Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • Naja, auch wenn Unsereins sich das nur schwer vorstellen kann, aber es gibt tatsächlich einen nicht geringen Anteil der Bevölkerung, der überdachte Malls und kurze Wege dem Gesamtergebnis mit urbaner Atmosphäre vorzieht. Das sind die Leute, die bisher eben ins PC, ins Allee-Center oder gleich nach Nova Eventis gefahren sind. M.E. ist mit den Höfen am Brühl die Innenstadt für diese Zielgruppe attraktiver geworden und wird den Einen oder Anderen auch in die Straßen locken (nur bei gutem Wetter natürlich ;)) Die Anderen suchen dann eben nur zielgerichtet bestimmte Mieter auf, wie Ranger schon schrieb.

  • Was sich gestern nachmittag noch gegen 18 Uhr rund um die HaB tummelte, ist wahrscheinlich die dichteste Frequenz an Kunden, die diese Ecke der nördlichen Innenstadt seit der Wende gesehen hat. Innen war es voll und aussen auch. Auf einmal wurde deutlich, wie eigentlich unwirtlich die Gegend immer noch ist. Es machte den Eindruck, der Brühl sei diese Menschenmassen gar nicht gewöhnt -wie auf einer Party mit 60 Leuten in einer Zweizimmerwohnung.


    Die Aufenthaltsmöglichkeiten sind immer noch gering. Viele Leute sassen dann auf der kleinen Betonbrüstung vor dem Bildermuseum. Der Strassenraum ist nicht strukturiert, so dass der Menschenfluss wenig kanalisiert ist. So standen alle etwas ziellos herum. Und nun fallen die beiden Brachen vorm Bildermuseum besonders auf - für das letzte freie Grundstück wird sich so schnell eine Lösung finden lassen. Auch wurde deutlich, dass der Einzelhandel am Brühl nun erstmal große Sprünge bei Angebotsqualität, Präsentation und im Sortiment machen muss. Eine dreckige Durchgangsstrasse wird nun zur belebten Fussgängerzone, da passt das derzeitige Angebot absolut nicht dazu.

  • Ich würde vor allem sagen, es passt nicht dazu, dass man die Läden in den Höfen nicht vom Brühl aus betreten kann! Hoffentlich kommen in den zwei verbleibenden Winkeln wenigstens ins Erdgeschoss ein paar Läden - so wie am Katharinum. Das mit der dreckigen Durchfahrtsstraße ist auch ein wenig übertrieben. Nur weil das gros der Leute dort vorher nicht war, heißt es nicht, dass die Läden schmuddelig sind. Es sind nur im Gegensatz zur Grimmaischen und der Peterstraße bloß nicht die großen Ketten.


    Ansonsten gebe ich dir allerdings Recht - der Brühl ist belebt wie die letzten 20 Jahre nicht. Nur funktioniert das noch nicht so gut wie der südliche Teil der Innenstadt, was m.E. die große Aufgabe der nächsten Zeit darstellt. Ob da die Höfe wirklich was dran geändert haben bis auf die erhöhte Kundenfrequenz bleibt m.M. in Frage gestellt. Wäre doch zu einfach gewesen, den Media-Markt, H&M, Intersport oder andere Läden vom Brühl aus betreten zu können.

  • ^ Da ich selber noch nicht persönlich da war: welche Läden sind denn konkret vom Brühl aus nicht zu betreten? Und - haben die keine Türen oder sind die Türen versperrt?

  • Bis auf den Lukas-Bäcker und McDonalds an der Ecke Plaunsche-Gasse ist mir kein Laden aufgefallen, der direkt betretbar wäre, ohne in das Center zu müssen. Bei diesen beiden auch nur, weil sie an der Ecke sind. Bei einem Laden habe ich gesehen, dass die Tür einfach zugestellt wurde. Die Sushi-Bar ist augenscheinlich auch nicht vom Brühl betretbar. Bei dem Rest werd ich nochmal schauen, mir ist aber kein Laden aufgefallen, der direkt vom Brühl zugänglich wäre. Und das auf dieser langen Strecke in einer - Zitat WolfsheimJena - "belebten Fussgängerzone".


