Bahnhofsviertel auf Metaebene

  • Ich verstehe ehrlich gesagt nicht so ganz, was das Fördern von „Buntheit und Diversität“ mit chaotischen Zuständen im Bahnhofsviertel zu tun hat.
    Gleichberechtigung, Teilhabe und Inklusion ist also daran Schuld, dass der Drogenkunsum steigt, oder wie soll ich das verstehen!?

    Schon alleine „verehren und fördern“ kann ich nicht wirklich nachvollziehen, wenn überhaupt sollte das eher „managen“ heißen. Vielfältiges Miteinander ist hier Alltag und das nicht erst seit gestern. Frankfurt besteht aus Menschen mit 175 untschiedlichen Nationalitäten, es geht hier also wohl eher darum wie man gut oder vielleicht noch besser zusammen leben kann. Die Mischung verschiedenster Kulturen, ist für mich eine der Stärken der Main-Metropole und bereichert die City enorm.

    Man kann natürlich mit der Drogenpolitik der Stadt unzufrieden sein und diese kritisieren. Aber die Schuld an allem was schief läuft, marginaliserten Gruppen anzuhängen, nur weil die einem vielleicht nicht ins eigene Weltbild passen... *seufz* ...ist leider eine eher fragwürdige Herangehensweise.

  • Ich gehe mit den zynischen Formulierungen von Äppler zwar nicht mit, aber natürlich tragen die chaotische Migration seit 2015 und auch die überbordende Toleranz gegenüber jeglichem Fehlverhalten stark zur Verschärfung der Situation bei.


    Selbst Mike Josef hat gesagt, dass viele der Problemfälle von außerhalb kommen und wenn man mit Langzeitabhängigen oder anderen Szenefiguren spricht, formulieren die das auch sehr klar, die Art der Migration seit 2015 ist erheblich mitschuld an der Situation. Diskussionen mit Pflichtverteidigern oder JVA-Mitarbeitern aus Preungesheim ergeben dasselbe. Man kann auch mal die Polizeimeldungen lesen.


    Und was Toleranz angeht: da ist man echt vom Frankfurter Weg einfach abgekommen. Mal weggucken: gerne, Beratungs-/Konsum- und Ausstiegsangebote: ebenfalls, auch wenn diese teilw. rechtstaatlich bedenklich sein dürften. Aber das jegliche Rechtsstaatlichkeit außer Kraft gesetzt wird, so habe ich mir den Frankfurter Weg nicht vorgestellt. Ich kann es mittlerweile den Leuten ja kaum noch übelnehmen, wenn sie an den Kaisersack pinkeln (teilw. Grundschulkinder mit Eltern!!), Müll wegwerfen oder vor Kindern Crack rauchen: viele denken es ist normal, akzeptiert und stört dort niemanden, sonst würde ja jemand was tun!


    Insbesondere Migration trägt natürlich auch stark zu den positiven Seiten des Viertels bei und die genannten Punkte sind keineswegs alleinverantwortlich für die Zustände (der Shift zu Crack ist auch ein Problem), aber es spielt eine erhebliche Rolle, da müssen wir uns nichts in die Tasche lügen.


    Ich bin fast jeden Tag da und habe viel Sympathie fürs Viertel und seine Bewohner, aber man kann nicht alles wegleugnen nur weil es nicht ins Weltbild passt.

  • Grundsätzlich halte ich vieles insbesondere von den Grünen für wirtschaftlich sehr schädlich, da es mein Unternehmen (Produktion) ruiniert (Lieferkette, Auflagen, Regeln, Energiekosten, mangelnde Planungssicherheit, konsequentes attackieren von Unternehmen als "Bonzen") so dass ich jetzt ins Ausland verlagere, was ich mir nie vorstellen konnte vor 2,3 Jahren.


    Aber das Bahnhofsviertel steht für alles Gute und alles Schlechte in Frankfurt an einem Ort. Super spannende Locations, tolles Essen, super Clubs aber auch absolute Armut, Drogenprobleme, fehlende Durchsetzung des Rechtsstaats. Allerdings ist genau das Leben und leben lassen der große Vorteil warum ich Frankfurt so schätze und wir müssen als Stadtgesellschaft alle gemeinsam das Problem in den Griff bekommen, und zwar nicht nur mit Repressalien.


