@PhillippK:
Na, ich denke was die grundsätzlichen politischen Orientierungen angehen, werden wir wohl nicht so schnell zusammenkommen, aber immerhin weiß ich jetzt, daß auch "knüppelhart Neoliberale" mal eine Punkfestivalvergangenheit hatten und am 1.Mai regelmäßig nach Berlin gefahren sind (was hast du denn da gemacht?)...;)
Der Ausgangspunkt der ganzen Diskussion war letzten Endes ja auch nicht, ob Farbbeutel und brennende Autos geeignete Mittel des Kiezkampfs sind, sondern ob ein wie auch immer geartetes Eingreifen in den Wohnungsmarkt seitens des Staates als Mittel der Stadtentwicklungspolitik wünschenswert ist, sei es als sozialer Wohnungsbau, sei es mit anderen Instrumenten...
Da ich nicht an die These glaube, der Markt sei ein hinreichendes Instrument der Stadtentwicklung (vor allem nach den Geschehnissen der vergangenen 12 Monate fällt es mir noch viel schwerer an die Rationalität von Märkten und das segensreiche Wirken der "unsichtbaren Hand" zu glauben) halte ich ein solches Eingreifen für notwendig und legitim, auch wenn du dies wahrscheinlich anders siehst...
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Stadtgespräch Berlin / dies und das
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Zum ersten Mai bin ich immer gepilgert, weil da beim MyFest immer ganz gute Musik war. Mag halt Punk und Ska und so und das wird ja auch vom linken Spektrum gerne gehoert. Habe daher solche Diskussionen auch immer wieder. Irgendwie sind meine Freunde daheim in Deutschland naemlich alles rote Socken.
Und Force Attack (dat Punkfestival) war einfach nur geil...ein verlaengertes Wochenende Anarchie braucht man einfach mal.Mit der Marktentwicklung und der "unsichtbaren Hand": Gerade im Hinblick wird oft missachtet oder gar verschwiegen, dass die ganze Subprime - Krise und somit auch die Immobilienblase, die ja Ursache und Ausloeser der Krise waren, von der US - Regierung verursacht wurden. Schon kurz nach der Jahrtausendwende wurden Gesetze durch den Kongress gepeitscht, das die Kriterien zur Kreditvergabe runter setzte und Immobilienfinanzierer zusaetzliche Incentives gab risikoreiche Finanzierungen rauszugeben. Zudem wurden langfristig die Zinsen auf einem niedrigen Niveau gehalten und durch immer neue staatliche konjunkturelle Massnahmen, die kuenstliche Nachfrage nach Immobilien geschaffen und somit die Blase gefuettert.
Was will ich damit sagen? Natuerlich haben auch fragwuerdige, unethische Managementpraktiken diese Krise mitausgeloest, aber der Staat hat seinen entscheidenden Beitrag dazu ebenso geleistet und somit meiner Meinung nach das Recht auf den grossen Lehrmeister genau so gut verspielt. (Das alles gemuenzt auf die USA...wir sind eh nur Anhaengsel derer Krise gewesen.)Fazit: Egal ob freier Markt oder Staat - Patentrezepte hat keiner von beiden. Daher poche ich dann doch lieber auf meine Freiheit und meinen Drang nach Individualismus und Freizuegigkeit und bevorzuge den freien Markt.
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Hass macht hässlich.
Egal wie oft ich von sowas höre es regt mich jedesmal neu auf dass sich Leute die Gewalt anwenden als "Linke" bezeichnen. Billiges Feigenblatt für hasserfüllte dumpfe Gewalt. Pazifismus ist ein zentraler, wenn nicht der zentralste, linker Wert.
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Dem würde ich nicht unbedingt zustimmen. Nicht umsonst bezog sich die frühe politische Linke auf den Aufruf Georg Büchners "Friede den Hütten! Krieg den Palästen!"
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So, ist es die Linke mag zwar in der Theorie noble Ziele verfolgen in der Umsetzung sieht die Sache dann anders aus. Beispiel gibt es genug, von der russischen Revolution, bei der es einen Klassenkampf gab bei dem die russische Ober- und Mittelschicht entweder ermordet oder in Gulags gesteckt wurden, bis zu den Roten Khmer die ein Viertel der eigenen Bevölkerung ermordete.
