Zoobogen Umgestaltung

  • Jo-King: Ich häng halt an der City-West. ;) Nichts dagegen, wenn man neu baut und umbaut und verändert und erneuert, aber dabei sollte das eine oder andere Vertraute bleiben. Und der Zoo-Palast gehört für mich absolut dazu, was aber sicherlich sehr subjektiv ist.


    Zoo-Palast, Bikini-Haus & Co. stehen ja auch für eine Epoche. Das dann alles zu Fresstempeln und Shopping-Malls umzubauen finde ich nicht gut. Anders würde es sich verhalten, wenn man den Zoo-Palast aber irgendwie zum Multiplex umbauen und die Fassade dabei erhalten könnte, was m.E. möglich sein sollte.

  • Völliger Schwachsinn: offenbar kennt hier keiner mehr den Unterschied zwischen der Innenarchitektur glanzvoller Filmpaläste und der Profanarchitektur billig in Modul-Baukastenweise errichteter Multiplexe (die übrigens immer mehr Besucher ankotzen, technisch miserabel, aber mitnichten wirtschaftlich sind! Bitte mal die wirtschaftlichen Tatsachen nicht verdrehen!)

  • cinerama: musst du beleidigend werden? Wir versuchen auch relativ neutral zu bleiben, "Schwachsinn" finde ich da etwas hart. Ich spreche für mich. Ich gehe liebend gern ins z.B. Cubix.


    ich hab irgendwie dasgefühl, du trauerst eine längst vergangen zeit nach. die glanzzeiten der City West sind numal vorbei. Aber weil die Autos in den 20igern noch so schön aussahen und so stilvoll waren, darf ich keine modernen Autos mögen? Weil die Strohhutmode und Gehstöcke etc. mir so gut gefallen darf ich jetzt nichts modernes mögen? Das seh ich nicht ein. Die einen mögen dass, die anderen Dass. ich finde den Abriss gut, du den Abriss schlecht. das ist doch normal, dass es verschiedene Meinungen gibt. Du freust dich, wenn er stehn bleibt, ich freu mich wenn er abgerissen wird. Na und? deswegen braucht sich niemand so aufzuregen.


    mfg


    Jo-King


    EDIT: warst du auf dem Architekten gespäch? wenn ja, wie wars denn?

  • Die Mehrheit der Cineasten findet den Profan-Bau CUBIXX am Alexanderplatz schlecht, der ebenfalls vom Architektenbüro nps Tchoban stammt, der auch das SATURN-Kaufhaus anstelle des ROYAL PALAST-Kinos entwarf.
    Auch ist es technisch im CUBIXX bedeutend schlechter als in den City-West-Kinopalästen (ich stamme aus dem Gewerbe und kenne die Details): wacklige, unscharfe Projektion mit trötigem Ton, relativ niedrige Rekopaldecken, flache und kleine Leinwände, ein schwaches Programm, dürftiger Service und billige Ausstattung).


    Mir bleibt es ein Rätsel, wie man sich davon blenden lassen kann. Demgenüber waren die beiden grossen ROYAL PALAST-Säle (selbst noch im unrenovierten Zustand!) gewaltige und hochmoderne Auditorien, oder auch die beiden großen Säle im ZOO PALAST fantastische Kreationen im Stile der italienischen Opernarchitektur.
    Kritisieren kann man auch diesen Stil der moderen Sachlichkeit oder des Neo-Jugendstils von 1957 resp. 1965 - natürlich. Aber einen Vergleich zu den Kino-Billig-Modulen im CinemaxX oder Cubixx am Potsdamer Platz/Alexanderplatz zu ziehen, kennzeichnet m. E. einen depremierenden Wertewandel. Es ist so, als wenn ich meinen Roll-Royce wegwerfe und gegen einen VW-Fox ersetze, nur weil dieser einen Airback und neuen Aussenlack aufweist.


    Ganz schreckliche Zeiten sind dies, in denen wir leben!
    (Hoffentlich kommt hier irgendwann eine Revolution, nach der man solche Investoren zum Teufel schickt...)

  • Zitat von Jo-King

    Ich wollte letzte Woche mit nem Kumpel in irgendeine 22:00 Uhr Vorstellung im Zoo-Palast, und ES GAB KEINE! AN EINEM FREITAG:.