    Frankfurt hat immer dann die größten Erfolge, wenn man nicht darauf wartet, dass die Politik das Problem löst, sondern wir Bürger unseren Beitrag leisten. Ich erwähne nur Universität, Physikalische Verein, Alte Oper, Palmengarten, Städel, Museum Girsch, Alte Villa Metzler, Frankfurt Sparkasse, usw. Alles gegründet von Bürgen der Stadt. Es ist also "unser" Job das abzugehen und die Politik mitzunehmen, nicht umgekehrt. Daher ist die Initiative der Unternehmen im Prinzip super, aber viel mehr sollten mitmachen um den armen Menschen dort zu helfen und unser aller Zusammenleben zu Verbessen.


    Leider habe ich jetzt keine Zeit (wir kämpfen wirtschaftlich ums überleben) und auch keine tiefere Ahnung, was man machen muss, aber jedem guten Konzept würde ich mich gerne nach meinen Möglichkeiten anschließen und es unterstützen.

  • Wo habe ich den bitte „alles weg geleugnet nur weil es mir nicht in Weltbild passt”  Rud ? Ich habe mit keiner Silbe behauptet, dass die Zustände im Bahnhofviertel toll wären, oder?

    Ich habe lediglich in Frage gestellt, dass das Fördern von „Buntheit und Diversität“ etwas damit zu tun hat. Diese Formulierung ist eben einfach – sorry to say –absoluter Blödsinn! Man kann wie gesagt gerne darüber streiten, was am Frankfurter Weg falsch läuft – hier gibt es sicher sehr viel Luft nach oben und einiges zu verbessern. Ich finde eben nur die Schuld an dieser durchaus komplexen Misere, sollte man halt nicht einfach pauschal auf einen (einem wahrschenich selbst nicht sehr genehmen) Personenkreis abschieben. Vorallem nicht, wenn der Großteil der Menschen, die diese Pauschaliserungen umfasst, noch nicht mal was mit der Problematik selbst zu tun hat!?

    Soweit ich weiß, ging es in dem Mike Josef Zitat der „Problemfälle von Außerhalb“ übrignes auch eher um innerdeutsche Abhängige die nach Frankfurt pilgern, weil wir nun mal leider die Stadt mit dem am besten ausgebauten Support-System sind. Das ist in der Tat ein Problem, aber eben eines dass mit den Herkunftsregionen und den anderen deutschen Metropolen geklärt werden muss. Zudem ist auch nicht alles schlecht am Frankfurter Weg, er hat immerhin dazu beigetragen dass wir von 150 jährlichen Drogentoten in den 90ern, auf aktuell rund 30 Drogentote pro Jahr herunter gekommen sind.

    Ich bin selbst sehr häufig im BHV unterwegs, oft auch früh morgens oder nachts, ich kenne die Problematik also auch leider selbst nur zu gut. Sollte man also versuchen die Situation dort zu verbessern – auf jeden Fall. Aber hier wird es ganz sicher nicht mit einer einfachen harten Maßnahme getan sein, die auf wundersame Weise alle Probleme des Viertels löst. Und die Situation polemisch und hämisch als Eigentor einer „bunten und diversen“ Gesellschaft hin zu stellen, wird uns einer Verbesserung der Zustände sicher auch nicht näher bringen.

  • Dir lines2022 wünsche ich erst mal viel Erfolg zum Erhalt deiner Firma, wenn nicht unter den politischen Vorgaben, spring rechtzeitig aus dem System ab und alles Gute als Privatier.


    sweet_meat hat sich schön auf Begrifflichkeiten eingeschossen. Klar, mit "Buntheit" habe ich schon Neubürger gemeint, die lt. Regierung ein Geschenk seinen und uns bereichern. Gut, den Erfolg kann man so oder so beurteilen..


    Was da im Viertel rumstreunt, will wohl keiner von euch als Untermieter haben, aber hier große Reden schwingen und Sympathien verteilen, ist wie immer einfach und billig. Diese Leute können so was von urdeutsch sein, ich brauche die beim besten Willen nicht. Sich vorhandene Probleme zu verschärfen durch Zuzug erst Recht nicht.


    Was es "bringt", dieses Klientel durchzufüttern, sieht man an den Sozialabgaben ( z.B: Krankenkassenbeiträge ).


    Lange Rede, kurzer Sinn; hier geht es speziell ims Bhf-Viertel: Ich bin der Meinung, mit vernünftigen rechtsstaatlichen Maßnahmen wären die Problemfälle zu vertreiben. Brauch mir keiner kommen mit "keine einfachen Lösungen ", die gibt es wohl. Andere Länder machen es vor!


