Frankfurter Stadtgespräch

  • ^ Es ist unsäglich... Immerhin konnte das Occupy-Camp weitgehend friedlich geräumt werden, wie u.a. die FAZ berichtet. Der VGH Kassel hat zwar heute Vormittag die Räumung des Camps (bis Sonntagnachmittag) ebenso wie die Verbotsverfügungen für die geplanten Blockupyveranstaltungen bis Freitag bestätigt. Damit geht er noch über das Verwaltungsgericht hinaus, das zumindest den für heute Abend geplanten Rave genehmigte. Natürlich hat man jetzt einen Eilantrag beim BVerfG eingereicht... Aber wie es aussieht, muss man wohl trotz des Verbots davon ausgehen, dass das etliche Teilnehmer nicht kümmern wird. Wirklich erschreckend, was für ein Aufgebot da angefahren wurde, die Bilder (und verlinkten Texte) sprechen wirklich für sich, danke für's hochladen, epizentrum!


    Zu dem Sinn den es macht, den Kapitalismus dadurch zu bekämpfen, dass man (vermutlich) randalierend durch die Straßen zieht, muss denke ich nichts gesagt werden. Ich hoffe nur sehr, dass sich solche Krawalle nicht in Frankfurt etablieren, wie etwa die alljährlichen Ausschreitungen zum 1. Mai in Berlin oder Hamburg. Wie ernst oder unvorhersehbar die Lage ist, zeigt auch eine Rundmail, die ich eben von der Uni Frankfurt bekommen habe - sämtliche Universitätsgebäude bleiben wegen der aktuellen Lage auf dringendes Anraten der Behörden hin vom 17.-20.05. geschlossen. Außerdem haben laut FNP viele Arbeitgeber im Bankenviertel ihren Angestellten geraten, zuhause zu bleiben, oder in Alltagskleidung statt Anzug aufzutauchen.

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    Ich geb euch vollkommen recht!


    Es kann nicht sein dass hirnlose Randalierer und arbeitsfaules Pack unsere schöne Stadt belagern und verwüsten!


    Mir tut die Polizei leid, die solche Entscheidungen ausbaden und ihre Köpfe hinhalten muss....


    Ich hoffe es geht einigermassen friedlich ab.
    Ich würde lieder das Fressgassfest genießen anstatt mich zu Hause zu verkriechen.

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    Dann würde ich mich einfach nicht verkriechen sondern rausgehen wie immer - ich halte das erstmal für ziemliche Panikmache, die vor allem dafür sorgt, dass die Stadt wirklich lahmgelegt wird und genau das soll ja wohl erreicht werden.


    Ich ärgere mich jedenfalls sehr, dass mein Arbeitgeber die Hosen voll hat und ich am Freitag einen kompletten Arbeitstag verliere.


    Am Sonntag werden wir sehen ob der ganze Aufwasch berechtigt war, ich glaube jedenfalls nicht an Bürgerkrieg...

  • Ich habe noch nie so eine gewaltige Panikmache im Vorfeld einer Demonstration erlebt und Frankfurt hat schon einige Demonstrationen erlebt. Ich persönlich verliere durch die Panikmache einen sehr gut bezahlten Auftrag am Samstag.


    Lasst euch bitte durch die Panikmache nicht beirren, diese Demonstration ist nicht die Manifestierung der Randale, sie ist eine friedliche Demo. Lasst euch die Bürgerrechte nicht madig machen, denn das Recht auf Demonstration ist im Grundgesetz festgeschrieben, theoretisch könnte man in jeder Demonstration ein Randalepotential sehen. Da ich nicht arbeiten darf werde ich lustigerweise auch gegen die Zockermentalität im Lande demonstrieren ;)


    Die Panikmache gehört wahrscheinlich dazu die Demonstration schon im Vorfeld zu kriminalisieren, den seien wir mal ehrlich von angekündigten 30.000 Demonstranten und 8.000 Polizisten, was für einen Anteil machen ein paar dutzend Randalierer!?


    Hoffen wir darauf das alles friedlich bleibt!