Auch bei uns empfinde ich die Ausdrucksweise linker Politiker und Journalisten ebenfalls durchgänig militanter als die der Konservativen. Auch im jetzigen Wahlkampf ist mir aufgefallen, das Wahlplakate der FDP und CDU weitaus häufiger mit Schmierereien bedacht waren, als die der linken Parteien.Auch die Wahlkampf-Slogans der Linken sind durchgänig militanter:
Beispiel: "Reichtum besteuern"
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Die linke Szene dient halt größtenteils als Sammelbecken für allerlei verzweifelte Existenzen - genauso wie die rechte Extreme. Mich wundert's nicht was dabei rauskommt. Traurige Sache wenn ich mir Typen wie diesen Tim Laumeyer ansehe der sich unverholen vor die Kamera stellt und diese Gewalt offen gutheißt und dafür nicht mal verbal verurteilt wird.
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"Linke" und "Revoluzzer" sind nicht das selbe.
Zum Beispiel wollen Sozialdemokraten nichts "geschenkt" haben, im Sinne von "Take it from the rich", sondern die wollen sich alles mit eigener Hände Arbeit erarbeiten - daran aber auch einen gerechten Anteil haben und gleiche Chancen im Leben haben. Aufstieg durch Bildung als Stichwort. Nicht durch "ich nehm es mir von den Reichen". Das ist keine Ideologie sondern...Faulheit?! Zudem ist es ein altes Paradoxum solcher Leute zum einen die "Reichen" für eine unterstellte Selbstbedienermentalität anzuklagen aber sich umgekehrt, wenn sich die Gelegenheit bietet, exakt genauso zu verhalten. Keine Ahnung wie man es nennen will, das als "Links" zu bezeichnen ist ebenso nur ein Feigenblatt um die niederen Motive zu verschleiern.Linke wurden im 19. Jahrhundert noch als "Aufklärer" bezeichnet, bis sich diese Ideologien wie Kommunismus, Sozialismus, Faschismus etc. in heutiger Form herausgebildet haben. Darum ist Pazifismus ein linker Kernwert, da Pazifismus intellektuell (>aufklärerisch) ist - man muss nachdenken, diskutieren, sich einigen. "Erst schießen und später fragen" konnten schon die Höhlenmenschen, das ist keine progressive Gesellschaftsentwicklung. Darum ist auch die Demokratie ein linker Kernwert, denn für Linke steht kein Mensch über dem anderen - auch nicht der "Proletarier" über dem "Großkapitalist" (aber natürlich auch nicht umgekehrt). "Augenhöhe" und "Gleichwertigkeit jedes Individuums" (und seiner Meinung) also, während zB der Kommunismus dezidiert das Individuum nicht anerkennt und auch nach dem Motto verfährt "Das Interesse vieler wiegt schwerer als das Interesse Einzelner oder gar eines einzigen Menschen". In der Demokratie ist das anders, da darf nicht "aufgerechnet" werden - darum verstößt es zB auch gegen das Grundgesetz eine von Terroristen gekaperte Passagiermaschine "abzuschießen" in der Kalkulation dadurch mehr Menschenleben am Boden - durch Vereitelung eines Anschlages - retten zu können. Niemand ist legitimiert so eine Abwägung zu treffen, als "Gott" über Leben und Tod zu entscheiden. Darum auch keine Todesstrafe, darum ist auch Pazifismus ein linker Kernwert, das gleiche gilt nämlich für alle Formen offensiver Gewalt. Sei es "Straßengewalt" oder Krieg.
Naja, das ist kein philosophisches Forum hier... ich habe nur das Bauchgefühl dass die vermummten Milchbubis die gerne Steine werfen all diese Dinge gar nicht bedenken - oder überhaupt wissen - sondern das eben einfach als Vorwand benutzen. Es klingt halt besser und fühlt sich für die wohl auch besser an sich als "politische Kämpfer" darzustellen, als Rebell, anstatt einfach nur als Kriminelle - welche die halt nun einmal sind. Das will ich denen nicht durchgehen lassen, denn ich bin aus Überzeugung "Linker".
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Wahnfried:
Was soll daran militant sein, die Besteuerung von Reichtum zu fordern?
bayer: Pazifismus ist schön und gut, aber es gibt historische Lehrstücke dazu, die eine Warnung davor sein sollten, ihn zum unverhandelbaren Dogma zu erklären.
Der Hitlerfaschismus wurde bestimmt nicht dadurch besiegt, daß man ihn mit Wattebäuschchen beworfen hat...
Faschismus darf immer mit Gewalt bekämpft werden. -
Urbanist, zunächst mal nur um was klarzustellen ich bin Arbeitnehmer, würde mich auch nicht als Reich einstufen. Jedoch finde ich als Wahlaussage Reiche höher zu besteuern schon militant. Bestrafen ist immer militant. Will man den Reichen vorwerfen reich zu sein?
