Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

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    Ich verstehe den wirtschaftlichen Sinn auch. Nur manchmal träumt man oder versteht man nicht warum nicht alle Mittel ausgenutzt werden um historische wiederzugewinnen. Und man hätte beides vereinbaren können. Aber wie du schon sagst, das ist eh Geschichte. Nur muss ich mich nicht dummmachen lassen. Wenn es sachlich ausgedückt wäe, hätte ich auch nie was gesagt.


    Egal, vergessen....


    Mit den Wohnungen und Kindertagesstätten hast du natürlich recht, reine EKZ würden nur Schaden. Wenigstens wurde das integriert.


    Bleibt nur abzuwarten wie die Integration von alter Fassade und Blechbüchse von statten geht, bin ich schon sehr gespannt.


    Mod: Was ist so schwierig daran, sich an die einfachsten Boardregeln, wie das Vermeiden unnötiger Zitate, zu halten? DaseBLN

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  • es gibt wieder ein neues video, das alte wurde ersetzt...(meines erachtens eher ein witz)
    http://www.phantastische-geschaefte.de/


    Ich habe es mir auch mal angeschaut. Nun ja, das wesentliche wurde bereits gesagt: Das ist halt ein Werbevideo. Wer dazu doch mal ein Kontrastprogramm braucht, dem empfehle ich einen Klick auf http://deadmalls.com/. Mehr über das Web-Projekt in einem Spiegel-Online-Artikel: http://einestages.spiegel.de/s…ang_der_konsumtempel.html


    Und nein, ich wünsche den Höfen, wenn sie nun schon entstehen, und damit der Leipziger Innenstadt kein solches Schicksal. Die Bedingungen auf beiden Seiten des großen Teiches sind gänzlich andere. Und doch ist es irgendwie interessant, dass es zu vielen der dort versammelten Malls sicherlich ganz ähnliche Videos gab.

  • ^ Die betroffenen Malls in den USA werden meist durch neuere, größere, spektakulärere ersetzt. Es gibt also keine Wirkliche Zäsur der Entwicklung. Die Höfe am Brühl dagegen sind ja, wie im in #497 verlinkten Artikel beschrieben, eher ein Zeichen für die Wiedererstarkung der Innenstadt. Wenn es keine massiven Investitionen in den ehamligen Saal-Park gegeben und sich vorher schon Ikea nicht angesiedelt hätte, könnten wir dort jetzt wohl ähnliche Bilder machen, wie im verlinkten Spiegel-Artikel oder bei Möbel-Erbe ein wenig weiter an der A9.


    Noch einmal zum verlinkten Artikel: Die Nachfrage von Folz, was denn nun wirklich noch an neuem Sortiment die Innenstadt bereichern kann, ist durchaus berechtigt. Sicherlich wird es neue Filialisten geben, aber wie man den Plänen entnehmen kann, wohl hauptsächlich im Bekleidungsbereich.

  • die entwicklung der MALL's in den USA hat schon einen anderen hintergrund. durch das sehr starke wirtschaftliche wachstum in den nachkriegsjahren und dann wieder in den '70 und '80 jahre, hat zu einer ansiedlung von industrie rund um die staedte gefuehrt. starker einwohner zuwachs und steigender bedarf haben eben die mall's gefoerdert. der fehler in den usa war bloß, dass man nicht etwa wie in europa eine gewisse dicht in der bebauung hat sondern eher in die flaeche gebaut hat. man faehrt in staedten wie Detroit, Atlanta, St. Loius, Minneapolis, etz., etz. durch ewig gleich aussehende suburbane gebiete die mit breiten straßen und mall's erschlossen sind. durch steigende produktionsverlagerung und fehlende nachfrage durch produktangebot aus dem ausland brechen eben diese viertel zusammen. hohe arbeitslosigkeit, niedrige hauspreise, steigende kriminalitaet und ein fehlendes solziales netz haben in manchen staedten zu enormen problemen gefuehrt. so genannte "think-tanks" beschaeftigen sich seit jahren damit.