    Einmal editiert, zuletzt von Azichan () aus folgendem Grund: Flüchtigkeitsfehler verbessert!

  • Nein, hier geht es nicht darum friedliche Demonstranten zu kriminalisieren. Die Polizei hat nun einmal die Aufgabe die Bevölkerung zu schützen! Und wenn sich tausende Gewaltbereite ankündigen & zu Randale aufrufen, dann muss die Polizei dem Nachgehen. Das heißt nicht, dass wirklich so viele Randalierer nach Frankfurt kommen, im Netz ist ja schnell mal etwas gepostet. Aber man stelle sich mal vor, wie die Polizei von Bürgern und Medien zerrissen wird, wenn sie nicht so wie jetzt handelt, es so schwerer Ausschreitungen kommt. Dann ist das Geschrei wieder groß, dass die Polizei unfähig sei, dass man doch genug Hinweise gehabt hätte dies zu verhindern und warum man denn nicht die Bevölkerung schützt.


    Mir tun die Polizisten wirklich leid. Kommt es zu Krawallen, müssen die körperlich (und politisch) den Kopf hinhalten, bleiben die Krawalle - vielleicht auch gerade wegen dieser massiven Vorkehrungen - aus, dann wird der Polizei Pannikmache vorgeworfen. Dabei machen diese Leute nur ihre Arbeit und versuchen die Bevölkerung zu schützen.


    Außerdem gebe ich zu Bedenken, dass die Verwaltungsgerichte bisher fast immer für die Meinungs- & Demonstrationsfreiheit entschieden & Demos erlaubt haben bzw. Verbote aufgehoben haben. Egal ob es um Neonazis, Islamisten oder sonstige Extreme Ansichten ging. In diesem Land darf eigentlich jeder seine Meinung kund tun. Dass diesmal Demonstrationen in so großem Ausmaß verboten werden, liegt nun einmal auch an den vielen Hinweisen auf geplante Gewalt. Hier sei nur mal an die Zettel erinnert, die Einwohner der Innenstadt erhalten haben, ihren Sperrmüll auf die Straße zu stellen. Ich glaube kaum, dass die "Demonstranten" dies nur zum wärmenden Feuer machen haben wollten.


    Azichan, ich wünsche dir wirklich einen schönen Tag und dass du und deine friedlichen Freunde ihre Meinung & Forderungen auch ordentlich darstellen könnt - ohne dass ein paar wenige mit ihren Randalen (wie im Fußball) alles überschatten! Letztlich sind es ja diese Randalierer und nicht die Polizei, die dafür sorgen das eure Forderungen nicht in den Medien gezeigt werden, sondern nur die (möglichen) Krawalle!

  • Ich habe mir das Ganze heute mal angeschaut, und werde das Gefühl nicht los, dass es hier um Panikmache, aber auch directed anger geht – wieso schließt beispielsweise die Volksbank, die es ohnehin in der Stadt der Banken bis heute nicht geschafft hat, in der gesamten Innenstadt außerhalb ihrer Hauptfiliale einen weiteren Automaten aufzustellen, für vier Tage, noch nicht mal mit Verweis auf Alternativen, einfach ihre Kassenräume?


    Großartig, darf man also nach Bornheim oder Sachsenhausen fahren. Komisch, könnte der vermeintliche Blockupy-Mob auch, da nur die Taunusanlage abgesperrt ist. Oder ein paar andere Banken zerschlagen, die auch am Feiertag ganz gewöhnlich zumindest in den Automatenvorraum öffneten.


    Das gleiche gilt für den Universitätscampus, der ebenfalls für vier Tage schließt. House of Finance oder IG-Farben-Haus mag ja nach den Erfahrungen der letzten Jahre noch verständlich sein, aber es soll tatsächlich Leute geben, die auf Universitätsbibliotheken angewiesen sind.


    Abgesehen davon gelang es mir noch, noch nicht mal beabsichtigt, die Polizeisperren so zu umgehen, dass ich dann plötzlich einer Gruppe Polizisten an der Neuen Mainzer Straße im Rücken stand, die verwundert fragten, wie ich denn dort hingekommen wäre.