    Und ja, vertreiben heißt nicht, das Drogenproblem zu lösen. Junkies wird es immer geben, aber halt nicht im Einfallstor der Stadt auf dem Präsentierteller.

  • sweet_meat: ich habe nie gesagt, dass alles schlecht ist am Frankfurter Weg, im Gegenteil, steht ja auch in meinem Post.


    Was Mike Josef (den ich schätze) angeht: er hat vor nichts mehr Angst, als mit linken Kampfbegriffen wie "rassistische Repression", "Gentrifizierung", "Vertreibung von Marginalisierten" überzogen zu werden, undzwar von seinen eigenen Leute (Linke von SPD / Grünen usw., irgendwelche Ortsbeiräte, seine alten ASTA-Buddies, Wohlfühl-NIMBYs aus dem Nordend, die solche Zustände in ihrer eigenen Gegend niemals dulden würden).

    Das sind die Leute, denen er seinen tollen Job zu verdanken hat, denen jetzt vorzuhalten, dass er jetzt für die ganzen Stadt zuständig ist und nicht mehr nur für sie und vor allem, dass ihre Wohlfühl-Rezepte eben nicht funktionieren, das ist wahnsinnig schwer. Das wird er gar nicht machen oder eben nur wenn der Druck stark wird.


    Deswegen kriegen wir: Blumenkübel, Straßenbemalung, Hotdog-Boxen, neue Schichten bei Reinigung und Polizei, das Crack-Zentrum, sündteure Klos und einen sieben Millionen Euro teuren Umbau des Karlsplatz samt fancy Kunstwerk ....

    Kostet alles ohne Ende, wird absehbar nicht viel bringen, aber man hat ja mal wieder Zeit gewonnen und kann sagen "wartet mal ab bis die Maßnahmen greifen".


    Öffentliche / kostenlose Klos (zumindest für männliches Urinieren) gibt es schon lange, diese sind ohne Hygiene- und Sicherheitsbedenken nutzbar, ich habe es selbst schon getan. Trotzdem pinkelt jeder hin wo er will.


    Es gibt genügend offizielle Stellen und abgelegene Ecken in denen man konsumieren kann, trotzdem passiert es am Kaiserplatz vor allen Leuten, an einem viel frequentierten Nadelöhr, das für Familien kaum noch nutzbar ist. Vom Karlsplatz will ich gar nicht reden. Es wird schamlos überall gehandelt und konsumiert.


    Es gibt vielleicht zu wenige, aber doch einige Mülleimer und eigen kostenlosen Sperrmüll, trotzdem feuert jeder sein Zeug einfach so in die Gegend.


    Freiwilligkeit ist an ihre Grenzen gestoßen, es braucht einen gewissen Druck, zumindest um Selbstverständlichkeiten durchzusetzen (kein öffentlicher Handel und Konsum, kein Wegelagern an frequentierten Orten, kein Öffentliches Urinieren und Fäkalieren, keine Vermüllung). Rechtsstaatliche Mittel und Ressourcen existieren, sie werden nicht genutzt. Wird sich das ändern? Nur wenn der Druck aus der Hotel/Gastro- und Business Community groß genug ist, ich zweifle.

  • Frankfurt hat immer dann die größten Erfolge, wenn man nicht darauf wartet, dass die Politik das Problem löst, sondern wir Bürger unseren Beitrag leisten.

    Der Ansatz mit dem privaten Engagement ist ja schön, aber das geht eben nicht in jederlei Hinsicht. Oder willst du wie in den USA als Privatscheriff durchs Viertel streifen und Recht und Gesetz durchsetzen, wo es die Stadt nicht für nötig hält? So etwas ist in Deutschland aus gutem Grund nicht vorgesehen, wir zahlen Steuern dafür, dass das von öffentlichen Stellen gemacht wird.

    Was man tun soll, wenn diese ihren Aufgaben trotz offensichtlicher massiver Missstände und aller Hilferufe aus der Bevölkerung nicht nachkommen, das weiß ich leider auch nicht ...


