Leipzig: Höfe am Brühl (eröffnet)

  • o-ton zur nedden: "allein schon die ankündigung dieses vorhabens hat in der nördlichen city mehr investoreninteresse erzeugt, als dies in den gesamten letzten jahren der fall war."


    Schon kurios, oder? Durch Ansiedlung eines riesigen Konkurrenten entschließen sich andere Investoren (zukünftige Konkurrenten) dazu, ebenfalls im Norden zu investieren. Das liegt doch aber sicher nicht an dem Brühl-Projekt an sich, sondern an dem in den letzten Jahren miserablen Zustand des gesamten Geländes! Wer wollte schon dort in der Nähe, neben diesen hässlichen maroden Plattenbauten investieren, wenn jeder Leipziger nur darauf erpicht war dort schnellen Fußes durchzumarschieren und zur Haltestelle am Gördelerring zu gelangen? Für mich sind die Dinge manchmal einfacher als "man" denkt! Ähnliche Diskussion wie bei der Messe. Leipzig gesamthaft betrachtet ist doch schon recht attraktiv. Wenn man in den heutigen, noch vorhandenen maroden Gebieten größere private Investoren haben will, muss man den Zustand des einzelnen betroffenen Geländes attraktiv machen; dazu gehört neben einer technischen Infrastruktur auch eine optische Wohlfühlinfrastruktur. Die Investoren wollen sehen, das etwas passiert und die Stadt sich bemüht; quasi Initialzündungen. Weiteres Bsp. gefällig? Der Stadthafen! Laut diverser Zeitungsberichte und Kommentare der Stadt gab es genug Investoren die rund um den Hafen hätten bauen wollen. Aber keiner wollte eben den Hafen an sich bauen. Warum auch? Hier sehe ich die Stadt in der Pflicht!
    Jedoch sollte man eben zugleich auch daran denken, gewisse architektonische Gestaltungsstandards zu definieren und diese auch zu verlangen und den Billig-Investoren stand zu halten. Dies scheint ja die Stadt auch recht gut zu machen, wie man hier und da lesen kann (Die Höfe lasse ich jetzt mal außen vor).


    Ach ja, und bzgl. der Gestaltung der Höfe bringen wirs doch auf den Punkt, was keiner aussprechen will: Historische Bebauung! Das ist es doch, was fast alle im Hinterkopf haben, wenn sie von Anknüpfung an Leipziger Traditionen reden.
    Warum auch nicht? Ist das nicht flippig genug für Media-Markt und Co.?
    Wir sind doch in der Leipziger Altstadt! Wer schlendert nicht gern durch schmale Gässchen, und bewundert während des Einkaufens die reich verzierten Fassaden? Ich behaupte sogar, dass die Menschen in einer historischen Umgebung ruhiger und langsamer sind, und sich wesentlich länger aufhalten, eben schlendern, als in einer gläsernen modernen Umgebung, die zu Hektik führt. Das wäre doch auch im Sinne des Investors. Was in der übrigen Leipziger Innenstadt wunderbar funktioniert, soll im Norden nicht funktionieren? Ich will jetzt hier keine Leipzig-Dresden-Diskussion anfangen, aber in Dresden am Neumarkt hat man sich doch auch darauf geeinigt, größtenteils historisch zu bauen. Und den Besuchern und Einwohnern gefällts! Was gibts denn besseres? Wieso will man Städtebau gegen die Menschen machen? Nur wegen der Rendite des Investors? Die kommen auch trotzdem; man siehts ja in Dresden.

  • so einfach ist es eben nicht.
    wenn du das beispiel dresden bemühst: sowohl die dortige altmarktgalerie (wesentlich grösser) als auch die centrum-galerie (doppelt so gross) sind funktional wie gestalterisch wesentlich schwächer. warum sie dennoch genehmigt wurden? weil sie frequenzbringer sind. ohne die kann sich das umfeld nicht entwickeln. in dresden könnte man noch fragen: welches umfeld? in leipzig betrifft dies ruinöse altauten entlang der hain-, katharinen- und nikolaistrasse. andererseits setzt dieses gewachsene umfeld wiederum den investor unter druck, eigene akzente zu setzen. vielleicht liegt dabei die betonung mehr auf "eigene" als auf "akzente". aber eines ist doch wohl jedem klar: ohne frequenzbringer würde sich dort gar nichts bewegen. ob "modern" oder "alt" ist doch nicht entscheidend - in sich stimmig muss die brühl-neubebauung werden.
    ganz ehrlich: versuch, einen besseren entwurf abzuliefern - und du wirst merken, wie schwierig dies ist und daran (wahrscheinlich) scheitern. das sollte der ausgangspunkt jeglicher diskussion sein, und nicht ins blaue gesprochene fantasy-bubbles. was meines erachtens manchmal zu sehr in den hintergrund gerät: in einen übersättigten und ohnehin schwachen markt werden über 200 mio investiert. kein grund, mfi zu füssen zu liegen. aber erst recht kein grund, den mittelpunkt der welt ausgerechnet an den leipziger brühl zu verlegen.