    Insofern tendiere ich auch dazu, mich Azichan anzuschließen.


    Schön an der bizarren Situation in der Innenstadt war, dass an vielen Stellen, wo man sonst nicht eine Sekunde überleben würde, die Straßen plötzlich von Fußgängern erobert waren. Interessant war das vor allem im Bereich der Weißfrauenstraße gegenüber dem alten Degussa-Areal – hier merkte man plötzlich, wie sehr es doch Wunder wirken würde, diese Stadtautobahn und wohl auch die anschließende Berliner Straße anzugehen. Sinnvoll wäre hier meines Erachtens ein Rückbau auf zwei Streifen zugunsten entsprechend breiterer Bürgersteige. Ich kann nur jedem empfehlen, das die nächsten Tage mal selber auszuprobieren.


    P.S.: 1000. Beitrag. :drink:

  • Herzlichen Glückwunsch zu deinem "goldenen Beitrag", RMA!


    Nein, ich glaube nicht, das hier "Panikmache" stattfindet, hier spiegelt sich einfach die pure Angst der Geschäftsleute nach den Erfahrungen der letzten Antikapitalismusdemo wider. Wozu sollte denn "Panikmache" dienen? Heute habe ich gesehen, wie die sog. Aktivisten mit dem uralten Metallzaun um den Gerechtigkeitsbrunnen am Römer umgegangen sind. Es wurden einfach die Metallornamente krumm getreten um irgend etwas Blödes an der Brunnenfigur zu befestigen.


    Das ist keine Panikmache:



  • Nichts für ungut, Beggi, aber was du da zeigst, sind ja nur die Folgen einer Stimmung, die meines Erachtens wenig beweisen, wie es bezüglich der Gefahrenlage wirklich bestellt ist. Aber unabhängig davon: ist ja ganz groß mit dem Gerechtigkeitsbrunnen. :nono: Hoffentlich ist das reparabel. Andererseits verstehe ich auch nicht, wieso man da von Seiten der Polizei nicht eher eingeschritten ist. Warum müssen immer die Kulturgüter in jeder Auseinandersetzung als erstes auf der Strecke bleiben?

  • Für mich überraschend ist, wie wirksam diese Handvoll Leute durch die Reaktion der Gegenseite ihr Ziel erreicht hat.
    Nicht durch massive Blockaden der Aktivisten sondern durch Blockaden zum "Schutz vor Aktivisten" ist die Aktivität im Bankenvierten nahezu auf Null heruntergefahren.


    Ein schönes Beispiel, wie schnell (auch im "War on Terror" zu sehen) das was man verteidigen will, durch den Versuch es zu verteidigen zerstört wird.

  • ^ Das sah ich auf den ersten Blick ebenso, muss nach zwei Tagen "Erfahrung" per Durchquerungen der Innenstadt zu Fuß, mit dem Rad und mit dem Auto differenzieren:


    • Die Polizeipräsenz ist enorm. So etwas habe ich in Deutschland noch nicht gesehen. Das schüchtert ein und schreckt ab. Möglicherweise auch ein paar Möchtegern-Radikale.
    • Die Polizei habe bereits eine Reihe von Radikalen auf dem Weg nach Frankfurt abgefangen, las ich gestern irgendwo (FAZ, stern.de, tagesschau, hr).
    • Bei einem Spaziergang musste ich einen riesigen Umweg durch das Westend laufen, kam ansonsten aber überall gut durch.
    • Zur Arbeit, die sozusagen im Epizentrum einer der zentralen Aktionen liegt, kam ich heute morgen problemlos und ohne Polizeikontrollen. Letzteres hatte ich erst vermutet.
    • Allerdings blieben die allermeisten Mitarbeiter von umliegenden Banken tatsächlich zuhause. Feiges Pack :)
    • Meine für heute geplanten Einkäufe bei Tiffany und Stern muss ich leider auf Montag verlegen. Ja, ich finde nicht einmal die Läden, weil sie anonymisiert wurden :)
    • Gut finde ich, dass die Polizei friedliche Aktionen trotz Verbots zulässt. Auch habe ich bisher keinen Polizisten getroffen, der durch sein Verhalten irgendwie provoziert hätte. Vielen Demonstranten dürfte allerdings allein die Präsenz eine große Provokation sein, verstehen sie sich ja als Systemkritiker (in umfassender Hinsicht)
    • Wie wir vom 31.3. wissen, ist die Vorsicht berechtigt. Insofern gibt es auch meiner Meinung nach kaum eine Alternative zu dem Polizeiaufgebot


