Stadtgespräch Berlin / dies und das


  • Das ist eine Riesenschlagseite der Debatte (nicht nur) hier im Forum: Dass es immer um Leute geht, die entweder 600.000 Euro für 90 Quadrameter Neubau ausgeben können (und wollen), oder um Hartz IV-Empfänger, die auf Wohngeld angewiesen sind. Ausgeblendet bleiben diejenigen, die das Gros der Bevölkerung stellen, die ganz normal arbeiten gehen und ein Drittel ihres Einkommens für eine halbwegs zentral gelegene Mietwohnung ausgeben können. Für diese Leute wird die Luft immer dünner, und das ist für mich das Hauptproblem.


    Das ist in meinen Augen eine unbelegte Behauptung. "Normalverdiener", da bewegen wir uns wohl im Bereich des Berliner Durchschnittslohnes können sich durchaus noch Wohnungen leisten. Es ist auch nicht wahr, dass derzeit fast nur für Bonzen gebaut wird.


    Keine Lösung bietet hier das Mantra, wonach der "normale Markt" die Lösung sei und die Aufgabe der Politik darin bestehe, Investoren den Weg frei zu machen. Die massenhafte Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen generiert nämlich von sich aus kein entsprechendes Angebot - einfach weil die freie Wohnungswirtschaft mehr verdienen kann, wenn sie ein Angebot schafft, das für die meisten Mieter eben nicht bezahlbar ist.


    Wie das? Seit wann werfen unverkaufte oder unvermietete Wohnungen denn Geld ab? Sicher bedarf es hier wie überall einer gewissen Steuerung zum Auffangen von Extremen aber mehr Markt im Wohnungsbau könnte wirklich nicht schaden. Da muss man sich halt auch mal die Frage gefallen lassen, ob jede seltene Tümpelkröte oder Fledermaus ein Grund ist, Millioneninvestitionen aufzuhalten. Zumal die Fledermaus am nächsten Windrad, das sie passiert, ohnehin passé ist...

  • Dann machen Sie sich doch mal den Spass für eine alleinerziehende Krankenschwester ( ein verantwortungsvoller Beruf mit anspruchsvoller Ausbildung) und einem Nettoeinkommen von ca. 1800 Euro monatlich eine Wohnung in Charlottenburg im Internet zu finden: Heisst dann die Wohnung darf höchstens 600 Euro warm kosten. Dafür gibt es derzeit genau 9 Wohnungen mit 1 (!) Zimmer und 36 bis 40 qm Grösse. Von den 9 Wohnungen werden 6 ausschließlich an Singles vermietet...

  • ^ Vor ein paar Jahren wurde hier ein Berliner Wohnkonzept veröffentlicht, bei dem es hiess, es gebe kein Recht auf einen bestimmten Stadtteil (wenn ich mich nicht irre, die Aussage war von einem der Grünen?). Charlottenburg gehört mW zu den nobelsten Berliner Stadtteilen. Vielleicht könnte sich die zitierte alleinerziehende Krankenschwester mit 1800 EUR netto mit einem weniger begehrten Stadtteil begnügen?


    Ich kenne keine Person, die meinen würde, etwa unbedingt in Düsseldorf-Oberkassel, dafür aber billig wohnen zu müssen - für billig zieht man woandershin.

  • ^Ah ja? Und wo soll denn billig Ihrer Meinung nach sein? Es gibt kaum noch etwas billiges. Aber klar, der Markt regelt alles. So wie in den Londoner Innenstadt.

  • ^^
    @ Bau Lcfr: Und genau das ist nicht zu vergleichen. Das Oberkasseler Viertel in Düsseldorf ist ein Nobelviertel, Charlottenburg alleine zählt 130.000 Einwohner die teilweise in noblen Vierteln wohnen aber nicht jeder Charlottenburger ist mit dem Champuskelch in der Hand aufgewachsen.
    Die zitierte Krankenschwester möchte evtl. innerhalb von 30 Minuten bei ihrer Dienststelle sein und Charlottenburg ist gross!


