Das alte Frankfurt im Bild

  • Das alte Frankfurt im Bild

    In der Spiegel-Online Ausgabe von heute ist ein Artikel über das grosse Kaufhaus "Wronker" in Frankfurt vor dem Krieg.


    Auch ein ziemlich grosses Bild gibt es davon:


    http://einestages.spiegel.de/s…rt.html?s=0&r=5&a=589&c=1


    Das ist interessant. Wo stand denn das Teil?
    Ich habe das noch nie auf historischen Frankfurt Fotos gesehen.


    Gemäss dem darunter stehenden Text muss es wohl an der Stelle wo heute C&A steht
    gestanden haben.

  • Das Wronker stand an der Zeil-Südseite, dort wo heute die große H&M-Filiale schräg gegenüber der FFHV-Baustelle ist. Also an der Stelle des Gebäudes, das zur Zeit eingerüstet ist und eine neue Fassade erhält. Verblüffend aber, dass große Teile der rückwärtige Fassade des Wronker noch stehen, nämlich zu der schmalen Zeil-Parallelstraße Holzgraben hin. Man kann das mit Google Earth gut nachvollziehen.


    Abgesehen davon, dass einige Fenster mit Glasbausteinen zugemauert wurden, ist der Zustand gut. Hier Teilansichten, eine Gesamtansicht habe ich leider nicht:



    Bilder: Schmittchen

  • Wär das nicht eine tolle Rekonstruktion, die man jetzt mit der Auffrischung der Zeil in Angriff nehmen könnte? Die könnte sowas echt gebrauchen... Zumal das einen tollen "Kontrast" zu all den modernen Neubauten dort bilden würde - und ist es nicht gerade dieses, was die Modernisten immer wollen? ;)


    Und anscheinend ist ein Teil des ehemals durchaus prachtvollen (aber auch nicht zu aufwendigen, daher relativ leicht wiederherstellbaren) Kaufhauses Wronka ja noch überaus gut erhalten. Also, ran an den Speck! Wäre sicher ein toller Standort für eine Art Vorzeige-H&M (oder eben eine andere Kette). Oder, noch viel besser: Für etwas von der Kategorie einer Galeries Lafayette!

  • Man? Wer ist man? So gut wie sicher ist das Gebäude in Privateigentum, wahrscheinlich stehen heute mehrere Gebäude auf diesem Areal und damit gibt es wohl auch mehrere Eigentümer. Die kannst du ja mal ausfindig machen, anrufen und den Vorschlag unterbreiten.


    Also dass die höchst lukrativen Mietverträge (an dieser Stelle werden mit die höchsten Ladenmieten der Republik bezahlt), vermutlich mit langer Restlaufzeit, gekündigt werden. Nach Räumung das Gebäude mit frisch sanierter Fassade dann gleich abgerissen werden soll, die Nachbargebäude auch. Dann eine sehr sehr aufwändige Rekonstruktion eines Gründerzeit-Kaufhauses errichtet werden soll, die Kosten in dreistelliger Millionenhöhe sind ja sicher nicht so das Thema. Die gewaltigen Mietausfälle während der knapp dreijährigen Bauzeit bestimmt auch nicht.


    Kann natürlich sein, dass dich die Eigentümer fragen werden, warum sie viele viele Millionen rausblasen sollen, wenn sie dafür zwar ein sehr schönes neues altes Kaufhaus, aber weder erheblich höhere Erlöse, noch einen die exorbitanten Kosten rechtfertigenden Mehrwert erhalten. Dann nenne die Argumente aus deinem Beitrag. Oder sage einfach: Weil es mir dann besser gefällt!


    Damit dürftest du sie in der Tasche haben. Die verschiedenen Eigentümer, sonst wegen jeder löchrigen Dachrinne im Clinch, werden sich daraufhin bestimmt gleich einig. Fragen nach Finanzierung, Nutzen und künftigen Eigentumsanteilen werden zu unwichtigen Nebensächlichkeiten.


    Die Bronzetafel mit der Aufschrift "Dank sei dem wackeren Erbsenzähler" düble ich anschließend persönlich an das rekonstruierte Wronker-Haus, das verspreche ich dir. Und einen Bembel lasse ich auch noch springen. Na?

  • Klasse Idee! Genau so machen wir's! Für all die Mühen und Querelen hat sich das Schmittchen dann aber eine ebenso bombastische Bronzeverewigung am Bonzenkaufhaus verdient, finde ich.