  • Ich war vorgestern auch anwesend, und danach ziemlich enttäuscht. Kontroverse Diskussion - leider Fehlanzeige. Mir hat es vielmehr nochmals deutlich vor Augen geführt, dass mfi alles wie immer machen möchte, sprich eines ihrer Stino-EKZ in eine weitere City klatschen. Wirkliche Zugeständnisse an die Stadt hat es m.E. nicht gegeben. Der Bebauungsplan fußt im Wesentlichen allein auf den Vorstellungen der mfi.
    Interessant fand ich die Bemerkung des Herrn von der GMA, wonach das Center keine große Ausstrahlung in die Region haben wird. Die Umsätze werden letztlich nur innerhalb der (inneren) Stadt umverteilt. Das Kräfteverhältnis zwischen grüner Wiese und Innenstadt wird sich durch den Neubau nicht verändern. Das bestätigt mich in meiner Meinung, dass man gerade im Hinblick auf den Konkurrenzkampf mit der grünen Wiese, mit einer Reproduktion des dortigen Warenangebots in einem Gebäude, das sich in seiner Struktur und Architektur bis auf ein paar gut gemeinte Gimmicks nicht erkennbar von einer klassischen Mall unterscheidet, keine neuen Impulse für die Leipziger Innenstadt setzen kann. Vielmehr wäre eine Abgrenzung von den Stadtrandcentern in Nutzung und Gestaltung der richtige Weg gewesen. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn des Verfahrens noch guter Hoffnung war. Mein anfänglicher Optimismus besonders in Bezug auf Gestaltungsfragen beruhte v.a. auf der Aufgabenformulierung des Architektenwettbewerbs. Hier noch mal einige kurze Zitat daraus:


    - „…innerhalb des Gebäudes [soll] ein Wohnanteil von ca. 20-30% der Geschossfläche realisiert werden“
    - „Ein bedeutender Teil der Aufgabe wird auch die Integration der denkmalgeschützten Substanz des auf der Fläche befindlichen KARSTADT-Kaufhauses sein. Die heute noch vorhandene Fassade aus Metall und die sich dahinter befindliche historische Fassade aus der Gründerzeit werden in ihrer Dualität erhalten.“
    - „Mit dem Blick auf die Prominenz des Standortes, seine Größenordnung und die historischen Identitäten der Leipziger City als Handelsplatz hat die Ausloberin die Erwartung, dass am Brühl in Leipzig ein zukunftsgerichteter Prototyp für ein integriertes, innerstädtisches Einkaufszentrum entwickelt wird.“
    - „[Es] ist die besondere Charakteristik der traditionellen Leipziger Passagensysteme zu reflektieren. Der Brühl ist zu einer positiven Unverwechselbarkeit zu entwickeln. Kleinteiligkeit, Individualität und intelligente Wiederaufnahme und Weiterentwicklung der Ortstypik sind die Prämissen für immerhin zwei Quartiere.“


    Zugegeben: beim Entwurf von Grüntuch und Ernst findet man Ansätze in diese Richtung, insbesondere was die Passage-Hof-Thematik betrifft. Aber das war es auch schon.
    Der größte Fehler war es wahrscheinlich, den Zuschlag beim Verkauf allein vom Preis abhängig zu machen. Eine absolut irrsinnige Selbstbeschränkung. Gerade in der Phase, in der noch vier, fünf andere Investoren mit im Rennen waren, hätte die Stadt am ehesten weiter reichende Forderungen bzgl. Nutzung und Gestaltung durchsetzen können. Leider hat man nur aufs Geld geschielt und nun die Quittung bekommen. Selbstverständlichkeiten wie unterirdische Parkdecks und der 20%ige Wohnanteil wurden auf einmal zur Verhandlungsmasse. Das die Stadt in fast keinem Punkt einen Erfolg erzielen konnte, war nur folgerichtig. Die Drehung des Verhältnisses zwischen großen und kleineren Einzelhandelsflächen in diesem Zusammenhang als Erfolg der Stadt verkaufen zu wollen, ist für mich wenn nicht unglaubwürdig, dann zumindest zweifelhaft. Man braucht sich ja nur mal andere innerstädtische EKZ anschauen. Die Zahl der kleinen Flächen überwiegt immer. Ich glaube nicht, dass man mfi damit wehgetan hat.