    Sicher hat niemand ein Anrecht darauf direkt am Brandenburger Tor, dem Checkpoint Charlie oder am Humboldtforum wohnen zu müssen aber innerhalb eines Bezirkes wie Charlottenburg sollte das möglich sein


    Sicher, Sie können der berufstätigen Mutter auch zumuten 1 Stunde zur Diensstelle anzureisen, das macht dann bei einer Nachtarbeit 11 Stunden Nachtwache plus 2 Stunden Dienstweg.


    Alles klar...

  • ^ In Oberkassel wohnen mit 18 Tsd. EW ca. 3% der Stadtbevölkerung, das ist ungefähr die gleiche Größenordnung wie 130 Tsd. auf Gesamt-Berlin bezogen. Eine Stunde Arbeitsweg pro Richtung habe ich selber (dafür kann ich billig wohnen, im nicht so stark begehrten Haus aus den 1950er Jahren), das müsste also zumutbar sein - meiner Erfahrung nach kann man mit den Berliner U-Bahnen/S-Bahnen sogar schneller unterwegs sein, wenn man nicht zu weit vom ÖV-Netz zieht. Die preiswerteren Stadtteile gibt es übrigens mW im Berliner Osten.

  • Die "alleinerziehende Krankenschwester" löst auffällig häufig den früheren "Stahlkocher" in sozialromantischen Diskussionen linker Bildungsbürger über "die da unten" ab. Ich bin bei einer alleinerziehenden Krankenschwester aufgewachsen und als solche arbeitet sie immer noch. Und das Problem ihrer jüngeren Kollegen ist nicht der Wohnungsmarkt, sondern, dass diese von einer unbefristeten Anstellung im öffentlichen Dienst für 1.900 Netto, wie meine Mutter das noch hat, nur träumen können.


    Armutseinkommen und unsichere Anstellung ist das virulente Problem in Berlin. Und das kriegt ihr nicht mit ein paar öffentlichen Wohnungen hier und dort in den Griff. Dazu müsste das Land Berlin, als der größte Arbeitgeber der Stadt, anfangen zB wieder konsequent nach ÖD Tarif einzustellen und zu bezahlen. Es spottet jeder Beschreibung, dass in Berlin immer so getan wird, als seien wir ein linkes Nest, aber zehntausende Beschäftigte des Landes und Betrieben des Landes werden im Vergleich zur bösen, konservativen Hochburg Bayern skandalös angestellt und bezahlt. Auch dazu gab es nix konkretes von RRG.


    Und eure alleinerziehende Krankenschwester pfeift auf 100€ weniger Miete in der öffentlichen Wohnung, wenn sie mit 1.300 € inklusive Schichtzulage Heim geht. Die hätte auch lieber 1.900 € und dafür eine ungeförderte Wohnung.

  • Charlottenburg gehört mW zu den nobelsten Berliner Stadtteilen. Vielleicht könnte sich die zitierte alleinerziehende Krankenschwester mit 1800 EUR netto mit einem weniger begehrten Stadtteil begnügen?


    Schau Dir mal die westliche Kantstraße an, und dann erzähl' mir was von "nobelstem Stadtteil". Es stimmt schon, dass die Gegend um den Kurfürstendamm in einer anderen Liga spielt, aber im wesentlichen ist die Entwicklung innerhalb des S-Bahnrings überall dieselbe. Teile Neuköllns, des Weddings oder Moabits hängen noch hinterher, aber sie holen sehr schnell auf.


    Diese ewige Es-gibt-kein-Recht-auf-Stadtteil-X-Litanei geht immer von statischen Verhältnissen aus: In X wohnen die Reichen, in Y die Mittelschicht, und Z ist selbst für die Armen erschwinglich. Tatsächlich gibt es aber eine Dynamik, die Y und Z nicht "nobler", aber ständig teurer macht. Beispiel: Freunde von mir zahlen für ihre Dreizimmer-Altbauwohnung in Charlottenburg 1.100 Euro warm. Geht gerade so. Nun ist aber der Hausbesitzer gestorben und die Erben haben an einen Immobilienfond vertickt. Der wird im Laufe des Jahres irgendwas renovieren lassen, damit er die Mieten neu festsetzen kann, und dann wird von den 20 Parteien im Gebäude vielleicht noch die Hälfte bleiben können - und der Mietspiegel für die Gegend steigt gleich mit. Wenn man diese Entwicklung über die nächsten zehn Jahre weiterdenkt, dann wird es mit lebendigen Stadtteilen im Berliner Zentrum bald vorbei sein.


