Nürnberg - Lounge

  • Nürnberg - Lounge

    Hi,


    im aktuellen Spiegel steht ein ausgiebiger Artikel über sog. "second-cities", also Städte um die 500.000 Einwohner, die im Zuge der globalen Urbanisierung am meisten wachsen sollen. Es wird dabei auch über den Wettkampf unter den Städten um "die creative Klasse" geschrieben. Es wird von der Wandlungsfähigkeit verschiedener Städte (z.B. Dublin, Barcelona, Kopenhagen, Tallin) berichtet.


    Beim Lesen stellte ich mir die Frage, wie Wandlungsfähig ist Nürnberg? Wie sehr zieht Nürnberg kreative Menschen an, die Ideen für den Wirtschaftsstandort haben? Wie wird sich der Trend auf Nürnberg auswirken und was wird die Stadt unternehmen um von anderen Städten nicht abgehängt zu werden?


    Genügt es das Image der Mitteralterlichen-Bratwurst-Christkindl-Stadt in die Welt hinaus zu tragen? Ich denke, man sollte evtl. verstärkt auf "neue Wahrzeichen" setzen! Klar wird innovation gepusht (automatische Ubahn etc...) aber ob das in dem bisherigen Maß genügt?


    Was meint ihr?


    Gruß


    Mattes

  • Das mag daran liegen, dass ich in Muenchen wohne und von den hiesigen Meldungen einfach geblendet bin, aber in meinen Augen kann Nuernberg in Bezug auf neue Techniken u.s.w. nicht wirklich punkten. Wenn man vom Biotechnologie, Medien, Informations, neue Technologien-Standort spricht, kann sich Nuernberg nicht wirklich gegenueber seinem Nachbarn Muenchen profilieren.

  • Ich höre von fast jeder Stadt um die 500.000 in irgendwelchen Berichten mehr als von Nürenberg.


    Frankfurt, Stuttgart, Dortmund, Düsseldorf, Bremen, Hannover, Dresden.


    Ich glaube Nürenberg wurde schon abgehängt.


    Wenn Nürenberg zu dieser Gruppe wieder aufschliessen will muss es enorme anstrengungen unternehmen.
    Jede dieser Städte steht für mich für etwas anderes.
    Nürenberg steht für Lebkuchen und Mittelalter.


    Die Stadt mag lebenswert sein und schön, aber second City ist es nicht.
    Sie hat sich das falsche Image gesucht.

  • Ich verstehe nicht, warum man von Nürnberg nicht mehr "hört". Kommt mir auch so vor, als ob es aus anderen deutschen Städten in dieser Größe viel mehr Meldungen gibt.
    Ich hab ja mal 5 Jahre in Nürnberg gewohnt und studiert, und kann daher schon behaupten: die Voraussetzungen sind gut.
    Schöne Atmosphäre (sprich: gute Lebensqualität), passables Nachtleben, gute Verkehrsanbindung (1 Std. mit ICE nach MUC), internationalen Flughafen, der in 15 Min. vom Hbf mit der U-Bahn zu erreichen ist, gute Uni...


    Aber irgendwie scheint die Stadt nicht viel draus zu machen! Obwohl ja der wirtschaftliche Wandel von der Industrie- zur Dienstleistungsmetropole in vollem Gang ist. Nach AEG und Grundig kommt GfK und DATEV. Aber irgendwie springt der Funke noch nicht über. Ich bin mir nicht sicher, wieviele der internationalen kreativen Köpfe, die so notwendig sein sollen, Nürnberg überhaupt als Alternative auf dem Radar haben. Wie man das aber ändern kann, weiß ich auch nicht. Etwas Spektakuläres muss her, oder einfach drauf warten, bis der Club deutscher Meister wird! :D

  • Ich frag mich auch, warum eben 1000mal mehr von Leipzig oder Bremen zu hören ist, obwohl die Städte eigendlich die selbe Einwohnerzahl haben. Ich denke Nürnberg müsste da wirklich einen Radikalen Image-wechsel vollziehen. Aber meiner Meinung nach hat man im Nürnberger Rathaus nicht genügend Mut zur Vision! Ich habe z.B. noch nie etwas von einem "Plan" gehört, wie Nürnberg sich in 30 Jahren entwickelt haben soll... Das Nürnberg wächst ist ja unbestritten. Es werden auch mehrere neue Wohnviertel aus dem Boden gestampft. Aber mehr ist mir selbst nicht aufgefallen. Der Trend in die Stadt geht an Nürnberg ja nicht vorbei, aber man sollte die jetzige Situation nutzen!

