ABRISS AM BRÜHL
Am Brühl. Im Sommer 2011 wieder eine geschlossene Straße.
Weitere Bilder auf http://baustelle.stadtbild-leipzig.de <<
ABRISS AM BRÜHL
Am Brühl. Im Sommer 2011 wieder eine geschlossene Straße.
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Die Frage ist wirklich wie gut die Teil des Kaufhauses am Brühl eine Einlagerung überstehen werden. Unabhängig davon finde ich die Präsentation eines 15 meter langen Fassadenstücks ausschliesslich von Innen absurd. Hier hätte man sich überlegen können, die Blechrauten an dieser Stelle transparent auszubilden. Eine Fassade kann man doch nicht in einem 1 Meter breiten Gang erleben.
Zum Thema Einlagerungen: beim Deutrichs Hof stellt sich natürlich die Frage, inwieweit die Forderung nach Teilreko da bisher einen Neubau verhindert hat, aber an dieser städtebaulich arg geschundenen Stelle lohnt sich das Warten. Das Riquethaus und Deutrichs Hof können einer künftigen Neubebauung der Ostseite der Reichsstraße einen gewissen Halt geben.
Eine Integration des Lottererkers in den vierten und letzten Museumswinkel wäre in der Tat wünschenswert.
Man könnte ja den erhaltenen Fassadenabschnitt rekonstruieren und dort auf das Blech verzichten, das wäre sicher ohne Umplanungen möglich und damit wäre ein Teil der Fassade erhalten und auch im sanierten Zustand erlebbar. Eine Verkleidung und ein "Erlebbarmachen von innen" erscheint mir überflüssig.
Das natürlich der dann sanierte Abschnitt zeigt, wie es hätte sein können und dann sicher bei noch mehr Leipzigern Bedauern auslöst (Ach hätte man doch usw...) wird sicher einen solchen Kompromiss verhindern.
^ Diesen Kompromiss wird eher die Tatsache verhindern, dass die historische Fassade sich einen bis anderthalb Meter hinter der Blechfassade befindet. Da müssen Übergänge geschaffen werden, es hat Auswirkungen auf klimatische Bedingungen etc. Natürlich wären dafür Umplanungen notwendig. Alles Andere sind Verschwörungstheorien, die anderswo besser aufgehoben sind.
Ich habe gerade Dankwart Guratzschs Artikel in der Welt gelesen.
Dankwart Guratzsch gehört wohl einer älteren Generation an. Wie soll man sonst seine Einschätzung verstehen, diejenigen, die für den Erhalt der Alufassade sind, wären per se DDR-Nostalgiker. Der kalte Krieg sowie Löwenthal und von Schnitzler sind doch schon lange nicht mehr aktuell. Die ganze Sache ist doch wohl etwas komplexer.
Städte bieten -oder sollten es wenigstens- ein breites Spektrum an Angeboten. Nicht jeder kann und will diese alle nutzen. Aber man kann für sich, aus dem reichen Angebot, das auswählen, was einem am ehesten zusagt. Auch wenn ich persönlich auf ein Shoppingcenter wie die Höfe am Brühl verzichten kann, respektiere ich doch, dass andere die vielleicht ganz toll finden werden. Für mich stellt die Alufassade eine Abwechslung dar. Wenn die Architekten für das Gesamtprojekt einen richtig guten neuen Entwurf gefunden hätten, wäre das sogar noch besser gewesen. Leider werden aber Klötze mit Bildern am Brühl entstehen. Und zu denen passt die Alufassade als Kontrapunkt ganz gut.
Für mich persönlich ist die Sandsteinfassade keine Alternative. Das Kaufhauskonzept der vorletzten Jahrhundertwende, für das das Gebäude ursprünglich errichtet wurde, hat sich überholt. Wie Karstadt aus der Insolvenz kommt, ist immer noch offen. Für das im Original erhaltene Jugendstil-Kaufhaus in GÖRLITZ findet sich kein Nutzer. Die Kaufhäuser von Hertie, Horten u.a. sind Geschichte.
