Frankfurter Stadtgespräch

  • Frankfurt gefällt einem nicht wenn man entweder kein Geld hat, oder man ist (zusätzlich) zu unkulturell...


    Hier ist so ein "netter" Airport-Tourist: http://de.youtube.com/watch?v=XJ2t8Gcix5o :lach:
    Die Dame gehört wohl zur kreativen Klasse, würde man als kreativer Münchner-Unternehmensberater wohl dazu sagen, mal so ganz kreativ, ne....

  • Ich glaube auch nicht, das Frankfurt in den Listen der Reisebueros bei Städtereisen ganz oben steht. Genauso wenig kommt jemand wegen der Hochhaeuser hier her. ABER, diejenigen, die von Frankfurt aus einen Hessen-und oder Deutschland-urlaub starten, können vielleicht einen Tag länger in der Stadt gehalten werden. Ich denke das neben Berlin noch vielleicht Hamburg dazu wirklich einlädt, mehr als einen Tag dort zu verbringen, alle andere Städte wohl weniger.
    Unser grosses Pfund ist der Flughafen! Wenn man jetzt daneben noch das Bild der Stadt in soweit prägt, das man Frankfurt eben nicht nur als Bankenmetropole sieht, sonder als Stadt mit zusaetzlichen Attraktionen (Mueseumsufer, Skyline, Appelwoi, Taunus, Kultur) und das ganze entsprechend Marketingmaessig verpackt, dann bleibt der ein oder andere Tourist, aber eben vielleicht auch der Messebesucher oder der Berufsbedingte Pendler etwas länger in der Stadt.


    Besseres Marketing, Fokus auf die eigenen Stärken, ein, zwei neue, überregionale Attraktionen und das Bild von Frankfurt kann sich ändern.

  • Wenn man das ganze mit Berlin vergleicht, kann man ja schließlich auch sagen, dass kein Tourist nur wegen dem Fernsehturm nach Berlin kommt. Aber er ist trotzdem ein ganz nettes Wahrzeichen, der zur Gesamtattraktivität beiträgt.


    Außerdem muss man Frankfurt auch nicht gleich in einen direkten Vergleich mit Berlin oder Hamburg stecken. Angemessener ist es doch schon, wenn man mal nach Düsseldorf oder Essen sieht.
    Gerade im Vergleich mit Essen, sieht man schon, dass die doppelte Höhe der Frankfurter Skyline sich mehr als überproportional auf die touristische Attraktivität der selben auswirkt.


    Die Aussichtsterrasse auf dem Maintower ist dabei sogar wirklich unschätzbar. Ohne die, wäre doch auch die Skyline nur halb so toll. Also Super-Attraktion hin oder her, eine Stärke ist es und die kann man ja weiter ausbauen.
    Außerdem bringen die Büros Geld in die Stadt. Ich finde, dieser Faktor wird insgesamt viel zu sehr unterschätzt.
    Dass z.B. eine Altstadtreko trotz vermutlich etwas höherer Baukosten eine touristische Geldmaschine wäre ist die eine Sache. Theater, kleinere Museen, Kultur - dass muss aber bezuschusst werden und das Geld muss irgendwo herkommen.
    Letzten Endes sollte man also die Hochhäuser in erster Linie als attraktive Bürobauten sehen, deren eigentlicher touristischer Nutzen in den Finanzressourcen steckt, die die Stadt dadurch erhält. Und kaum eine große öffentliche, städtische Sport- oder Musikveranstaltung wäre ohne Sponsoren denkbar, die auch ein Interesse daran haben ihren eigenen Heimatstandort zu vermarkten.


    Da Frankfurt aber kulturell oder vom Stadtbild kaum mit Berlin, Hamburg und München mithalten kann, ist die Möglichkeit eindrucksvolle Glaspaläste zu bauen, ein wichtiger, nötiger Standortfaktor, der sich mit der Attraktivität und Bekanntheit der Skyline sogar selbst verstärkt.


