Städtebauliche Ziele und Visionen - der Diskussionsstrang

  • Ich glaube, es gibt zwei Gründe, warum die Idee der verlängerten Sichtachse auf so wenig Gegenliebe stößt:


    1. Wie die Idee vorgetragen wird. So ähnlich hatten wir das schon bei "Sichtachse" Main/Taunusanlage. Fettdruck und eine gewisse Überheblichkeit machen es nicht leichter, einer Idee aufgeschlossen gegenüber zu stehen.


    2. Die Europaallee hat allgemein kein positives Image. Das kann sich noch ändern, wenn alles fertig ist, aber die Kritik an der Straße ist enorm, wozu auch und vor allem die eintönig geratene Bebauung beiträgt. Von daher sieht sich kaum jemand bemüßigt, für den Vorschlag einer verlängerten Europaallee in die Bresche zu springen. Denn die Verlängerung wird nicht als Erweiterungen von "etwas Schönem", sondern als Erweiterung von etwas Belanglosem, wenn nicht gar etwas Unwirtlichem wahrgenommen.

    Einmal editiert, zuletzt von Humpty () aus folgendem Grund: Rechtschreibung

  • Wie schon geschrieben aus meiner Sicht geht es hier einfach nur um Geschmack.


    Die Europaallee ist eine Schneise die öffentlichen Raum bietet. Was ich daran gut finde:


    Eine lange gerade Straße in einer Stadt entlang zu laufen oder zu fahren bei der die Häuserfronten weit auseinander liegen imponiert mir. (Ich finde eine der interessantesten Aufnahmen Frankfurts ist eine Luftaufnahme über der Taunusanlage nach Westen die Mainzer Landstraße entlang. Bei Dunkelheit erinnert mich das irgendwie an Chicago. Frankfurt wirkt auf keinem anderen Bild großstädtischer.)


    Man kann die Straße entlang schauen und die Weite einer Stadt erleben. Wenn am Ende der Schneise etwas steht zu dem die Schneise den Blick öffnet ist das toll aber es ist aus meiner Sicht nicht die einzige Daseinsberechtigung einer „Blickachse“ wie es die meisten hier sehen. Am Ende der Europaallee liegt der Bauplatz für den Millenniumtower. Man braucht sicher nicht die Europaallee um den Blick auf ein mögliches HH an dieser Stelle zu öffnen, ich bin mir aber sicher dass es trotzdem enorm Eindruck machen wird, insbesondere wenn man aus dem Europagarten nach Osten schauen wird. Für eine Verlängerung der Straße am Rebstock ist das aber irrelevant.


    Was mir an der Europaallee insbesondere östlich nicht gefällt:


    Der öffentliche Raum ist im Detail nicht einladend. Es gibt zwei Fahrspuren in jede Richtung, plus zwei Parkstreifen, plus ein kleiner Grünstreifen zwischen den Fahrtrichtungen. Das ist einfach zu viel Platz für Autos und da die Europaallee keine Einfallstraße ist wird sie doch nie ausgelastet sein, oder sehe ich das falsch? Ich glaube es wäre besser gewesen die beiden Fahrtrichtungen weiter auseinander zu ziehen (näher an die Häuserfronten), die Straßenbreite zu verkeleinern und dafür den Raum in der Mitte zu gestalten.

    Einmal editiert, zuletzt von bruchbude () aus folgendem Grund: Ost und West verwechselt:)

  • Zu #107 und andere:


    Tatsächlich wäre die Verlängerung der Europa-Allee (Idee find ich gut) ein Eingriff in die im B850 Ä festgelegte Ausgleichsfläche für die vor dem Bau des Europa-Viertels umgesiedelten Mauereidechsen.


    Die Brücke über die Schmidtstraße und der westlich davon gelegene Teil gehört nicht zur Ausgleichsfläche, wie man im "planAS" sieht, hier der Text der Zusammenfassenden Erklärung, siehe Kap. 4
    Begründung des B850 mit mehr Details gibt's hier.
    Den Kartenausschnitt konnte ich leider nicht verlinken und die Veröffentlichung im Forum ist nicht zulässig.

  • Ob es wirklich immer so klug ist, Ausgleichsflächen direkt neben dem Projekt zu verwirklichen...mit den rechtlichen Einzelheiten habe ich mich jetzt aber nicht beschäftigt. Man verbaut sich damit aber Entwicklungsmöglichkeiten in der Zukunft.