    Die großen "Ankermieter" wie Intersport, H&M, New Yorker, Müller, Media-Markt oder Edeka sind alle im Center angeordnet. So weit ich gesehen habe gibt es auch auf der Ringseite nur Schaufenster bzw. Fassaden, wie es für ein Einkaufscenter eben typisch ist, hier aber anderweitig versprochen wurde und vermarktet wird.

  • ^ Naja, ich kann mich zumindest bei Dean & David an einen direkten Zugang vom Brühl erinnern, oder ist der jetzt auch verbarrikadiert? Sofern das über den Eröffnungszeitraum hinaus so bleibt (man munkelte ja etwas von Problemen mit den automatischen Schliessanlagen), wäre das, wie hier bereits erwähnt, ein eindeutiger Verstoss gegen die TF 8.2 zum Bebauungsplan 45.5 Brühl, die da lautet:



    Dass die Ankermieter mit ihren großen Mietflächen keine Extraeingänge haben, ist dagegen nachvollziehbar und wird bei Kaufhof oder Karstadt ja ähnlich gehandhabt, wo es ebenfalls nicht alle 10 Meter einen Eingang gibt.

  • wenn architektur mit baukunst übersetzt wird, stellt sich die frage, ob die geschäfte auch vom brühl aus nicht nur technisch zugänglich, sondern auch tatsächlich begehbar sind, völlig anders.


    wer will schon zugige, verlärmte und im winter ausgekühlte geschäfte betreten oder gar betreiben? und wer will andererseits an endlosen (glas-)wänden vorübergehen? für diese beiden probleme eine in meinen augen überzeugende lösung gefunden zu haben, gehört zum besten, was die architekten ablieferten - und das mit einem scheinbar simplen trick:


    nicht jedes einzelne geschäft ist vom brühl aus begehbar, dafür gibt es jedoch zahlreiche zugänge zu den höfen. mir ist kein shoppingcenter bekannt, bei dem es so leicht ist, es zu betreten - und es wieder zu verlassen. die zweiteilung der höfe und die vielen zuwegungen sorgen erstens für eine ruhige, gut klimatisierte atmosphäre innerhalb der höfe, zweitens für gute durchlässigkeit für passantenströme und damit drittens für eine gute integration der höfe in den stadtorganismus.
    das ist schon architektur im sinne von baukunst.


    und davon werden künftig auch andere geschäfte am brühl profitieren.

  • Wegen der Aufregung um die Erlebbarkeit der alten Brühl-Fassade hatte User Lefeut den richtigen Riecher gehabt. Mfi bestätigte der Bild, dass die alte Fassade "noch nicht ganz fertig" sei und in etwa 6 Wochen begehbar sein wird.



    Zitat von Wolfsheim_Jena

    Und nun fallen die beiden Brachen vorm Bildermuseum besonders auf - für das letzte freie Grundstück wird sich so schnell eine Lösung finden lassen.


    Auf dem letzten freien Grundstück am Bildermuseum geht es nicht mangels Interesse nicht voran, sondern weil es noch immer keine Einigung zwischen einer Erbengemeinschaft und der Stadt zwecks Verkaufs des Grundstücks gibt. Ich fürchte, auf eine Bebauung werden wir hier noch sehr lange warten müssen.


    Die hohe Passantenfrequenz am Brühl von letzem Wochenende ist ein Indiz dafür, dass die Attraktivität der Innenstadt nun auch auf den nördlichen Bereich übergeschlagen ist. Mit dem Neubau der Hainspitze, der Fertigstellung des Richard-Wagner-Platzes sowie der neuen Passage im Hotel de Pologne ist da sicher noch Luft nach oben. Dadurch dürfte sich auch der Investitionsdruck auf das Matthäi-Areal enorm erhöhen. Wer die Höfe dahingehend kritisierte, dass lediglich ein Investor ein ganzes innerstädtisches Areal bebauen durfte, ich denke, auf dem Matthäi-Areal werden wir uns über eine kleinteilige Bebauung verschiedener Investoren, Architekten und Nutzungsarten freuen.

  • lieber cowboy, weißt du denn bezgl. des bebauungsplanes zum matthai-areal mehr als wir, wenn deine aussichten so positiv sind? geht nicht nach abriß des stasibaues (der meiner meinung nach ja noch gar nicht gesetzt ist?) nicht das große tauziehen um die grundstücke los?