    Ansonsten gibt es genügend Initiativen, die sich z.B. um die Problemfälle hier kümmern, denen kannst du dich bestimmt anschliessen, diese sind aber teilweise umstritten und von der Stadt restringiert:


    Bijans Helfer mit Herz (@bijanshelfermitherz) • Instagram photos and videos

    ASIYAH - Gemeinsam Aktiv e.V. (@asiyah.international) • Instagram photos and videos

    Stützende Hände – DOING GOOD IS GOOD (stuetzende-haende.de)

  • Naja, eher das Gegenteil von Privatscherrif. Ich bin seit 20 Jahren ehrenamtlich engagiert und wir haben viele wichtige Sachen angestoßen und wirklich viel bewegt (vor allem im Bereich Bildung), viele Programme wirst Du kennen die wir angestoßen haben. Das heißt aber auch: Viel privates Geld, viel Zeit, und Professionalisierung beim Helfen. Alle Projekte die ich mit angestoßen habe, sind nach einer Pilotphase recht schnell mit hauptamtlichen Mitarbeitern fortgesetzt worden, bei denen wir die Anschubfinanzierung gestemmt haben und dann mit Hilfe von Stiftungen und Unternehmen in die dauerhafte Finanzierung gegangen sind. Leider helfen hier Stadt und Land nur sehr begrenzt weiter, aber das sind Internas.


    Leider bin ich kein Experte im Bereich sozialer Arbeit, ich nehme aber war, dass auch viele der von Dir genannten Initiativen sicherlich mit viel Herz, aber mit zu wenig Professionalität und Geld agieren (kein Vorwurf, das geht oft nicht anders).


    Entscheidend ist - und da schon der amerikanische Ansatz - wenn der Staat etwas nicht schafft, dann muss sich die Stadtgesellschaft bewegen und an Lösungen mitwirken oder diese liefern. Und die Lösung ist bestimmt (nicht ausschließlich) Repression.


    Und ja, es ist blöd das jetzt auf andere zu schieben. Es war mehr ein Hinweis gegegen das Beschweren und für das Machen!

  • Ich bin heute noch mal durchs Viertel gelaufen und muss in Summe sagen: die Stimmung ist schlechter als der Zustand. Eigentlich boomt das Viertel, jede Woche machen 1-2 neue Läden auf, vielfach wertige, teilweise ist das kein Turnover sondern da werden Brachen zum Leben erweckt. Dienstagabend und die vielen Bars, Kneipen, Restaurants und Kioske sind überwiegend gut besucht, am Wochenende ist der Teufel los. Ich vermute man findet das so in Deutschland in dieser Form nur noch auf der Reeperbahn.


    Aktuell gibt es fürs Viertel eigentlich tolle Chancen. Neben der negativen gibt es auch viel positive mediale Aufmerksamkeit durch Menschen aus dem Viertel wie Max Coga, Christian Eckerlin, Bernd Zehner, Mo Douzi usw., die jeweils eine große Social-Media-Fanschaar haben und die in ihren Videos primär die positiven Seiten des Viertels präsentieren.


    Die vier Großprojekte Hauptbahnhof, Fürstenhof, Gallileo und Canyon geben hoffentlich weitere positive Impulse, dazu der Umbau des Karlsplatz und das mögliche Crackzentrum, von denen ich aber nicht weiss was sie bringen werden. Nicht zu vergessen der Druck vom Land und der Business- und Gastro-/Hotel-Community.


    Wenn man jetzt ein paar Dinge konsequent und richtig macht (v.a. Anzahl der ortsfremden Problemfälle reduzieren und mehr Verhaltensdisziplin in der Szene durchsetzen), dann kann das gut werden. Dann ist Mike Josef der König, die Chancen waren in den letzten zwanzig Jahren vielleicht nie besser.

  • Frankfurt will Geld für Drogenhilfe – Absagen nicht nur aus Rhein-Main


    Frankfurt ist an andere Städte herangetreten mit der Bitte, selbst bessere Angebote für Süchtige zu schaffen, so dass nicht alle nach Frankfurt kommen, oder sich zumindest an den Frankfurter Kosten zu beteiligen, die wir ja auch sehr umfangreich und überproportional für Ortsfremde aufwenden müssen.


    Man ist dabei an die fünf Städte herangetreten, von denen man annimmt dass sie die meisten Problemfälle hier in Frankfurt haben (gemessen an Konsumraumnutzung), primär Rhein-Main-Gebiet, aber auch München.


    Natürlich kommt nichts, weder machen sie selbst etwas, noch gibt es Geld: diese anderen Städte lachen sie eins ins Fäustchen, dass Frankfurt kostenlos ihre Probleme löst.

