Nürnberg - Lounge

  • Ist zwar Forchheim, aber die Kritik an immergleichen Neubauten ist ja auch hier berechtigt.

    Finde ich gut, dass auch die Lokalpresse das zunehmend kritisch beäugt. Dass eine Schuhschachtel die optimale Flächenausnutzung bietet wusste ich schon vorher, aber neu war mir, dass erst in jüngerer Zeit Großgrundstücke ausgewiesen werden statt kleiner Parzellen.

    Ergebnis: diese furchtbaren Endlosriegel wie das Hotel in der Steinbühlstraße.

    Eine Schuhschachtel mit klassizistischer Fassade wie die Schinkelsche Bauakademie findet hingegen glaube ich jeder attraktiv. Die Kosten würden dadurch sicherlich auch nicht explodieren. Aber schon ordentliche Steinfassaden und ein paar Details (wie am AOK Neubau) würden schon helfen, freilich nicht mehr wenn ganze Straßenzüge nur diese eine Kubatur aufweisen...

  • Ja, ich denke das Unverständnis in der Bevölkerung war zu groß. Was für eine leuchtturmhafte "Subkultur" soll denn das sein, für die der Marientorzwinger nicht gut genug ist? Die brauchen doch keine goldenen Badewannen oder roten Teppiche! Vor zwei, drei Jahren brummte dort noch ein beliebtes Biergartenlokal!

  • Ich glaube eher dass jemand von den regierenden Parteien erst nur mal lose angefragt hat und dann sogleich die Standard Absage von Tucher bekommen und die dann so hingenommen hat.

    Dann könnte jemand von der Politbande, die bewanderter ist mit der Materie, mal genauer nachgehakt haben und präzise artikuliert was man für Subkultur so braucht und was nicht.

    Die sind dann eventuell an die Richtigen geraten und hatten noch Know-How was man eventuell selber umbauen kann - und zack, geht es doch!

    Ich denke das dürfte auch bei vielen anderen Dingen der Fall sein, die der Stadtrat bis jetzt immer reflexhaft als "nicht möglich" ablehnt.

  • Der eine oder andere von euch hat es vielleicht schon entdeckt: Das Nürnberg/Fürth/Erlangen-Regionalforum hat einen Lounge-Bereich erhalten!

    Die verschiedenen kürzlich entstandenen Themen wie "Bausünden" oder "Autofreies Leben" haben dort Platz und können dort ausgiebig diskutiert werden. Ihr findet die "Franken-Lounge" auf der Startseite des Nürnberg/Fürth/Erlangen Bereiches oberhalb der Themenliste.


    Hintergrund: Im DAF wird sehr viel Wert gelegt auf eine übersichtliche Forumsstruktur und der leichten Wiederauffindbarkeit von Themen und Beiträgen, denn das ist nicht immer leicht, wie ich persönlich finde. Ein flacher, aber gut strukturierter Aufbau des Forums ist dabei sehr hilfreich.


    Ich hoffe euch gefällts!

  • Weiß nicht, ob es hier schon Thema war: Im Neuen Museum läuft noch bis 10. Januar 2021 eine kleine, aber sehenswerte Ausstellung mit Titel „KONTEXT“. Die Ausstellung zeigt den tiefgreifende Einfluss des Kontextes auf das Werk des Büros Staab Architekten, Berlin. Wesentliche Projekte des Büros aus Ahrenshoop, Bayreuth, Berlin, Dortmund, Dresden, Hohenschwangau, Kassel, Köln, München, Münster, Nürnberg und Regensburg werden in ihrem Entwurfskontext dargestellt und erläutert. Lohnenswert!

  • Tja, so ist das: Autowerkstätten in der Innenstadt werden überbaut, teilweise gut fürs Stadtbild und den Wohnungsmarkt, teilweise verschwinden damit aber auch einige Freiräume, und neue zu finden wird immer schwieriger. So auch beim Projekt 31, dessen Grundstück verkauft wurde.

    Der Investor plant dort Eigentumswohnungen. Zwischen Frankenschnellweg, Bahngleisen und ohne größere Grünflächen in der Nähe wäre das zwar so ziemlich der letzte Ort an dem ich mir eine Eigentumswohnung kaufen würde, aber der Markt macht's möglich. Kulturell gibt es in der Ecke in Zukunft damit dann auch deutlich weniger.

  • Die Ausstellung "Nürnberger Panoramen aus sieben Jahrhunderten" im Fembo-Haus habe ich leider verpasst (zu spät gesehen).