  • liegt halt an unserer Bescheidenheit :-).


    Hier gehen die Uhren langsamer. .. ruhiger.


    Hier wird halt nicht groß gebrüllt wenn BMW die größte Niederlassung der Welt baut (war inner Zeitung gestanden).. hab auch nichts gelesen im EinkaufsstraßenThread das die Karolinenstraße mittlerweilen in den top 9 ist.. das wir lustigerweise angeblich der 3.größte Hub sind (AirBerlin) .. Die Messe ist eine der größten in Europa (müßte Lügen.. zu faul zum nachforschen.. top 15 ?)..
    Ne ECHTE U-Bahn gehört in einer LebkuchenStadt eigentlich zum guten Ton .. aber 40 Stationen sollten es schon sein :-).. diverse "Lebenswert" Städte-Rankings (nicht das aktuelle Gesundheitsranking.. da ist unser kleiner Nachbar übrigens auf Platz2) gibt es ja auch noch.. und ich muß sagen .. ich fühle mich Pudelwohl.

    Eine Sinnvolle Investition sollte aber in den nächsten Jahren noch kommen.. der Transrapid vom Hauptmarkt zur Burg .. das wäre nämlich eine Lauf(Fahr)zeitverkürzung um mindestens 7 Minuten :) .. aaaaber .. wir bekommen halt nicht alles in den Arsch geblasen wie manche Nachbarstädte die mit dem ICE in 45 Minuten erreichbar sind.


    In diesem Sinne

  • Bescheidene Städte sind die sympathischsten. Ich mag es, wenn eine Stadt mehr bietet als man vor dem Besuch erwartet hätte.

  • Ich fühl mich auch verdammt wohl in Nürnberg! Ich wollte ja nicht sagen, das die Stadt unattraktiv ist... ganz im Gegenteil!!!


    Aber dennoch ist es meiner Meinung nach wichtig, die Stadt auch für Menschen attraktiv zu machen, die sie noch nicht kennen! Mit dem Ziel, das sie in die Stadt ziehen... und das nicht "nur" aus den neuen bundesländern oder Nordbayern, sondern aus ganz Europa! Nürnberg soll kein München werden, doch etwas mehr Ausstrahlung und der damit verbundene internationale flair wäre meiner Meinung nach wichtig.


    Denn von der Wahrnehmung in den Medien her, ist über Nürnberg eine dunkle Wolke oder ein schwarzes Loch...


    somit wird auch niemand neugierig darauf...
    Und das ist bei dieser schönen Stadt sehr sehr schade!

  • Hi,


    ich denke es hat sich in den letzten Jahren sehr viel zum positiven geändert.
    Ein Problem ist das oft ein Vergleich zwischen Nürnberg und München gemacht wird, dass hier Nürnberg schlecht abschneidet ist klar, München spielt in einer anderen Liga.


    Wenn man Nürnberg aber Bundesweit sieht, schaut es gar nicht so schlecht aus.


    Vergleichen wir mal,
    besser in der Wahrnehmung würde ich sehen
    - Stuttgart, Frankfurt, Düsseldorf,
    - in etwa gleich sehe ich
    Hannover, Dresden
    - Aber in meinen Augen kommt
    Dortmund, Bremen, Leipzig, Essen, Duisburg (ich glaube jetzt habe ich alle in dieser Größenordnung) schlechter weg.


    Wenn man jetzt noch sieht, dass Dresden und Leipzig Höchstfördergebiete sind, schlägt sich Nbg im Moment nicht schlecht.
    Wie oben geschrieben denke ich in den achtziger und neunziger Jahre ist sehr viel verschlafen worden.
    Aber die Region ist schon auf den richtigen Weg.


    Und die Lebensqualität wird in den nächsten Jahren ein immer wichtiger Faktor, ich hatte vor vier Wochen ein paar Freunde aus Mönchengladbach hier zu Besuch, die haben sich gar nicht mehr eingekriegt wie schön es hier ist.
    Solange man nicht den Fehler macht und Nbg mit München vergleicht denke ich ist die Außendarstellung gar nicht so schlecht.


