Am Zirkus 1 [realisiert]

  • Von Bausünde beim Vorgängerbau würde ich nicht sprechen, denn der Bau war ja im Kern eine Markthalle, die Friedrich Wilhelm Hitzig mitsamt der Umgebungsbebauung auf das Areal der Mündung der Panke in die Spree (Kolk) gesetzt hat.


    Im Archiv des TU-Architekturmuseum:


    http://architekturmuseum.ub.tu…hp?set=1&p=79&Daten=88409


    Was daraus dann gemacht wurde: Lagerraum, Zirkus, Theater (Hans Poelzig).


    Das scheußliche graue Gebilde wurde erst in der Ära "Kratzputz" zu dem, was uns in Erinnerung bleibt.



    Hier mal ein paar Fotos, die ich während des Abrisses 1985 gemacht habe:








    Hier besonders interessant ein Rest der Gestaltung von Hans Poelzig in Foyer:



    Die Gesamtgestaltung des Theaters (Tropfsteinhöhle) wurde ja unterden Nazis beseitigt.

    Einmal editiert, zuletzt von Spreetunnel () aus folgendem Grund: Ergänzung von Fotos

  • Update. Der westliche Verbindungsweg am Neubau ist so gut wie fertig, im Nordwesten wurde ein Spielplatz angelegt:



    Hier nochmals der fertige östliche Teil des B.B.-Platzes an der Südseite des Neubaus. Er ist sehr schlicht und einfach geworden. Der westliche Teil mit dem B.B.-Denkmal ist noch mit Baumaterialien vollgestellt:


  • Rundblick von der Weidendammer Brücke

    Auf dieser Brücke überquert die Friedrichstraße bekanntlich die Spree. Dies ist einer der städtebaulich bedeutenden Ecken der Stadt, mit den bekannten historischen Vorgängerbauten bzw. den berühmtem nicht realisierten Hochaus von Mies van der Rohe.


    In den letzten Jahren ist hier einiges entstanden. Es sind ziemliche Klötzde, jedoch sehr unterschiedlich. Es sind Schnappschüsse in nicht einwandfreier Qualität, aber man erhält einen realistischen Eindruck:









    Fazit: recht gemischtes Ergebnis, urban ist es aber nicht unbedingt schön. Die postmoderne DDR-Platte erscheint geradezu elegant in diesem Konzert. Positiv hebt sich das Werk vom großen Meister Cipperfield ab, welches im Hintergrund durch seine Ruhe und seine zeitlose Ungewöhnlichkeit besticht und mich mit der Kreuzung vorerst versöhnt. So etwas kann nicht jeder.
    Nicht zu sehen ist das Theater und die Häuser am Schiffbauerdamm, die kleinteiliger zur Urbanität beitragen.

  • Die postmoderne DDR-Platte erscheint geradezu elegant in diesem Konzert.


    Sehe ich auch so. Das ist mit das Beste was der DDR-Städtebau uns hinterlassen hat.
    Ich finde die ganze Umgebung mit dieser Platte, der Platte gegenüber dem Friedrichstadtpalast und natürlich dem Friedrichstadtpalast selbst am erhaltenswertesten was uns aus DDR-Zeiten geblieben ist.
    Dort findet man in meinen Augen den einzigen Bereich indem überhaupt sensibel Städtebau und Stadtreparatur vollzogen wurde ohne das Gesamtbild zu zerstören.


    Im Zusammenspiel der Vorkriegs-, der DDR- und der Nachwendebebauung bildet sich dort für meinen Geschmack ein recht harmonisches Quartier ab.
    Dort hat man nicht das Gefühl, daß irgendeine Epoche die anderen Epochen übermaßen stört. Diese Harmonie findet man in Berlin nicht gerade häufig vor.


    Es bleibt nur zu hoffen, daß nicht irgendwann eine "Wärmedämmungswut" die Wirkung der gelungensten Platten und somit die interessante Vielfalt an diesem Ort zerstört.



