Stadtgespräch Berlin / dies und das

  • Ja nu, da hab ich doch glatt mal eine allgemeine Frage ;)


    Und zwar: Auf dem Berliner KuDamm, am sogenannten KuDamm-Eck (gegenüber vom Café Kranzler, Swissôtel und Concorde Hotel) gibt es einen interessanten rundlichen Eckbau, auf dem schon eine Weile Nokia-Werbung prangte.


    Hier mal ein Bild:



    Mit freundlicher Genehmigung von Bernd S., Fotocommunity
    Und noch eines von dichtem


    Kann mir jemand näheres dazu erzählen? Wann wurde der (Alt)Bau errichtet? Er scheint entstuckt zu sein, ist dem so?
    Ich habe auf neueren Aufnahmen gesehen, dass oben keine Werbung mehr montiert ist. Was prangt nun dort?


    Und: Käme dort oben nicht ein XXL-Bildschirm richtig gut, quasi als Berliner Äquivalent zum Piccadilly Circus? ;) Am Swissôtel gibt es ja auch schon einen.

  • Ein Hauch New York, Klein Paris, London- like...

    Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie der deutsche Minderwertigkeitskomplex sogar Einzug in die Werbung hält. Und das in einer Zeit wo Künstler New- York verlassen um Berlin zu "erleben" Man spricht sogar von Berlin als dem neuen Brooklin! Also Berlin, etwas mehr Selbstbewusstsein! Und was diese Tacheles Architektur angeht, passt sie in diese neue (alte) Zeit eines erstarkenden bürgertums, das sich in die vermeindlich heile Welt der Gründerzeit flüchtet! Gewiss, schön finde ich das auch, aber das ist wieder dieser kitschige Eklektizismus der schon vor 120 Jahren kritisiert wurde. Dabei hat Berlin doch so eine reiche, architektonische Vergangenheit, derer vielen Strömungen man sich bedienen könnte.

  • ^ Stimme dir vollkommen zu, ich mag die alte typisch preussische Berliner Architektur auch sehr gerne und finde es mehr als schade, dass man bei modernen Gebaeuden ueberhaupt keinen Bezug mehr auf alte regionale Stile nimmt. Das wuerde naemlich auch der so oft kritisierten Beliebigkeit entgegenwirken. Warum macht man nicht einfach ein paar Gestaltungsvorgaben, das kann doch keinem weh tun?

  • Soweit ich weiss, hatte es in den 60ern oder 70ern ne grässliche Fassade vorgeklatscht bekommen, jetzt scheint sie entfernt zu sein (schon seit längerem).


    Hier siehst du was ich meine
    http://freenet-homepage.de/UweFenk/K/IMG5.JPG
    http://freenet-homepage.de/UweFenk/K/IMG7.JPG


    (http://freenet-homepage.de/UweFenk/K/Kurfuerstendamm.htm)


    Schade das der Kurfürstendamm heutzutage nicht mehr so schön beleuchtet ist, sonst eine klare Verbesserung.

  • Es geht ja auch vor allem um private Mittel. Der Bund investiert zudem überall in Deutschland, dass er auch mal Geld in Berlin fallen lässt ist nicht wirklich eine große Tat, zumal es sich ja um die Bundeshauptstadt handelt.

    Und das auch nur mehr oder weniger aus versehen, weil durch eine Sonderreglung 1990 die 5%-Hürde aufgehoben war und die PDS somit 17 Abgeordnete in den zwölften Deutschen Bundestag entsenden durfte. 337 zu 320 Stimmen soviel war den Deutschen ihre halbe Hauptstadt wert. Die Mehrheit der ministeriellen Arbeitsplätze und die Hälfte aller Ministerien müssen ja nach wie vor in Bonn verbleiben, diese offenkundige Diskriminierung der Hauptstadt hat jetzt sogar Gesetzesrang.


    Nein, von der deutschen Politik hat Berlin noch viel viel weniger zu erwarten als von der deutschen Wirtschaft. Die Wirtschaft muss zum Teil sogar in Berlin investieren, ob sie nun will oder nicht, weil der Vertrieb nunmal nahe beim Kunden sein muss und nicht umgekehrt. Aber der Bund kennt solche Zwänge nicht und hält gegenüber Berlin die Hand auf wo es nur geht. Und dabei kommen sich manche Westdeutsche auch noch wahnsinnig großzügig vor.