    Vielleicht ist der leise Ton der sympathischere


    Gruß Marco

  • Vorsicht: Schwanzvergleich

    Hi, im aktuellen Spiegel steht ein ausgiebiger Artikel über sog. "second-cities", also Städte um die 500.000 Einwohner, die im Zuge der globalen Urbanisierung am meisten wachsen sollen. Es wird dabei auch über den Wettkampf unter den Städten um "die creative Klasse" geschrieben. Es wird von der Wandlungsfähigkeit verschiedener Städte (z.B. Dublin, Barcelona, Kopenhagen, Tallin) berichtet.


    Beim Lesen stellte ich mir die Frage, wie Wandlungsfähig ist Nürnberg? ...

    Ich glaube, da hast du den Spiegel missverstanden. Auf dem Titelbild vom Spiegel Nr.34 stand:


    "Vergesst London und Paris! Europas coole Städte ... sind Amsterdam, Barcelona, Dublin, Kopenhagen, Tallin, Hamburg ..."


    Hamburg nicht Nürnberg soll laut Spigel eine von den coolen Städten Europas sein. Die zweitgrößte deutsche Stadt als erfolgreiche Second City. Auf der ersten Doppelseite des Artikels "Was Städte sexy macht" (Vielleicht bin ich paranoid, aber ist das nicht schon eine Anspielung auf "arm aber sexy" Berlin?) ist dann auch Hamburg auf der Europakarte mit den andren fünf als gelber Punkt markiert. Als Wahrzeichen übrigens mit der noch im Bau befindlichen Elbphilharmonie. Im Artikel selbst ist dann aber von Hamburg keine Spur mehr. Nur Amsterdam, Barcelona, Dublin, Kopenhagen und Tallin werden einzeln besprochen. Des Rätsels Lösung ist eine Sonderbeilage, die nur den Spiegel Exemplaren beilag, die in Hamburg verkauft wurden. Scheinbar handelt es sich dabei um eine derart penetrante Selbstbeweihräucherung, das man sie den Lesern ausserhalb Hamburgs nicht zumuten wollte. Ich hab Online danach gesucht, aber das Teil leider nicht finden können.


    Ich zitier mal ein Stück aus dem Spiegel Artikel den alle lesen durften:


    --------------------
    Das Pressezitat wurde entfernt. Bitte künftig auf die Boardregeln (6.1) bezüglich des Einbindens fremder Inhalte achten! Vielen Dank, EM. :nono2:


    Natürlich klappt das vorne und hinten nicht mit der 500.000 Einwohnerstadt Hamburg und auch den unkontrollierbaren 6.000.000 Molloch Berlin gibt es nicht, aber darum geht es dem Spiegel auch nicht wirklich. Wichtig ist nur: Hamburg anstatt Berlin! Der Spiegel schmeisst da völlig zusammenhangslose Studien durcheinander, um die "Hamburg ist viel cooler als Berlin" These zu stützen. Vergleichbare MegaCities wie Lagos, Mumbai, São Paulo oder Mexico City gibt es in Europa nicht, wenn überhaupt, dann müssten London, Paris und Moskau unter ihrer "Überbevölkerung" leiden. Und die Second Cities: Amsterdam, Dublin, Kopenhagen, Tallin sind nicht einfach irgendwelche kleineren Städte, sondern die größten Städte wenn nicht Hauptstädte in ihren (kleinen) Ländern. Einzige Ausnahme ist Barcelona, dessen Erfolg man als Hauptstadt einer nach Unabhängigkeit strebenden Autonomen Gemeinschaft innerhalb Spaniens betrachten muss. Die Catalanen sind so eine Art Bayern Spaniens, eigene Sprache, eigene Kultur, immer auf ihren politischen Sonderstatus bedacht und zu keinen Kompromissen bereit. Barcelona ist sowas wie das München Spaniens.


    http://de.wikipedia.org/wiki/Katalonien


    Für die wirtschaftliche Entwicklung von Hamburg oder Nürnberg kann man aus dem wirtschaftlichen Erfolg dieser Städte natürlich keine Schlussfolgerungen ziehen. Die Nürnberger können trotzdem zufrieden sein. Sie haben wenigstens schon ein Wahrzeichen, das jeder kennt und das authentisch ist und müssen nicht mit einem Wahrzeichen für sich werben, das noch garnicht gebaut worden ist. :D

  • Interessanter Kommentar. Dass der Spiegel "sein" Hamburg in den Olymp hebt, war dann ja irgendwo auch absehbar. Nach deinen Ausführungen scheint allerdings der gesamte Artikel mehr oder minder aus dem Nebel gegriffen.