    In gewisser Hinsicht hat Blockupy also über die Staatsgewalt indirekt und teilweise ihr Ziel erreicht. Die Medien haben ihre Bilder von verrammelten Büros und Geschäften. Was bisher fehlt, sind spektakuläre Beschädigungen und die Radikalen. Letztere fahren hoffentlich gerade im Bus zurück gen Heimat oder blieben gleich zuhause.

  • Von Panikmache wuerde ich auch nicht sprechen, eher von uebervorsichtig. Verstaendlich und zu Recht nachdem was am 31.03. passiert ist. Bleibt es ruhig, sprechen die einen von 'Panikmache', wird randalierend durch die Stadt gezogen, fragen die anderen warum die Polizei die Situation unterschaetzt hat obwohl doch im Vorfeld genuegend Anzeichen auf Krawalle vorlagen. Im Nachhinein werden wieder alle schlauer gewesen sein und wie das Amen in der Kirche kommen die Besserwisser aus ihren Loechern gekrochen. Und so oder so wird am Ende die Polizei die Schuld gehabt haben.
    Und es ist doch erstaunlich welches Demokratieverstaendnis manche Leute an den Tag legen: Gerichtsurteile werden nur dann akzeptiert wenn diese zu ihren Gunsten ausfallen. Wenn nicht, wird sich ueber das Gesetz erhoben. Da ist es auch egal was das Bundesverfassungsgericht entscheidet, das man selbst angerufen hat.

  • Die Demonstration im großen Kontext sehen!!!

    Ich möchte die Randalierer nicht in Schutz nehmen und finde die Polizei hat ihre Aufgabe bisher absolut zufriedenstellend bewältigt, aber ich finde es reichlich übertrieben die Demonstranten als "arbeitsfaules Pack" darzustellen.


    Ich muss wohl kaum erwähnen, dass Frankfurt als Sitz der EZB z.Z. im absoluten Zentrum der Aufmerksamkeit der Weltwirtschaft (und Politik) steht. Man kann es sogar noch pathetischer ausdrücken: Der alleinige Schlüssel zum erfolgreichen Fortbestehen des Euros und somit der Europäischen Union liegt z.Z. in Frankfurt. Da ist es doch völlig vorhersehbar, dass Proteste eben nicht nur in Südeuropa stattfinden, sondern dort wo die wichtigsten Entscheidungen getroffen werden.


    Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht: Einige der politischen Entscheidungen aus Berlin und Frankfurt haben ebenso zu 50% Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland und Spanien (und bald wohl auch Italien) beigetragen. Außerdem ist es wichtig zu differenzieren: Spanien hat eine Bankenkrise (!!!) und keine Staatsausgabenkrise, trotzdem werden sie genauso behandelt wie die Griechen. Deutsche Banken haben übrigens in vielen der südeuropäischen Länder eifrig beim Aufblasen der Spekulationsblasen mitgeholfen. Das Versagen der Aufseher der Bundesbank und der BaFin sei in diesem Zusammenhang auch mal erwähnt.


    Sicher hat die EZB gute Gründe für ihr fiskal-konservatives Handeln, aber es ist mir eben viel zu einseitig. Der Fokus auf Inflation und weniger Staatsausgaben mag in Deutschland zum Erfolg geführt haben, aber ist keine universelle Lösung. Übrigens haben in Deutschland auch die schmerzhaften Hartz IV Reformen unter Gerhard Schröder einen großen Anteil am jetzigen Aufschwung. Erinnert sich noch jemand an die bundesweiten Proteste danach und die Demontage der SPD, sowie den Aufstieg der Linken??? Es ist also keineswegs eine südeuropäische Überreaktion, sondern auch ein Ausdruck der Verzweiflung der Unterpriviligierten. Das sollte man zugestehen, ernst nehmen und nicht beiseite schieben.


