„Braunschweig needs an Eiffelturm!“ (Robert Venturi)
Die Höhendominate einer Stadt ist prägend für das gesamte urbane Umfeld. Berlin hat seinen Fernsehturm, Ulm das Münster, Magdeburg seinen Dom … und Braunschweig einen Schornstein!
1983 errichtet, überragt der 198 Meter hohe Turm des Heizkraftwerks (HKW) Mitte alle anderen Gebäude der Umgebung. Zum Vergleich: Das nächst höhere Bauwerk, der Braunschweiger Fernsehturm, misst 155 Meter, steht jedoch im Vorort Broitzem, weitab im Südwesten, und wird gar nicht mehr als der Stadt zugehörig wahrgenommen. Der höchste Kirchturm der Stadt, der Südturm der Andreaskirche, kommt seit seiner Verkürzung im 18. Jahrhundert auf gerade einmal 93 Meter.
Der große Schornstein des HKW Mitte, im sogenannten Volksmund auch „Langer Heinrich“ geheißen, ist seit seiner Fertigstellung ein Ärgernis. Von weithin sichtbar, dominiert er das Stadtbild. Für einen Schornstein ist er zwar elegant gestaltet, doch er bleibt nun einmal ein Schornstein, woran auch die vor wenigen Jahren angebauten Antennen für den Mobilfunk nichts ändern. Die enorme Höhe des Bauwerks erklärt sich meines Wissens nach aus der zur Planungszeit unzureichenden Technik. Eine Entschwefelungsanlage gab es zunächst nicht. Um die Luftbelastung in der Stadt nicht zu steigern, wurde in die Höhe gebaut und den Westwinden vertraut, die den Dreck in die damalige DDR wehen sollten. Seither ist die Entschwefelungstechnik ein ganzes Stück weiter, der hohe Turm jedoch blieb.
Was damit tun? Ein Rückbau wäre wünschenswert, ist jedoch nicht angedacht. Ich habe mir daher Gedanken gemacht, wie das Monstrum besser ins Stadtbild integriert werden könnte. Dabei habe ich mich an einer Aussage orientiert, die der US-Architekt Robert Venturi im Rahmen eines Workshops für die Bewerbung Braunschweigs zur Kulturhauptstadt Europas 2010 getätigt hat: „Braunschweig needs an Eiffelturm!“ (nachzulesen in der schönen großformatigen Broschüre „Zeitlandschaften“, Braunschweig 2004.)
Ich habe Venturi mal beim Wort genommen: Wenn der Schornstein also schon einmal steht, warum nicht etwas Besseres daraus machen? Hier meine Idee:
Der große Schornstein des HKW Mitte wird mit einem Stahlgerüst mit quadratischem Grundriss ummäntelt. Integriert werden zwei Fahrstühle und ein Treppenhaus. An den dafür geeigneten Flächen (insbesondere auf der Südseite) werden am Stahlgerüst Solarpanels angebracht. In höheren Bereichen werden zudem Windkrafträder installiert. An der Ost- und Westseite könnten überdies Balkone mit Grünpflanzen angebracht werden. In ca. 170 Meter Höhe wäre die Einrichtung einer Aussichtsplattform mit Bar/Restaurant denkbar (vergleichbar ähnlichen Einrichtungen in Fernsehtürmen).
Hier eine mögliche Ansicht (verzeiht mir bitte die Unbeholfenheit der Skizze – ich bin leider kein Architekt):
Eine weitere Idee, um die bestehende Höhendominante zu brechen und Braunschweig eine zusätzliche Attraktion zu schenken: Mit der, vom ummantelten Schornstein (ich nenne ihn einfach mal BS-Energy-Tower) generierten Energie wird im Ölper See eine Fontäne nach Vorbild des Jet d’eau in Genf gespeist:
Lediglich eine kleine Gedankenspielerei, aber man wird ja wohl noch träumen dürfen…
(Alle Bilder von mir.)