Die Linke schafft ein Feindbild und das ist der erste Schritt zur Militanz.
Als Beispiel: Es gab mal so ein Aufruf der Linke gegen eine Anti-Islam-Konferenz in Köln. Im Prinzip ein nobles Ansinnen. Jedoch was wurde daraus? Der Linke Mob hatte gleich jeden auf der Straße angehalten und bedroht der nicht in ihr Schema passte. -
Na ja, daß hohe Einkommen höher besteuert werden als niedrige (so sich diese nicht der Besteuerung entziehen) ist ja jetzt schon der Fall; das gilt allerdings nicht für Vermögen, und ich denke, daß die Linke ihrer Forderung nach einer Vermögenssteuer eben einen gewissen spin geben wollte...
Außerdem haben sie in einem anderen Teil der Kampagne doch auch "Reichtum für Alle" gefordert...;)
Ich glaube man sollte das nicht auf die Goldwaage legen... -
Spricht sich das mit den Brandanschlägen nicht schon langsam rum? Wer will schon an solch einem Standort investieren?
Aus Luisenstadt-Thread hierher verschoben. Wenn es danach ginge, dann dürfte man fast in der gesamten Innenstadt nicht mehr investieren.
Bato -
... Art Gates Communities
Naja - immer noch besser als Bill Gates Communities!Aber im Ernst:
Daran sind die Berliner selbst schuld.
Nirgendwo in der Republik wird dem ranalierenden, an jede Ecken pissenden, Graffitis sprayenden und Autos abfackelnden Gesocks so viel Spielraum eingeräumt wie in Berlin.
Gerade jetzt im Winter finde ich die Stadt in vielen Bereichen kaum erträglich.
Die architektonische Antwort sind verrammelbare Erdgeschosse, Zäune und bewachte Tore.
Schlimm - aber selbst verschuldet. -
Meine Meinung zu dieser Problematik:
Die "einfachen Leute" sind da meist sehr viel besonnener und würden vor allem die Umgebung in der sie Leben nicht auch noch mit Absicht verschandeln. Irgendwelchen zugereisten Studenten aus der schwäbischen Provinz ist das egal, aber Leute die im Kiez aufgewachsen sind stören sich an sowas - auch und gerade die "Hartz 4 Empfänger" die aufgrund von Geldmangel darauf angewiesen sind ihre Freizeit in Parkanlagen etc. vor Ort verbringen zu können, die auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen sind und gerne auf nicht aufgeschlitzten Polstern Platz nehmen würden. Gerade diesen kleinen Leuten unterstellt man aber latent dass diese für den "Verfall" des öffentlichen Raumes verantwortlich seien.
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^ Na da haben sich ja zwei gefunden. Eure Beiträge strotzen nur so vor Allgemeinplätzen, Vermutungen, Behauptungen uswusf. Woher ihr das Wissen nehmt, würde mich dann schon einmal interessieren. Von halbjährlichen Berlinbesuchen? Dass eventuell ganz unterschiedliche Personenkreise in die Ecke pissen, Graffitis sprayen, Autos abfackeln oder Sitzpolster aufschlitzen, könnt ihr euch sicherlich nicht vorstellen. Die laufen dann sicherlich alle unter "Gesocks", weil es euch die Argumentation so schön einfach macht. Berlin muss nicht unbedingt zur westfälischen Beamtenstadt oder zum bayerischen Kleinkleckersdorf werden, nur damit sich der Berlinbesucher hier wohler fühlt.
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Sich über "Allgemeinplätze" beschweren und von "westfälischen Beamtenstadt" und "bayerischen Kleinkleckersdorf" schreiben.
Diese Mechanismen sind in jeder Stadt die gleichen, sogar in westfälschen Beamtenstädten (was das auch immer sein soll). Oder glaubst du dass in Berlin eine andere Spezies heimisch ist? Homo Berlinus? Ein runtergekommenes Stadtbild zum Prädikat einer Metropole zu stilisieren verfängt nicht, egal wie oft Berliner sich dazu versteigen mögen um dieses Problem sogar in ein "Asset" umzudeuten. Geh mal in's 10x größere Tokio, da ist's sauberer.