    Als letzten Punkt möchte ich noch hinzufügen, dass Hochhäuser weniger Grundfläche haben als Flachbauten. Zwar gibt es in der Innenstadt immer noch weit mehr Bürogebäude als Wohnungen. Aber positive Ansätze sind ja vorhanden. Z.B. hat der klassische Investorenbolzen "Skyper" immerhin dem Bahnhofsviertel auch noch ein ganzes Wohngebäude beschert. Und auch die DIC will auf dem Degussa-Areal trotz höchster Grundstückspreise Wohnungen bauen, da die Rendite durch das Bürohochhaus ja wieder stimmt. Da muss man eben auch Fragen, ob sich dieser Wohnanteil bei Frankfurter Preisen überhaupt rechnen würde, wenn keine HH gebaut werden dürften?

  • Jetzt drängt sich mir die Frage auf, woher Du es ermisst dass die Frankfurter Museenlandschaft in irgendeiner Weise ein Hamburger Equivalent aufweisen kann? Das Gleiche gilt für das Museumsorchester und ähnliches, ich weiß ja nicht ob Du wie ich Kunstmagazine lesen tust und darin erfährst dass Frankfurter Museendirektoren höchstens nach Berlin wechseln. ;) Ich finde es langsam dreist wie manche Leute permanent auf den Stadtstaattrick reinfallen, wenn Frankfurt etwas hat, dann Geld für Kultur.... Der Frankfurter Kulturetat ist eine sachliche und messbare Größe, nur setzt der Verstand in Deutschland (lokalpatriotisch) häufig aus. Rote Punkte werden nun wieder erwartet, DENKEN verboten, tut mir Leid dass ich die Wahrheit sage!!!!!!!!!!!!!


    In dem Punkt dass Touristen nicht der ökonomische Heilsbringer sind brauchen wir nicht weiter diskutieren.

  • meinst du jetzt ich rede Frankfurt zu schlecht? oder zu Gut? Ich kenne mich in der Avantgardekultur-/Kunstszene echt nicht aus.
    Hamburg kenne ich nicht wirklich. Aber allein aufgrund der Größe würde ich einen gewissen Unterschied erwarten.
    Bei München mit seinen Pinakotheken, dem Deutschen Museum oder bei Berlin mit der Museumsinsel und dem Kulturforum würde ich jetzt mal behaupten, dass Frankfurt da nicht mithalten kann.


    Was die Vielfalt betrifft ist Frankfurt natürlich sehr gut ausgestattet. Aber diese vielen Museen sind im internationalen Vergleich zu klein, um wirklich Aufmerksamkeit zu erzielen, also Wahrzeichencharakter zu übernehmen. Kulturell interessierte können sich in der näheren Region 100pro weit mehr als eine Woche lang beschäftigen. In Neu Isenburg gibt's z.B. ein kleines Zeppelinmuseum, in dem ich das bisher schönste Tischservice meines Lebens gesehen hab :lach:


    Aber wenn's darum geht x Millionen Touristen in die Stadt zu locken, fehlt entweder das Marketing für diese ganzen Kleinode oder einfach der Weltberühmte Kulturtempel. Schauspiel und Oper sind da zwar eigentlich top, aber leider interessiert das allein nur wenige. Da gehen Köln und Hamburg mit ihren Musicals einfach mehr ab.


    Aber wie du siehst, rede ich nicht über Qualität, sondern bloße Quantität :D

  • Ok, da gebe ich dir Recht. Nennen wir Musicals einfach eine seichte Massenkultur ohne großartige Ansprüche. Berlin ist der wahre Glückspilz. Eine Stadt die eigentlich bettelarm ist, aber vom Bund und von jedem deutschen Großkonzern Geld für Kultur bekommt. Egal ob Siemens, Deutsche Bank oder auch z. B. EON, jeder Großkonzern hat Geld für Berlin. Warten wir ab was die Zukunft bringt. Touristen sind keine Lösung, wo das Geld gemacht wird hast du schon gesagt! Ich warte immer noch auf die Museumsufer-Werbekampagne? :confused: Hoffentlich wird es nicht so ein Schmonz wie die bundesweite Hessenkampagne. ;)

  • Frankfurt hat deutschlandweit den höchsten Pro-Kopf Etat in Sachen Kultur...ich denke damit kann man diesen teil der diskussion beenden.

