Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • Gestern um 15.10 Uhr wurde das letzte Alu-Stück am KONSUMENT-Kaufhaus abgenommen und die Blechbüchse ist für die nächsten Jahre aus der Innenstadt erstmal weg.


    Am Sonntag wird es hier eine Galerie zum KONSUMENT-Kaufhaus geben.


    Leider traf ich gestern erneut zu früh ein und so konnte ich leider kein Bild vom letzten Stück ergattern.

  • Eine letzte Sicht auf das KONSUMENT


    Am Mittwoch verschwand das letzte Blech. Die Blechbüchse ist fürs erste aus dem Stadtbild verschwunden und das ehemalige KONSUMENT-Kaufhaus in den nächsten Wochen.



    Tröndlinring Ecke Goerdelerring.



    Große Fleischergasse Ecke Brühl.


    Weitere Ansichten auf http://baustelle.stadtbild-leipzig.de

  • Noch eine Fußnote, die meiner Ansicht nach noch einmal verdeutlicht, was in der ganzen Debatte um die Brühlbebauung falsch gelaufen ist:


    Unbemerkt von der Weltpresse und auch zu einem reichlich späten Zeitpunkt haben übrigens Bündnis90/Die Grünen auf ihrem Stadtparteitag am Sonnabend auch einen Beschluss zum Brühlkaufhaus gefasst.


    Darin wird ein Abrissstopp und eine Prüfung der Möglichkeit die alte Fassade zu erhalten gefordert.


    http://files.grueneleipzig.de/…chluss-bruehlkaufhaus.pdf


    So sehr ich der Intention folge, dass eine Debatte über eine Brühlbebauung unter Einbezug der Hähnelfassade wünschenswert gewesen wäre, so sehr stoßen mir doch der Zeitpunkt dieses Antrages, die völlige Ignoranz gegenüber der Wabenfassade und überhaupt die gesamte Reduktion der Debatte auf Fassaden, auf. Offenbar nicht nur mir, denn fast die Hälfte der Anwesenden hat sich schließlich enthalten.

  • Da haben wir es.
    Lange hat man sich vorgemacht, dass die Hähnelfassade ausgegüht und nicht zu retten sei. Diese Meinung ist der Denkmalpflege zu verdanken, die m. E. kein wirkliches Interesse an der alten Fassade hatte und nur das "gestanzte DDR-Blech" erhalten wollte. Warum hat man nicht schon längst einen Teil der Blechverkleidung entfernt, um auf diese Weise die Diskussion anzustoßen, weil man eben dies nicht wollte!
    Nun wird der Wert der alten Fassade erkannt und entweder -wie teilweise hier im Forum - mit einer (echten oder Krokodils-)Träne der Verlust bedauert oder lapidar festgestellt, dass es zu spät wäre, den Abriss zu stoppen.
    Das Kaufhaus war kein Bau aus der DDR-Zeit; dessen geschwungene Form ist dem ursprünglichem Bau geschuldet, dessen Fassade (in Verkennung ihres Wertes) überdeckt wurde.
    Respekt für die Grünen, dass sie auch zu dieser Erkenntnis gekommen sind.
    Hoffentlich rettet das den Hähnelbau!

  • wenn ich mal aus der begründung zu diesem "beschluss" zitieren darf:


    "dabei darf nicht vergessen werden, dass auch die fassade von 1908 wahrscheinlich unter denkmalschutz steht."


    wer sich mit der thematik etwas befasst hat,was man zumindest den verfassern des textes unterstellen sollte, weiss, dass dem nicht so ist. im übrigen hat die im beschluss geforderte "prüfung" längst stattgefunden.

  • Thread-Titel

    @Moderator:


    Sollte der Titel des Threads nicht langsam von "in Planung" in "im Bau" (oder wenigstens: "im Abriss") geändert werden? (diese Frage kann von mir aus auch gerne wieder vom thread heruntergenommen werden)

  • ^ So gesehen ist das Projekt ja bereits seit dem Eröffnungsbeitrag im Abriss begriffen. Es wird nach erfolgtem Abriss des alten Kaufhauses samt Sicherung des Fassadenrests zurm Tröndlinring einen offiziellen Baubeginn geben, bis dahin ist das Projekt an sich doch noch in der Planung. Es erfolgt halt quasi eine Baufeldfreimachung bzw. "Vorbereitung" ;)

  • So ist es. Der Bau beginnt mit der feierlichen Grundsteinlegung, und die ist meines Wissens für den 31.Mai, einem Montag, angepeilt. Solange müssen wir uns noch mit dem Statuswechsel des Threadtitels gedulden.