    Gruß, Jockel HB

  • Spielplatz

    Zum Projekt gehört auch ein Spielplatz. Es war wohl eine Auflage des Bezirks gewesen. Der Spielplatz ist aber nicht öffentlich, sondern nur für die Bewohner des Projekts. Als Grund dafür wird die versicherungsrechtliche Seite, die Haftungsfrage bei einem Unfall von einem Sprecher der Peach Property genannt. So ist der Spielplatz meistens leer und abgeschlossen. Das sorgt für Unmut, lt. Berliner Zeitung: Link

  • ^ Städtebaulich ein Unding. Wäre der Spielplatz im Hof, so wäre das ganz normal. Solche Spielplätze nur für Bewohner gibt es in Berlin überall. Damit ist es keine soziale Frage (die jetzt künstlich aufgeblasen wird), sondern eine architektonische. Würde der Platz an das Haus direkt anschließen und wäre von dort aus zugänglich, wäre alles in Ordnung. Ein Dreieck zwischen öffentlichen Wegen einzuzäunen und abzuschließen und damit einen Spielplatz im Käfig zu schaffen, ist in dieser Innenstadtlage jedoch großer Mist.


    Ich war in dem Gebäude letztens weit oben in einem Büro direkt am Brecht Platz. Sehr schöne Aussicht! Die Materialien der Balkone, die Ausstattung und das Design fand ich absolut enttäuschend. Seelenloser standard, leblos und lieblos. Das Haus finde ich enttäuschend. Dazu passt auch genau dieser Spielplatz ohne Kinder.

  • Schleierhaft ist vor allen Dingen, wer solch eine absurde Auflage macht. Der Platz hätte gut für Gebäudefläche und damit Mieter genutzt werden können. Als Auflage hätte man meinetwegen machen können, daß auch ein paar erschwingliche Wohnungen angeboten werden oder daß eine Fläche öffentlich nutzbare Grünfläche ist.


    Was sollen solche dämlichen Alibi-Auflagen? Im Gebäude braucht den Spielplatz vermutlich niemand. Wenn dort mal Familien einziehen, werden die bestimmt gerne einen richtigen Spielplatz benutzen.


    Mit solchen formalistischen Alibi-Anforderungen macht man den Stadtraum kaputt. Erinnert alles ein bißchen an den anderen formalistischen Müll wie nur Frauennamen. Es hat doch alles seine Grenzen. Ich denke auch an Energieauflagen für Altbausanierungen, denen dann der Stuck zum Opfer fällt. Umweltschutz finde ich super. Nur gibt es genug Möglichkeiten für effizienten Umweltschutz, sodaß man auch mal eine Ausnahme bei Kulturgütern machen kann und muß. Dieses Zwanghafte ist mir ein Rätsel. Bzw. diese Unfähigkeit, diverse Güter gegeneinander abzuwägen.

  • @Vorredner: Volle Zustimmung. Man fühlt sich etwas wie in Schilda. Zumal sich hier offenbar gleich mehrere Auflagen (Spielplatz als Ersatzfläche nötig, Spielplatz aus versicherungsrechtlichen Gründen nicht allgemein zugänglich) sehr unglücklich überlagern. Im Ergebnis hat man nun also einen recht sterilen kleinen Spielplatz den kaum jemand nutzen kann bzw. will. Paradoxerweise dürfte es zugleich einer der saubersten und am besten gepflegten der Stadt werden. Etwas worauf ganz Schilda stolz sein kann also...


  • In den letzten Jahren ist hier einiges entstanden. Es sind ziemliche Klötzde, jedoch sehr unterschiedlich.


    Fazit: recht gemischtes Ergebnis, urban ist es aber nicht unbedingt schön. Die postmoderne DDR-Platte erscheint geradezu elegant in diesem Konzert.


    Das war fast 11 Jahre lang meine Heimatgegend, ich habe die Neubauten alle entstehen sehen, die DDR-Platte ist zwar vergleichsweise hochwertig aber elegant ist was anders, sie ist eindeutig der Schwachpunkt - bis auf den Rettungsring am obersten Stockwerk, der zeugt von Humor, schön dass er noch immer dort hängt.