    Irgendwie hatt ich sowas in der Art schon erwartet, als ich gesehen hab, dass du hier geantwortet hast :lach:

  • In meiner Postkartensammlung habe ich eine Aufnahme aus dem Jahr 1903 gefunden. Man erkennt, dass die Zeil nicht erst seit gestern eine belebte Geschäftsstraße ist. Im Hintergrund ist die monumentale Hauptpost mit ihren Kuppeln gerade noch erkennbar. Dort wird gerade "FrankfurtHochVier" errichtet.



    Quelle: alte Fotopostkarte (Urheberrechte abgelaufen)

  • Das ehemalige Kaufhaus Wronker schien ein für die damalige Zeit typisches, monumental anmutendes Kaufhaus gewesen zu sein, das vermutlich zwischen 1910 und 1914 errichtet wurde. Es besitzt z. B. starke Ähnlichkeit mit dem ehemaligen Konsument-Warenhauses in Leipzig. Auch die gegenwärtige Situation beider Gebäude ist vergleichbar, denn unter der 1964 übergestülpten Alu-Wabenhaut des Leipziger Warenhauses befindet sich noch der durch Kriegseinwirkung beschädigte Vorgängerbau - so wie er auf dieser Aufnahme zu sehen ist (bis aufs Dach, das wurde abgetragen). Mit der bevorstehenden Neubebauung des Brühls durch die mfi-Essen (das sind die, die ihre immergleichen Einkaufszentren "Arcaden" nennen), stellt sich nun auch die Frage, wie weiter mit der "Blechbüchse". Die einen sagen "nein" zum Beibehalt der Blechhaut, die anderen "ja". Ich wage vorauszusagen, dass die unter Denkmalschutz stehende Blechhaut bestehen bleibt, der man nun aber Sichtfenster einbaut, hinter denen man in Zukunft die aufbereitete Sandsteinfassade zu sehen bekommt. Nur soviel dazu...

  • Ich denke, das passt hier einigermaßen rein:


    Es gibt einen Blog der Frankfurter Rundschau, der durchaus mal einen Blick wert ist. Vorallem die "Stadtgeschichte in Bild und Ton" - diese Slideshow mit Audiokommentar ist besonders interessant. Es wird anschaulich die Geschichte der Stadt präsentiert, wobei viele historische wie auch aktuelle Abbildungen der Altstadt gezeigt werden.


    Find ich allemal spannender, als ein Geschichtsbuch zu wälzen ;)

  • Dann nehm ich nochmal Bezug auf historische Ansichten vom Goetheplatz.
    Die Library of Congress gibt da so einiges her, es gibt kolorierte Fotos von nahezu jeder deutschen Stadt.


    Für einen kleinen Überblick könnt ihr ja mal hier reinschauen.


    Eine Aufnahme vom Gutenbergdenkmal samt umgebender Plätze, um die Jahrhundertwende geschossen und nachträglich koloriert: Klick mich!


    Und nochmal das Goethedenkmal: Klick!


    Kleiner Bonus - der Rossmarkt: Klick!


    Auch auf altfrankfurt.com finden sich noch einige Illustrationen.

  • Ist ja ganz schön frech, muss ich schon sagen. Die haben sich eines Riesen Haufens von Fotos bedient, die ich eigenhändig bei Wikipedia hochgeladen habe. Auch der gesamte Text ist im Prinzip aus einigen der besseren FFM-Wikipedia-Artikel, an denen ich mitgearbeitet habe, zusammengeklaut. Gut für die Jungs von der FR, dass sie für das Ding kein Geld verlangen, sonst hätten die jetzt echt ein Problem, Stichwort GFDL...

  • ^^ gemütlich, nett, dörflich...


    Ich will ja gar nicht sagen, dass die historischen Dächer häßlich wären. Die Gebäude selbst sind ja auch um einiges liebevoller gestaltet als der heutige Zustand. Aber passt dieser Platz jetzt noch an diese Stelle von Frankfurt? Oder sollte man sich lieber südlich der Berliner Straße und dafür dort konsequent um einen solchen Stil bemühen, wenn einem diese Schönheit so zusagt?


    Es ist auch nicht nur die Architektur, die stört, sondern auch die Dimension des Gazen. Frankfurts Zentrum ist darüber einfach hinausgewachsen. Die Traufkante sollte man nicht mehr runtersetzen!

  • Entschuldige mik, aber jetzt bist du unfair. Bei Deinem Fachwissen dürfte Dir bekannt sein, dass das nicht mehr der Zustand zu Beginn der 40er Jahre gewesen sein dürfte. Das war wohl vorher, als man gerade begonnen hatte die ersten Gründerzeitler in der Innenstadt hochzuziehen. Und die waren - ich denke recht objektiv betrachtet - doch wesentlich schöner und beeindruckender als das meiste (nicht alles) was heute aus der Nachkriegszeit in dieser Ecke der Stadt steht.