    Als es Deutschland mal sehr dreckig ging, gab es übrigens auch einen mehr als großzügigen Marshall Plan, der einen großen Anteil an den Wirtschaftswunder-Jahren hatte. Diese noble Geste gegenüber der BRD sollte man nicht vergessen! Wenn große Teile von Europa nun am Boden liegen ohne Aussicht auf Verbesserung, sollte man aus den Lehren der Vergangenheit die richtigen Schlüsse ziehen. Das sollte hoffentlich beim jetzigen G-8 Treffen so deutlich werden, dass Merkel und Draghi wieder ihrer Verantwortung für das europäische politische Projekt gerecht werden.

  • OffenbacherBub
    Wir müssen bei Demonstration unterscheiden in Polizeitaktik und Politiktaktik. Das bei einer Großdemonstration viele Polizeikräfte vor Ort sind steht ja außer Frage, denn die Sicherheit auch der Demonstranten muß gewährleistet werden. Absperrungen von Straßen, Polizeiketten, Wasserwerfer gehört hier zum Handwerkszeug. Ich persönlich finde das Polizeiaufgebot leicht übertrieben, es erinnert mich eher an repressive Regime, aber das mag nur meine persönliche Einschätzung, verglichen mit früheren Demonstrationen in Frankfurt sein.
    Die Polizei muß da sein und meistens macht sie einen guten Job, hier mal auch meine Anerkennung an die Polizisten.


    So jetzt kommen wir zur Politik, von ihr wird die "Panikmache" nämlich geschürt! Es glaubt doch wohl niemand ernsthaft, dass eine Sperrung der U-Bahnstation Willy-Brandt-Platz, der S-Bahnstation Taunusanlage einen wirklichen Einfluß auf die Demo hätten? Was soll den hier bitte in den Stationen geschützt werden, die dreckigen Wände etwa? Was ist mit der Goethe-Uni, der hessischen VWA und vielen anderen Einrichtungen die weit ab vom Schuß sind, hier wird sich nicht mal ein einziger Demonstrant hinverirren?! Viele Läden und Banken sind auf den Panikzug aufgesprungen und haben ihre Geschäfte aus Vorsicht geschlossen.
    Jetzt die Frage wozu das alles??? Das steht ganz klar in dem Kontext die Demonstration zu kriminalisieren und die Randale schon im Vorfeld herbeizureden. Turbokapitalismuskritik ist gleich Landesverrat, so oder so ähnlich ist der Aufhänger.


    Wieviel Randale gab es den bisher? Es ging keine Scheibe zu Bruch und kein Mensch wurde verletzt, hier und da gab es Rangeleien, aber die sind üblich bei Demos. Wir reden hier von einem Zeitraum von drei Tagen und zwei weitere stehen uns noch bevor, darunter auch die erlaubte Großdemo.
    Ich finde es persönlich sehr schade, dass mit den Verboten bis auf die Demo am Samstag den friedlichen Demonstranten die Basis genommen wurde, Konstantin Wecker durfte eben mit anderen Künstlern kein Konzert geben. Stattdessen hat man den Autonomen und Punks eine große Bühne gegeben, in kleinen Aktionen von einer Straße in die andere zu huschen und von Kamerleuten verfolgt werden zu können. Der fade Beigeschmack der bleiben wird ist der, dass man in der Nachbetrachtung keine Massen von Demonstranten sehen wird, sondern kleine autonome Gruppen die von der Polizei gejagt werden und alle werden dann sagen können "seht her ich wusste da kommt nur Gesocks hin".


    Original von Ahligator
    ...
    Und es ist doch erstaunlich welches Demokratieverstaendnis manche Leute an den Tag legen: Gerichtsurteile werden nur dann akzeptiert wenn diese zu ihren Gunsten ausfallen. Wenn nicht, wird sich ueber das Gesetz erhoben. Da ist es auch egal was das Bundesverfassungsgericht entscheidet, das man selbst angerufen hat.