  • Es gibt nun Zahlen, das ist hilfreich zur Versachlichung. Aus München kommen demnach 37 von insgesamt 2821 Drogenkonsumraumnutzern. Das entspricht 1,3 %. Für Mainz sehen die Zahlen annähernd identisch aus. Sowohl in Bayern als auch in Rheinland-Pfalz gibt es keine rechtliche Grundlage für die Einrichtung von Drogenkonsumräumen. Nicht nur das steht in deinem verlinkten Artikel, sondern auch, dass sich die Stadtpolitik in München seit langem für eben jene Drogenkonsumräume einsetzt, nur die Landesregierung bislang eine Umsetzung verweigert. Es gibt für die Stadt daher schlicht und ergreifend keine anderen Möglichkeiten außer Suchtberatung und -therapie anzubieten (https://www.muenchen.de/themen…d-drogenberatung-muenchen). Insofern ist deine Schlussfolgerung, andere Städte würden sich, selbst untätig, "ins Fäustchen lachen" unsinnig und sie wird auch nicht besser, wenn man sie ständig wiederholt.

  • Darmstadt und Offenbach liegen in Hessen, dort liegen landesseitig alle Voraussetzungen vor, wenn man nur wollte, könnte man. Aber man verslässt sich lieber drauf, dass die Leute mit der S4, bzw. S8/S9 zum Frankfurter Hbf fahren, sollen die sich kümmern.


    Was Mainz angeht: in RLP gibt es die rechtlichen Voraussetzungen landesseitig nicht: Super, dann schafft man sie eben, haben zig andere Länder auch hingekriegt, eine negative Indikation îst nicht bekannt und von einer Ampelregierung auch nicht zu erwarten. Aber auch hier verlässt man sich lieber auf die S8/S9.


    In Bayern macht man nichts und schiebt rechtliche Bedenken vor, hofft dass die Menschen nach Frankfurt oder Zürich gehen. Absolut inakzeptabel, vor allem in München, wo die Leute in den Katakomben des Hauptbahnhofs elendig verrecken.

  • Interessante Aussagen von Josef und Voitl dazu:


    Drogenhilfe in Frankfurt: Appell an das Land Hessen


    Man macht auf tough und will das Land einschalten. Erstmal sicherlich die richtige Maßnahme, das Land kann auf hessische Kommunen direkt Druck ausüben und Herr Rhein kann auch Herrn Söder mal ne Ansage machen, wenn der mal wieder was von ihm braucht.

    Mir fehlt allerdings der Glaube, dass die Stadt hier konsequent bleibt und Dinge gegen Widerstände durchsetzt.

    Immerhin ist ein Problemverständnis da.


    EDIT:

    hier ein erweiterter Kommentar von Frau Voitl und Herrn Josef:


    Frankfurter Bahnhofsviertel: Oberbürgermeister Mike Josef will auswärtige Drogenkonsumenten abweisen


    Interessante Sätze, die ich in dieser Deutlichkeit von Verantwortlichen so nicht kenne und die Mut machen.

    Die Zahl der Abhängigen soll reduziert werden, sie sollen in ihren Heimatkommunen versorgt werden. Diese spielen aktuell Trittbrettfahrer und lassen die doofen Frankfurter ihre Probleme lösen. Das soll in Zukunft reduziert werden.


    Ich freue mich auf entsprechende Maßnahmen, das wird wie immer der Knackpunkt.


    EDIT 2: Sehr guter Artikel aus der FAZ, der ein bisschen das inside baseball der Stadtverwaltung beleuchtet, das es so schwierig macht die Situation zu verbessern. Wenn Mike Josef es schafft, sich hier durchzusetzen, ist er mein Held:


    Weniger Konsumenten, weniger Probleme


    EDIT 3: Wow, es gibt konkrete Maßnahmen. im Viertel soll zukünftig rund um die Uhr ein Waffenverbot gelten:


    Frankfurt will Waffenverbotszone ausweiten

    3 Mal editiert, zuletzt von Rud ()

  • Alright, wenn es noch Fragen dazu gab, wer für die katastrophalen Zustände im Viertel verantwortlich ist, es sind solche Betonköpfe:


    Streit um Drogenhilfe in Frankfurt: „Dann rauchen die Süchtigen eben wieder vor der Tür“


    Nur unbelegte Behauptungen ("Die Menschen kommen nicht wegen der Hilfseinrichtungen nach Frankfurt", "Sie fahren jedenfalls nicht in ihre Heimatstädte.", usw.). Null Empathie für die Bewohner des Viertels und der Stadt, Schüler der Karmeliterschule, Familien: dazu der absurde Vergleich mit Krebspatienten (Hinweis: Krebs haben ist nicht illegal, Crack besitzen und dealen schon!). Das Weiter so als nahezu alternativlose Lösung.