Hinter der Fassade soll doch, mindestens in Teilbereichen, ein Parkhaus entstehen. Dafür ist die Alufassade eine gute Lösung. Das gesamte Areal wird einer völlig neuen Nutzung zugeführt. Die Ideen für die neue Nutzung hat der Investor. Im Übrigen auch das Geld und inzwischen die Baugenehmigung. Die Platzsituation am Wagnerplatz hat sich nach dem 2. Weltkrieg völlig verändert. Das Alte Theater wurde im Krieg zerstört, die Ruine abgetragen. Der Platz oder vielmehr das gesamte Areal wurde stark aufgeweitet. Dass die bis zum Krieg dort herrschende Kleinteiligkeit wieder hergestellt werden wird, ist nicht zu erwarten.
Quelle: Wikipedia, gemeinfrei
Das Projekt der Höfe am Brühl hat aber schon jetzt positive Auswirkungen auf die Umgebung. Für die Eckbebauung am Museum der Bildenden Künste hat sich ein weiterer Investor gefunden. Das dahinrottende Hôtel de Pologne soll samt angrenzender Gebäude wieder belebt werden. Das dürfte noch nicht das Ende der Entwicklung in der nördlichen Innenstadt sein. Es sei hier noch einmal daran erinnert, dass die Rahmenbedingungen für den Einzelhandel in Leipzig nicht besonders toll sind. Das Risiko für das Projekt trägt allein die MFI. Wir, und auch die Demonstranten vom Wochenende, können leicht darüber diskutieren, wie fremdes Geld ausgegeben werden könnte, darüber bestimmen können wir aber nicht wirklich.
@ Stahlbauer -> so unterschiedlich sind die Konzepte der vorletzten und letzten Jahrhundertwende gar nicht.
Die Aufgabe einer Kaufhaus-Fassade lag doch darin 1. das Gebäude als "Konsumtempel" kenntlich zu machen und 2. aufzufallen. Die beiden Brühlfassaden tun das jeweils recht zeitgemäß und soweit ich das beurteilen kann die neuen Fassaden natürlich auch. Jedermann wird sofort das darin erkennen, was gemeint ist: Einkaufen! Unser Auge ist seit den Malls auf der grünen Wiese ja darin geschult.
Ich kenne nicht den funktionalen Grundriss des originalen Kaufhauses am Brühl, aber ich vermute, dass das Gebäude an sich auch introvertiert gedacht war. Bis auf das Erdgeschoss war eine Verbindung von innen und außen ja auch nicht sinnvoll. Die Kaufhäuser der 1960er Jahre haben das natürlich äußerlich auf die Spitze getrieben - Fenster waren nun gar nicht mehr nötig. Ein Dinosaurier dieser Gattung kann in der Grimmaischen Straße bewundert werden, dort ist es eben nicht Alu, sondern Klinker [ - ich entsinne mich noch der Begründung der ARchitekten, dass man ja für die Fassadenverkleidung Klinker gewählt hat, weil Leipzig eine Stadt der Gründerzeit ist (!!) - mir fallen in der Innenstadt gerade mal zwei Gebäude ein, die tatsächlich eine Klinkerfassade haben ... ]. Die Versuche mit der Außenwelt in Verbindung zu treten sind natürlich mit dem überdimensinalen Schaufenster an der Kaufhof-Ecke und dem Eingang gegenüber der Mädlerpassage unternommen worden aber in der erdrückenden Gesamtheit fällt das kaum ins Auge.
Kaufhäuser bleiben Kisten mit Staubsaugereingängen. Im Rahmen einer städtischen Kleinteiligkeit ist das auch akzeptabel aber bei der größe dieses Einkaufsgiganten ist die ästhetische Ödnis vorprogrammiert.
es ist genau andersrum:
durch die brühlhöfe und die museumswinkel wird die äshetische ödnis beseitigt. endlich wird der brühl wieder als geschäftsstrasse erlebbar werden.
wie stahlbauer schon richtig anmerkte, sollten funktionierende stadtzentren für alle schichten und bedürfnisse attraktiv sein. einkaufen gehört mit sicherheit dazu.
lage, grösse und konzept der brühlhöfe sind völlig okay. man wird sie wahlweise leicht erreichen oder meiden können.