  • Ist wirklich schade, dass man hier nicht beabsichtigt, das Naturschutzgebiet ein- und an die Europaallee anzuschließen, sondern die Entwicklung losgelöst betreibt. Ich könnte mir -- gerne unter Hinzunahme der KGV-Gebiete und Umgestaltung der Straßen (die Europaallee weiterführen) -- einen schönen Abschluss des Europaviertels an der Autobahn entlang / am Rebstockpark vorstellen. Momentan hat man am Ende der Europaallee eher das Gefühl, dass das Ganze abrupt endet.

  • Ich verstehe nicht was das Gejammer über die Europaallee soll. Ich finde sie, vor allem im Vergleich zu anderen, viel gedrungeneren Ecken Frankfurts, sehr gelungen. Ein Abendspazierganz vom Skyline-Plaza aus hat echt was in sich, die Gegend ist ruhig -- aber nicht allzu ruhig, dass sie einen verlassenen Eindruck erwecken möge, und es wird sich ja verbessern mit dem Kommen der Stadtbahn -- und, mag ich anfügen, durchaus beeindruckend. Vor allem, wenn man einmal beim Europagarten bei einbrechender Dunkelheit ankommt und ein überwältigendes Gefühl des In-der-Natur-aber-trotzdem-in-der-Stadt-seins hat. Das habe ich sonst bei Frankfurt noch nicht erlebt, vielleicht Ansätze davon an der Taunusanlage.


    Setzt aber der geneigte Flanierende seinen Spaziergang dann gegen Westen fort, endet zu aller Schande bald die Schönheit des Ganzen abrupt und unbeholfen. Das finde ich sehr bedauerlich, und kann insofern m.Ro80s Vorschlag, oder zumindest main1as Anpassung beipflichten. Wobei ich hier den radikalen Weg gehen würde und die Europaallee soweit wie möglich verlängern würde.


    Klar, das Ganze muss irgendwann ein Ende haben, aber das kann man viel besser gestalten als jetzt. Momentan ist es so, dass das Europaviertel seine Prächtigkeit da zu verlieren scheint.

  • Das habe ich sonst bei Frankfurt noch nicht erlebt, vielleicht Ansätze davon an der Taunusanlage.


    Bezüglich der Taunusanlage hatte ich kürzlich (an anderer Stelle hier im Forum) angeregt, man könnte rein theoretisch auch dort eine Blickachse schaffen (allerdings mit ungleich grösserem Aufwand als bei Verlängerung der Europaallee). Details dazu an dieser Stelle hier nicht.
    Ich möchte speziell zu Deinem Beiträg nur zustimmend hervorheben, dass es leider nur ganz wenige Stellen gibt, an denen Ffm. im Innenstadtbereich wirklich "grosstädtisch" wirkt (von den Hochhäusern abgesehen, die an vielen Stellen aber leider auch nicht richtig "wirken" können, weil die Stadtlandschaft insgesamt zu eng und kleinteilig ist). Die Verlängerung der Europaallee könnte jedoch mit vergleichsweise minimalem Aufwand ein Maximum an Effekt in diese Richtung bringen (d.h. Räumlichkeit, Weite, Urbanität). Und vielleicht kommt der Frankfurter ja noch "auf den Geschmack". Ich wüsste nämlich noch eine weitere (dritte) Stelle im Innenstandbereich, an der man mit geringem Aufwand perfekt "durchbauen" könnte mit einem absoluten Wow-Effekt. ... .

  • "Frankfurt wächst – unaufhaltsam" heißt es und man kann kann es allerorten beobachten: so viele neue Hochhäuser wie noch nie sind gleichzeitig in Bau, Altbauten werden aufgestockt und bisher unattraktive Brachflächen an Bahntrassen werden urban bebaut, neben der Verdichtung des Zentrums entstehen neue Wohngebiete. Doch wächst die Infrastruktur der Stadt proportional mit?