    Umso mehr freut mich, dass die Ausstellung auch online (evtl. dauerhaft) verfügbar ist, und zwar hier: https://artsandculture.google.…rhunderten/KQLS307Fv0QtKw


    Besonders stark finde ich das 360 Grad-Panorma von 1847/48 von Theodor Rothbarth: Link


    Auch das Foto der Innenstadt von Ferdinand Schmidt mit der alten Kaserne und St. Elisabeth finde ich toll. Da sieht man, dass die Architektur um die Jahrhundertwende/Gründerzeit/Jugendstil für die Innenstadt schon noch eine bedeutende Aufwertung bracht.

  • Erstmal danke für den Link. Ich habe mich persönlich am meisten im Panorama von 1999 verloren. Da kennt man halt noch am ehesten etwas und vor allem bin ich verwundert, dass damals tatsächlich noch solche Oldtimer als Straßenbahnen unterwegs waren.

  • damals tatsächlich noch solche Oldtimer als Straßenbahnen unterwegs waren.

    Wenn man bedenkt dass die Straßenbahn eigentlich fast ganz abgeschafft worden wäre, und auch heute noch einige Betonköpfe der Meinung sind, dass eine Straßenbahn nicht mehr zeitgemäß ist und nur den "Verkehr behindert", dann erklärt es sich wieso bis zur Jahrtausendwende teilweise Museumsreife Bahnen unterwegs waren. Aber gottseidank hat man die Kurve bekommen.


    Die Ausstellung zu den Panoramen im Fembohaus war wirklich klasse! Wer sie verpasst hat hat etwas verpasst, im wahrsten Sinne des Wortes.

  • Also so toll finde ich die Kaserne, die die Umgebung erschlägt, jetzt nicht. Für mich zusammen mit Hauptwache und Telegraphenamt eventuell sogar eher ein Beispiel für frühe Bausünden.

    Schöne Panoramen sind es aber dennoch.

  • Sprenggiebel : ich habe ja nicht die Hauptwache als toll bezeichnet, sondern das Foto auf dem man sie mal sieht. In der (damals noch mittelalterlichen Innenstadt freilich ein Fremdkörper. Ich kannte bisher kein Bild aus dieser Perspektive.


    Was ist denn in dem Rothbaum-Panorma das Gebäude auf Höhe der heutigen Oper bzw. hinter dem GNM? Außerhalb der Mauern.

  • Das städtische Krankenhaus von 1845. Auf nachfolgend verlinkter Karte von 1850 (schlechte Auflösung, aber für diesen Zweck reicht es) als „Neues Spital“ bezeichnet: https://le-cdn.website-editor.…ulti/opt/N_1850-2400w.jpg


    Nach Eröffnung des Nordklinikums 1897 wurde es geschlossen und recht bald abgerissen (also schon nach gut 50 Jahren; das hat es damals also auch schon gegeben), mitten durch das Gelände wurde die Lessingstraße angelegt und am Ring östlich der Lessingstraße das heutige Opernhaus (damals Neues Stadttheater am Ring, Eröffnung 1905) und ein paar Jahre später westlich das Hotel Deutscher Hof gebaut.

  • Baureferent Daniel Ullrich spricht im aktuellen NZ Podcast über Verkehrsplanung, Städtebau und sein Amt.

    Überraschenderweise outet er sich dort als großer Fußgänger - was man freilich nicht merkt, wenn man sich die ganzen zu kleinen und zugeparkten Gehwege anschaut.

    Er verkauft die Schleifenlösung der Altstadt und den Altstadtring immer als immer noch ganz fortschrittlich und als das eigentliche Vorbild für die Superblocks in Barcelona, dabei sind diese Sachen absolut altbacken. Auf keinen Fall dürfe man die Magistralen für den MIV beschneiden, da sich dieser sonst in die Wohngebiete verlagern würde. Einen vernünftigen Ring Radweg entlang der Stadtmauer lehnt er damit ab.

    Desweiteren redet er die Nürnberger Platzgestaltung schön und nennt dabei Hauptmarkt, Egidienplatz und Weinmarkt als Positivbeispiele. Für mich sind die eher Durchschnitt.

    Auch sieht er einen architektonischen Fortschritt zwischen der Zeit von Nürnberg als B-Standort in den 2000ern (Beispiel Billighotels am Bahnhof) und heute (Beispiel Tafelhof Palais). Ich sehe den nicht wenn ich nach Westen zu weiteren neuen Billighotels blicke...

    Zum Frankenschnellweg sagt er, er sei "nicht mein Problem".

    Ganz bizarr wirds bei der Erklärung zur Entfernung der Regenbogenfarben auf der Tribüne.

  • Danke für die Zusammenfassung!


    Beim Thema Altstadt-Radring würde ich Ulrich sogar zustimmen. Den braucht es m.E. nicht. Wer vom einen Ende der Altstadt zum anderen will, der fährt doch nicht im Kreis drumherum, sondern quer durch. Habe ich früher zumindest so gemacht. Beim Altstadtring vermisse ich vielmehr eine durchgehende Begrünung durch die Spezies der Straßenbäume.