    um jetzt mal auf den punkt zu kommen. so wie in den usa wird es hier schon nicht. aber es gab einen anfang in den 1990'er jahren - siehe center an der A9 diverse ansaetzte. die staedtischen strukturen sterben aus und es kommt zu einer hoeheren frequention der center auf der gruenen wiese. deswegen kann man hier auch die verbindung zum wichtigen neubau auf dem lindenauer markt ziehen.


    zu dem artikel - http://www.handelsblatt.com/fi…gt-gruene-wiese;2532722;2 - von LE Mon. hist. das ist eine sehr erfreuliche entwicklung. trotzdem muß man hier auch mal gegensteuern. man sollte nicht versuchen alle kundenstroeme mit centern der gleichen philosophie, wie auf der gruenen wiese, in die innenstadt zu locken.


    ein blick auf die projekt uebersicht auf seite 2, zeigt eindeutig das es zwischen leipzig und dresden starke unterschiede gibt. was in leipzig noch mit unterhaltung und wohnungen abgefangen wird, kann in dresden nur noch als reine MALL bezeichnet werden. der unterschied der geplanten qm zahl, die in dresden mehr als 3 mal so hoch ist wie in leipzig, ist schon signifikant. ob in dresden wohl in den naechsten jahrzenten lehrgeld gezahlt wird?

  • Und weiter gehts. Leipzig-Fernsehen hat ein neues Bild im Angebot. Inzwischen ist man beinahe an der Ecke zum Richard-Wagner-Platz angekommen. Je mehr man sieht, desto mehr muss man sagen, dass die Abdeckung durch das Blechkleid der Fassade nicht unbedingt gut getan hat. Eine Wiederherstellung der Originalfassade hätte dann wohl mehr oder weniger eine Komplettreko bedeutet.

  • Hallo,
    seit einer Weile bin ich interessierter Leser des Forums, doch nun muss ich auch einmal eine Frage in den Raum werfen:


    Was ist eigentlich mit dem "Willkommen in Leipzig"-Schriftzug passiert? Ist der irgendwo eingelagert oder wurde damit bereits - was ich sehr schade fände - die Schrottpresse gefüttert?

  • Um die Ecke rum und ein wenig Bau- und Nutzungsgeschichte:


    Leipzig singt: Da fliegt mir doch das Blech weg…


    Ich habe den Abbau der Alufassade täglich verfolgt. Nach meiner Einschätzung könnte die historische Bausubstanz ohne Probleme wieder hergestellt werden. Es gab in Leipzig schon wesentlich schlechtere Bausubstanz, wie z.B. das Gebäude Ecke Barfußgässchen/Klostergasse, das nun wieder im alten Glanz erstrahlt. Ich erinnere mich noch an das Grünzeug in der Ruine. :lach:


    An dieser Ecke empfinde ich die längst fällige Schließung der Baulücken entlang der Hainstraße und Fleischergasse als wesentlich vorrangiger.

  • maciwa - Was ist eigentlich mit dem "Willkommen in Leipzig"-Schriftzug passiert? Ist der irgendwo eingelagert oder wurde damit bereits - was ich sehr schade fände - die Schrottpresse gefüttert? > Die Schriftzüge existieren noch und wurden eingelagert. Nach meinem Kenntnisstand sollen sie wieder zurück in die Innenstadt. Wann und Wo, weis ich jedoch nicht.


    Lorenzo - wie z.B. das Gebäude Ecke Barfußgässchen/Klostergasse > Wo Unister sitzt?

  • @ Lorenzo: das stimmt natürlich - auch bei einem Teil der Unister-Gebäude, insbesondere beim von dir genannten Barfußgässchen 15 kann man wohl beinahe von einer Totalrekonstruktion sprechen.


    Die Schriftzüge sollen im Übrigen m.W. an den Höfen am Brühl wieder angebracht werden.

  • Ja, die jetzt frei gelegte Hänsel-Fassade erinnert stark an den Zustand des Gebäudekomplex Trifugium in der Innenstadt vor der Wiederherstellung in den 1990er-Jahren.