    Das Problem ihrer jüngeren Kollegen ist nicht der Wohnungsmarkt, sondern, dass diese von einer unbefristeten Anstellung im öffentlichen Dienst für 1.900 Netto, wie meine Mutter das noch hat, nur träumen können.


    Das "nicht" ist völlig unangebracht. Sinkende Löhne (bzw. Jobsicherheit) und steigende Mieten kommen zusammen und potenzieren sich. Ich selbst verdiene nicht schlecht (knapp über Durchschnitt), habe aber wegen einiger arbeitsrechtlicher Haken stets einen befristeten Arbeitsvertrag. Selbst wenn ich wollte, könnte ich keinen günstigen Kredit aufnehmen und es mit Wohneigentum versuchen. Und so geht es halt immer mehr Leuten - was schlicht mit der Veränderung der Wirtschaftsstruktur in den letzten Jahrzehnten zu tun hat und in absehbarer Zeit nicht besser werden wird.


  • Wenn man diese Entwicklung über die nächsten zehn Jahre weiterdenkt, dann wird es mit lebendigen Stadtteilen im Berliner Zentrum bald vorbei sein.


    Sind Leute mit hohen Einkommen nicht lebendig?
    Oder ist das Underdog-Romantisierung?


    Berlin ist trotz aller Entwicklungen zu arm, alsdass es zu einem Szenario wie in London oder Paris kommen kann. Das größte Problem in Berlin ist nicht die durchschnittliche Miete, sondern der Mangel an mietbaren Objekten. Der Immobilienmarkt funktioniert in der Preisbildung aber gerade in Berlin stark angebotsgesteuert. Alle abstrakt geäußerten Befürchtungen bzgl einer möglichen Zukunft ändern nichts daran, dass der Senat ganz praktisch mehr Bauland ausweisrn muss. Und zwar ohne 10 Jahre Diskussionen und Stuhlkreise. Wenn die Verwaltung sich anstrengt geht es mit neuer Ausweisung und Baugenehmigung trotzdem nicht unter 2 Jahren bis zum Baubeginn. Und dann noch mindestens ein Jahr Bauzeit. Selbst wenn der Senat also alles daran setzen würde wären zusätzliche Wohnungen nicht vor 2020 bezugsfertig. Bisher braucht Berlin übrigens alleine für einen neuen Bebauungsplan gute 3 Jahre.


    Das zeigt einfach, dass das ewige Zerquatschen, wie man das in Berlin gewohnt ist, ein Luxus ist für den keine Zeit ist. Am 18. September 2016 wurde in Berlin gewählt. Jetzt ist schon 2017 und außer der Causa Holm hat RRG noch keine konkreten Schlagzeilen produziert. Man denkt immer noch alle Zeit der Welt zu haben und verteilt hier und da bischen sozialistische Rhetorik und Kapitalismuskritik als Beruhigung. Dazu noch die Veränderungssperre in der Wilhelmstraße als homöopathisches Placebo. Gefühlte Baupolitik.

  • Dann machen Sie sich doch mal den Spass für eine alleinerziehende Krankenschwester ( ein verantwortungsvoller Beruf mit anspruchsvoller Ausbildung) und einem Nettoeinkommen von ca. 1800 Euro monatlich eine Wohnung in Charlottenburg im Internet zu finden: Heisst dann die Wohnung darf höchstens 600 Euro warm kosten. Dafür gibt es derzeit genau 9 Wohnungen mit 1 (!) Zimmer und 36 bis 40 qm Grösse. Von den 9 Wohnungen werden 6 ausschließlich an Singles vermietet...