    Auch wenn ich realistischerweise nicht glaube, dass hier noch viel zu retten sein wird, habe ich mir noch mal Gedanken gemacht wie ein stadtverträglicher Kompromiss aussehen könnte:


    Nutzung:
    - UG – Tiefgarage (unter dem Richard-Wagner-Platz, der sowieso umgestaltet werden soll, ließen sich zusätzliche Stellflächen einrichten, ca. 700 Stellplätze sollten so auch möglich sein), Anlieferung
    - EG-2.OG – EKZ (alle Etagen erhielten so Tageslicht, nach jetziger Planung kann das UG nur künstlich belichtet werden)
    - 3.-5. OG - Wohnen, Kita, Kultur (nur bei einer deutlichen Ausweitung des Wohnungsangebotes lässt sich m.E. ernsthaft von Multifunktionalität sprechen, der jetzige Wohnanteil erreicht nicht einmal die städtische Mindestvorgabe von 20%)


    Gestaltung:
    - je Block zwei Passagenarme zwischen Richard-Wagner-Straße und Brühl, die in den Schnittpunkten zur zentralen Mall zu unterschiedlich großen Höfen aufgeweitet werden
    - jede Passage mit dazugehörigen Hof sollte individuell gestaltet werden und unterschiedliche Namen erhalten, gegebenenfalls mit historischen Bezug
    - der Außenbezug der Höfe muss deutlich erkennbar sein, die Passageneingänge an Brühl und R-W-Straße gestalterisch hervorgehoben werden (evt. zweigeschossiger Eingangsbereich)
    - die Passage-Hof-Häuser sollten entsprechend ihres Inneren unterscheidbare Außenfassaden erhalten, die sich hierdurch ergebende Maßstäblichkeit an den restlichen Fassadenflächen fortgesetzt werden
    - die Mall im Inneren muss versetzt angeordnet werden
    - Ladeneingänge zum Brühl/R-W-Straße und zur Mall (im B-Plan teilweise bereits so festgesetzt)
    - Ausbildung von Staffelgeschossen (bei Stadthäusern) und „Schrägdächern“ (Einhausung der Haustechnik)
    - Anbringung noch vorhandener Spolien kriegszerstörter Häuser am historischen Standort, wenn zu wenig vorhanden oder Anbringung an historischen Standort unmöglich böte sich bspw. eine Präsentation verschiedener Spolien in der Plauernschen Straße an

  • baukasten,
    wenn du schon dabei gewesen bist: warum hast du deine vorschläge nicht dort vorgetragen, wo man sie (wenn schon nicht erhört, dann doch zumindest) gehört hätte?

  • Mittelpunkt der Welt sicherlich nicht, aber eine sehr traditionsreiche Straße in einem noch recht gut erhaltenem Zentrum. Und andere Investoren leisten ja auch gute Arbeit, nicht nur für sich, sondern auch am Stadtbild und genau aus diesem Grund will die Mfi doch in die Innenstadt. Man profitiert vom Flair und Charme dessen was da ist, was andere erarbeitet haben, ohne aber selbst etwas hinzufügen zu wollen. Deswegen ist das Ganze mit der Prager Straße in DD auch nicht zu vergleichen. Dort siehts doch jetzt eh schon so aus, wies später mal aussehen wird. 200 Mio find ich auch nicht soo prall, klar das das viel Geld ist, aber für die Größe des Areals und den Standort nun nicht wirklich außergewöhnlich. Viel entscheidender sollte am Ende ja auch sein, dass man tatsächlich sieht, dass da 200 Mio drinstecken. Kann ich bis jetzt noch nicht erkennen. Mir persönlich geht es hierbei auch nicht um historisierende Bebauung, sondern um etwas was eine Formsprache entwickelt die zu Leipigs Innenstadt passt und nicht zum Paunsdorf Center. Freilich übertrieben, klar. Aber genauso weit weg liegt der Entwurf eben auch von gut gestalteten modernen Projekten und sicher noch weiter weg von den Highlights der Vorkriegsbebauung.