    Frankfurt ist gleich dem Monopoly-Brett bekanntlich mit vier Bahnhöfen gesegnet. Doch während der zentrale Kopfbahnhof als europäisches Drehkreuz schon seit Jahren an der Grenze der Auslastung ist, wurde bisher nur der Südbahnhof als weiterer Fernbahnhof ausgebaut. Warum entwickelt man nicht auch den West- und Ostbahnhof mit ihren je spezifischen Eigenheiten weiter? Ich weiß um die geplante Nordmainsche S-Bahn und der Etablierung des Ostbahnhofs zum Regionalbahnhof für die Regionalbahnen Richtung Osten. Doch reicht das? In den letzten Jahren wurde das Gleisbett um zwei Gleise von sechs auf vier reduziert. Gleichzeitig wächst auch der Osten Frankfurts rapide – und langfristig wird durch die Bebauung des riesigen Osthafen-Areals nochmals eine ganze Kleinstadt hinzukommen. Diese Entwicklung mitsamt der 15.000 Neubürger jährlich und dem ebenfalls weiter ansteigenden Pendleraufkommen scheint mir nicht mitgedacht und ich befürchte, der Hauptbahnhof wird dieses Wachstum in alle Himmelsrichtungen nicht auffangen können. Das Zentrum müsste stattdessen durch neue Knotenpunkte entlastet werden. Wie seht ihr das? Und wer weiß, inwiefern die Entwürfe von vor einigen Jahren für ein neues Gebäude am Ostbahnhof letzteren eingebunden haben?

  • Der Ostbahnhof spielt in den Planungen der Deutschen Bahn m.W. keine Rolle, außer der eines Regionalbahnhalts; sein Ausbau würde auch das Kapazitätsproblem des Bahnknotens Frankfurt nicht lösen, sondern eher verschärfen; die werden auf den Zulaufstrecken gelöst, etwa durch den Ausbau der Kinzigtalbahn auf vier Gleise, den Ausbau der Main-Weser-Bahn, durch die NBS Frankfurt-Mannheim. Dazu gehören Ausbauten auf den südlichen Zulaufstrecken (dritte Mainbrücke Niederrad; Ausbau der Main-Neckar-Brücke, Ausbau des Homburger Damms) und eine Fülle kleinerer Maßnahmen, die in einem Ausbauprogramm namens FrankfurtRheinMain (plus) zusammengefasst sind. Das Problem sind eher nicht die Bahnhöfe, sondern die sich überlagernden Verkehre (Fernverkehr, Güterverkehr, Regional- und Nahverkehr), deshalb sucht die Bahn ihr Heil in der Trennung derselben.

    Einmal editiert, zuletzt von tunnelklick () aus folgendem Grund: Link geändert

  • Neben dem Südbahnhof muss auch der Flughafen-Fernbahnhof genannt werden. Der ist natürlich nicht so attraktiv, wie die innerstädtisch gelegenen Bahnhöfe, fungiert aber auch als Fernbahnhof - nicht nur für Fluggäste. Damit wären es also drei an der Zahl.


    Den Westbahnhof halte ich nicht für geeignet, da er doch recht nahe zum Hbf liegt. Aber was ist mit dem Bahnhof Höchst? Jedenfalls von der Anzahl der Gleise dürfte er groß genug sein, aber ich weiß nicht genau, wie gut er an das Schienennetz angebunden ist. Mit der RTW wird die Bedeutung der Höchster Bahnhofs als Umsteigebahnhof steigen. Gerade von Bad Homburg und Oberursel aus - wir reden da alleine von ca. 100.000 Einwohner - wäre er gut zu erreichen.


    F-Ost spielt wohl keine überörtlich Rolle mehr. Aber was wäre denn mit dem Offenbacher Hbf? Der fristet ja ein Schattendasein. Leider wird er nicht mal von dr S-Bahn bedient. Das müsste sich vorher natürlich ändern.

  • Danke für die kenntnisreichen Anmerkungen, die bezogen auf die sich überlagernden Verkehre natürlich Sinn machen. Gleichwohl sehe ich die Bahnhöfe nicht jeder Sorge enthoben. Jedes Mal wenn ich Besuch aus Leipzig bekomme, ist man erstaunt, wie belebt, ja übervoll der Frankfurter Hauptbahnhof ist, während der wohl noch größere, weitläufige Leipziger Kopfbahnhof zu jeder Tageszeit von einer nur überschaubaren Anzahl Menschen bevölkert ist. Zudem ist davon auszugehen, dass mindestens ein Drittel der sich im Bahnhofsgebäude in Leipzig Aufhaltenden, ob der Einkaufsmöglichkeiten vor Ort sind und keinen Zug besteigen werden. Ich bezweifele, dass der Frankfurter Hauptbahnhof stündlich noch sehr viel mehr Menschen abfertigen kann. Durch die zu begrüßenden Umbauten der kommenden Jahre hin zu einem Einkaufsbahnhof, werden nämlich – abseits der zunehmenden Passantenzahl – auch jene mehr, die den Bahnhof für kleinere Einkäufe nutzen.