^ Eben. Der Brühl als lebendige Geschäftsstraße ist seit über 60 Jahren tot ..., na gut, falls jetzt Einwände kommen, sagen wir seit 1990 tot. Das wieder erlebbar zu machen, wird mit den Höfen am Brühl erreicht. Und auch städtebaulich wird der Vorkriegszustand mit der Blockrandschließung wieder hergestellt. Gerade das von Dave zuletzt eingebundene Foto lässt die städtebauliche Aufwertung erahnen. Dass nun künftig ein EKZ statt Rauchwarengeschäfte den Brühl bestimmt, ist wohl einzig der heutigen Zeit geschuldet.
Was will man eigentlich mehr? Ach ja, richtig: keine typische, introvertierte Mall. Zusätzlicher Pluspunkt, denn sowas entsteht auch nicht. Der hohe Glasanteil (gefällt ja einigen hier auch nicht) mit Tageslichteinfall, die vielen Zugänge (jeder Laden), die Passagenverläufe, allen voran die Plauensche Straße, die primär nur als kurzer Verbindungsweg zwischen Tröndlingring und Innenstadt fungieren wird. Von "typisch" Mall und "introvertiert" kann keine Rede sein. Darüberhinaus wird es lt. LVZ 10 bis 12 verschiedene Fassadentypen, jeweils aus verschiedenem Material bestehend, geben (wenn ich mich recht entsinne, sprach der Investor gar von 14 verschiedenen Fassadentypen). Welche "typische" Mall kann dagegen anstinken?
Das Projekt der Höfe am Brühl hat dort seinen Charme , wo aktive Stadtreparatur betrieben wird, d.h. die Abfolge Gebäude, Straße, Platz wieder entsteht und die Stadt wieder einen dichten Nutzungsmix erhält. Beim Egeraatentwurf für die Universität Leipzig und beim Bildermuseum sind erhebliche Unterschiede zwischen den Entwurfszeichnungen bzw. Visualisierungen und dem realen Gebäuden zu verzeichnen. Bei der Universität zum Besseren, beim Bildermuseum zum Industrieglas.
Von daher hoffe ich darauf, dass die Höfe am Brühl, neben der Wiederherstellung der alten Blockrandbebauung, –wenigstens in Ansätzen- auch ansprechende Fassaden bieten werden.
Cowboy, zum jetzigen Zeitpunkt gebe ich Dir völlig recht. Vor Jahren hätte ich Dir auf die Frage, was man mehr will, aber eine klare andere Antwort gegeben. Was man will? Die alten markanten, sich der Stadtstruktur widersetzenden Brühlriegel klug saniert! Die Willkommensgrüße und das Goethezitat herausgeputzt! Die drei Dächer genutzt durch Gastromomie, Kindertagesstätte, öffentlicher Dachgarten! Die Etagen behutsam umgebaut! Ärztehaus, Altenheim, Studentenwohnungen, günstige Stadtwohnungen! Die Wohnzimmer dort waren großartig, nur Nasszelle und Küchenbereich waren eine Zumutung.
Jedenfalls hätte man dort Visionäres wagen können. Und damit eine Stadt sein können, die es allen anderen vormacht: Wie sich innerstädtischer Raum klüger nutzen lässt, als er überall genutzt wird.
Gerade Mitte, Ende der 90er Jahre, als die LWB die Brühlbebauung bewusst verfallen ließ und die Bewohner hinauswünschte, hätte man jede Menge Möglichkeiten gehabt. Viele Profs etwa hätten ganz sicher nichts dagegen gehabt, ihr Büro dort direkt am Bahnhof in einem sozialistischem Bau zu haben anstatt mit Kram und Krempel eine Viertelstunde zum GWZ latschen zu müssen.
^ Die Diskussion, ob eine Sanierung der Brühl-Platten als Alternative sinnvoll wäre, kommt jetzt wirklich reichlich zu spät. Nur ganz kurz dazu von mir: Die Brühl-Platten hätte ich, egal wie "klug" saniert worden wäre, sowohl in städtebaulicher Hinsicht, als auch in der von dir angesprochenen Nutzung (schau dir die Ödnis der Plattenbauten in der Dresdner Innenstadt an, die sind auch alle saniert und entsprechen deinem Nutzungskonzept, sind somit also "klug" saniert worden), nie als Alternative in Betracht gezogen. Der erfolgte Abriss dieser 4 Riegel ist für mich das eigentlich Beste am ganzen Projekt.