    Vorher-/Nachhervergleich Barfußgässchen 11 (gegenwärtig noch Unister-Zentrale)
    Vorher-/Nachhervergleich Barfußgässchen 15


    Es gibt auch noch andere Beispiele in Leipzig, wo ähnlich heruntergekommene Fassaden wie am Brühl wiederhergestellt wurden (spontan fällt mir die Dresdner Bank in der Prager Straße ein). Da es hin und wieder immer noch zur Verwechslung kommt, noch einmal der Hinweis, dass bei der "Blechbüchse" nur das Blechkleid, also die Alu-Fassade, unter Denkmalschutz steht, nicht aber die darunterliegende Fassade von Emil Franz Hänsel. Unter diesem Aspekt ist es nachvollziehbar, dass die alte Fassade nicht wieder instand gesetzt wird, sondern die neue.


    Darüberhinaus ist es für mich auch spannend zu wissen, wie die alte Fassade auf 15 Meter wiederhergestellt werden soll und inwieweit diese dann von außen sichtbar sein wird. Ich hoffe, dazu erhalten wir bald konkretere Infos

  • Unter diesem Aspekt ist es nachvollziehbar, dass die alte Fassade nicht wieder instand gesetzt wird, sondern die neue.


    Es ist für mich nicht so ohne weiteres nachzuvollziehen warum die Alu-Fassade von 1968/69 denkmalgeschützt ist, nicht aber die ursprüngliche Fassade von 1908. Es wurde hier in diesem Forum bereits darauf hingewiesen, dass es sich hier um keinen 0815-Gründerzeitbau handelt. Also worin liegt diese Ungleichbehandlung begründet. Laut einem LVZ-Artikel wurden Experten des Denkmalschutzes mit der Aussage zitiert, dass die Hänsel-Fassade zu stark beschädigt sei und daher nicht mehr hergestellt werden könne.


    Sieht man sich den Vorher-Nacher-Vergleich von Barfußgäßchen 15 (!) und Barfußgäßchen 13 an, kann man auch Zweifel anbringen am kategorischen Ausschluss der Möglichkeit einer Wiederherstellung der historischen Fassade.


    Zumal ja wohl auch bei der Aluminiumhülle ein beachtlicher Anteil neu hergestellt werden muss.


    Nun, die Messe ist gelesen und das Einkaufszentrum wird nun wie geplant mit der Aluminiumfassade gebaut und ich bin ebenso gespannt wie die 15m der historischen Fassade integriert werden.

  • ^ Nun ja, Aufgabe des Denkmalschutzes ist es ja zunächst, Vorhandenes zu bewahren. Geschmäcklerische Kriterien sollte er dabei weitestgehend außer acht lassen, inbesondere im 20. Jh. ist aufgrund zeitgeistiger Geschmacksfragen viel Bausubstanz verloren gegangen.


    Wenn man nun davon ausgeht, dass die Aluminiumfassade schützenswert und der Erhaltungszustand weitaus besser als bei der Hänselfassade ist, ist die Unterschutzstellung Ersterer durchaus nachzuvollziehen. Nicht ohne Grund hatte der Leipziger Denkmalschutz vor einigen Jahren noch einmal den Zustand der Fassade überprüft.


    Angenommen, die Aluminiumfassade existierte nicht, sähe die Sache ganz anders aus - dann hätte die Stadt wohl eine Rekonstruktion oder einen Neuaufbau, der sich stark am Original anlehnt, gefordert.


    Insofern kann man die Aluminiumfassade gern verfluchen, ich finde allerdings, dass sie vom, sagen wir mal Originalitätsfaktor, die historistische Hänselfassade durchaus schlägt, auch wenn ich Letztere subjektiv für ästhetischer halte.