  • Fast fertig!

    Der Bau ist bis auf ein paar Restarbeiten am Bertold-Brecht-Platz fertig. Das Leonardo-Hotel hat bereits eröffnet, die erste Bewohner sind eingezogen. Man kann jetzt auch in einen unglaublich öden Innenhof gehen.


    Ein kleiner Rundgang. Zunächst die Nordseite, von der Reinhardtstraße aus gesehen:





    Die gemütlich und einladend aussehende Balkone:




    Ein Blick von der Nordseite durchs Fenster in das Restaurant vom Leonardo-Hotel. Ein Gast sitzt sogar drin:




    Das ist nicht der Zugang zum hauseigenen Edelpuff, sondern einer der Eingangsbereiche für die Bewohner:



    Noch einer:




    Der Spielplatz an der Nordwest-Ecke (liegt doch eigentlich recht abgelegen und "geschützt"):



    Es soll keiner sagen, er werde nicht genutzt:




    Jetzt sind wir auf dem Bertold-Brecht-Platz und schauen auf den Hofeingang:




    Der Hof ist ein Musterbeispiel an Monotonie und Sterilität. Da kann es auch die kleine Staue nicht rausreißen:








    Puh, endlich wieder draußen auf dem Bertold-Brecht-Platz:




    Der gute Bert ist auch wieder freigestellt:




    Der Bau in voller Schönheit. Leider ist der größte Teil des Platzes mit einem Tennenbelag ausgestattet, dieser wirkt dadurch ziemlich karg:




    Eine Bewohnerin(?):




    Der Eingangsbereich des Leonardo-Hotels:




    Ein abschließenden Blick über den BB-Platz, dessen westliche Hälfte auch langsam fertig wird, über ein paar gepflanzte Bäumchen zum BE:


  • Danke für deine ausführliche Bilderserie Backstein.


    Der Bau wirkt in der Tat unglaublich steril und deprimierend. Sollte wohl ursprünglich Seriösität und Gediegenheit darstellen, funktioniert bei mir aber mal gar nicht. Der Spielplatz hat die Austrahlung eines Operationssaals. Die armen Kinder die dort ihre Fantasie ausleben sollen. Da reiht sich der Innenhof eigentlich nur konsequent ein. Denn eines kann man den Architekten sicher nicht vorwerfen, mangelnde Konsequenz. Sie haben ihr Ding durchgezogen.


    Vielleicht gibt es ja unter den Wohlhabenden genug die gerne in einer reinen, reizarmen Umgebung wohnen und der Bau wird erfolgreich sein. Aber meine Welt ist das nicht.

  • Ich finde diesen Klumpen aus Streichholzschachteln wunderbar repräsentatiiv für das heutige Deutschland. Intellektuell und kulturell verkümmert. Ideen- und identitätslos. Zehrend vom materiellen Wohlstand und der geistigen Armut eines Unbürgertums. Letztlich die ultimative Antwort auf die nicht vorhandene Zukunft.

  • ^
    Das ist ein ziemlicher Rundumschlag für ein zugegebenermaßen architektonisch schlechtes Gebäude, der eine Menge Menschen trifft, die das nicht verdient haben. Es gibt in Berlin und anderen deutschen Städten viele Architekten der sehr gute Arbeit leisten.


    Auch hier im Forum hat jeder diese Gebäude kritisiert. Du bist also nicht der Einzige, der das Licht gesehen hat und wirst an den Zuständen auch nichts ändern, wenn du melodramatische Untergangsbotschaften in Foren verbreitest. Wenn du es insgesamt so schlimm findest, werd Stadtplaner oder Lokalpolitiker und mach was.