    Dieser ästhetische und stadtklimatische Punkt bringt mich zur Platzgestaltung. Hauptmarkt, Egidienberg und Weinmarkt sind doch überhaupt nicht als Plätze "gestaltet". Die profitieren von Flair und Atmosphäre der die Plätze umstehenden Gebäude. Wobei ich bei allen drei Plätzen Abstriche machen würde: Am Egidienberg und am Weinmarkt müssten die Parkplätze deutlich reduziert werden. (Der Weinmarkt hat im Corona-Sommer von der ausgeweiteten Außen-Gastronomie extrem profitiert.) Und der Hauptmarkt ist für meine Begriffe ziemlich kahl und von überwiegend nichtssagenden Gebäuden umstanden. Gäbe es nicht die Marktstände mit ihren rot-weißen Schirmen und der überwiegend guten Ware, müsste man den Platz meiden. Die von der Stadt zugelassenen Food-Trucks sind auch so ein Negativ-Punkt.


    Beim architektonischen Fortschritt finde ich Dich zu streng, Sprenggiebel. Auch wenn nicht jedes Vorhaben zum Zungeschnalzen ist, gibt es doch zunehmend vielverspechende Architektur: Neben dem erwähnten Tafelhof Palais sind die Sebalder Kontore, die neue IHK, der Augustinerhof, die Marienzeile, der Orange Campus am Kohlenhof, der Neubauflügel am Oberlandesgericht, der Datev-Neubau, die beiden Zaha-Hadid-Hallen auf dem Messegelände, das Foyer-Gebäude am Schauspielhaus, die neue Maria Ward Schule oder das Informationszentrum der Ohm-Hochschule am Prinzregentenufer schon deutlich oberhalb des Bahnhofstraßen-Hotel-Niveaus.


    Das größte gestalterische Defizit sehe ich in Nürnberg beim Wohnungsbau. Der genügsam-knausrige fränkische Mieter ist mit fast allem zufrieden, solange er einen Parkplatz vor der Tür hat. Wobei sich auch hier das Niveau zu heben scheint. Sowohl der Seetor City Campus als auch Lichtenreuth oder der Carlina Park lassen sich vielversprechend an.


    Da wir uns hier im Lounge-Bereich befinden, zum Schluss noch eine "loungige" Frage: Wer von Euch hört sich denn tatsächlich solche Podcasts an? Für mich ist das wie vor´m Volksempfänger. Mir fehlen außerdem schlicht die Nerven, länger als ein paar Minuten dem (oft selbstgefälligen) Gebrabbel irgendwelcher Entscheidungsträger zu lauschen. ;)

  • Ich höre schon immer mal ganz gerne Podcasts, wenn ich die Themen, Interviewten und Interviewer(!) interessant finde. Die von der NZ tatsächlich nur ab und zu, dazu sind mir in der Tat die Darsteller zu selbstgefällig, aber auch die Nachfragen zu unkritisch - Lokalpresse Niveau eben. ^^


    Zum Thema Altstadtring: Da liegt imo der Denkfehler vor dass du meinst, dass man tatsächlich nur hauptsächlich von einem Ende der Altstadt ans andere will oder z.B. nach Johannis. Da fahre ich dann in der Tat lieber durch die Altstadt, wobei das tagsüber teils auch umständlich ist mit den großräumigen Fußgängerzonen. Oft aber lagen und liegen meine Ziele (Wohnungen, Geschäfte, Theater, auch Gastronomie) direkt am Ring. Da bringt es mir nichts innenrum und dann wieder irgendwie nach außen zu fahren und dann die letzten paar hundert Meter zu schieben.


    Ich stimme dir zu dass diese Plätze keine richtigen Plätze sind. Und wenn man sich die Frauenkirche beim Hauptmarkt wegdenken würde, könnte das genauso gut irgendein Platz sein in einem Kaff, das niemand kennt.


    Daniel Ulrich hat aber eben spezifisch den Hotelbau als Beispiel genannt und da sah ich keine großen Verbesserungen. Zweifellos gab es jetzt einige gute Projekte, aber die gab es doch auch Anfang der Jahrtausends (Neues Museum, Dokumentationszentrum, Flughafen). Und beim Wohnungsbau wurde es imo erst in den letzten Jahren zunehmend bodenlos...