    Ich verlinke mal folgende wiki...http://de.wikipedia.org/wiki/Versammlungsfreiheit


    Alle Deutschen haben das Recht sich ohne Anmeldung zu Versammeln und friedlich ihren politischen Willen kund zu tun! Sogar für Demonstrationen im Freien gilt grundsätzlich keine Anmeldepflicht, Näheres wird durch Gesetze geregelt.
    Das unterscheidet eine 08/15 Diktatur von unseren westlichen Demokratie.


    Viele Menschen sehen Demokratie und Meinungsfreiheit einfach gefährdet, sie sehen die Gerichte in dem Fall als politische Organe, was auch stimmt, denn Richter werden ja durch die Politik bestimmt und nicht wie im Falle der USA selber demokratisch gewählt. Wenn man also die Gerichte als Teil des mittlerweile semidemokratischen politischen Establishments ansieht und man sich doch dem Grundgesetzt verpflichtet fühlt, dann entscheidet man sich im Zweifel auf einer nicht genehmigten Demo zu demonstrieren.


    Jetzt mal zu einem konkreten Beispiel aus dem Leben, stell dir vor du wurdest wegen eines Verbrechens zu lebenslanger Haft verurteilt bist aber in Wahrheit unschuldig. Deine Revisionen sind alle im Sande verlaufen und dir bietet sich die Möglichkeit einer Flucht? Würdest du unschuldig dein Leben im Knast verbringen wollen oder fliehen? Mit der Flucht würdest du ein Gerichtsurteil oder sogar mehrere nicht anerkennen, mit dem Verbleib im Gefängnis aber dein Leben aufgeben. Also kann man hier nicht klar in schwarz und weiß denken, sondern die Realität ist wie meisten eine Grauschattierung!


    Jetzt kommen wir zu den Verboten an sich! Die Verbote wurden begründet, da man Krawall befürchtet, jedoch ist das weit an den Haaren herbeigezogen. Bei jedem Fußballspiel sind meist gewaltbereit Fans dabei und die sind auch meistens ruhig, manchmal kommt es aber auch zu unschönen Aktionen (alle paar Jahre), kommt man jetzt auf die Idee alle Fußballspiele ohne Fans stattfinden zu lassen, weil es ja immer ein latentes Gewaltpotential gibt???


    Original von OffenbacherBub
    Mir tun die Polizisten wirklich leid. Kommt es zu Krawallen, müssen die körperlich (und politisch) den Kopf hinhalten, bleiben die Krawalle - vielleicht auch gerade wegen dieser massiven Vorkehrungen - aus, dann wird der Polizei Pannikmache vorgeworfen. Dabei machen diese Leute nur ihre Arbeit und versuchen die Bevölkerung zu schützen.


    Die tun mir auch leid, nur tun mir auch die Demonstranten leid, die ziemlich ohnmächtig dem Treiben der Bankster zuschauen müssen. Leider haben sich in unserem Land nichtdemokratische Organisationen breit gemacht, die soviel Macht haben, dass sie mehr die Entscheidungen in unserem Land beeinflußen als das Volk, der Souverän an sich!


    Umsonst demonstrieren die Leute bestimmt nicht OffenbacherBub ;) Es gibt tausende Dinge die man lieber macht als demonstrieren zu gehen.


    Original von OffenbacherBub
    Außerdem gebe ich zu Bedenken, dass die Verwaltungsgerichte bisher fast immer für die Meinungs- & Demonstrationsfreiheit entschieden & Demos erlaubt haben bzw. Verbote aufgehoben haben. Egal ob es um Neonazis, Islamisten oder sonstige Extreme Ansichten ging. In diesem Land darf eigentlich jeder seine Meinung kund tun. Dass diesmal Demonstrationen in so großem Ausmaß verboten werden, liegt nun einmal auch an den vielen Hinweisen auf geplante Gewalt. Hier sei nur mal an die Zettel erinnert, die Einwohner der Innenstadt erhalten haben, ihren Sperrmüll auf die Straße zu stellen. Ich glaube kaum, dass die "Demonstranten" dies nur zum wärmenden Feuer machen haben wollten.