    Wenn ein Viertel voll ist, dann ist es nun mal voll. Charlottenburg hat jetzt nicht mehr so viele Baulücken und ja, da gehen wir schon in höhere Preislagen. Aber das kann man schlichtweg nicht verhindern, es sei denn, wir führen fürs Wohnen den Sozialismus wieder ein. Die einzige Lösung ist hier neu bauen, neue Viertel erschließen.

  • Neu bauen ist nötig aber nicht die einzige Lösung.
    Ich würde es nicht als Sozialismus bezeichnen wenn man die Spekulation internationaler Firmengeflechte mit Wohnungen und Häusern einschränkt. Es sind ja oft Gebäude die schon längst abbezahlt sind und instand gehalten werden müssen. Trotzdem steigen die Preise immer weiter. Verdient wird am Kauf und Wiederverkauf ohne das Steuern gezahlt werden.

  • ^sorry, aber "das ist nicht die einzige Lösung" kannst du zu ALLEM sagen. Und damit verlieren wir uns wieder im Ungefähren und in Allgemeinplätzen.
    Echte Spekulation ist ein klares Minderheitenproblem und der Landesgesetzgeber hat da ohnehin kaum echte Handhabe. Das haben ja nicht zuletzt die entsprechend bekannt gewordenen Fälle in der Vergangenheit gezeigt. Wer sich nur dreist genug verhält, dem ist kaum wirksam beizukommen.


    Die Hauptaufmerksamkeit darf nicht auf der Ausnahme liegen, sondern auf dem Regelfall. Der ist, dass es schlicht zu viele Interessenten für zu wenige Wohnungen gibt. Wenn man jetzt das Pferd von Hinten aufzäumt und der Betroffenheitskultur die größere Bedeutung einräumt und Symbolpolitik betreibt, im größten Bemühungen um Einzelfallgerechtigkeit, dann negiert man die Probleme der Masse und wird am Ende vermutlich auch mit dem Streben nach absoluter Einzelfallgerechtigkeit keinen Erfolg haben.


    Ich bin ein großer Freund von Max Weber und seiner Differenzierung in Gesinnungs- und Verantwortungsethik. Die politische Mentalität in Berlin ist ein Paradebeispiel für Gesinnungsethik. Und wie Max Weber dazu pointiert bemerkte beruht diese auf der "Romantik des intellektuell interessanten", die "irrationale Taten" bewirkt und die Welt moralisierend in "Gut und Böse" einteilt. Das führt zum Diktum, dass "aus Gutem nur Gutes und aus Bösem nur Böses" käme, dabei ist oft das Gegenteil der Fall. "Wer das nicht sieht, ist in der Tat politisch ein Kind", meint Max Weber (Politik als Beruf, 1919).


    Und verdammt, vieles was so in Bürgerversammlung rührig und in den besten Absichten, aber total den Problemen der Masse vorbei, diskutiert wird, das ist gut gemeint, führt aber zum blanken Gegenteil.


    Oder ganz simpel gesagt:
    wir versuchen es jetzt seit 10 Jahren so, wie es die Vorbeter von RRG auch jetzt wieder vorschlagen. Mehr von dem, was uns die aktuellen Probleme beschert hat. Wie wäre es, wenn wir es einfach mal anders versuchen? Neue Stadtviertel im großen Stil, keine Nachverdichtung im letzten Hinterhof, den privaten Sektor im großen Stil machen lassen und nicht jedes bischen behördlich regeln wollen (was am Ende dazu führt, dass mitunter Investoren "hinschmeißen" und keinerlei Wohnraum errichten, wie kürzlich im Bereich Mediaspree, wo dem Staat die Sozialwohnungsquote von 30 % nicht ausreichte und noch unbedingt eine Kita mit in den neuen Block rein sollte - also lässt er es jetzt ganz und baut Büros).


    Staatlichen Rahmen setzen, Anreize setzen, Hand in Hand mit dem privaten Sektor, nicht gegen ihn. Das ist im Übrigen all das, was auch die große Wohnungsnot vor ungefähr 100 Jahren effektiv bekämpfte. Die Stadt einfach massiv in die Fläche expandieren, neue Stadtteile - der Staat baut neueste Infrastruktur, die Privaten errichten die Häuser für die Menschen.