    Eine Frage kam bei mir dann aber spontan auch noch auf: Was ist denn das allseits bekannte Wahrzeichen Nürnbergs? Der Schöne Brunnen? Die Burg? Frauenkirche? Spielzeugmuseum? Der Christkindlmarkt gar?
    Ich habe die Stadt zwar in diesem Sommer besucht und fand sie auch ausgesprochen charmant (und erachtete sie als überaus lebenswert) - aber ich wüsste ehrlich gesagt nicht, was nun DAS Wahrzeichen der bajuwarischen 'Second City' darstellen soll. Entschuldigt bitte meine mangelhaften Kulturkenntnisse, verehrte Nürnberger :Colgate:

  • Nach deinen Ausführungen scheint allerdings der gesamte Artikel mehr oder minder aus dem Nebel gegriffen.

    Zumindest vermengt der Artikel Dinge, die nicht zusammen gehören. Die Grundthese, auf die sich alles stützt ist, das dort, wo sich die drei "Ts" Technologie, Talent und Toleranz vereinen, sich ein überdimensionales Wirtschaftswachstum einstellt. Das ist sicherlich korrekt und beschreibt nur die Grundlagen für ein innovations getriebenes Wachstum, wie zum Beispiel im Silicon Valley. Aber daraus dann die Beziehung zur Einwohnerzahl herzustellen oder zur zweitgrößten Stadt eines Landes ist Kokolores. Was ist mit Tokyo, hat es schon zuviele Einwohner, um noch innovativ zu sein? Umgekehrt ist doch auch nicht jede 500.000 Einwohnerstadt ein Wunder an Innovation. Warum sollten sich die Talentierten und Kreativen gerade in den Second Cities sammeln?


    Die Beispiele sprechen eine ganz andere Sprache. OK, Kopenhagen hat genau die angesprochenen 503.699 Einwohner. Aber ist es deswegen eine Second City? Der Wikipedia Artikel zu Kopenhagen fängt an mit: "Kopenhagen (...) ist die Hauptstadt Dänemarks und das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum des Landes." Fast jeder zehnte Däne wohnt in der Hauptstadt. Kopenhagen ist sowas wie das Zentrum der dänischsprachigen Welt. Kein Däne ist aus einer noch größeren Stadt geflohen, um in dem kleinen Kopenhagen zu leben. Für Tallin und Amsterdam gilt dasselbe, die Talente müssen schon auswandern und eine Fremdsprache lernen, um eine noch größere Stadt zu finden.


    Man könnte vielleicht die These aufstellen, das sich kleinere Länder (und deren Hauptstädte) leichter damit tun, ihre Strukturen zu reformieren und sich auf neue Technologien einzustellen, als größere. Aber einen Bezug zu Second Cities seh ich da nicht. Zweitgrößte Stadt Dänemarks ist Arhus nicht Kopenhagen.


    http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%85rhus

    Eine Frage kam bei mir dann aber spontan auch noch auf: Was ist denn das allseits bekannte Wahrzeichen Nürnbergs? Der Schöne Brunnen? Die Burg? Frauenkirche? Spielzeugmuseum? Der Christkindlmarkt gar?

    Ich dachte dabei an die Burg. Aber ich kann mich auch irren. Nürnberg, Nürnburg, Nürburg Ring. Nein das war was anderes. :cool:


    http://img.fotocommunity.com/photos/5720317.jpg

  • Ich weiss zwar nicht woher Guardian seine Zahlen und Fakten her hat, aber wenn man schon kritische Artikel verfasst, dann sollte man sich, genauer informieren.


    Zur Info, Hamburg hat nicht 500.000 Einwohner sonder 1.735 Mio. Die Metropolregion hat 4.3 mio Einwohner.


    Dein Hauptstadtmolloch, hat nicht 6 mio Einwohner sonder leider bischen mehr als die Hälfte davon, nämlich 3,5 Mio Tendenz weiter fallend.
    Die Metropolregion Berlins mit 4,5 Mio Einwohner Gesamt ist auch nicht viel Größer als die Hamburgs, auch wenn die Stadt im Gesamten Dichter und größer wirkt und sogar ist.