  • Nachdem das jetzt schon hundertmal falsch zitiert wurde, möchte ich, und da könnt ihr mich gern für kleinlich halten, darauf hinweisen, dass der Architekt des Kaufhaus Brühl Hänsel und nicht anders heißt.

  • Je mehr ich über das alte Kaufhaus erfahre desto grösser werden mein Bedauern und auch mein Unverständnis über eine weitere vergebene Chance in Leipzig. Einen Beigeschmack erhält das ganze durch die Art und Weise wie der Erhalt der Blechhülle durchgeboxt wurde ohne das andere Optionen, wie ein Teilerhalt beider Fassaden oder eine gänzlich neue Fassade, hinreichend berücksichtigt wurden. Allein das Urteil eines Denkmalschützers war letztlich ausschlaggebend.


    So zumindest stellt sich mir die Situation aus der Ferne betrachtet dar.


    Die Aluminium-Ummantelung ist meines Erachtens eine Unfassade, da ungeeignet dem Entree zur nordwestlichen Innenstadt ein Gesicht zu geben und ungeeignet dem entstehenden Richard-Wagner-Platz aufzuwerten und so etwas wie Verweilqualität zu kreieren.


    Betrachtet man die Shopping mall, mit dem euphemistischen Namen „Höfe am Brühl“ versehen, kritisch, so sieht man einen Massstabssprengenden Kasten der ohne Sensibilität in ein herausragendes Stück Leipziger Innenstadt gezimmert wird. Von aussen stellt sich das ganze dar wie die Vermählung eines silbrig-nackten DDR-Ufos mit einem kahl-glasigen Investitionsarchitektur-Riegel.


    Die strukturierte Fassade des Konsumentkaufhauses hätte meines Erachtens den Höfen am Brühl gut zu Gesicht gestanden, da es deren Monotonie etwas Kontrastreiches entgegengesetzt und insgesamt die Aussenwirkung des Einkaufszentrums in seiner Eintönigkeit entschärft hätte. So aber wirkt das ganze Projekt ringsum kühl und abweisend.

  • @ Leipziger: Ich kann Deine Argumente, aber nicht die Schlüsse nachvollziehen.


    Was den Maßstab anbelangt: Blechbüchse und Hänselbau unterscheiden sich darin nur unwesentlich. Der Tröndlinring verträgt an dieser Stelle noch ganz andere Dimensionen. Einige Planer würden vermutlich sagen: Der Platz verlangt dort nach großen Dimensionen. Kleinteiliges ist dort fehl am Platz.


    Richtung Ring existiert wenig, worauf Rücksicht genommen werden müsste. Gerade deshalb darf man hier zeitgenössisch sein, kann auf alles Nostalgische, Historisierende verzichten.

  • DSU und Grüne einträchtig vereint in der Trauer um das alte Kaufhaus, - auch eine Schlagzeile, die Seltenheitswert hat. Man sollte aber ein paar Dinge geraderücken. Der Investor (mfi) hat anfänglich durchaus eine Rekonstruktion der alten Fassade angeboten, sicherlich nicht zuletzt, weil es bei den "Wessis" einige Vorbehalte gegen DDR-Versatzstücke gibt oder gab. Nur wollte die Stadt die Alu-Fassade unbedingt erhalten, die Reste der Steinfassade darunter allerdings auch. Beide stehen unter Denkmalschutz. Das wäre dem Investor zu teuer geworden. Der Kompromiss sah nun so aus, dass nur das besterhaltene Stück Hänselfassade erhalten bleibt, allerdings unsichtbar unter der Blechhaut.