  • Wenn ein Viertel voll ist, dann ist es nun mal voll.


    Ach guck an, werden es denn immer mehr Menschen? Ich dachte immer gelegentlich stirbt auch mal einer oder zieht woanders hin. Komische Logik...


    Ich habe auch den Eindruck, dass es innerhalb des S-Bahn-Rings immer teurer wird. Als ich 2008-2009 ein Jahr im Ausland war, wurde meine Wohnung in diesem Zeitraum (ohne jeglich Renovierung o.ä.) 150 Euro teurer.


    2009 mietete ich daher eine neue, teurere Wohnung im Prenzlauer Berg, in der ich immer noch wohne. Da ich gern umziehen möchte habe ich die Preise verfolgt: Meine derzeitge Wohnung wird derzeit um etwa 300 - 400 Euro mehr vermietet.


    Eine für mich passende Wohnung könnte ich mir per Neuvermietung nicht mehr im S-Bahn-Ring leisten und ich denke nicht dass ich Geringverdiener bin.


    Und das liegt nicht daran dass auch der Prenzlauer Berg "eben voll" ist wie offenbar Charlottenburg, sondern dass die Mehrzahl der Wohnungen
    a) so hochpreisig geworden ist, dass auf 100 m² eher eine wohlhabende Person wohnt als drei arme und daher einfach viel weniger Leute unterkommen
    b) die Wohnungen allgemein durch Zusammenlegungen immer größer werden, so dass bestimmte Gruppen (Renter, Sozialleistungsbezieher etc.) per se raus sind
    c) Sehr viele Wohnungen als Investitionsobjekte oder nur zur sporadischen Nutzung erworben wurden. Als ich am 1. Weihnachtsfeiertag gegen 19.00 Uhr nach Hause kam, waren von den 32 Wohnungen in meinem Block genau 2 (!) erlechutet, u.a. meine. Alle anderen Nachbarn waren "heim" zur Familie gefahren oder sind eh nur an wenigen Wochen da.


    Unterm Strich wird denjenigen die ihn am dringendsten brauchen effektiv nutzbarer Wohnraum sukzessive entzogen. Und das mag zwar marktwirtschaftlich sein, aber auch antisozial.

  • Die Preissteigerungen liegen selbstverständlich daran, dass die attraktiveren Lagen "voll" sind. Und dann greift das altbekannte Nachfrage-Angebot-Schema. Die nehmen die Mieten, weil sie sie nehmen können und die Wohnung trotzdem genauso gut vermietet bekommen. Das wäre anders, wenn mehr gebaut werden würde. Sei es weiter draußen. Dann überlegt jeder normale Arbeitnehmer, was sich mehr lohnt, mehr pendeln oder höhere Miete. Da wird unbewusst einbezogen, was Pendeln an Geld und Lebensqualität kostet Vs. was die Wohnung mehr kostet usw., der Mensch ist durch und durch ökonomisch in seinen Entscheidungen (ökonomisch ungleich monetär, Lebenszeit hat genauso einen Wert, u. v. m.). Und da gibt es dann Preiswiderstände die entstehen. Umso weniger Alternativen es gibt, desto mehr werden die Leute in diesen Abwägungen bereit sein als Miete zu tragen und umgekehrt. Der Mietmarkt in Berlin ist ein Gesamtmarkt. Es gibt keine getrennten Mietmärkte in Charlottenburg, Prenzlauer Berg, usw. Das einzelne "Produkt Wohnung" mit seinem Einzelpreis und dem Preisbereich verwandter "Produkte" in der Umgebung ist und bleibt Teil eines Gesamtmarkts Berlin.

  • Wenn ein Viertel voll ist, dann ist es nun mal voll. Charlottenburg hat jetzt nicht mehr so viele Baulücken und ja, da gehen wir schon in höhere Preislagen.