  • houselast7

    In dem Punkt dass Touristen nicht der ökonomische Heilsbringer sind brauchen wir nicht weiter diskutieren.


    Frankfurt ist selbstverständlich ökonomisch nicht auf die Touristen angewiesen - und genau deshalb wird dieses Thema so stiefmütterlich behandelt.


    Mir geht es aber zuallerst um die Auswirkungen des Tourismus auf das Kultur- und Nachtleben und auf die Lebendigkeit der Stadt. Jede echte Metropole ist auch ein Touristenmagnet (mit allen Vor- und Nachteilen). Am Samstag Abend auf der Reeperbahn ist es so voll wie tagsüber auf der Zeil. Ohne Touris funktioniert sowas einfach nicht... Und da gibt es eben nicht nur die üblichen Bars, sondern auch Variete, Comedy, Theater und so weiter.


    Was das Museumsufer angeht:
    Was glaubt ihr, womit mehr Touristen angelockt werden - mit 30 sagen wir mal mittelmäßigen Museen, oder mit einem wirklich herausragenden Hammer. Als Tourist besuchst du ja nicht an einem Tag 30 Museen.


    mik
    Essen ist nun wirklich das unpassendste Beispiel :lach:
    Wenn schon dann sollten wir versuchen, uns mit Köln als nächst größerer Stadt zu messen. In den Dom kann man aber reingehen und ihn "erleben". Zu den Hochhäusern kann man bislang keine Emotionen aufbauen und nicht damit interagieren. Deshalb braucht es eine weitere öffentliche Nutzung.


    krugolf
    Das English Theatre befindet sich ja nur im Keller des Gallileo. Ich spreche aber von einer Nutzung in den oberen Stockwerken. Und um eine Einrichtung mit überregionaler oder gar internationaler Ausstrahlung handelt es sich auch nicht. Wie gesagt: ich spreche von einer 1a-Nutzung ala MoMA.


    Natürlich fallen dabei für die Stadt ordentlich Kosten an. Durch die zusätzlichen Einnahmen durch Tourismus + durch den Imagegewinn wird das aber doppelt ausgeglichen. Außerdem sollten die Banken ein Interesse daran haben, sich an einem solchen Prestige trächtigen Projekt zu beteiligen. Schließlich geht es ja, im Zusammenhang mit den Frankfurter Wolkenkratzern, auch um deren Image - und um das steht es momentan dank Ackermann & Co. nicht allzu rosig...

  • FAZ Serie über neue Wohnviertel in Frankfurt

    Die FAZ bringt eine sechsteilige Serie von Artikeln über die neuen Wohngebiete in Frankfurt: Riedberg, Rebstockpark, Frankfurter Bogen in Preungesheim, Friedberger Warte, Campus Bockenheim und Henninger Turm. Siehe hier FAZ Aufmacher für Artikel über neue Wohngegenden.


    Als Teil dieses Themas hat die FAZ ein Interview mit Edwin Schwarz veröffentlicht (Schwarz Interview). Dort beschreibt Schwarz, dass Frankfurt sowohl durch die neuen Wohngegenden, als auch durch Nachverdichtung wachsen will. Schwarz weisst auch auf die ausgewiesenen Wohnhochhäuser im HHRP hin. Frankfurt sei eine relativ kleine Stadt und stosse deswegen mit den Neubaugebieten am Rande auf Autobahnen, was ein Lärmproblem mit sich bringt. Dort muss die Stadt schauen, wie Lärmschutz erreicht werden kann. Es wird über Versorgung und Anbindung an die Innenstadt gesprochen, etwas kontrovers, die FAZ glaubt, in den neuen Vierteln wird nicht genug dafür getan. Ausserdem wird noch das Problem des sozialen Wohnungsbaus angesprochen. Jährlich fallen etwas 1,000 Wohnung aus der Mietpreisbindung, aber es werden nur ca 250 - 300 neue soziale Wohnungen gebaut. Das Bauen dieser Wohnungen gestaltet sich schwierig, da die Mischung von Sozialwohnung und normalen Wohnungen nachbarschaftliche Probleme aufwirft. Bei Nichtmischung oder Entmischung gibt es die Gefahr der Ghettoisierung. Die FAZ kritisiert, dass in vielen Neubauflächen die grossen Bauträger überwiegen, mit Folgen für die Architektur (eines sieht wie das andere aus). Schwarz stellt heraus, dass die Stadt führend bei Passivhäusern sind. Zuletzt: würde er mit einer Familie nach Frankfurt kommen, würde er dorthin ziehen, wo er selbst wohnt, nämlich in Bergen-Enkheim.