  • Man profitiert vom Flair und Charme dessen was da ist, was andere erarbeitet haben, ohne aber selbst etwas hinzufügen zu wollen.


    Dieser Satz bringt das ganze irgendwie sehr gut auf den Punkt und gehört dick unterstrichen! Die Hampelmänner von mfi find ich sowieso recht lächerlich. So nach dem Motto: "Schauts ihr dummen Ossis, seids froh, dass hier überhaupt einer zu euch kommt und investiert."



    Die Konsequenz aus all den vorgetragenen Meinungen muss doch sein, dass man das ganze Gebiet unterteilt und einzeln neu ausschreibt. Das würde doch dann die geforderte Kleinteiligkeit mit sich bringen. Aber das wäre dann wohl wieder zu aufwändig.


    Im übrigen habe ich in Dresden vom Neumarkt gesprochen, nicht von einer Altmarktgalerie oder einer Centrum-Galerie. Was ich damit sagen will: Kleinteilige Bebauung. Wie in Dresden können die Investoren ja letztlich die Gebäude im inneren verbinden, aber nach außen sollte es nach mehreren einzelnen ausschauen.


    Warum klappt es denn im Süden und Osten der Leipziger Innenstadt? Die vielen einzelnen Läden ergeben dort genauso den "Frequenzbringer". Selbst Karstadt gab sich mit einem Kaufhaus normaler Größe zufrieden.
    Die Stadt ist wohl auch zu ungedulig, dieses gesamte Areal nur nach und nach zu entwickeln. Sie will lieber alles auf einmal fertig haben.

  • LEgende:
    das kann ich überhaupt nicht nachvollziehen.
    schau dir doch mal an, was mfi bisher so gebaut hat. es ist übrigens auch das erste mal gewesen, dass der architekt nicht von mfi gestellt wurde. auch wenn einem das ergebnis nicht gefallen mag, sollte man nicht von der hand weisen, dass sich durchaus bemüht wird. (im übrigen ist der brühl nicht der dresdner neumarkt. auch sollte man äpfel mit äpfeln = malls mit malls vergleichen. und allein schon karstadt hat mit 30 000 qm mehr verkaufsfläche als die hier genehmigten 27 500 qm. beim hearing wurde verdeutlicht, dass diese zahl eher die untergrenze für eine magnetwirkung darstellt.)
    das gebiet aufzuteilen und einzeln nach und nach zu entwickeln, wäre auch nicht sinnvoll gewesen. da gäbe es nur jahr(zehnt)elang baustellen und brachen - und am ende zwölf tiefgarageneinfahrten. zwanzig jahre nach der wende von ungeduld zu sprechen, erscheint mir auch etwas merkwürdig.

  • Gruß!


    ich muss mich dem Standort meines direkten Vorredners anschließen. Sicher ich bin auch nicht zufrieden mit dem was am Brühl geplant wird jedoch schon als die mfi vom Standardnamen für ihre "Stadtklötze" abgewichen ist dachte ich mir -na sieh mal einer an. Hauptproblem das ich bei solchen Ausschreibungen sehe ist, dass ein stadtfremdes Unternehmen sich in eine Stadt einkauft. Die Situation ist doch in keinerlei Art und Weise mit der von hundert Jahren zu vergleichen. Die Kaufleute denen die Prachtbauten am Brühl gehörten hatten doch Bezug zu Stadt und waren mit der Planungssituation vertraut.
    Heute muss man meiner Meinung nach sich eher mal in die Position der mfi hineinversetzen. Die kommen also mit, das unterstelle ich jetzt mal, den Wunsch nach max. Profit und Ausnutzung der Kaufkraft in die Stadt, was ihnen wohl keiner verübeln kann. Sie verhandeln zäh mit den LWB über Kaufpreis des Geländes werden "gezwungen" sich neue Namen für ihr Bauvorhaben auszudenken müssen sich an den Innenstadt-Bebauungsplan halten und lassen ein Architekturwettbewerb zu.
    Das ist meiner Meinung nach wirklich schon ne ganze Menge. Sie könnten ja auch einfach das Gelände kaufen und -zack- ihr 0815-Bauwerk draufstellen.
    Zusammengefasst: Die mfi könnte sich auch sagen "Was wollen die denn? Sollen froh sein das überhaupt jemand hier baut!" Die haben doch keinerlei Verpflichtung gegenüber der Stadt.