    Hamburgs Einwohner steigen seit Jahren an und gilt Bundesweit zu den wenigen Städten die einen Aufwärtstrend aufweisen können.


    In der Stadt ist viel in Bewegung, in sportlicher Sicht, auf internationaler Ebene, Ökonomisch sowie Ökologisch. Eventmässig ist die Stadt ebenfalls am aufholen. Die Stadt macht auf sich aufmerksam. Aufgrund dieser Faktoren, kann man Hamburg als eine der europäischen Boomtowns betiteln.


    Nicht nur der Spiegel, sondern schon mehrere deutsche Zeitschriften haben über diesen Effekt Hamburgs berichtet, sodass man davon ausgehen kann, das es nicht nur in Hamburg wahrgenommen wird.


    Es ist aufjedenfall Aufbruchstimmung in HH, und das ist zu spüren !!!


    Das gute Ist die Hamburger können sich eine Aufpolierung und intensivierung der Stadterneuerung und Ausrichtung (Konzepte - Pläne - Wettbewerbsfähigkeit) leisten.

  • @ Hamburg 2010
    In dem Spiegel Artikel worauf sich dieses Topic bezieht ist von den 500.000 Einwohnern einer Second City und den 6 od. 8 Mio Einwohnern einer unbeherschbaren Agglomeration die Rede.


    Berlin und Hamburg wurden nun aber gerade in diesem Bericht als Beispiele genannt. Obwohl Hamburg keine 500 tsd Einwohnern hat und Berlin keine 6-8 mio.

  • ich glaube, guardian weiss, dass hamburg mehr als fünfhunderttausend einwohner hat und das dort viel passiert. die frage war eher, ob dies derart gepusht worden wäre, wenn der spiegel in münchen, frankfurt oder sonstwo fabriziert werden würde. und diese frage ist schon berechtigt.

  • Ich glaube der Artikel wuerde eventuell von einigen im Forum missverstanden, die Analyse des Spiegel war denke ich im Europaeischen Kontext zu verstehen (vielmehr als im nationalen). Es ging ja nicht darum das sich die Dynamik von London nach Manchester oder von Paris nach Marseille verlagert, daher, es ging um die 2nd Citys Europas, die von der Einwohnerzahl deutlich hinter den Metropolregionen London, Paris, Moskau liegen, aber derzeit eine sehr grosse Dynamik entwickeln. Auch die Diskussion um Talentwerbung und die Schaffung von Clustern war ja eindeutig darauf gepolt, wie es diese 2nd Citys schaffen weltweit um High Potentials zu werben. Ich glaube die Leute um die es geht sprechen tendenziell alle fliessend Englisch, und in den meisten Faellen noch 1-2 weitere Sprachen, so dass das Umsiedeln kein allzu grosses Hinderniss darstellt. In diesem Kontext ist Berlin schwer einzuordnen, da es als eines der wichtigsten politischen Zentren Europas schwer als 2nd City einzuordnen ist. Allerdings geht es glaube ich im Spiegel Artikel eher um wirtschaftliche Dynamik und generelle Aufbruchstimmung. Hier hat Berlin sicher mit das groesste Potential in Europa aufzuschliessen in den Kreis der Staedte die London und Paris versuchen den Rang abzulaufen im Bezug auf wirtschaftliche Dynamik. Allerdings ist dies rein statistisch zum jetzigen Zeitpunkt sicherlich noch nicht der Fall, so dass es fuer ein deutsches Magazin durchaus Sinn macht, die momentan dynamischste deutsche Wirtschaftsregion auch zu nennen. In diesem Kontext ist der Spiegel denke ich mit Bertelsmann (die ja auch gerade in Ihrer jaehrlichen Studie Hamburg an Platz 1 im Bezug auf wirtschaftsdynamik gefuehrt haben) nicht unbedingt in schlechter Gesellschaft.
    Darueber hinaus fuehrt auch die Offizielle EU EUROSTAT Statistik Hamburg als reichste Wirtschaftsregion Deutschlands, und Europaweit an Platz 4. Im Artikel war glaube ich deutlich die Rede davon, dass es um wirtschaftlich erfolgreiche Staedte geht (Amsterdam, Dublin) und das weniger erfolgreiche Staedte wie Barcelona und Tallin aufgrund ihrer extrem hohen Dynamik und ihrer starken nationalen Stellung beruecksichtigt wurden.