    Bei dieser Einstellung und in aller Konsequenz hiesse das in Zukunft dass alle Arbeiter und Angestellten aus Dienstleistungs- und Sozialberufen JWD wohnen um nur in die teuren Stadtinnengebiete zu pendeln um dort für die Bessergestellten ihren Luxustandard zu sichern. Da bin ich aber froh dass ich von der Krankenpflege in die Forschung gewechselt habe sonst dürfte ich, wie sich das einige hier vorstellen, in ein paar Jahren in nem 1 Zimmerappartment in Oberschöneweide wohnen, bei Nacht und Nebel und Schnee und Eis zur Seniorenresidenz in den Grunewald pendeln um dort reichen alten Gelds.... ihre Ä.... zu wischen und darf noch froh sein wenn ich mir für meinen Lohn ab und an Filterkaffee leisten kann ( vom Lidl, nicht ausm Kranzler natürlich).
    Mann da gings ja den Hausangestellten im Kaiserreich noch Gold die bei ihrer Herrschaft wohnen durften!!!


    Achtung: Ironischer Beitrag! :)
    Polemik, och ja....gerne :)

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  • ^das würde bedingen, dass alle Menschen geil darauf sind, in der Innenstadt zu leben. Das ist aber mitnichten so! Oder glaubst du die Leute in Zehlendorf können sich einfach die Wohnung im Hansaviertel nicht leisten? :lach:


    Seniorenresidenz in den Grunewald pendeln um dort reichen


    PS: du sagst es ja selbst, die Reichen im Grunewald. Grunewald ungleich Innenstadt. Noch weiter außerhalb der Innenstadt als Grunewald und du bist auf den Rieselfeldern und dann in Brandenburg.


    Es ist doch einfach Unfug, ganz realer Unfug, dass sich Berlin sektoral so einteilt, dass im Zentrum die Reichen wohnen und je weiter am Stadtrand, desto mehr sozial Schwache und es eine Zumutung ist, nicht in der Innenstadt wohnen zu können, eine soziale Ungerechtigkeit, Anlass für einen neuen Klassenkampf und was weiss ich nich alles. Ich weiss echt nicht mehr worüber ihr hier eigentlich diskutiert. Bis vor wenigen Jahren konnten in Deutschland die Leute gar nicht weit genug aus den Innenstädten rausziehen, da blieben nur sozial Schwache und gewisse Milieus noch bevorzugt in den Innenstädten. Das hat sich zum Glück wieder geändert und es gibt eine stärkere Mischung. Das Verschwinden der Monokultur des Prekariats in den Innenstädten passt vielen dann aber auch wieder nicht. Ja, die Innenstadt gehört nicht nur den Reichen. Aber bestimmt auch nicht nur den unteren Einkommensgruppen, Studenten und Leistungsbeziehern. Was manche gerne als "soziale" Stadtplanung verkaufen würden, den sozial Schwachen stets Vorrang einzuräumen, ist letztlich auch nur Klientelpolitik.

  • Pumpernickel, es ging darum dass in der Diskussion Forumsmitglieder einen Bezirk wie Charlottenburg als geschlossenes Stadtviertel ansehen was eben mit nichten so ist! Und meine Rede ist ja dass es sehr wohl innerhalb der Bezirke eine soziale Durchmischung braucht!

  • Soziale Durchmischung kann man nicht verordnen. Wenn es wie in Charlottenburg nie eine großartige Abwanderung gab, da die Gegend eigentlich immer recht begehrt war, dann verfestigt sich ein Milieu nunmal. Das ist völlig natürlich. Es wird auch immer begehrtere und weniger begehrtere Wohnlagen geben, die sich preislich unterscheiden - ebenfalls normal.

  • Tagesfazit: Die (Innen-)Stadt ist voll, soziale Segregation via Markt ist ein Naturphänomen (früher sprach man vom Recht des Stärkeren), und wer politisch steuernd eingreifen will, ist Sozialromantiker, Gesinnungsethiker und dumm (weil er das wundersame Wirken der Invisible Hand in ihrer ganzen Erhabenheit nicht begreift).


    Wir könnten den Streit jetzt noch zehnmal durch den Wolf nudeln – und werden das sicher auch noch oft genug tun –, aber für diese Runde habe ich genug und klinke mich aus. Gute Nacht, allerseits...