  • apropos Frankfurter Hbf: wurde hier vielleicht schon diskutiert, aber kommt im Zuge der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes bzw. der B-Ebene auch eine (Teil)Wiederherstellung des eigentlichen (begrünten) Alleenrings an dieser Stelle in Frage?


    Die Verkehrssituation vor Ort finde ich zudem als Fußgänger geradezu unterirdisch, ohne Witz. Die Karlstraße-Ampel beispielsweise ist ein Horror, und die Verkehrsführung scheint mir zumindest chaotisch und nicht sehr sinnvoll.

  • Mod: Folgende Beiträge verschoben.
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    Schön, dass man den PKW-Verkehr aus der Stadt haben will, aber damit wird man ihn nicht aus der Stadt bekommen. Stattdessen mehr Verstopfungen.


    Angenommen man lässt den Mainkai und die innenstadtspaltende Berliner Straße unangetastet, was wäre aus Deiner Sicht ein besserer Weg den PKW-Verkehr in Deutschlands unangefochtener Pendler-Hochburg zu reduzieren? Massiver Ausbau und Erhöhung der Taktung im ÖPNV, mehr Carsharing Angebote, Erhöhung der Vernetzung für Fahrradfahrer? Es ist viel leichter gegen etwas zu sein ("die größtenteils in den 50er Jahren konzipierte PKW-Verkehr-Infrastruktur in Frankfurt soll für alle Ewigkeiten so bleiben wie sie ist") als sich für lösungsorientierte Maßnahmen einzusetzen.

  • ^ Mein Vorschlag wäre eine Untertunnelung, eine Art Ost-West-Tangente, der auch angeschlossen ist an dem Theatertunnel. Dann kann man sehr gerne den Mainkai, Untermainkai komplett schliessen für den Individualverkehr.


    Natürlich "total unrealistisch", weil nicht finanzierbar, die U- und S-Bahn Tunnel im Weg sind etc. pp. Man findet tausend Gründe dagegen, aber ein Tunnel wäre meiner Meinung nach am Besten um den Verkehr zu verlagern - und technisch ist es ganz sicherlich nicht unmöglich. Es ist "nur" eine Kostenfrage.

  • Golden Age


    Zitat: "...was wäre [...] ein besserer Weg den PKW-Verkehr in Deutschlands unangefochtener Pendler-Hochburg zu reduzieren ?"


    Zunächst: Den PKW-Verkehr im Stadtgebiet insgesamt zu reduzieren wird sehr schwierig sein. Es wäre schon viel gewonnen, wenn man ihn (im Stadtgebiet) erträglicher (vor allem flüssiger und weniger dicht) machen könnte.


    Meine Gedanken dazu:


    a.) den ÖPNV weiter verbessern (u.a. eine "echte" U-Bahn im Bereich Eckenheimer LStrasse und Friedberger L-Strasse bauen).


    b.) den Kern-Innenstadtbereich dezentralisieren. Vor allem städtische Behörden, Gerichte u.a. komplett in ein (oder mehrere) suburbane Büro-Zentren auslagern und in der sog."City" nur kleine Kontaktbüros für Bürger einrichten, die dort leben. Die ganze "Hintergrundarbeit" wird extern erledigt. Das sog. "Business" mag die City-Lage benötigen. Behörden hingegen benötigen keine City-Lage. Konkretes Beispiel: der Frankfurter Justizbetrieb auf der "Gerichtsinsel" (Seilerstrasse / Gerichtsstrasse) ist eine ZUMUTUNG für die an Gerichtsverfahren Beteiligten [jedenfalls diejenigen Beteiligten, die nicht im 'Fahrrad-Umkreis' ihren (Wohn-)Sitz haben - und das ist nun einmal die deutliche Mehrheit im täglichen Geschehen dort]. Die ganze Frankfurter Justiz gehört aus der Innenstadt ausgelagert - siehe Wiesbaden !


    c.) Die extreme Verdichtung der "City" (Bereich Taunusanlage) aufgeben und statt dessen im Innenstadtbereich weitere "Sub-Cities" avisieren [z.B. maßvolle Verdichtung im Bereich Konstablerwacher / Seilerstrasse / Bleichstrasse für 'Business' - die Behörden (in überwiegend hässlichen und abgewirtschafteten Bestandsgebäuden - ich denke vor allem an die Kurt-Schumacher-Strasse) gehören da weg].


    d.) den Versuch aufgeben, die Menschen "umerziehen" zu wollen.
    Für viele ist das Auto - nach wie vor- schlichtweg "notwendig". Einerseits, weil sich nicht alle eine Butze im Nordend leisten können und andererseits weil auch nicht jedermann ewig im "Kneipenviertel" leben möchte. Sorry, aber es soll immer noch Menschen geben, die irgendwann auch mal "erwachsen" werden möchten und dann etwas suburbaner leben. "Pluralität der Lebensstile" nennt man das.

