Townhouses entsprechen schon eher der heutigen Definition.
    Zu der äußerlich und architektonischen Difinition sehe ich vor allem inhaltliche Mängel.


    Um es kurz zu sagen sehe ich das inhaltliche Problem darin, das sich wie im Fall Berlin-Mitte irgendwelche Jetset Familien und kinderlose Paare ein Grundstück in Mitte zulegen, weil es ja dort so hip ist und man sich von Udo Wals mal schnell die Haare schneiden lassen kann und nebenan sich für den Cocktailempfang am Abend noch ein Handtäschchen kaufen kann. Dann beauftragt man einen Architekten nach eigenen (falls vorhandenen) Geschmack und Geldbeutel und lässt im Duktus eines Stadthauses seine Villa in die Baulücke quetschen. Seinen Sportwagen versteckt man dann geschickt hinter einen getarnten Garagentor, sodass man sich erst recht vom übrigen Pöbel der Stadthäuser und deren Bewohner absetzen kann. Das alles aber nur als Zweitwohnung falls man es doch einmal ruhiger haben will. :nono:Ein scheinbar urbanes Quartier wird zur Monokultur.

  • Natürlich kommt es auch auf die Lage an. Für Quartiere mit ohnehin überwiegender Wohnbebauung kein Problem, aber für die zentralen Lagen in Mitte?


    Es gibt bei diesen Touwnhouses auch Eigentumswohnungen und auch Mietshäuser aber diese beschränken sich fast nur auf die Eckgebäude und diese machen nicht einmal die Hälfte der Baufläche aus, es wohnen dort aber wesentlich mehr Menschen als in der übrigen Bebauung.


    Kleine Beispiele: Das Haus von Nalbach + Nalbauch (das mit den grünen Fensterläden) Bewohner:2; Wohnfläche: 350m²; 5 Geschosse oder das Haus genau daneben, Klaus Theo Brenners Touwnhouse mit Klinkerfassade: Bewohner:2; Wohnfläche:330m² (mit Dachterrasse); 5 Geschosse; !nur 1 Schlafraum!; offenes Wohnen über 3 Etagen.
    Ein Loft oder Penthouse auf dem Dach mit 300m² ok, aber diese Hauptstadtrepräsentanzen betuchter Leute sind nur grotesk. Es ist gut-bürgerlich getarnte Dekadenz. Innenstädte sind seit jeher die Orte mit der höchsten Baudichte und der größten Dichte an Bewohnern. Jenes Quartier scheint teilweise mehr zersiedelt zu sein als Reihenhäuser am Stadtrand. Man sieht diese Townhouses haben nicht mehr viel mit Bürgerhäusern gemein. Wo früher ein duzend Menschen einer Familie oder Generationen lebten und sich ihrem Umfeld sozial, wirtschaftlich und architektonisch anpassten, leben heute 2 Personen in reinen Villen.


    Mal ganz im ernst wer noch so gut verdienende "Normalbürger" kann sich solch ein Eigenheim in Berlin eigentlich leisten? Oder warum solle er sich solch ein Objekt leisten? Weil die Straße zum Auswärtigen Amt des öfteren gesperrt ist, weil es so ruhig ist, weil Touris dort flanieren, weil es die Kinder in Mitte so leicht zur nächsten Schule haben oder weil der nächste Discounter so nah ist?


    Es stimmt natürlich es wurde eine bewährte Typologie aufgegriffen, aber diese könnte man auf normale Verhältnisse zurückfahren mit einer mehr auf die Umgebung angepasste Mischnutzung. Keine 200m² für eine Person und es dann als urbanes Quartier verkaufen.
    Häuser mit 2-3 Eigentumswohnungen und eine lebendigere Grundstücksbreite hätte man dann schon aus der Typologie erreicht. Geschosswohnungen für kleine Haushalte oder für die, die keine Garage und Minigarten benötigen und ganze Häuser "in Mitte" für echte Familien, von mir aus auch ein ganz schmales Haus für einen größenwahnsinnigen Snop. Aber bitte kein reines zelebriertes Einfamilienhausidyll zwischen bestehenden Bürohäusern für Einzelpersonen mit dem entsprechenden Geldbeutel.


    Architektonisch, insbesondere städtebaulich versprechen die Townhouses auf dem Friedrichswerder viel. Endlich mal ein Baublock mit kleine Parzellen (vieleicht teilweise zu klein) und individuell gestaltet, obwohl es in diesem kleinen Raster teils einem Karton mit vielen verschiedenen Tetra-Packs ähnelt. Man sollte nur sehen dass bei vielen nicht der Inhalt leer ist und eine Reihenhaussiedlung in der Vorstadt in Wirklichkeit urbaner daherkommt.

  • Wo rollt der Rubel in Berlin? Die Karte der MoPo zeigt, wo die Kaufkraft am höchsten und am niedrigsten ist. Bezirke wie Charlottenburg erreichen dabei mehr als 120% der gesamtdeutschen Kaufkraft, also über 23.000 €. Erstaunlicherweise liegt auch Marzahn-Hellersdorf bei über 100%. Am wenigsten Geld gibbet in den Trendbezirken wie Mitte oder Prenzlberg, nämlich unter 80%. Im Speckgürtel sieht es generell ganz gut aus, also mehr als 100%. Als Folge könnte das Nachbarland Brandenburg (16.645€) Berlin (16.977€) bald überholen mit der Kaufkraft. Bundesschnitt sind knapp 19.000€.


    Karte


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  • das is ja mal interessant..ich hätte gedacht die kaufkraft liegt dann doch eher in mitte(jetzt mal abgesehen von zehlendorf und grunewald).. Aber is wohl genau umgekehrt. Und dann auch noch übersdurchschnittlich, nicht schlecht.

  • Also die Plattenbaugebiete im Osten sind scharlachrot, da sitzt die Kaufkraft ganz bestimmt nicht. Die Gegend wird wohl eher durch die Siedlungsgebiete um Mahlsdorf etc. aufgepeppt.


    Ich finds erstaunlich, dass der Prenzlauer Berg immer noch so weit unten liegt. Die ganzen Townhouses müssen sich doch auch langsam mal in den Statistiken niederschlagen.