    Sorry, falls sich jemand dadurch brüskiert fühlt, das Forum heisst schliesslich "Berlin talkt kontrovers".

  • @erbse
    Das Ku'damm Eck ist das Swissôtel bzw. sein Vorgängerbau, nicht dieses Haus. Ich mochte dessen Anzeigetafel immer total, bis sie irgendwann still stand und bis zum Abriss die Werbung für das Panoptikum zeigte.


    Dass diees ein entstuckter Altbau ist, dem zudem noch seine Ku'damm-typische Kuppel fehlt, erklärt sich wohl von selbst :(. Allerding ist es erträglich. Immerhin nicht einfach glatter Putz. Am störendsten finde ich die andersfarbigen Granitplatten über dem Ladeneingang. Alte Bilder kann ich leider keine finden. Würde mich auch interessieren.


    @nitsche
    Dass das Hause sone vorgehangene Fassade hatte, wusste ich gar nicht. Schrecklich! Wie dunkel der kudamm heute ist, war mir nicht bewusst. Immerhin sind aber die Peitschenmasten gegen die Schuppmann-Kandelaber ausgetausch worden.

  • Moment mal! Das Eckgebäude besaß keineswegs eine vorgehängte Fassade. Das, was man auf alten Fotos als solche zu erkennen glaubt, ist nichts weiter als der Farbanstrich vor der letzten Sanierung.


    Im Übrigen würde die Seite von Uwe Fenk zum Thema Ku'dammm-Beleuchtung etwas seriöser daher kommen, würden dort Bilder aus annähernd gleichen Positionen, bei gleichen Wetterverhältnissen und vor allem mit gleicher Belichtungszeit gezeigt werden. Sorry, aber so ist das leider noch unterhalb Springer- bzw. ND-Niveau. Vergessen sollte man auch nicht, dass überbordende Leuchtreklame heutzutage anders besetzt ist als noch vor 40 Jahren. Gewöhnlich assoziiert man mit ihr eher Örtlichkeiten des billigen Amüsements und des ungezügelten Massenkonsums, statt mit gehobenem Einzelhandel. Nicht zufällig ist auch der Times Square deutlich doller illuminiert als die unweit gelegene 5th Avenue mit ihren zahlreichen Luxusshops.

  • Guderian
    ich glaube Berlin brauch sich gar nicht von dem Bund diskriminiert fühlen schließlich hat die letzte hausgemachte Berliner Bankenkirse den deutschen Steuerzahler Millarden Beträge gekostet.
    Deshalb ist es auch nur richtig das einer Stadt die sich alle Nase lang neuerfinden muss, das Geld nicht nachgeworfen wird. Wer nicht mit Geld umgehen kann den gibt man auch kein Geld... und schon gar nicht wenn damit solche Projekte wie die neue be Berlin webside finanziert werden. Wenn es nach mir gehen würde sollte kein Pfennig (Cent) mehr als nötig Berlin in den Rachen geschaufelt werden. Da gibt es ganz andere Städte in Ost Deuschland die es nötig haben. Oder mal eine andere Idee wie wäre es mit dem Ruhrgebiet da sieht es auch nicht wirklich rosig aus. Also an alle armen Berliner warum soll es euch so viel besser gehen als den restlichen kleinen preussischen Provinzen?
    Bitte nicht übel nehmen, du weisst ja "Berlin talkt kontrovers":)

  • eine sache auf die ich mich dieses jahr eigentlich gefreut hatte, die sanierung der east side gallery, wird schon wieder verschoben weil berliner senatsverwaltungen es nicht auf die reihe kriegen papiere fristgerecht einzureichen.
    manchmal könnten einem vor frust glatt die tränen kommen in dieser stadt.


    tagesspiegel

  • Zentralismus...

    ...der ist in Deutschland sowiso undenkbar, so wie einige hier meckern, dass Berlin zu viel Geld in den A...gepumpt bekommt. Ein Hesse sieht halt eher in Frankfurt seine Hauptstadt, als in Berlin. Föderalismus ist ein typisch deutsches ding!

  • nur mal am Rande...

    auch wenn Frankfurt vielleicht die grösste Stadt Hessens ist, die Europäische Zentralbank und unser grösstes Flughafendrehkreuz beherbergt, ist die Landeshauptstadt Hessens doch immer noch das kleine, schöne, gemütliche, gründerzeitliche Wiesbaden... ;)

  • ...Ein Hesse sieht halt eher in Frankfurt seine Hauptstadt ...