    Wie gesagt ich bin auch nicht zufrieden mit dem Entwurf nach jetzigen Stand aber wenn man die Geschichte der Innenstadt-Architektur verfolgt, wann waren wir Leipziger denn je mit irgendetwas zufrieden ;) ? In meinen Freundeskreis gibt es Stimmen die meinen die alte Brühl-Bebauung war besser oder man sollte einen Park daraus machen...das halte ich jedoch für maßlos überzogen. Noch ist ja nicht aller Tage Abend (besser es hat noch nicht mal angefangen zu dämmern) es kann sich noch einiges an dem Bau ändern.




    Nachtrag Photos von den Ausgrabungen (26.8.2008)


    meiner Meinung nach sehr ansehnlich was da noch ausgegraben wird.




  • Aus der Dienstberatung des Oberbürgermeisters:

    Bebauungsplan „Höfe am Brühl“ soll dem Stadtrat zum Satzungsbeschluss vorgelegt werden


    Der Bebauungsplan, mit dem Baurecht für das vom Essener Investor mfi geplante innerstädtische Einkaufszentrum „Höfe am Brühl“ geschaffen werden soll, hat Satzungsreife erlangt. Oberbürgermeister Burkhard Jung wird ihn zum Satzungsbeschluss auf Vorschlag von Baubürgermeister Martin zur Nedden in die Ratsversammlung einbringen. „Nachdem die öffentliche Auslegung abgeschlossen wurde und die Stellungnahmen der Träger öffentlicher Belange und der Öffentlichkeit abgewogen worden sind, wollen wir nun einen Stadtratsbeschluss herbeiführen, damit der Genehmigungsprozess des Vorhabens zügig weiter gehen kann“, kommentierte Martin zur Nedden. „Die Abwägung der bei uns eingegangene Anregungen hat ergeben, dass am Text des Planentwurfes bis auf redaktionelle Klarstellungen nichts geändert werden musste.“


    Die Öffentlichkeit war bereits vor dem formellen Beginn des Bebauungsplanverfahrens einbezogen worden. Auf insgesamt drei Bürgerforen wurde umfassend über das Vorhaben informiert. Während des dritten Forums, das zum Auftakt der öffentlichen Auslegung stattfand, wurden 16 mündliche Stellungnahmen vorgetragen, die protokolliert und in die Abwägung eingestellt wurden.


    Das gesamte Gebiet zwischen Brühl, Richard-Wagner-Platz, Richard-Wagner-Straße und Hallischem Tor wird mit einem fünfgeschossigen Gebäudekomplex überbaut. Die historischen Traufhöhen und Baufluchten werden dabei gewahrt. Der Komplex ist in zwei altstadtgerechte Gebäudeteile gegliedert, zwischen denen die wieder hergestellte Plauensche Straße verläuft. Sie darf nur an einer Stelle überbrückt werden. Der Entwurf sieht daneben für Fußgänger weitere Möglichkeiten zur Durchquerung des Baukomplexes vor, der dadurch intensiv mit dem Stadtorganismus vernetzt werden soll. Die Fassade der „Blechbüchse“ ist in die Konzeption des Gesamtvorhabens einbezogen, ihre Gestaltung ist aber derzeit noch in Bearbeitung. Die Einzelhandelsflächen befinden sich im Untergeschoss, im Erdgeschoss und im ersten Stockwerk. Die Verkaufsfläche ist insgesamt auf 27 500 m² begrenzt. Der Bebauungsplan enthält auch Obergrenzen für bestimmte Sortimente, um negative Auswirkungen auf die bestehenden Geschäfte der Innenstadt zu minimieren. Im zweiten und dritten Obergeschoss des Gebäudekomplexes sollen Parkdecks untergebracht werden. Im vierten und fünften Obergeschoss entstehen Wohnungen. Ergänzend zum Einzelhandel sind Flächen für kulturelle, gastronomische und gesundheitliche Einrichtungen sowie eine Kindertagesstätte vorgesehen.