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    Kurzer Kommentar. Ich möchte nicht vorschnell über Leute urteilen, somit das folgende mit Vorbehalt. Schwarz kommt im Gespräch doch ganz schön selbstsicher rüber, so als ob er genau das richtige macht und Kritik entweder nicht teilt oder sie nicht sieht. Man kann sich ausmalen, dass ein Gespräch
    eines Bauträgers mit ihm über alternative Pläne nicht das einfachste ist.


    Noch eine Bemerkung zu grossen Bauträgern: das halte ich auch für ein Problem. Die Friedrichswerder Townhouses sind ja schon oft zitiert worden für die Vorteile von kleinen Bauträgern. Schaut auch mal das Vauban Viertel in Freiburg an, es gibt eine Webseite. Ist ein superinteressantes Konzept, vielleicht nicht für jeden Geschmack, aber sowas fehlt glaube ich in Frankfurt.

  • Die Bevölkerung hat in den letzten zwei Jahren um 15.000 Einwohner zugelegt. Zurzeit leben rund 669.000 Menschen in Frankfurt. Wir gehen davon aus, dass die Bevölkerung in den nächsten zehn Jahren leicht auf 675.000 steigt.


    15k mehr in den vergangenen 2 Jahren, aber nur 6k mehr in den nächsten Jahren? Woher kommen diese seltsam anmutenden Zahlen?

  • 15k mehr in den vergangenen 2 Jahren, aber nur 6k mehr in den nächsten Jahren? Woher kommen diese seltsam anmutenden Zahlen?


    Hinzu kommt, dass Herr Schwarz das Flächenpotenzial Frankfurts derzeit mit 20.000 Wohneinheiten beziffert, das soll nach seiner Aussage für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre reichen. Wenn aber in den nächsten zehn Jahren nur mit einem Einwohnerzuwachs von 6.000 gerechnet wird und man zudem davon ausgeht, dass in einer Wohneinheit nicht nur stets eine einzelne Person wohnt, fehlen in der Rechnung einige Tausende.

  • Also wird es wohl ein Fehler sein, und man geht davon aus, dass sich die Bevölkerungszahl in den nächsten zehn Jahren auf über 700.000 erhöhen wird? Das sind ja erfreuliche Nachrichten die im Kontrast zu älteren Bevölkerungsprognosen stehen, die ja alle samt ausgeglichen oder negativ waren.


    (Jetzt noch bisle eingemeinden und Frankfurt zur offiziellen Millionenstadt werden lassen. :D)

  • Bei allen Berechnungen und Prognosen muss man immer berücksichtigen, dass der Pro-Kopf-Verbrauch an Wohnfläche ständig steigt. Das bedeutet zum Beispiel, dass bei gleich bleibender Zahl an Wohnungen die Bevölkerung schrumpfen würde. 6000 neue Wohnungen bedeuten also nicht, dass die Bevölkerung um 15.000 steigt, weil insgesamt die Wohnungen in der Stadt im Schnitt von weniger Menschen belegt werden.

  • 15k mehr in den vergangenen 2 Jahren, aber nur 6k mehr in den nächsten Jahren? Woher kommen diese seltsam anmutenden Zahlen?