  • Der aktuelle Baureferent ist eher Rhetoriker als Stadtgestalter. Wer ihn live erlebt (hat), hört einen eloquenten Redner, dem eigentlich fast immer was gelungenes einfällt. Damit kann er durchaus Eindruck hinterlassen. Je unerfahrener die Zuhörerschaft (im Planungs- und Baubereich) sind, umso imposanter kann das wirken. Siehe bspw. seine Aussage zum "neuen Nürnberger Stil" rund um den Hauptbahnhof. Viele nicken bei sowas vermutlich eher ehrfurchtsvoll und denken sich, der ist aber wissend. Jedem Architekten, Bauingenieur und (Bau-)Historiker treibt es dagegen eher Unglaube und Wut ins Gesicht. Das gilt dann auch für seine Aussagen wie "Vorbild für die Superblocks", "gelungene Platzgestaltungen", graue Energie (schlecht wo es im passt, egal wo es ihm nicht passt) usw. Wer ihn öfter live erlebt, wird so manches mal auch stauen, wenn er einen Sachverhalt mal so, mal anders beschreibt und bewertet.


    Will man ihn an seinen Taten und nicht Worten messen, wird es aber schnell dünn. Die meisten der oben genannten Projekte waren entweder vor seiner Zeit (im Amt ist er seit 2013) oder wurden von andern geplant und getrieben (Freistaat, Messe, Investoren usw.). Von ihm bzw. unter seiner Regentschaft nach inzwischen 7 Jahren fallen als städtische Projekte u.a.

    • Umgestaltung Bahnhofsplatz
    • Fahrradspeicher am Nelson-Mandela-Platz
    • Energie- und Umweltstation am Wöhrder See
    • Umgestaltung der Ehrenhalle im Rathaus Wolff'scher Bau
    • der 3. Bauabschnitt der Generalsanierung Künstlerhaus (1. und 2. liegen schon lange zurück)
    • Sanierung und Neubau diverser Schulen und Kita, die mal schneller, mal langsamer laufen


    Das ist eine subjektive Auswahl von mir, aber sehr viel mehr ist mir spontan nicht eingefallen. Viel mehr findet sich auch nicht auf den Internetseiten des Baureferats (https://www.nuernberg.de/inter…/bauprojekte_laufend.html bzw. https://www.nuernberg.de/inter…ojekte_abgeschlossen.html).


    Gerade was Plätze angeht, sollte er mMn. eher etwas zurück haltender auftreten. Hier wird die Diskrepanz zwischen den schönen Worten und den Nicht-Taten besonders deutlich. Hauptmarkt, Obstmarkt, Egidienplatz, Platz vor dem Memorium Nürnberger Prozesse, usw. Hier ist wenig bis nichts vorangegangen. Liegt aber vielleicht auch daran, dass einige Wettbewerbe wie z.B. zum Hauptmarkt noch unter seinem Vorgänger liefen. Am Egidienplatz hat er immerhin für eine Verlegung der Altglascontainer im Südbereich gesorgt. Ansonsten schaut der Platz noch immer so aus, wie vor 40 Jahren.


    Was er v.a. getrieben hatte, war der Bahnhofsplatz. Am Plärrer hat er auch die billigste Lösung als "tolle und grüne Planung" verkauft ( siehe hier Plärrer-Umbau). Ich vermute die Enttäuschung wird hier in einigen Jahren mindestens so groß wie am Bahnhofsplatz sein.


    Mein Fazit: mit ihm hat die Politik jemanden installiert, der gut reden und verkaufen kann. Aber planen und bauen???

  • Anwohner der Wölkern-/Landgraben und Regensburger Str. sollten sich warm anziehen.

    Das verstehe ich nicht so ganz: Warm anziehen muß man sich ja normalerweise, wenn etwas unangenehmes auf einen zukommt. Ich behaupte nicht, daß die Stadtautobahn Ost in der Gesamtbetrachtung ein Segen für die Stadt gewesen wäre, aber gerade die von Dir genannten Straßenzüge wären dadurch sicher deutlich entlastet worden.

    OK, da die Stadtautobahn Ost nicht sehr weit weg wäre würde man deren Lärm möglicherweise auch noch etwas mitbekommen, aber wirklich warm anziehen müßten sich vor allem die Anwohner unmittelbar südlich der Bahngleise bis zum Zeltnerschloß, die Bewohner in der südöstlichen Tullnau, im nördlichen Gleißhammer, im nördlichen (und auch, wenngleich mit etwas Wald dazwischen, östlichen) Zabo und im südlichen Mögeldorf und Laufamholz. Auch Tiergartenbesuche wären akustisch sicher weniger idyllisch als jetzt und das Angebot an Kleingarten- und Sportflächen wäre im oben skizzierten Bereich erheblich geringer.

  • Ich bin davon ausgegangen, dass der Verlauf der Stadtautobahn quasi dem "Südstadt-Highway" entsprochen hätte. Das hatte ich in der ja recht groben Grafik einfach abgeschätzt. War die Planung wohl entlang der Gleise? Dann wäre es für die Landgrabenstr. und co. natürlich eine Entlastung geworden. Wird aber so ohnehin nie mehr kommen, ist ja größtenteils verbaut.