Um mal auf ein paar Deiner Argumente einzugehen, Simmel:
- Natürlich war es in den 1980er/1990er Jahren viel schlimmer, aber es war eben seitdem viel, viel besser geworden. Mit dem Argument, dass es früher noch viel schlimmer war, kannst Du vielleicht objektiv punkten, aber subjektiv und psychologisch bei den Betroffenen überhaupt nicht, denn die vergleichen Ihre Lage nicht mit dem Zustand von vor 30 Jahren, sondern dem Zustand von vor 3 Jahren.
Die Probleme im Viertel sind nicht nur sozialer Natur, sondern eine Gemengelage einer Vielzahl von Problemen:
- Mangelnde Verfolgung von niederschwelligen Drogendelikten und die Ausnutzung dieser Situation durch eine stark arbeitsteilig arbeitende Dealerszene. Die Dealer arbeiten mit einem Distributionssystem, wo der jeweilige Dealer immer nur geringe Mengen bei sich trägt und regelmäßig von Trägern aus den Lagerstätten neu beliefert wird. Wird der Dealer von der Polizei erwischt, wird das Verfahren wegen Geringfügigkeit eingestellt. Die gesamte Gruppe aus Dealer, Trägern, Polizei-Spottern und "Lageristen" zu ermitteln und dingfest zu machen erfordert viele Ressourcen und selbst wenn man da erfolgreich ist, spielt teilweise die Justiz dann nicht mit.
- Deutlicher Zuwachs der Dealerszene mit Personen vor allem aus Nordafrika
- Mangelnde Abschiebung dieses Personenkreises, der versucht hat, bei uns Asyl zu bekommen und das Asylverfahren als Schutzschirm nutzt, um erst mal hier bleiben zu können
- Verfehlte Drogenpolitik in den vergangenen Jahren. Der Frankfurter Weg war auf die Verbesserung der Situation der Heroinsüchtigen ausgerichtet. Die Drogen der Wahl haben sich aber geändert (v.a. hin zu Crack) und damit auch die Situation der Drogensüchtigen und die Beschaffungskriminalität. Was sich seit Jahren nicht ändert, ist die Frankfurter Drogenpolitik
- Abladen der Drogensüchtigen aus dem Umland
Aufgrund der verkehrsgünstigen Lage von Frankfurt und dem Bahnhofsviertel innerhalb von Frankfurt kommen die Junkies aus dem Umkreis von ca. 150km nach Frankfurt. Das ist natürlich für deren "Heimatstädte" toll, aber für Frankfurt eine Katastrophe, weil sich hier die Probleme ballen. - Genereller Trend hin zur Vermüllung. Jeder, der sich in Frankfurter Parkanlagen an einem Samstag- oder Sonntagmorgen umschaut weiß was ich meine.
Das ist noch längst nicht alles, aber es zeigt immerhin schon mal, was ich in #321 meinte, als ich einen kombinierten Ansatz forderte. Notwendig sind Änderungen in der Drogenpolitik, der Schulterschluss mit dem Land hinsichtlich besserer Verzahnung von Polizei und Justiz in der Bekämpfung der Drogenszene und -Kriminalität, ebenso der Schulterschluss mit Land und Bund zur Schaffung verstärkter Anreize für die Umlandkommunen, Ihre Drogenszene nicht in Frankfurt abzuladen, sondern sich selbst darum zu kümmern, ferner eine Zentrierung der Szene auf ein kleines Gebiet rund um die Taunusstraße und auch ein Schulterschluss mit dem lokalen Handel und der Gastronomie. Zuguterletzt natürlich auch eine gute Sozialarbeit, um die Szene auch von unten etwas auszutrocknen.