  • Für eine Bewertung der Höfe bezüglich der Zugänglichkeit muss man wohl abwarten bis das "Center" fertig ist. Im Moment sind einige Läden zugänglich, andere haben nur Schaufenster, teilweise (noch) leer. Zur Ringseite gibt es gar keine Zugänglichkeit.


    Es zeigt sich aber meines Empfindens die Mittelmäßigkeit der Höfe schon allein an der Tatsache, dass das Interesse merklich abflaut (nicht nur hier im Forum). Die Leipziger Innenstadt scheint also stark genug für die Höfe. ;)

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  • ^


    schön, dass Du hier aus irgendwelchen e-Mails zitierst, nur bringt das keinem etwas.. der Nutzwert ist m.E. nach gering. (Bewiesen hast Du imo auch nix.) Es hat nunmal keiner (mehr) etwas davon - außer vielleicht der ein oder andere eine seltsame Art von später Genugtuung?! Von Deinem Müller-Bashing bin ich übrigens arg befremdet. Klar ist inzwischen geworden, dass Dir die (leider!) kläglichen Reste der ursprünglichen Kaufhausfassade besser gefallen hätten als die Alu-Verkleidung. Aber Hr. Müller hat doch das volle Recht auf die Meinung, dass er seinen Fassadenentwurf gerne komplett und ohne Fenster auf die verbliebenen 15m Originalfassade sieht. Wie Du richtig bemerkt hast, würde sicher beinahe jeder Architekt derart entscheiden, wenn er nur gefragt werden würde.


    Zu Deinen "Beobachtungen":


    - zugänglich von außen nur Nordsee, McDonalds und die Bäckerei Heberer, alles andere ist dicht und es sieht auch nicht danach aus, dass sich daran etwas ändern wird. Die Türen sind ja vorhanden und die Schließanlage funktioniert mittlerweile garantiert!


    - Ich weiß nicht welches Einkaufszentrum Du Dir angeschaut hast, aber in den Höfen am Brühl befindet sich definitiv kein Nordsee-Restaurant.

    - innen teilweise manche Geschäfte total billig, ohne Decke... lose Kabel, selbst die Toilettenrohre sieht man wenn man nach oben guckt. Sowas habe ich noch in keinem Center erlebt. Lüftungsrohre nicht merh zu verkleiden kenne ich aus anderen Shoppingcentern bereits, aber dass man selbst lose Kabel (quasi sämtliche Technik) sieht, ist schon beachtlich-peinlich
    - seit meinem letzten Besuch wurden deutlich mehr Sitzgelegenheiten geschaffen, war also noch nicht fertig


    - Wenn es so bleibt, mit den Kabeln (irgendwelche lose herumhängende, die mich gestört hätten, habe ich allerdings auch nicht bemerkt), dann mag das Geschmackssache sein. Alternativ schlage ich Dir folgenden Gedankengang vor: "war also noch nicht fertig"


    Wie sich Die Kundenfrequenz entwickelt muss man tatsächlich beobachten. Die von vielen so befürchtete Verödung der Innenstadt zugunsten der neuen (immer gern so monströs beschriebenen) Shopping-Hölle scheint ja bisher ausgeblieben zu sein...

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  • ^ Wie oft muss ich die Klarstellung desselben Wolfgang Hocquél eigentlich noch verlinken? Und wie oft soll man noch erwähnen, dass das Landesamt für Denkmalpflege die Vitrinenlösung (leider) mit dem Kommentar "Wir sind gegen den Entwurf. Das ist ein architektonischer Gag, mehr nicht." abgelehnt hat?


    Dass die Höfe am Brühl etwas ganz besonderes sind, dass den Bestand der gesamten Innenstadt gefährdet, man deswegen mithin auf Karstadt, P&C und Kaufhof verzichten kann, wurde im Übrigen haupsächlichvon Leuten wie dir lanciert. Ich weiß also nicht, wen du jetzt mit deiner Feststellung, dem sei nicht so, überraschen möchtest.

  • @ Geograph


    Dass beide Fassaden unter Denkmalschutz standen, hat keiner abgestritten und es hat dich m.W. auch keiner der Falschinformation "beschuldigt", nur weil dir widersprochen wurde. Fest steht aber, dass mit der Entkleidung der Blechfassade vor knapp zwei Jahren und dem Beginn der Proteste gegen die Zerstörung der Hänsel-Fassade jene nicht mehr unter Denkmalschutz stand. Mal davon ab, wenn beide Fassaden geschützt (bzw. wiederhergestellt) worden wären, entspräche zumindest das äußere Resultat heute dem, was es ist: Der wiederangebrachten Blechfassade von Harry Müller.