  • ist zwar schwer zu sagen, wie es aussah, bevor die verkleidung angebracht wurde, aber ganz ehrlich, was will man denn da groß schützen? bei dem ist-zustand der alten fassade :confused:



    EDIT: zum beitrag nach mir:


    ui, da hast du recht. damals sah es ja echt noch verwertbar aus. im gegensatz zu 2010

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  • Nun ja, so schlecht ist die Fassade sicher nicht, dass man sie nicht mehr herstellen könnte.
    Ich denke, dass es politisch nicht gewollt war, hätte es doch möglicherweise Diskussionen um das Messehaus Union oder andere Bauten ausgelöst, deren Keller ja unlängst freigelegt waren.
    Sicher war es der Zeitgeschmack, der die Verkleidung der alten Fassade damals verursachte. Vielleicht war es auch damals Unwillen und/oder Unvermögen, diese wieder zu rekontruieren.
    Heute allerdings wurde die Reko der alten Fassade ja gar nicht diskutiert.
    Vielmehr wurde in der Blechfassade ein "bewahrenswertes Stück DDR-Geschichte" gesehen und das allein macht sie mir schon suspekt.
    Da wurde die Erinnerung an die "Friedliche Revolution" bemüht, gebetsmühlenartig betont, dass die alte Fassade hin sei und auf keinen Fall rekontruiert werden könne und dass überhaupt und außerdem in jedem Fall die Blechfassade erhalten werden müsse., da sie zur "Geschichte gehöre". Einen Antrag vom damaligen Stadtrat Obser, doch die alte Fassade zu erhalten, wurde m. E. ohne Debatte verworfen.
    Hier wurde -wie ich finde- politisch entschieden und die Chance vertan, den Richard- Wagner-Platz im alten Gewand auferstehen zu lassen, obwohl das Gebäude noch da war.
    1968 hattten findige und verzweifelte Architekten um die Unikirche zu retten, die Idee, diese zu verkleiden, um sie so den kritischen Blicken der "Verderber unserer Stadt" (Zitat: Erich Loest) zu entziehen. Würde man heute dann auch in dieser Fassade einen Ausdruck bewahrenswerter Architekturgeschichte sehen und sich für deren Erhalt einsetzen, da sie zur "Geschichte gehört"?!

  • gebetsmühlenartig hat hier glaub ich niemand argumentiert. es gab nur eine debatte, was in unseren persönlichen augen erhaltenswerter scheint, und da die meinungen ziemlich gleich aufgeteilt waren, kann man hier kaum jemanden willkür unterstellen. bei einer 50:50 chance verliert nunmal immer eine seite. oder es kommt eine lösung, wie die jetzt angestrebte raus: 80:20 ....


    ich denk nicht, dass wir hier noch sinnlos viele beiträge schreiben sollten, was nun besser sei, und was moarlisch verwerflich. dann spart lieber eure energie auf, und unternehmt was gegen st trinitatis ^^ alle argumente zu blechbüche ja/nein wurden bereits gehört

  • @ K.-U. Arnold, Unikirche und "Blechbüchse" sind zwei ganz verschiedene Paar Schuhe. Und was die Unterschutzstellung der Fassade angeht, halte ich es mit DaseBLN, der weiter oben schrieb, dass geschmacklerische Kriterien nicht automatisch zu einer Unterschutzstellung führen. Ginge es nach meinem Geschmack, würde auch die alte Hänsel-Fassade rekonstruiert werden. Aber 1. geht's nicht nach meinem Geschmack und 2. steht die Hänsel-Fassade nun mal auch nicht unter Denkmalschutz (ein Fakt, der langsam mal zur Kenntnis genommen werden sollte). Die Alu-Fassade steht unter Denkmalschutz, weil sie ein Alleinstellungsmerkmal im Leipziger Stadtbild ist. Eine Begründung, die nachvollziehbar erscheint. Die alte Hänsel-Fassade hingegen existiert in ähnlicher Form hundertfach im Leipziger Stadtbild. Wobei Hänsel es freilich verstand, seine Fassaden, so auch die am Brühl, besonders individuell und anspruchsvoll zu gestalten (siehe Specks Hof).