  • Also mir gefällt das Gebäude. Ich finde es was die Kubatur betrifft absolut passend, es ist zwar ein großer Klotz aber durch die vielen Staffelgeschosse wirkt es nicht zu gewaltig.
    Wenn man bedenkt, dass es vor über 15 Jahren geplant wurde, halte ich auch Fassade und Materialen für in Ordnung. Verglichen mit den anderen Neubauten in der Ecke, halte ich ihn noch für das Beste was da gebaut wurde.
    Der Vorplatz wurde auch gut gestaltet und ich hoffe, daß irgendwann nochmal das BE etwas saniert wird.

    Wie Backstein auch, halte ich allerdings den Innenhof für eine Katastrophe. Wenn ich das richtig verstehe sind es ja zwei Innenhöfe, deshalb sind sie einfach zu klein, ein einziger - und der dann entsprechend gestaltet - wäre besser gewesen, was aber wohl der Rendite zu sehr geschadet hätte...

  • Auch ich finde das Gebäude jetzt nicht soooo schlimm. Nur kann ich's mir schlecht für eine Wohnnutzung vorstellen. Wer soll sich denn auf diese auf den Balkonen zurechtgestellten Stühle quetschen?
    Privatsphäre = 0
    Die Bilder vom Eingangsbereich erinnern mich an schlechtes Interieur Anfang der 2005er Jahre. Als Hotel oder Appartmenthaus für Abgeordnete könnte es funktionieren.

  • Die Gummizelle hat was, genau wie auch die Skulptur auf der Holzpalette :D... ansonsten frage ich mich auch, wer freiwillig viel Geld für Eigentum in so einem Schlafsilo versenkt? Man kann so ziemlich jedem Nachbar auf den Teller schauen (und umgekehrt), die meisten Wohnungen sind dunkel und das Ambiente karg. Hochgradig unwohnlich sozusagen.

  • Schon wirklich sehr hässlich.
    also wenn die Innenausstattung auch so sein sollte könnte man es eher als sozialen Wohnungsbau nutzen

  • Ich muss auch leider dazu was sagen. Bis auf die Lage hat das Gebäude nichts, aber auch gar nichts. Ein Klotz mit mittel-billigen Materialen. Der Durchgang zum Hof wirkt mehr nach Standartbau wenn nicht Sozialbau als ein Bau, der 10.000€/m²...Der Innenhof erinnert mich stark an die Umgebung Friederichstr und Co. wo Bürogebäude solch einen Innenhof besitzen. Dort kann ich das akzeptieren. So was von einfalslos und an Sterilität habe ich selten gesehen..usw...grausam!
    Der Eingang zu den WHG sieht aus wie in einem Bordell. Kitch pur sage ich nur. Das einzige positive am Gebäude außer der Lage ist vielleicht die pyramidenartige Form. Ich selbst würde dort nicht wohnen wollen geschweige noch soviel Geld auszugeben...Sorry Berlin, aber ein richtiger Flop!!

  • An den Materialien würde ich gar nicht rumkritteln wollen - das sieht mir schon hochwertig aus. Dass man auf den Balkonen von den Nachbarn gesehen werden kann, ist ja nun in der Stadt auch ganz normal. Dafür sieht man ja auch was ;-). Aber der Bau hat meiner Meinung nach ein Grundproblem, und ein zweites wurde drumherum drapiert:


    1. Ist die Fassade maximal ungünstig gegliedert, sodass sich der Baukörper optisch in zahlreiche, nun ja, Einzelcontainer aufzulösen scheint. Ich kriege tatsächlich den Eindruck eine Containerstapels nicht aus dem Kopf. Sagt mir als Nicht-Architekt: Wenn ich bisher eine zu geringe Gliederung der Fassade als häufiges Problem von Neubauten gesehen habe, so ist hier das Gegenteil der Fall.


    2. Sind die Außenanlagen dermassen steril, dass ich nur den Kopf schütteln kann. Warum kein Grün, keine Bäume? Weil die Wohnungen ohnehin schon dunkel sind und (in den unteren Stockwerken) nicht noch weiter verdunkelt werden sollen? Weil kein Geld für den Gärtner da ist (kleiner Scherz...). Unverständlich...