    Da gebe ich dir recht, aber bei den Demos, wo man sich eindeutig dafür entschieden hat, das waren meist kleine Demos irgendwelcher durchgeknallter Splittergruppierungen wie Nazis oder Salafisten, die nicht wirklich irgendein politisches Gewicht haben. Wenn aber linke Gruppierungen Demos durchziehen wollen, dann sieht man gleich Josef Stalin aus dem Grab aufsteigen und mit Millionen Rotarmisten auf das "freie Deutschland" zumarschieren.
    Es ist leider eine Tatsache, dass linke Demonstrationen in hohem Maße kriminalisiert werden, bestes Beispiel war Stuttgart21, wo auf Jugendliche und Rentner eingeschlagen wurde.


    Bei Demonstrationen, wo es um die Wirtschaft und die Politik als Ganzes geht und Millionen Menschen insgesamt ihren Unmut äußern, da wird die Politik sehr dünnhäutig, den man will das jetzt bestehende Wirtschafts- und Finanzsystem auf jeden Fall schützen.


    Original von epizentrum
    Wie wir vom 31.3. wissen, ist die Vorsicht berechtigt. Insofern gibt es auch meiner Meinung nach kaum eine Alternative zu dem Polizeiaufgebot


    Sorry aber was gab es denn am 31.03? Diese Demo war doch ein Witz! Ein paar Scheiben die zu Bruch gegangen sind, ein paar dutzend Demonstranten. Ich war an dem Tag auf dem Maintower und habe die Demo von oben verfolgt, es gab gefühlt 10mal mehr Polizisten als Demonstranten und von Schäden habe ich nichts mitbekommen, obwohl hier und da was zu Bruch gegangen sein soll.


    Also das ist nicht vergleichbar mit den Kreutzbergkrawallen oder den Chaostagen in Hannover, hier wird aus einer Mücke ein Elefant gemacht.


    Ich gebe nur mal zu bedenken, dass an jedem Samstagabend mehr Sachbeschädigungen im öffentlichen Raum stattfinden als bei dieser Demo, nur interessiert es keinen in den Medien, weil es nicht die Fensterfront von Tiffany und Co. ist, sondern ein Zugzielanzeiger der DB, eine Glasvitrine der VGF, der Rückspiegel eines normalen Autos. Und über diese Zerstörungen ärgere nicht nur ich mich, sondern jeder Bürger!


    Original von Xalinai
    Für mich überraschend ist, wie wirksam diese Handvoll Leute durch die Reaktion der Gegenseite ihr Ziel erreicht hat.
    Nicht durch massive Blockaden der Aktivisten sondern durch Blockaden zum "Schutz vor Aktivisten" ist die Aktivität im Bankenvierten nahezu auf Null heruntergefahren.


    Ein schönes Beispiel, wie schnell (auch im "War on Terror" zu sehen) das was man verteidigen will, durch den Versuch es zu verteidigen zerstört wird.


    Ich stimme dir zu 100% zu! Wir lassen uns durch eine kleine Gruppe Spinner die auf Krawall aus sind und es sind wirklich nur ein paar Dutzend von zigtausenden Demonstranten in unseren Grundrechten beschneiden.


    Demokratie muß robust sein! Wer Angst vor ein paar Spinner hat und sich seiner Grundrechte berauben lässt, der verliert mehr als eine Glasscheibe die zu Bruch geht.


    Ich hoffe das alles friedlich bleibt, denn ich hasse nichts mehr als das Leid von Menschen und zerstörte schöne Kulturobjekte.


  • Sorry aber was gab es denn am 31.03? Diese Demo war doch ein Witz! Ein paar Scheiben die zu Bruch gegangen sind, ein paar dutzend Demonstranten. Ich war an dem Tag auf dem Maintower und habe die Demo von oben verfolgt, es gab gefühlt 10mal mehr Polizisten als Demonstranten und von Schäden habe ich nichts mitbekommen, obwohl hier und da was zu Bruch gegangen sein soll.