    Naja, du meinest damit sicher "gefühlte" Hauptstadt. ;)
    Ist Wiesbaden nicht eh ein Vorort von FM?


    (Au weia, jetzt gibt es sicher Haue von den Hessen) :D

  • Berlin brauch sich gar nicht von dem Bund diskriminiert fühlen schließlich hat die letzte hausgemachte Berliner Bankenkirse den deutschen Steuerzahler Millarden Beträge gekostet.

    Den deutsche Steuerzahler? Guter Witz! Nee, für die Berliner Bankgesellschaft haftet einzig und allein der berliner Steuerzahler. Der deutsche Steuerzahler steckt sein Geld ausschliesslich in die Düsseldorfer IKB. Wieder eine Ruhrgebietsstadt, die sich auch mit Hilfe ostdeutscher Steuergelder saniert.

    Deshalb ist es auch nur richtig das einer Stadt die sich alle Nase lang neuerfinden muss, das Geld nicht nachgeworfen wird.

    In NRW nennt man das "Strukturwandel" und lässt sich dafür selbst beklatschen. Nur leider hat man drüben keine Ahnung, wie das mit dem "Sich-neu-erfinden" funktioniert. Deswegen versucht man es schon seit Jahrzehnten und es geht immer wieder in die Hose. Das Rumgeheule wegen der paar Nokia Arbeitsplätze war einfach unerträglich.

    Wer nicht mit Geld umgehen kann den gibt man auch kein Geld ... und schon gar nicht wenn damit solche Projekte wie die neue be Berlin webside finanziert werden.

    *einen großen Spiegel vor den Monitor halt* be teamwork be capital be ruhr hoch n :daumen:

    Oder mal eine andere Idee wie wäre es mit dem Ruhrgebiet da sieht es auch nicht wirklich rosig aus.

    Nee wirklich nich'. Da haste recht! :D :D :D

  • Düsseldorf ist "eine Ruhrgebietsstadt, die sich auch mit Hilfe ostdeutscher Steuergelder saniert"? Was soll denn diese Aussage? Zum einen liegt Düsseldorf nicht im Ruhrgebiet (jeder Düsseldorfer würde dich für diese Aussage lynchen), zum anderen ist mir nicht klar, warum eine schuldenfreie (!!!) und wirtschaftsstarke Stadt wie D'dorf mit (ost)deutschen Steuergeldern saniert werden soll.
    Ich finde es richtig, dass Berlin als Hauptstadt subventioniert wird, weil Berlin durch die Teilung seinen Rolle als Industrie- und Finanzplatz Deutschlands eingebüßt hat. Davon haben andere Regionen profitiert (München, Rhein-Main, Rhein-Ruhr, HH, Stuttgart). Trotzdem sollte man sachlich argumentieren! Immerhin sind beide Teile Berlins während der Teilung großzügig mit Geldern versorgt worden, so dass sich eine richtige Subventionsmentalität herausgebildet hat. Berliner, die nicht nur das Geld anderer Leute verbraten, sondern das dann auch noch für selbstverständlich halten, haben in den letzten Jahrzehnten nicht gerde Sympathiepunkte beim Rest der Bevölkerung gesammelt.

  • Vertigo: Sorry, wenn ich direkt darauf antworte, wird es zu kontrovers und der Bezug zu berliner Immobilien geht gänzlich verloren. Deshalb kurz zurück zur Grundthese:


    Berlin hat von deutschen Unternehmen im Bezug auf Investitionen in Grundstücke und Immobilien (und allgemein in die Wirtschaft) weiterhin nur wenig zu erwarten. Eine Vermarktung berliner Immobilien vorwiegend im Ausland reicht daher vollkommen aus. Die Ausländer sind nicht nur bereit höhere Preise zu zahlen, sie sind auch bereit überhaupt erstmal über Engagements am Standort Berlin nachzudenken. Das liegt zum Teil auch daran, dass in Deutschland Dinge vielfach noch immer nach ihrem derzeitigen Wert beurteilt werden, ohne dabei die absehbare künftige Wertentwicklung zu berücksichtigen. Viele Deutsche haben einfach keine Phantasie dafür, das Berlin auch nochmal etwas anderes sein könnte als bankrott. Das hängt wiederum damit zusammen, dass dem Berliner an sich nicht viel mehr zugetraut wird, als eine ausgeprägte "Subventionsmentalität" zu besitzen.