    10 Mal editiert, zuletzt von m.Ro80 ()

  • Ich hatte, bevor ich nach Bayern ging, auch Arbeitsangebote aus Frankfurt und habe mir dann ja auch konkret überlegt, wo ich dann wohnen würde, wie zur Arbeit in die City kommen, etc.


    Ich kann euch sagen, was mich abgeschreckt hat. Der für eine Großstadt ziemlich rudimentär ausgebaute ÖPNV beispielsweise. Wieso hält Frankfurt an Untergrundstraßenbahnen fest. Nürnberg ist kleiner und hat eine richtig ausgebaute Voll-U-Bahn. Man braucht keine Fantasie um sich vorzustellen, dass die schmalen und kurzen Untergrundstraßenbahnen in Frankfurt zu Stoßzeiten total überfüllt sind, wer will sich das denn als Pendler antun. Natürlich nimmt man da lieber den PKW, das ist keine Bösartigkeit ggü. der Natur. Zumindest bei Neustrecken könnte man doch anfangen, eine Voll-U-Bahn aufzubauen. Oder ersatzweise die leistungsfähigere S-Bahn im Stadtgebiet ausbauen (vgl. Berlin, da hat die S-Bahn auch eine große Rolle als städtisches Verkehrsmittel).


    Im Stadtgebiet selbst scheinen mir die Wohnquartiere sehr binär zu sein. Entweder extrem teuer oder.. nun ja, für "sozial Schwache" ausgelegt. Für mittlere Lagen wird man geradezu dazu gezwungen sich was im Umland zu suchen und dann zwangsläufig zum Pendler zu werden. Ich stelle es bewusst kurz und knapp dar, wie sich mir das dargestellt hat, dass es im Stadtviertel X wo ihr individuell wohnt vielleicht aus eurer Sicht anders ist usw. mag ja alles sein. Ich beschreibe den Blick des Außenstehenden.


    Und dann ist es einfach so, dass Frankfurt viele Reserveflächen hätte, wo man aber lieber Gartenbau betreiben lässt, ihr müsst nur mal bei Google Earth das Stadtgebiet etwas genauer betrachten. Die "grünen" Flächen sind nicht allesamt hochwertige Wälder oder sonstige Naturschutzgebiete, sondern da ist sehr viel Garten- und Ackerbau dabei. Muss das im Stadtgebiet Frankfurt geschehen, während man die Leute aus dem weiteren Umland einpendeln lässt oder kann man daraus nicht Bauland für mittlere Preislagen machen, von Anfang an mit einer richtigen U-Bahn oder meinetwegen S-Bahn erschlossen und gerne auch als autofreier Stadtteil (mit Quartiersgaragen am Rand, innerhalb des Quartiers nur Fußgänger, Radfahrer, Einsatzfahrzeuge und Umzugsfahrzeuge nach Anmeldung gestattet). Damit kann man dann auch etwas dichter bauen, ohne dass es gequetscht wirkt, weil die Straßen schmaler ausfallen können.


    Klingt jetzt auch nicht furchtbar utopisch oder?

  • Im Stadtgebiet selbst scheinen mir die Wohnquartiere sehr binär zu sein.


    Das ist aber auch in München exakt gleich! Entweder hängt man in der sozialen Sicherung und hat Zugriff auf Genossenschaftswohnungen bzw. ist durch Wohngeld am freien Markt subventioniert oder man verdient eben genügend und eine 80 Quadratmeter Wohnung für 1800 oder mehr Euro kalt pro Monat stellt kein Problem dar.