  • mik


    Dörflich.....


    Ich denke, ich muss nicht darauf hinweisen, dass ein typisches hessisches Dorf zur vorletzten Jahrhundertwende ein klein wenig anders ausgesehen hat, und heute ist das ganz sicher nicht anders. Solltest Du daran noch Zweifel haben, bin ich gerne bereit, Dir einen Rundgang durch die "Stadt" Karben anzubieten... Die Frankfurter Innenstadt um 1900 war jedenfalls zum allergrößten Teil genauso "urban" (tolle Worthülse, nicht?) wie alle übrigen europäischen Großstädte. Paris und London mögen schöner gewesen sein, aber was waren auch Hauptstädte von Weltreichen und keine preußischen Provinznester.


    Und nein, südlich der Berliner Straße hätte so etwas erst recht nichts verloren. Dort ist eine ganz andere baugeschichtliche Epoche präsent, in der schon vor 1944 fast alle Bauten aus Klassizismus und Historismus wie Fremdkörper wirkten. Ein "Neo-Gründerzeitler" wäre in der Altstadt genauso unpassend wie jedes moderne Glashaus, auch wenn es dem Laien vielleicht nicht sofort auffallen würde...wäre ja schließlich auch "alt"...


    Von daher bleiben wir doch bitte sachlich und verabschieden uns von der befremdlichen Idee, die Frankfurter Innenstadt sei nicht mehr die passende Lage für Gründerzeitler. Dafür gibt es nämlich noch viel zu viele, die den Krieg und die Zeit danach bedauerlicherweise überstanden haben. Der Maintower hat einen entkernten Gründerzeitler als Sockelbau, oder etwa nicht? Ein besseres Gegenargument fällt mir da eigentlich nicht ein.


    Ich glaube ich habe das schonmal geschrieben, aber gerne zum mitschreiben nochmal: Ich werde mich hüten, hier Komplettrekonstruktionen wie in der Altstadt zu fordern. Alles was mir vorschwebt sind die Wiederherstellung zerstörter Dächer und eine angepasste Bauweise bei Neubauten, kein infantiles "Hier, hier bin ich, bitte beachtet und bewundert mich"-Bauen mit schiefen Glaswürfeln und rosa Stahlträgern und dergleichen mehr. Lediglich Rekonstruktionen einzelner historisch bedeutender Gebäude wie dem Hotel zum Schwan im Steinweg (hier wurde 1871 der Friede von Frankfurt unterzeichnet) und zum schließen von Lücken zwischen erhaltenen Gründerzeitlern sind meiner bescheidenen Meinung nach längerfristig wünschenswert.


    Und nein, ich habe auch nichts dagegen, wenn sich hier und da die Moderne richtig austobt, gegen stilvolle Hochhäuser und aufregende Dinger wie FFH4 sagt ja keiner was - aber es soll im historischen Zentrum bitte nicht die einzige städtebauliche Maxime werden...

  • Mich würde ja mal sehr interessieren, was der Bau einer Gründerzeitfassade im Vergleich zu einem modernen Natursteinbau wie dem Allianzgebäude an der Hauptwache kostet, wenn man so vorgeht wie beim Thurn und Taxis Palais. Konkrete Zahlen sind nicht erforderlich. Nur so Pi-mal-Daumen... :confused:

  • Der Rohbau sicher kaum mehr, ist ja alles nur vorgehängt. Das teure sind die ganzen kunsthandwerklichen Arbeiten, eben weil es dafür keine Industrie mehr gibt, wie um 1900, wo hochspezialisierte Betriebe Fassadenplastik am Fließband produziert haben, wenn auch auf einem sehr hohen Level. Diese Massenproduktion war auch der Grund, warum sich das bessere Bürgertum überhaupt derart reiche verzierte Bauten leisten konnte, die in den Jahrhunderten davor einzig Adligen und Patriziern vorbehalten waren.


    All diese Handwerke gibt es entgegen dem immer wieder gehörten Satz à la "Sowas kann man heute gar nicht mehr herstellen!" natürlich immer noch, doch diese dürfen sich weitestgehend mit der Restaurierung des Erhaltenen herumschlagen.


    Eine reich verzierte Fassade von der allerhöhsten Qualität, wie man sie in einer Innenstadt erwartet bzw. dort bis 1944 vorzufinden war, dürfte die Baukosten gegenüber einem Betonbunker von heute somit locker verzehnfachen. Nur mal grob geschätzt nach den Stundensätzen, die ich so für Stuckateure, Steinmetze etc. im Hinterkopf habe.