    Diese Aussage in dem Interview ist mir auch aufgefallen und ich halte sie für absoluten Unfug! Im Wikipedia-Artikel werden 2 Bevölkerungsprognosen für Frankfurt aufgeführt:


    Quelle: Bertelsmann-Stiftung:
    31. Dezember 2003 643.432
    31. Dezember 2005 641.575
    31. Dezember 2010 638.604
    31. Dezember 2015 634.216
    31. Dezember 2020 624.105


    Quelle: Stadt Frankfurt am Main (2 verschiedene Prognosen)
    30. Juni 2003 651.261 oder 651.261
    1. Januar 2010 662.043 oder 651.609
    1. Januar 2015 666.260 oder 651.455
    1. Januar 2020 669.003 oder 651.026


    Die tatsächliche Einwohnerentwicklung wird im selben Artikel wie folgt angegeben:
    31. Dezember 2003 643.432
    31. Dezember 2004 646.889
    31. Dezember 2005 651.899
    31. Dezember 2006 652.610
    31. Dezember 2007 667.468 (diese Zahl stammt aus dem Wikipedia-Hauptartikel über FFM)


    Im Artikel spricht Herr Schwarz von mittlerweile 669.000 Einwohnern, also sind seit Jahreswechsel nochmal ca. 1.500 dazugekommen.


    Wie man vor dem Hintegrund dieser Zahlen davon ausgehen kann, dass FFM in den nächsten 10(!) Jahren nur um 6.000 Einwohner wächst, ist mir unklar.

  • Echtes, eigenes Wachstum der Stammbevölkerung (Geburtenüberschuss) wird eh nicht mehr ins Gewicht fallen und somit sehe ich das Wachstum allein von der Konjunktur im Verhältnis zu anderen deutschen Städten abhängig.


    Mit München und Hamburg ist es im Endeffekt ja auch nicht anders. Allerdings könnte Frankfurt bei niedrigeren Wohnungspreisen - also mehr Angebot - sicherlich noch deutlich schneller wachsen! Man sollte sich da mal ein Beispiel an Leipzig und Dresden nehmen. Vor allem, da ein Überangebot auch einen Qualitätsdruck bei den Investoren zu erzielen scheint. Im Moment bekommt man in FFM ja jeden Dreck vermietet und deshalb zeigt nur das gehobene Segment wirklich Qualität.
    Riedberg oder FrankfurterBogen sind hingegen so oder so Selbstläufer. Leider besteht aber auch die Gefahr, dass, wenn man zu viele Neubaugebiete ausweist, diese sich dann nicht mehr füllen.

  • Riedberg oder FrankfurterBogen sind hingegen so oder so Selbstläufer. Leider besteht aber auch die Gefahr, dass, wenn man zu viele Neubaugebiete ausweist, diese sich dann nicht mehr füllen.


    Es besteht ohnehin die Gefahr, dass diese neuen Stadtteile die Ghettos von morgen sind, denn es zieht überwiegend nur eine Klientel dorthin: Mittelständige Eheleute, Mitte 30, 1 bis 2 Kinder. Es werden, weil jetzt großer Bedarf dafür besteht, Kindergärten und Grundschulen en masse hochgezogen, die so in absehbarer Zeit aufgrund geringer Auslastung nicht mehr gebraucht werden. Die dort gebauten Reihenhäuser sind so unpraktisch (geringe Zimmergröße), dass die Kinder dort nicht lange wohnen bleiben (wollen), geschweige denn, das Haus der Eltern übernehmen. Hinzu kommt, dass die meisten Häuser, weil schmal und hoch, alles andere als altersgerecht sind. Von einem Bekannten, der in ein solches Reihenhaus an der Friedberger Warte gezogen ist, habe ich gehört: Das Leben in meinem Haus ist ein Leben auf der Treppe. Klingt schwer danach, dass er es schon jetzt bereut, in ein solches Haus gezogen zu sein. Und dabei ist er noch jung und fit. Stellt euch vor, wie das erstmal werden wird, wenn er alt und gebrechlich ist.