    Schon vergessen?


    Über die Sache mit dem "Witz" kannst du gerne mal mit dem Polizeibeamten diskutieren, der anschließend im Koma lag. Oder mit den verantwortlichen Sicherheitskräften, die 465 Demonstranten festgenommen haben. Oder mit den sonstigen Betroffenen, denen ein Schaden von "mehr als einer Million Euro" zugefügt wurde.


    P.S.

    ohnmächtig dem Treiben der Bankster zuschauen


    Juhuuu...endlich kommen wir hier mal auf verbales Straßendemo-Niveau!

  • Respekt an Azichan, dass er so ausführlich versucht eine Lanze für links bis linksextremistische Agitationen zu brechen. Ich bin generell skeptisch gegenüber Kundgebungen, die "das System" geißeln und mit populistischen Parolen um sich schmeißen. Neulich las ich einen schlauen Satz in der Bibliothek: "Je stärker man die Ungleichheit der Gesellschaft marginalisiert, umso nachdrücklicher wird die Aufhebung der Ungleichheit gefordert." Das ist ein sehr allgemeiner Satz trifft aber meiner Ansicht nach neuerdings immer öfter zu.
    Diese Proteste sind ein klassisches Luxusproblem. Menschen die sich ein sehr simples zukünftiges Weltbild zurechtgelegt haben sprechen dem jetztigen die Legitimation ab, ohne zu überlegen woraus es diese historisch gesehen erlangt hat und aus soziologischer Sicht immer noch hat.
    Und wir wollen einmal fest halten, dass die Leute hier gemütlich demonstrieren und zum Teil randalieren können weil sie die Zeit dazu haben und sich keine Gedanken um ihr Überleben machen müssen.
    Aus meiner Sicht handelt es sich da immer wieder um Leute die sich entweder profilieren wollen, anfällig für Polemik sind oder schlicht Befriedigung im Chaos suchen. Mir geht daher jedes Verständnis für Proteste ohne konkrete Forderungen ab. Was soll das denn hier darstellen? Banken abschaffen? Wollen Leute mit Slipknots Shirts und rotem Iro demnächst im Livestream Vorstandssitzungen verfolgen oder einfach mal ihr Zelt auf einer Verkehrsinsel aufschlagen?


    Demonstrieren kenne ich anders, sowas wie in Frankfurt sehe ich vom GG keinesfalls gedeckt.

  • Ich finde den Umkehrschluss viel interessanter: "Je nachdrücklicher die Aufhebung der Ungleichheit der Gesellschaft gefordert wird, desto kleiner ist sie." :D


    (den Umkehrschluss kann man übrigens live in ärmeren Ländern der zweiten und dritten Welt beobachten)

  • Als heute Ausgesperrter und zu "Homeoffice" Verdammter hatte ich (zu) viel Zeit, mir als Anwohner und Bürger dieser Stadt das Trauerspiel insbesondere hier im südlichen Westend anzuschauen.


    Erschreckend diese Anmaßung von Bürgerkindern, sich auf dieses letztlich alberne "Spiel" gegen Staat und Polizisten zu begeben und so unsere FDGO einschließlich der Judikative zu missachten. Noch ernüchternder war der Unwille oder Unfähigkeit der Möchtegern- Demonstranten, über Sinn oder Unsinn von Versammlungen am heutigen Tag zu reden.


    Bleibt nur zu hoffen, daß die ganz überwiegende Mehrheit dieses Spiel durchschaut und sich jeglicher Solidarisierung enthält.


    Wer sich in den letzten Tagen auf den Internetseiten der Aktivisten (Blockupy etc.) umgetan hat, kann nur staunen, zu was dort alles aufgerufen wurde.


    Es besteht für uns Bürger wirklich kaum Notwendigkeit diese Aktivitäten zu tolerieren oder zu erdulden, wehret hier den Anfängen und zeigt klare Grenzen.