    Und natürlich harmonierte die alte Fassade deutlich besser mit den anderen beiden Gebäuden am Platz (der Große Blumenberg, 1832, von Albert Geutebrück und das Geschäftseckhaus mit Turm, 1900, von Max Pommer), schon allein wegen des Materials.


    Wir müssen uns im Klaren sein, dass es hier leider keine Lösung gibt, die alle ganz zufriedenstellen kann. Der Identitätsverlust wäre meines Erachtens höher, wenn man die Aluwaben getilgt hätte. Ich will nicht alle Argumente wiederholen, die hier weiter oben schon zu Genüge durchgekaut wurden. Aber es ist doch so, dass zu der Hänsel-Fassade die Wenigsten noch einen konkreten Bezug haben. Die "Blechbüchse" ist nicht weniger als eine Landmarke, die jeder Leipziger und jeder, der hier länger als zwei Stunden zu Besuch war, kennt. Übrigens existierte die Müller-Fassade bzw. das umgebaute (Konsument-)Kaufhaus auch insgesamt länger (42 Jahre) als die Hänselfassade bzw. das Kaufhaus Brühl im intakten Zustand (35 Jahre). Aus rein ästhetischen Erwägungen würde ich Leipziger und Valjean etc. schon zustimmen. Unter der Maßgabe einer angemessenen Nutzung ist eine Wiederherstellung der alten Fassade (das käme dem Austausch von 95 % der Steine gleich) unsinnig. Das wäre nur im Rahmen eines ganz anders gearteten Gesamtbaukonzeptes gelungen. Auch wenn ich die Grünen sonst schätze, ist ihr Aktionismus in letzter Minute unpassend. Die Argumente lagen seit Jahren auf dem Tisch, eine Diskussion wurde einfach mal wieder verschlafen. Der Abriss ist jetzt nicht mehr aufzuhalten.

  • Mir erschliesst sich nicht ganz der Unterschied in Dimensionalität und Maßstab - auch das Kaufhaus sprengte die einstige Kleinteiligkeit.


    Auch wurde hier geschrieben, die Fassade öffne sich nicht zum Platz und erfülle ihn nicht mit Leben - da frage ich mich schon, inwieweit eine Kaufhausfassade mit Fenstern, hinter denen dann im besten Falle Schaufensterpuppen, im schlechtesten Falle Firmenlogos zu sehen sind (wie man an beinahe sämtlichen anderen Kauf- und Geschäftshäusern der Leipziger Innenstadt beobachten kann) einem Platz Lebendigkeit geben soll.


    Ich war nie ein großer Fan der Höfe am Brühl, aber die Argumente wirken dann doch arg bemüht. Das Ding ist - es war kein Geheimnis, es wurde in der Presse thematisiert, es war genug Zeit, sogar mit einer zusätzlichen Verzögerung. Die Diskussion kommt in jeglicher Hinsicht zu spät.


    Edit: Mein Post doppelt sich zwar ein wenig mit Lipsius', aber trotzdem nochmal Zustimmung zur Quintessenz: Nur ein anderes Gesamtkonzept samt Verkauf der Grundstücke an unterschiedliche Investoren und damit verbunden auch einer weit langwierigeren Entwicklung hätte uns ein besseres Ergebnis bescheren können. Die Sache ist aber gegessen...

  • Kein Abriss-Stop am Brühl


    Die mfi lehnte gestern den Abriss-Stop für das KONSUMENT ab. Es würde nur zu Bauverzögerungen kommen. Die mfi und die Stadt haben beide ein Gutachten über die Fassade erstellen lassen, in dem rauskam, dass es sich nicht lohnen würde, die Hänsel-Fassade zuerhalten. Auch wenn sie zu den 20 wenigen erhaltenen Kaufhäusern vor dem 1. Weltkrieg in Deutschland gehört.


    Beschlossen sei nun auch, dass sich Richard Wagner und Clara Schumann auf der Fassade der Höhe am Brühl, laut Entwürfen am Brühl, zeigen lassen werden. In einer Siebdruck-Darstellung sollen die Umrisse von Wagner's Geburtshaus, dem Gasthof Drey Schwanen und dem Plaunschen Hof wieder auferstehen.


    Quelle: LVZ