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^ Die Mechanismen mögen die gleichen sein, die Personen sind aber nicht die gleichen. Der Tourist, der beim Pub-Crawl in den Hauseingang pinkelt ist sicherlich nicht der gleiche, der an die nächste Hauswand sprüht oder Fensterscheiben in der Bahn zerkratzt. Quatsch ist es auch vom kleinen Mann oder vom Zugezogenen zu sprechen! Ich kenne genug Berliner Jungs die selbst sprühen, manche Akademiker, manche Arbeitslose ohne Schulabschluss - alle miteinander befreundet. Wer hier nur von außen zuguckt sollte vielleicht etwas vorsichtiger formulieren.
Richtig ist schon eher, was Reinhard meint: Berlin ist einfach zu lacks in der Ahndung solcher Taten. Seit 2006 gibt es zum Beispiel kein Gesetz mehr, welches den Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit regelt. An die ewige Graffiti Diskussion kann ich mich auch noch erinnern (danach begannen alle Postaufkleber zu bemalen, die lassen sich nämlich angeblich wieder entfernen - Tatbestand dann nicht mehr Sachbeschädigung). Einen wirklichen Plan zur Verbesserung hab ich aber auch nicht. Am besten wären die meisten Leute wohl mit einer ordentlichen Beschäftigung bedient...nur wo soll die herkommen?
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^ Das mit dem Alkohol verstehe ich nicht - schliesslich ist doch der öffentliche Konsum am Alex und, je nach Bezirk, in verschiedenen Parks verboten?
bayer: Na das wäre dann doch die gleiche Kommunikationsebene. Die Beamtenstadt Münster gibt es allerdings tatsächlich. Ihr seid euch im Übrigen wirklich ähnlich, ReinhardR hat auch schon einmal Singapur als Vorbild genannt. Nimmt sich (abgesehen von den Menschenrechten) dann mit Tokio auch nicht mehr viel. Ich würde jedenfalls ungern im einen noch im anderen Moloch wohnen, sondern bevorzuge das "siffige" und vor "Gesocks" strotzene Berlin. Es hat schon seinen Grund, warum es genügend Menschen gibt, die die Hauptstadt einer wirtschaftlich starken, hübschen und sauberen Stadt wie München vorziehen. Insofern sind eure Vorstellungen von Sauberkeit und Ordnung hier fehl am Platz.
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Ja richtig, aber das sind neu geschaffene Ausnahmeregelungen. Allgemein gibt es keine Handhabe gegen Alkoholkonsum im öffentlichen Raum. Das merkt man zum Beispiel auch sehr deutlich am Leopoldplatz. Dort darf das Ordnungsamt erst gegen die Trinkerhorden vorgehen wenn es eigentlich schon zu spät ist.
In der Berliner Woche für Mitte stand zu der Aufhebung 2006 mal ein Beitrag, hab ich aber sicherlich nicht mehr...
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Umgekehrt wird der Schuh draus. Seit "Bauhaus" wollen uns die meisten Architekten doch erzählen dass Sichtbeton und Eckigkeit die einzige "Wahrheit" ist! Alles andere wurde doch seitdem, bestenfalls als altmodisch, diffamiert! Die Architektur des 20. Jahrhunderts ist die engstirnigste Architekturepoche die wir in Europa jemals hatten! Nicht nur aufgrund ihrer optischen Strenge (wenn man sich den verspielten französischen Jugendstil anschaut und danach den Alexanderplatz kriegt man echte Depressionen).
Und mit diesem etwas verniedlichten Klischee vom "mittelalterlichen Gässchen" muss man auch aufräumen! Da gab es kein "Wildwuchs", da war nichts "improvisiert"! Selbst in mittelalterlichen italienischen Städten gab es strikteste Bauvorschriften die bis zur Fassadenfarbe reichten, gab es Traufhöhen, gab es Städteplanung. Nur hat man damals eben nicht für die industrie- und autogerechte Stadt geplant sondern für die menschengerechte Stadt. Gassen gab es weil es keine Autos gab und man alles möglichst fussläufig erreichen musste, davon könnten wir in Zeiten von "Urban Sprawl", Ölkrise und Klimawandel eine Menge lernen. Und diese Gassen waren nicht mit dem Lineal gezogen sondern kurvig weil man im Mittelalter unfähig dazu war sondern die wurden so ausgerichtet dass zB in den Wintermonaten der kalte Wind nicht durch die Gassen pfeiffen konnte sondern über den Dächern gehalten wurde - heute würden wir das "nachhaltige Stadtplanung" nennen.
Von diesem, auf jahrhundertelanger Erfahrung basierendem, Städtebau könnten wir viel lernen.
Verschoben aus Redevco-Thread da mit dem eigentlich Thema nichts mehr zu tun.
Bato