    Irgendwo habe ich auch noch in einem Buch die Baukosten von einigen bis heute erhaltenen Gebäuden der Braubachstraße stehen. Die kann ich bei Gelegenheit mal raussuchen, den Kaufkraftverlust kann man ja umrechen.

  • Die aufgestellte Rechnung gilt natürlich vorbehaltlich der Tatsache, dass alle Arbeiten wie Anno MCMVII ausgeführt werden. Rein qualitativ wäre dies natürlich immer noch die Ideallösung. Heutzutage gibt es allerdings Methoden, die eine Herstellung von Bauplastik möglicherweise vereinfachen. Ich bin kein Experte in der Steinbearbeitung, aber es müsste doch möglich sein, Steinblöcke per computergesteuerter Fräse mit absoluter Präzision zu bearbeiten, sobald die Grundform im PC vorliegt. Auch mit Kunststein sollte sich heute mehr erreichen lassen als damals.


    Ganz ehrlich, mir wäre es egal, ob die mit bloßem Auge kaum wahrnehmbare Figur in 20 Metern Höhe per Hand aus dem vollen Block geschlagen wurde oder in einer Silikonform ausgehärtet ist....

  • So ähnlich habe ich mir das vorgestellt, Fachwerkhaus. Aber ließe sich so etwas nicht über MAB in Erfahrung bringen? Hat da zufällig jemand Kontaktdaten???

  • Als Kontaktdaten nenne ich Dir mal die Daten, die sich auf einer Pressemitteilung vom 21.02.2008 der bouwfonds mab befinden.


    Pressekontakt:
    Mahler + Strunk Consult GmbH
    Roland Strunk
    Tel. 069/244 504 0
    Fax 069/244 504 18
    mail: ms@mahler-strunk.de


    Herr Strunk war auf der Führung letzte Woche auf der PQ-Baustelle dabei und u. a. für die Beantwortung von bautechnischen Fragen zuständig. Vielleicht kann er Deine Fragen beantworten. Viel Glück...

  • Typische Frankfurter Postkartenansichten

    Sodann Gefolge, hab mal noch einige schöne Großansichten des alten Frankfurts rausgesucht, die so und ähnlich wohl zu Hunderten an Verwandte und Bekannte verschickt wurden. ;)


    Bilder einfach anklicken, um sie in voller Auflösung anzuzeigen!



    Altstadt mit Untermainbrücke im Vordergrund



    Ansicht des unteren Mainufer / Mainkai - Eiserner Steg, Rententurm, Saalhof (Bernusbau und Burnitzbau), Dom St. Bartholomäus



    Am Heiliggeistbrunnen in der Saalgasse, Blick auf den Dom



    Der Römerberg mit dem alten Rathaus, bekannt als 'Römer'



    Neues Rathaus mit Rathaustürmen "Langer Franz" und "Kleiner Cohn" in der Bethmannstraße



    Paulskirche von Frankfurt - noch mit originalem Dach... Gibt es da eigentlich Hoffnung, dass das mal wieder original hergestellt wird? Die momentane Notlösung sieht reichlich dürftig aus...




    Eschenheimer Turm



    Hauptwache an der Zeil, mit Katharinenkirche



    Zeil - Eingang zur Einkaufsstraße von der Hauptwache aus (Wenn mich nicht alle 7 Sinne täuschen, müsste links heute der Kaufhof stehen und rechts dieser hässliche Hako-Bau neben der Katharinenkirche) - rechts unten ist nochmal die barocke Hauptwache abgebildet




    Das alte Postamt/die Reichspost auf der Zeil - hier baut man anno 2008 das Palais-Quartier (Frankfurt HochVier)



    Die Konstablerwache auf der Zeil - Wie ich finde, eine der heftigsten Kontraste zu heute



    Roßmarkt / Rossmarkt



    Goethedenkmal, nicht fern von Rossmarkt, Steinweg und Zeil



    Gutenbergdenkmal und Goetheplatz



    Gutenbergdenkmal und die gründerzeitliche Kaiserstraße



    Ehemaliges Schauspielhaus Frankfurt am oberen Mainufer



    Palmengarten-Terrasse - Ich nehme an, der Bau links ist das Gesellschaftshaus / der Festsaal?


    Ich habe fertig.


    Alle Bilder stammen von Zeno.org und sind gemeinfrei, können also nach Belieben verwendet werden.



    Vielleicht können die Frankfurter ja noch die ein oder andere Info zu den Ansichten ergänzen ;)