^ Na na, meine Herrschaften. So schlimm is Minga nimma. Und der Vergleich mit Wien und Paris ist ein bisschen unfair. Wien hatte 1915 schon über 2 Mio Einwohner, Paris knapp 3 Mio. München zählte damals gerade mal ein bisschen mehr als 600.000 Nasen, war nicht größer als Leipzig. Die bayerische Landeshauptstadt wuchs erst nach dem 2. Weltkrieg so rasant, in jener Zeit, wo es mit opulenter Gründerzeitarchitektur längst vorbei war und der BRD-Miefkasernenstil Einzug hielt. Und dass München erst in den letzten 20 bis 30 Jahren so stinkreich geworden ist, konnte ja die "armselige Gründerzeitarchitektur" vor über 100 Jahren auch noch nicht ahnen. Als Residenzstadt braucht sie sich jedenfalls nicht verstecken.
München wirkt zwar in der Tat über lange Strecken durchschnittlich, ist aber immer gepflegt, lebendig und, na ja, irgendwie charmant und gesellig. Ich habe keine Ecken entdeckt, die in irgendeiner Weise versifft oder vernachlässigt wirkten. Welche andere deutsche Großstadt kann mit dieser geringen Siff-Quote schon mithalten? Dazu der hohe Freizeitwert, die schönen Parks, die Alpen in der Nähe und und und. Dass dem Individualverkehr in München so viel Platz eingeräumt wird (und die Münchner Gelassenheit hinterm Steuer abrupt endet) ist das einzige, was mich wirklich gestört hat. Der verheißungsvoll klingende Goetheplatz, um nur mal ein Beispiel zu geben, ist nichts anderes als eine vielspurige Kreuzung. Und so sahen die Plätze außerhalb der Altstadt nach meiner Wahrnehmung alle aus.