    Jetzt gilt es, Herr Josef: Können sie sich gegen diese Frau durchsetzen oder nicht? Falls nein wird sich nichts ändern, dann bleiben wieder nur kosmetische Alibimaßnahmen.

  • Ich würde das etwas differenzierter sehen.

    1. Die Frau kommt aus der Drogenhilfe und hat 40 Jahre dort gearbeitet. Man kann Ihr also nicht vorwerfen, dass Sie nicht wüsste, wovon sie spricht.
    2. Gleichzeitig ist das natürlich wieder das typisch linke Verhalten, Drogenabhängige vor allem als Opfer zu sehen (was sie sind - sie sind krank) und nicht auch als Täter (was sie auch sind - Verschmutzung, Vermüllung, Ruhestörung, Drogenkonsum sind alles keine Kavaliersdelikte). Beides ist richtig und das muss hier auch ein differenzierter Ausgleich hergestellt werden.
    3. Natürlich hat Sie Recht, dass die vom OB vorgeschlagenen Maßnahmen kein Allheilmittel sind und viele Junkies dann im Zweifel eben wowanders hingehen.
    4. Punkt 3 ist aber kein Freibrief dafür einfach nur alles beim alten zu lassen, denn tun will Frau Baumann nichts, das sollen mal schön andere tun (sie verweist aufs Land Hessen), wohlwissend, dass das alles ewig dauert und ja auch nicht so leicht ist (wäre es das, wäre das schon längst gelöst).

    Das der OB jetzt endlich mal Druck macht ist richtig. Es wird allein die Situation nicht lösen, aber auch in Verbindung mit harter Polizeiarbeit hat es zumindest das Potenzial die Situation zu verbessern.


    Richtig aufgeregt habe ich mich nur über diesen Satz:

    Muss er denn überhaupt handeln? Sind die Zustände im Bahnhofsviertel unerträglich?


    Ich finde das nicht. [...]

    Der ist bezeichnend für die Ignoranz den Opfern der liberalen Frankfurter Drogenpolitik gegenüber.

  • Wenn etwas die Leute zusätzlich nach Frankfurt lockt, dann ist es die gut etablierte Rotlichszene hier und nicht irgendwelche Konsumräume. Das und Hehler, eben alles, was man braucht um Geld für illegale Drogen zu bekommen und zwar schnell.


    Den Straßenstrich und die Laufhäuser will aber niemand mehr anfassen, ist ja legal jetzt und gibt so eine tolle Kulisse für ein "Szeneviertel" zum Feiern gehen. Ob eine bedrogte Person wirklich in der Lage ist in irgendwelche Handlungen einzuwilligen? Da schließen wir mal die Augen vor und machen einmal im Jahr pro forma eine Razzia wegen Menschenhandel

  • Es gibt ein erstes Fazit der sog. Innenstadtoffensive, die ja primär das Bahnhofsviertel betroffen hat: 50 000 Polizeikontrollen


    50000 kontrollierte Menschen, 28500 eingesetzte Polizisten (sicherlich wurden die Polizisten mehrfach eingesetzt), 160 000 Einsatzstunden, 540 Festnahmen und 140 vollzogene Haftbefehle. Es dürften sogar deutlich mehr sein, da die Statistik erst seit Herbst zählt. Naturgemäß ist die Polizei zufrieden mit sich und will das so fortsetzen.


    Mein Fazit ist nicht ganz so positiv (die Beurteilungen beziehen sich primär auf das Krisengebiet, also alles nördlich der Kaiserstrasse):