    Um zu gewährleisten, dass das Projekt in hoher Qualität realisiert wird, ist der Abschluss eines Städtebaulichen Vertrages und Erschließungsvertrages zwischen Stadt und Vorhabenträger vorgesehen, der der Ratsversammlung separat zur Zustimmung vorgelegt wird. Der Abschluss dieses Vertrages ist neben dem Bebauungsplan die zweite zentrale Voraussetzung für die Realisierung des Projektes. Er wird zur Zeit noch verhandelt. +++ PM: Stadt Leipzig

  • also steht damit nun das äußere erscheinungsbild fest, oder hat man sich erstmal auf die richtlinien geeinigt? (dh flächenaufteilen etc)? "zwei altstadtgerechte Gebäudeteile" ist auch ziemlich auslegungssache......

  • Offener Brief der "Deutsche Stiftung Denkmalschutz" an Herrn Martin zur Nedden betreffs Bebauung Brühl-Höfe:


    Ich habe mich in den Newsletter das Stadtforums Leipzig eingetragen und somit diesen Brief bekommen.
    @ Admin: ist das so okay mit dem Zitat?


    Bin zwar kein Admin, aber offene Briefe sind zur Weiterveröffentlichung vorgesehen. Gruß, Cowboy

  • Da hat sich jemand äußerst intensiv mit dem bisherigen Bebauungsplan auseinandergesetzt. Für die konstruktiven Vorschläge kann man der Stiftung nur dankbar sein.
    Die angehangenen Vorschläge in Form von Grafiken würd ich auch zu gern sehen! Bestünde dazu die Möglichkeit?


    PS: Zur Deutschen Stiftung Denkmalschutz kam am WE wieder mal ein sehr interessanter Bericht. Diesmal sogar mit Berichten aus zwei heutigen sächsichen Städten: Leipzig und Görlitz (ehemals Schlesien)


    Hier könnt ihr euch das ganze nochmal anschauen:


    Bürger, rettet Eure Städte, 14.09.2008
    http://www.zdf.de/ZDFmediathek/content/584130

  • Gefällt mir sehr, diese Gliederung der Fassade nach historischen Vorbild.
    Auch die Namensgebung nach Vorbild ist gelungen. Für eine Skizze außerordentlich aussagekräftig!:daumen:


    Falls möglich (sofern vorhanden) wäre hier dann noch das anbringen von historischen Hauszeichen wünschenswert.


    Auf jeden Fall besser als zwei "altstadtgerechte Gebäudeteile" da vergeht es einem ja...

  • Mich wundert ja, dass bislang kaum Meinungen zu den genialen Vorschlägen gekommen sind. Die ehemaligen Haus-Namen würden die Eingänge zu dem großen Komplex sehr gut unterteilen und zudem eine einfachere Orientierung ermöglichen. Bin gespannt, ob dass so oder so ähnlich umgesetzt wird.

  • wenn man sich auf seiten mfis oder der stadt äußer, muss man doch auch stellung beziehen. das es optisch viel schöner wäre und auch besser in das umfeld passt, wenn man sich mehr an den historischen rahmen orientiert, als momentan im plan, ist doch kein geheimnis. dass die stadt der gleichen meinung ist, bezweifel ich überhaupt nicht. und mfi ist es auch bewusst. nur zählt für mfi nur das geld. die werden doch versuchen den plan abzuschliessen, so wie sie ihn bereits haben, und dann wird mfi un die stadt kommen "na nun ist es zu spät für änderungen, tut uns leid"

  • Inzwischen stehen die überarbeiteten Entwürfe auf der Website von Grüntuch & Ernst. Ich denke, dass sie so auch realisiert werden.







    Ob die Portraits von Clara Schumann und Richard Wagner angebracht werden, scheint immer noch nicht ganz schlüssig zu sein. Auf den obigen Bildern erkenne ich vereinzelt Andeutungen in diese Richtung. Und eine uns bereits bekannte Visualisierung mit Portrait der Clara ist ebenfalls auf der GEA-Website zu sehen. Mal sehen, wie's nun kommt...

    Bilder: Grüntuch&Ernst

  • Tja was soll man sagen. Ich finde es wirkt zwar nicht billig aber austauschbar finde ich es dennoch. Meine Hoffnungen liegen da eher auf den Synergieeffekten, sprich Museumswinkel, Hainstraße und vielleicht irgendwann auch Reichsstraße.


    Die Verbesserungsvorschläge finde ich übrigens auch super, es wäre schön wenn bei diesem fortgeschrittenen Planungsstand noch was verändert würde, allein es fehlt der Glaube...