    Ich will nicht übertreiben, aber es bedarf wohl in absehbarer Zukunft größerer (und kostspielige) Anstrengungen, um eine drohende Ghettoisierung in diesen neuen Wohnvierteln abzuwenden.

  • Was hier in den letzten Monaten nicht alles als "Ghetto von morgen" bezeichnet wurde! Ohne Anspruch auf Vollständigkeit: City-West, Rebstock, Riedberg, Frankfurter Bogen. Man könnte auch sagen: Alle Baugebiete außer Deutschherrnviertel und Westhafen. Oder: Alle Baugebiete, die heute unterhalb des Luxusbereichs entstehen, also für den - gehobenen - Mittelstand gebaut werden.


    Ich halte das für Unsinn. Alle Unkenrufen zum Trotz wird es weiter Mittelstand geben, der für Nachfrage in diesen Gebieten sorgen wird. Auch die in diesem Forum so ungeliebten Reihenhäuser werden begehrt bleiben, nicht jeder mag (und kann!) im Nordend-Altbau wohnen. Wer meint, dass in 20 Jahren in den genannten Baugebieten "Ghettos" entstehen, der soll mal erklären, wie sich wohl die entsprechende Klientel dann dort Wohnraum leisten können soll. Beziehungsweise warum gerade in einer prosperierenden Stadt wie Frankfurt die derzeit hohen Preise in zwei Jahrzehnten zu Staub zerfallen sollen. Sicher nicht, weil die derzeitigen Bewohner keine Treppen mehr laufen können oder wollen. Denn das wird schlicht so sein wie anderswo auch: Die älteren Bewohner ziehen in eine barrierefreie Wohnung und verkaufen das Haus an eine jüngere Familie.


    mik, in wiefern sich Frankfurt "ein Beispiel an Leipzig und Dresden nehmen" soll, das musst du aber mal erläutern. Sicher sind dort attraktive Wohnungen einfach und günstig zu haben, die hier äußerst begehrt und teuer wären. Aber die davon redlicherweise nicht zu trennenden Ursachen, die sind ja wohl kaum nachahmenswert. Oder?

  • Welche Richtung es einzuschlagen gilt um die Mieten zu senken hat die Linkspartei doch schon vorgegeben: man soll keine Hochhäuser mehr bauen, wo das die Mieten in den umliegenden Wohnhäusern erhöhen könnte. Oder anders herum: alles schön vergammeln lassen, dann sinken auch die Mieten ...


    In Dresden und Leipzig haben die 50 Nachkriegsjahre ja auch dahingehend gewirkt.

  • Wegen Leipzig:
    Cowboy hat in dem Thread:
    http://www.deutsches-architekt…wthread.php?t=6376&page=3
    ein paar sehr schöne Bilder von Umnutzungen ehemaliger Industriebauten zu Wohnungen gezeigt. Diese Projekte schienen einerseits modern und trotzdem wunderbar kreativ und qualitätsvoll.


    In Leipzig ist aufgrund des Überangebots - welches natürlich nicht absichtlich herbeigeführt wurde - natürlich ein ganz anderer Markt vorhanden. Das verstehe ich schon.
    Meine These sollte aber kein Vergleich zwischen den aktuellen Märkten in Frankfurt und Leipzig sein, sondern bezog sich auf die Überlegung, ob man vielleicht auch in Frankfurt ein solches Überangebot herbeiführen sollte. Natürlich nicht so krass wie in Leipzig, wo Gründerzeitler abgerissen werden. Aber immerhin so, dass sich die Investoren was einfallen lassen müssen, um ihre Wohnungen vermietet zu bekommen. Insofern unterstütze ich dieses Verhältnis von 20 000 neuen Wohnungen bei nur 6 000 neuen Einwohnern!
    Der Büroleerstand hat ja Beispielsweise auch zu einer Renovierungswelle = Qualitätssteigerung geführt.

  • Jetzt musst du uns nur noch erklären, welcher Teufel Investoren reiten soll, ein Überangebot herbeizuführen ...


    der Subventionsteufel ?