    1. Ja, das Bahnhofsviertel ist für Passanten sicher, war es meiner Meinung nach auch schon davor, aber das konnte man ausbauen. Für Szenemitglieder ist es weiterhin unsicher, ich kann nicht wirklich beurteilen ob es da eine Entwicklung gab.
    2. Drogen sind weiterhin überall und sehr günstig verfügbar (guter Crackstein 3 Euro)
    3. Die bekannten Verkaufsinstitutionen sind weiterhin alle offen und florieren, da traut man sich offenbar nicht ran.
    4. Gegen Vermüllung und Vandalismus (kaputte Mülleimer, eingeschlagene Scheiben usw.) hat man offenbar kein Mittel gefunden
    5. Es gibt ermutigende Projekte wie die BlackBeats Cocktail Bar, das renovierte Doppelhaus auf der Niddastrasse, die schicke Schishabar und vermutlich das Yumas daneben auf der Taunusstrasse, die Pizzeria Dakota und dazu einige neue kleine Restaurants, Bäckereien und Bars. Dazu hat die Pracht wieder aufgemacht. Ich kann mir vorstellen dass die Investoren auch durch die zusätzliche Polizeipräsenz ermutigt wurden.
    6. Die Videoüberwachung und deren Nutzung durch die Kollegen vor Ort funktioniert, ich konnte das selbst mal bei einem Einsatz beobachten, das war top.
    7. Verstöße gegen die Waffenverbotszone werden empfindlich bestraft (gerne auch mal >500 Euro Bußgeld für ein Messer)


    In Summe ist der Zustand des Viertels weiterhin eine Katastrophe: öffentlicher Crackkonsum soweit das Auge reicht (manchmal auch Fentanyl), Vermüllung (gerne auch wilder Sperrmüll und zuvor verteilte Klamotten) und Vandalismus, die Hälfte der Mülleimer sind dauerhaft kaputt, Wegelagerei und leider auch wieder vermehrt für jeden ersichtliche Strassenprostitution, Fäkalien und Uringeruch in absolut unerträglichem Umfang.

    Es gibt drei No-Go-Punkte für Normalbürger, wo sich die Szene sammelt und alles vermüllt (mittlere Taunusstrasse Südseite, hintere Moselstrasse auf Höhe Nachtcafe, mittlere Niddastrasse vor dem Druckraum). Damit haben sich die zuständigen Behörden offenbar abgefunden.


    In Summe bin ich etwas enttäuscht: für den Aufwand ist das zu wenig. Ich hoffe man lernt aus den Fehlern und geht jetzt systematischer und effizienter vor. Ich bin nicht bereit, den Status Quo zu akzeptieren.


    Zusatzinfo: aufgrund des Shifts von Heroin zu Crack ist die Nutzung der Druckräume rückläufig, evtl. kann man darüber nachdenken den Raum auf der Elbestrasse (dort scheint für mich der Rückgang besonders auffällig) zu schliessen, um so diese aufstrebende Ecke etwas zu entlasten.

    3 Mal editiert, zuletzt von Rud ()

  • Danke für die Zusammenfassung.


    Durch die nicht wirklich besser werdenden Zustände im Bahnhofsviertel meide ich das Viertel weiterhin und versuche so gut wie alle Zug-Verbindungen vom Südbahnhof aus zu nutzen. Es fällt mit gerade besonders auf, dass besonders prominente Leerstände / Bauruinen in Frankfurt sich entweder direkt im oder neben dem Bahnhofsviertel befinden:

    - Jahrzehntelanger Leerstand Polizeipräsidium (inkl Matthäuskirche Turm)

    - Interconti Platte am Main seit Corona dunkel ohne Aussicht auf Besserung (zuvor eines der bekanntesten 5 Sterne Hotels der Stadt)

    - Leestand UnionInvestment Tower bzw. Kaia ohne große Aussicht auf Besserung

    - Ex-HVB bzw. Canyon Projekt ohne Aussicht auf Baustart aber wenigstens eine passable Zwischen Nutzung


    Soll heißen, hier geht es um erhebliche entgangene Steuereinnahmen für die Stadt. Die Crack Problematik, ekelhaften Zustände am Bahnhof und organisierte Kriminalität haben eben doch enorme betriebswirtschaftliche Konsequenzen. Wer sich als Eingangstor so ein Viertel leistet, bettelt quasi um diese Leerstände.


    Es gibt zweifelsfrei Aussicht auf Besserung für das Viertel durch den Nestle Zuzug und die Fertigstellung der B-Ebene sowie Umbau des Vorplatzes / Bahnhofs. Die Rückkehr des English Theater ist ein weiterer Faktor für abendliche Belebung. Das Icoon und The Adam sind Projekte, die zusätzliche Möglichkeiten eröffnen. Die Innenstadtoffensive der Polizei ist lobenswert, aber insgesamt ist es immer noch zu wenig um von einer „Wende“ zu sprechen. Besonders das leerstehende Interconti ist für mich der Gradmesser wie es ums Viertel steht.