    Edit: Überschnitten mit Dases Beitrag.

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  • Ich kann nicht verstehen, was der Wert der gegenwärtigen Lösung sein soll. Es ist, als habe man einigen sogenannten Denkmalschützern ein kleines Keks zur Beruhigung hingeworfen. Das hätte man nicht zu tun brauchen, denn mit der Vitrinenlösung macht sich der Bauträger eher lächerlich. Im übrigen erschließt sich mir nicht, warum man in einer Einkaufsmall Besucherströme zu einer alten Ruinenwand lenken soll. Welche Aussage soll sie transportieren? Soll es ein Schrein sein, an dem das untergegangene "Alte Leipzig" beweint werden soll? Oder der allgemeine angebliche Verlust der guten alten Gründerzeit mit ihren rußig-versotteten Hinterhöfen? Ich bitte Euch, wir sind doch nicht in Dresden! Dann sei bitte auch für jeden abgerissenen WBS70 in Grünau ein Gedenkstein zu setzen :)


    Was die Innenstadt drumherum angeht, werden wir in 3 Jahren eine grandiose Belebung feststellen. Zusammen mit der Hainspitze wird die nördliche Innenstadt in einer Weise aufgewertet, die ohne solche Großinvestitionen undenkbar ist. Einige Bäckerfilialen, ein Sockengeschäft und ein Antiquariat sind jedenfalls nicht gerade das, was man unter moderner Urbanität versteht. Diese steht und fällt mit den Engagements kapitalstarker Investoren. Ohne die HaB wäre der Brühl auf Jahrzehnte eine ziemlich öde Angelegenheit geblieben. Die durchaus hochwertige Anmutung der HaB wird auch einmal wieder etwas Investitonsdruck auf südliche Innenstadt lenken, dort flaniert man teilweise in schönsten 90er-Jahre-Investorenschick. Ein paar Refurbishings stehen auch dort an. Insofern belebt Konkurrenz das Geschäft. Die Gründe für die Unkenruferei (Leerstand! Zu wenig Kunden!) sind doch eher Pessimismus und Unkenntnis geschuldet als belegbaren Fakten.

  • @ geograph: Danke für den Link. So genau hatte ich mir diese Vorschläge noch nicht angeschaut. Aber ich muss direkt hinterherschieben, dass mir keiner dieser neuen Standorte für die Alu-Fassade zusagen mag. Im übrigen wäre jeder andere Standort als der jetztige arg unpassend. Die Fassade zog ihre charakteristische Form nunmal aus der Bauform des Vorgängerbaus. An anderer Stelle wäre die geschwungene Fassade also völlig sinnfrei gewesen. M.E. gab es nunmal nur die Wahl zwischen der einen und der anderen Fassade - beide gleichzeitig zu erhalten (und sichtbar zu belassen) wäre in sinnvoller(!) Weise ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Aber eines kann man vielleicht abschließend (?) noch bemerken. Die geschwungene Form der Blechbüchse ist und bleibt auch immer Erinnerung an den Grundriss des ursprünglichen Kaufhauses. Nicht viel, ich weiß, aber immerhin. Gemeinsam mit der "erlebbaren" Rest-Fassade ist das immerhin mehr, als von den Plattenbauten aus DDR-Zeit geblieben ist.

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  • ^ Wieso die Beweislastumkehr? Wenn du eine Behauptung aufstellst, musst du sie mit Fakten unterfüttern. Es wurden schon mehrfach Dokumente der Immobilienbranche verlinkt, die die Höfe fast ausschliesslich positiv sehen. Die Gebäudebesitzer haben dein Mitleid also nicht unbedingt nötig. Leerstand in der Innenstadt ist laut diesen Dokumenten fast ausschliesslich durch überhöhte Mietforderungen bedingt, wenn also die gegenwärtige Situation die Mieten in 1B-Lagen wieder etwas sinken lässt, ermöglicht dies auch Einzelhandel ohne die Finanzkraft der großen Ketten, in der Leipziger Innenstadt präsent zu sein. Für Selbige kann das nur positiv sein.