^ Volle Zustimmung. Städtebaulich waren die vielleicht markant, aber nicht nur in Dresden, sondern auch in Chemnitz lässt sich hervorragend beobachten, dass dies noch lange nicht reicht.
Zu den unterschiedlichen Fassadentypen: wenn ich die bisherigen Visualisierungen richtig interpretiere, wird es deren 3 geben, die höheren Zahlen entstehen durch unterschiedliche Rhytmisierung. Das macht aber noch lange keinen neuen Fassadentypen
Nächste Aktion by Bodenburg >>
Samstag, 24. April 2010 um 14 Uhr (ca. 1 Stunde)
Zwischen Halleschen Tor und Richard-Wagner-Platz/Hainstraße
Nicht eine 2. Menschenkette wie letzten Samstag, sondern nur eine Aufmerksamkeit "Wir sind noch da - und geben nicht auf!".
P.S. Ein kleiner Teil der Gründerzeitfassade am Tröndlinring ist bereits weg.
Vielleicht finden sich dabei auch Aktivisten oder gar Investoren, die sich der noch vorhandenen und auf ihre Rettung wartenden Gebäude am Brühl annehmen.
Die Lücken im Bestand sind gut zu sehen. Eine ist aus lauter Verzweifelung von einem stadtbekannten Verschönerer aufgehübscht worden.
Oder Brachen wiederbeleben:
Nicht das noch weitere vorhandene Gebäude enden wie dieses in der Ritterstraße:
Die nächsten Kandidaten sind schon zu sehen.
Alles eigene Fotos.
Noch eine Protestaktion... "JUHU" (Hust)
Herr Bodenburg gibt nicht auf. Das kann man bewundern, ich finde es aber langsam nur noch Nerven strapazierend.
Begründung siehe Punkt 6 der Richtlinien? Falls diese nicht nachträglich erfolgt, wird der Beitrag morgen von mir entfernt. C.
@ cowboy: Blockrandschließung alleine reicht nicht. Die Parzelle, das einzelne Flurstück macht die Kleinteiligkeit und Lebendigkeit aus. Das erste Foto von Stahlbauer in #733 zeigt das doch wunderbar, was wir unter „Stadt“ verstehen. Und das kann ich hier nun wirklich nicht erkennen:
http://www.mfi.eu/index.php?eI…4ffd429a3788121624cc3246d
Auch wenn die Höfe nicht Kleinteilig sind so bleibt doch abzuwarten inwieweit das ganze am Ende miteinander harmoniert. Die Präzens der Höfe am Brühl mit der Kleinteiligen Bebauung drumherum. MAg sein das das das eine die Wirkung des anderen abfängt und erträglicher macht. Wer weiß?
Wer weiß warum die Lüftungskanäle an der historischen Fassade der "Blechbüchse" noch nicht entfernt wurden. Käme vielleicht nach einer Entfernung des Metalls so mancher Leipziger nicht auf die Idee dass das Gebäude doch erhaltenswert wäre.
Laut mfi dauert der Abriss des Kaufhauses noch 5 Wochen. Sicher Zeit genug, um die grünen Lüftungsschächte abzumontieren. Einige Teile werden ja eingelagert, sonst würde man das Gebäude samt Lüftungsschächte und weiteren dort befestigten Sachen komplett abreißen.
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Am Samstag fand bekanntlich die 3. Aktion by Bodenburg statt, die auf die 2. Aktion vom 17. April 2010 beruht. Diesmal hatten sich 40 Leute auf die Straße gestellt, gegenüber 250 bis 400 vom letzten Mal. Die nächste gibt's dann am kommenden 1. Mai um 14 Uhr auf dem Richard-Wagner-Platz. Als ich samstagabend dort vorbei gelaufen bin, stand im 1. Geschoss ein großes Schild, dass dem Denkmalschutz-Wappen ähnelt.
Vielleicht findet sich doch noch ein Kompromis, wo beide Fassaden erhalten bleiben. Schlecht würde es ja nicht aussehen und so würde man jene entgegen kommen, die sich die Hänsel- und Müller-Fassaden wünschen.