  • Ich glaube es macht sehr viel Sinn, immer das südlichen Bahnhofsviertel (Main bis Mitte Kaiserstrasse) und den nördlichen Teil (Mitte Kaiserstrasse bis Mainzer Landstrasse, inkl. Karlsplatz und Pontoplatz: das Krisenviertel) zu trennen, die Herausforderungen und auch der aktuelle Zustand sind weitgehend unterschiedlich.

    Das südliche Viertel ist weitgehend OK, da gibt es gar nicht den ganz großen Handlungsbedarf. Es gibt noch ein wenig Leerstand und ein paar Schmuddelecken (Kaisersack und die Dealer vor dem O'Reillys), aber generell ist das ein sehr lebenswertes und insbesondere im Sommer auch belebtes Viertel, mit tollen Restaurants, Bars, Kneipen usw..

    Die Probleme liegen alle im nördlichen Viertel.


    Man sollte auch der Stadt hier nicht auf den Leim gehen: die rühmen sich gerne mit positiven Entwicklungen im Süd-Teil und versuchen dadurch die massiven Defizite im Nordteil zu kaschieren. Die Aufmerksamkeit sollte klar auf dem Nordteil liegen: dort brauchen wir positive Entwicklungen.

  • Es mag sein, dass das BHV-Nord deutlich prekärer ist als das BHV-Süd, aber wir sollten bitte nicht so tun als ob viele der schlechten Akteure (besonders Dealer) aus dem Nordteil nicht auch oft den Süden heimsuchen und "runterziehen" würden. Gerade das Mainufer zwischen Holbeinsteig und Westhafen Tower (besonders die Platanen-Allee, einst mein Laufweg) wird von Rumlungerern heimgesucht und es wird dort ohne Ende gedealt und konsumiert. Hier ist die Aufenthaltsqualität schon seit 10 Jahren stetig am fallen und am Nullpunkt angekommen, was sicherlich auch mit den Langzeit Leerständen Kaia und Interconti Platte zu tun hat. Generell ist die Gegend um den Wiesenhüttenplatz und auch das Areal um den Busbahnhof nicht mehr ganz so schlimm wie früher und wird durch den Kreisler weitere Aufwertung erfahren. Die Zeiten als die NY Times die Hipstermeile "Münchener Straße" als place to see empfahl, sind allerdings lange vorbei. Stattdessen wurde das ganze Viertel zur Europameisterschaft vom Käseblatt Sun als "No Go Zone" beschrieben, das ist geschäftsschädigend und aus meiner Sicht eben nicht ganz unverdient.


    Seitdem Crack die dominante Droge des Viertels und des Landes ist, ist es für mich der entscheidende Unterschied zu früheren Zeiten in Puncto Aggressivität, Beschaffungs-Kriminalität, Wahnvorstellungen, Notdurft-Erledigungen, völlige Enthemmung etc. Den Weg zu Fuß von Sachsenhausen über den Holbeinsteg zum Bahnhof trete ich seitdem nicht mehr an. Frankfurt steht hierbei nicht alleine da. Auch Hamburg, Hannover und Dortmund erleben besonders seit Corona, wegen Crack, Rückfälle in überwunden geglaubte Zeiten.


    Wenn die Stadt schon den einsamen Frankfurter Sackgassen-Weg gehen möchte um möglichst viel "Virtue Signalling" zu betreiben, sollte man das heftige Crack-Problem auch wirklich an einer Stelle bündeln und nicht nach dem Prinzip Gießkanne über die ganze Stadt ausbreiten lassen.


    Es sollte bspw. versucht werden das Drogenmilieu an der Konstablerwache / Ostzeil und die Rotlichtbetriebe (und sonstigen Amüsierbetriebe) im Allerheiligenviertel in Richtung BHV-Nord zu verlegen. Besonders am Knotenpunkt Konsti sehe ich trotz Kameras wenig Verbesserung und gerade wegen Crack auch dort eine Ausbreitung von Aggressivität.


    Wer mehr Partyvolk / Belebung in das südliche BHV lotsen will, sollte über die Verlegung des völlig gescheiterten, verdreckten und am Boden liegenden Kneipenviertels Alt Sachsenhausen (Umwandlung von Ballermann in Wohngebiet mit Restaurants / Bars) nachdenken. Dieser Schritt würde wertvollen Wohnraum am Main frei machen und gleichzeitig das BHV-Süd als Partymeile stärken.