    Die ebenso falsche wie verbreitete Vorstellung, Berlin würde das "Geld anderer Leute verbraten" wird auch weiterhin dafür sorgen, dass von der Politik in Berlin geplante Investitionen, insbesondere jegliche Bautätigkeit mit öffentlichen Mitteln, massive Widerstände hervorrufen wird. Dabei wird Berlin jeder Cent, den der Bund für sich selbst ausgibt oder der Berlin als Bundesland von rechtswegen zusteht, der Stadt als nicht hinnehmbare Bevorzugung ausgelegt werden. Selbst halbwegs sinnvolle Maßnahmen der Bundesregierung, wie eine Zusammenführung der Ministerien in der Hauptstadt, werden dadurch be- oder verhindert. Ein stimmulierender (oder auch nur nicht hemmender) Einfluss der Politik auf die Entwicklung Berlins ist angesichts der Einstellung, die die Deutschen ihrer Hauptstadt entgegenbringen, nicht zu erwarten.


    Stattdessen kann man sicher sein, dass jede Veranstaltung, jedes Unternehmen und jeder Verband, der ankündigt aus dem Altbundesgebiet nach Berlin umziehen zu wollen, heftigen Widerspruch ernten wird. Spontane Demonstrationen gegen Zentralisierungswahn und heftiger Lobbyismus der Lokalpolitik sind das Mindeste. Im schlimmsten Fall entwickeln die verlassenen Städte langjährige Anti-Berlin-Neurosen, so geschehen beim Wegzug der Popkomm aus Köln und bei Universal aus Hamburg. Dabei schmerzt die verlassenen Städte der Aufmerksamkeits- und Prestigeverlust oft noch viel mehr, als der meist vernachlässigbare wirtschaftliche Schaden. Auch die Frechheit Berlins dem Modemessenstandort Düsseldorf Konkurrenz zu machen, hat (ganz ohne Umzug) für reichlich böses Blut gesorgt. Berlin muss daher jederzeit mit teils heftigen Retourkutschen von Jenen rechnen, die sich warum auch immer benachteiligt fühlen.


    Die Rivalitäten westdeutscher Städte mit Berlin gehen vom Gerangel um den Hauptsitz der Deutschen Bahn, dem besseren Standort für die Loveparde, bis hin zur Frage, ob Flocke niedlicher ist als Knut. Berlin und jede andere Stadt, die sich irgendwie für wichtig hält, sind automatisch Konkurrenten um Aufmerksamkeit (nicht nur die von Investoren). Deswegen hat Berlin von vornherein keine Chance "Sympathiepunkte beim Rest der Bevölkerung" zu sammeln. Was auch immer sich in Berlin tut und medial als erwähnenswerte Besonderheit betrachtet wird, fordert den Widerspruch irgendeines Fleckchens heraus, der auch ganz wichtig sein will. Berlin und die andren Städte in Deutschland sind natürlicherweise Feinde und werden es bleiben. Das ist auch ganz normal. Ich denke die folgende Definition beschreibt ganz gut das Verhältnis vieler deutscher Großstädte zu ihrer ungeliebten Hauptstadt.


    "... eine schmerzhafte, momentane oder dauerhafte Emotion, die man bei einer nicht oder nur in ungenügendem Maße erhaltenen Anerkennung (Aufmerksamkeit, Liebe, Respekt oder Zuneigung) seitens einer hochgeschätzten - vor allem geliebten - Bezugsperson gegenüber einer damit stärker Begünstigten verspürt, von der man (umgangssprachlich) ausgestochen wird. ..."

  • Das glauben wohl nur noch einige wenige weltfremde Berliner - dass andere Großstädte neidisch auf das marode Berlin sein könnten. Berlin ist den meisten ziemlich egal und die etwas übertriebene mediale Aufmerksamkeit gönnt man der Stadt in der Hoffnung auf Hilfe zur Selbsthife. Die maßlose Arroganz der Berliner sorgt allerdings immer wieder für Verwunderung :nono:

  • Bierernst, wie immer ;) Sorry, bin halt noch nicht so ganz der allgemeinen Berlin Obesssion verfallen...und ich glaub zumindest in Deutschland bin ich da nicht der einzige.