  • Ja ich weiss das Hamburg mehr als 500.000 EW hat. (Berlin hat übrigens nicht 3.5 sondern nur 3.4 Mio EW Tendenz ganz leicht steigend) Ich will Hamburg auch nicht die Aufbruchstimmung absprechen. Mir gefällt die Elbphilharmonie, sogar sehr (architektonisch zur künstlerischen Qualität kann man ja noch nichts sagen). Sie könnte ein phantastisches Wahrzeichen für Hamburg werden. Aber, und das sehe ich als Manko, sie steht noch nicht und das sehe ich für notwendig an für das Wahrzeichen einer Stadt. Wie soll der Besucher eine Stadt mit einem Wahrzeichen verbinden, das noch nicht gebaut ist?


    Nach der Definition für Second Citys (über die Hälfte der Menschen in Europa leben in Städten mit weniger oder knapp über 500.000 EW) müsste man Hamburg ganz klar als eine First City definieren. Also als eine der Städte, die noch weiter wachsen, aber eben langsamer wachsen als Tallin, Koppenhagen, etc. Auch sonst sind die Parallelen zwischen Hamburg und den anderen coolen Städten Europas nicht leicht ersichtlich. Hamburg hat seine Funktion als Logistik und Handelszentrum (anders als viele andere Hafenstädte) nicht verloren. Und diese Bereiche dominieren immer noch die Wirtschaft. Klar macht Tallinn als IT Mekka von sich reden, dort gab es ja auch sonst kaum Wirtschaft und obendrein profitiert Estland von den niedrigen osteuropäischen Löhnen und Steuern. Ein Vergleich zwischen den beiden Städten drängt sich nicht unmittelbar auf.


    Vielleicht profitiert Hamburg ja auch gerade davon keine Second City zu sein, sondern ein wichtiger Verkehrsknotenpunkt und Zentrum einer Metropolregion. Umgekehrt leidet Nürnberg darunter, keine First City zu sein, nur ein Unterzentrum neben München zu sein, kein eigenes Bundesland zu sein usw.

  • Ich denke, die Antwort, warum Nürnberg in der Außenwahrnehmung schlechter weg kommt, wurde schon gegeben. In Sachen Medienstandort hat Hamburg die Brille auf, weshalb von der Hansestadt auch öfter berichtet wird. Ein Aspekt von mehreren. Ein anderer vielleicht, dass Nürnberger den Ruf inne haben, zurückhaltende Wesen zu sein, die immer dann auf die Spaßbremse drücken, wenn's gesellig und lustig wird. Zum Image Nürnbergs kann man stehen wie man will, (ausländische) Touristen zieht's deshalb Jahr für Jahr in die Stadt. Und Christkindlmarkt und Mittelalter wirken weit weniger provinziell als ausrangierte Stadionsitze um gotischen einen Brunnen zu türmen...

  • In welchem Gebiet wuerdet ihr Nuernberg als einen der TOP/Wichtigen Standort in Deutschland einordnen?


    Im Bereich Medien wuerde ich zB zuerst an Hamburg, Koeln, Muenchen, Berlin denken.


    Ich habe das Gefuehl, dass Nuernberg in mehreren Gebieten einfach gut mitschwimmt, aber einfach keine Vorzeigebranche hat.

  • Hamburg ist Printmetropole. Und Leipzig, Hannover und Frankfurt sind Messestädte. Bremen, Dresden, Düsseldorf und Stuttgart sind Landeshauptstädte. Das generiert einfach automatisch Pressemeldungen auch wenn keine großen Zeitungen vor Ort sitzen. Von Dortmund höre ich persönlich auch nicht öfter etwas als von Nürnberg. Eigentlich ist das alles sehr abhängig vom Tabellenplatz des jeweiligen Bundesligavereins. Ich wette viele Deutsche wüssten nicht einmal, das es in Deutschland überhaupt eine Stadt mit dem Namen Cottbus gibt, wenn ihr Verein nicht zweimal im Jahr gegen Energie spielen müsste. Also immer schön weiter Pokale gewinnen, dann bleibt Nürnberg auch im Gespräch. :D