  • Sorry m.Ro80,
    aber was du zu den Justizzentren schreibst ist Blödsinn. Die Justiz ist in Frankfurt verkehrstechnisch optimal gelegen. Die Arbeits- und Sozialgerichte liegen direkt am HBf, die Gerichtsinsel an der Konsti. Beide sind somit optimal mit dem ÖPNV erschlossen. In WI hingegen hast du entweder einen strammen Fußmarsch vom HBf vor dir, oder du musst Bus fahren, und jeder weiß, dass der Bus die unbequemste ÖPNV-Variante ist.
    Und glaub mir, ich weiß wovon ich rede. Ich bin als Anwalt aus Mannheim regelmäßig bei den oben genannten Gerichten. Ich brauche von meiner Kanzlein in der der Mannheimer Oststadt keine Stunde zur Gerichtsinsel und nur 45 Minuten bis zu den Arbeits- und Sozialgerichten, natürlich ohne Auto, sonst bräuchte ich die doppelte Zeit.
    Nach WI brauche ich aber wegen der dezentralen Lage der Gerichte immer über 90 Minuten, egal ob mit Zug oder Auto.
    Für die Beteiligten ist die Frankfurter Lösung erheblich besser als die Wiesbadener.

  • ^Für einen Bayern ist das nicht sehr utopisch. In Frankfurt gibt es aber zwei extrem heilige Kühe: Kleingärten in bester Innenstadtlage und Ackerflächen im Schatten der Wolkenkratzer (ich weiss, ich wiederhole mich).


    Der Preis dafür ist ein hohes Pendleraufkommen (und die verstärkte Zersiedelung des Umlandes). Womit sich das Pendleraufkommen wirklich reduzieren ließe (manches ist ja schon gesagt worden):


    - Vergrößerung der Stadtteile, vor allem zu Lasten der Kleingärten innerhalb der Autobahnen (wegen besserer bestehender Anbindung) sowie der Ackerflächen. Die schier endlosen Kleingartengebiete wurden gelegentlich von Lateinamerikanern für typisch deutsche (weil ordentliche und saubere) Slums gehalten. Werder ökologisch noch für das Stadtbild irgendwie wertvoll...


    - Bebauung von Lücken zwischen den Stadtteilen, ohne dabei Rücksicht auf pseudowissenschaftliche Argumentationen zu nehmen ("Frischluftschneisen", "Kaltluftentstehungsgebiete" - so etwas erinnert mich vage an UFO-Landebahnen). Dass das nicht leicht wird sieht man schon daran, dass sofort als die Gerüchte um ein Baugebiet an der A 5 aufkamen, die oberurseler Lokalpolitik aufstand und die Wahrung des Abstands zu Frankfurt forderte. Diesem Spuk könnte endlich ein Ende bereitet werden wenn man endlich das macht was diese Lokalpolitiker am meisten fürchten und durch diesen Abstandsfetischismus zu verhindern suchen: Eingemeindung, von oben, knallhart durch Landesgesetz, Proteste hin oder her.


    - Schließung von kleinen Baulücken innerhalb der Stadtteile, aber keine nennenswerte Nachverdichtung im Bestand. Die Infrastruktur läuft so schon am Anschlag, jede weitere Nachverdichtung (in der Form von Aufstockungen) dort verschlimmert das Problem mehr als es die bloße Erweiterung des Stadtteils in die Fläche tun würde. Die so in die Fläche erweiterten Stadtteile ließen sich dann auch vielleicht leichter an den ÖPNV anbinden, etwa durch kurze Abzweigungen von den U-Bahnstrecken oder einer Verlängerung der bestehenden Strecken um ein oder zwei Stationen (günstiger als den Pfingstberg zu erschließen).


    - Wie oben schon erwähnt, Erweiterung des S-Bahnnetzes (warum nicht auch entlang der A 66?).


    - Straffung und Verkürzung der Planungsprozesse. Die jetzt ins Spiel gebrachten Baugebiete werden erst in 20 Jahren (wenn alles gut geht) bebaut sein. Das ist völlig inakzeptabel. In ihrer Not greifen die Politiker dann großflächig zur Nachverdichtung und ruinieren so gewachsene Stadtteile mit Investorenarchitektur (sehr schädlich für das Stadtbild).


    - Heraushalten des Schwerverkehrs aus der Innenstadt durch konsequente Verlagerung von Industrie an den Stadtrand.


    - Ein großteil der neuen Baugebiete sollte einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft zur Verfügung gestellt werden, damit verlässlich Wohnungen für mittlere Preislagen entstehen.


    - Mir fällt gewiss noch mehr ein...

    Einmal editiert, zuletzt von mysterio ()