    Aber welche um 22:30, 22:45, 23:00. Entweder mehr Flexibilität oder vorherige Information hätte Abhilfe geschaffen ;)
    Im Cubix gibt es übrigens auch keine 22 Uhr vorstellung

  • eine um 22:30 die war aber mist. wenn man einmal keine karten vorbestellt kommt halt sowas bei raus. warum gibt es denn in den ganzen kinos keine 22 Uhr vorstellungen? ich geh gern mittelspät ins kino. ;)

  • wahrscheinlich weil die meisten vorstellungen davor zwischen 19:45 und 20:30 anfangen und 22:00 für die nächste vorstellung etwas knapp wäre. aber cinerama gibt da bestimmt näher auskunft ;)
    vielleicht wäre das ja mal eine nische für ein erfolgreiches kino...

  • Spätvorstellungen gibt es dort natürlich, jedoch arg spät. Inhaltlich/programmatisch originell genutzt weden sie kaum: http://www.uci-kinowelt.de/programm/berlin_zoo_palast/


    Für die Idee "Neuer Royal-Palast" hatte ich die Stärkung der Spätschienen angedacht: Betreiber und Vermieter zeigten sich desinteressiert, obwohl die Verlängerung der Prime-Time-Vorstellung auf die Spätschiene seit Jahren nur noch nur noch Rinnsale an Publika einbringt: http://www.royal-palast.de

  • Dieses eine Kino (Zoo-Palast) habe nicht ich thematisiert, sondern die User. Zufällig spielt es in der Diskussion um die Bebauung des Zoo-Bogens eine zentrale Rolle.
    Sofern es Dir als Administrator dieses Forums mißhagt, hierüber unbequeme Stellungnahmen zu vernehmen, so frage ich mich, worüber sonst im Thema "Zoobogen", der Unterrubrik "Kurfürstendamm/Tauenztzine/CIty-West", diskutiert werden sollte?


    (Bitte um Aufklärung, wie es zu dieser Ghettoisierung der Kinofrage kommt, die zumindest in der Presse der letzten Tage der Hauptknackpunkt aller städtebaulichen Erwägungen in der Presse war.
    Irgendwie herrscht hier ein Verständnisproblem, was der Sinn dieses Thread denn sein soll, der doch nur durch seine Themenstellung klar beantwortbar ist. Zudem geht es nicht um Kino-Nostalgie, sondern die aktuelle Lage in der City-West. Darauf ist explizit eingegangen worden)

  • Die Postutale auf Abriss oder Umgestaltung einiger Objekte haben massive Probleme heraufbeschworen, die aber auch durch längeren Leerstand oder Herabwirtschaftung diverser Immobilien verursacht worden sind.
    So geht es aktuell nicht mehr nur um Änderungen oder Verbesserungen von Fassaden oder des Stadtbildes, sondern auch um konkrete Folgen für die Nutzungsziele und irreversiblen Umgestaltungen etablierter sozialer Räume. Die Nutzungskonzepte, die im Raum stehen, erweisen sich als noch folgenschwerer als die Umgestaltung von Fassaden (die im Falle des Bikini-Hauses nicht einmal der gravierenste Eingriff wären, obwohl der Direktor des Landesdenkmalamtes, Herr von Buttlar, allergrößte Bedenken äußerte, wonach die "Balance" des Stadtbildes vom Schimmelpfennighaus über den Riegel am Hardenbergplatz, den Zoo-Palast, das Bikinihaus bis hin zum als massiven Störfaktor empfundenen Kugelkino "kippen" würde.)
    Das kam auf der kontroversen Veranstaltung "Architekturgespräch 77" in der Vorwoche heraus. Hierbei war dem opportunistischen Baustadtrat Dr. Gröhler (die Berliner Zeitung bezeichnet ihn als "Populisten") der Denkmalschutz weniger wichtig als das Nutzungskonzept, und auch (irgendein) Kinokomplex am Zoobogen müsse s.E. eine Komponente dieses Konzeptes sein.
    Gerade in diesem Zwiespalt entstehen verheerende Fehlentscheidungen und Fehlgeburten für die Zukunft: es kommt definitiv sowohl zu einer Aufgabe der architektonischen Balance am Zoobogen zugunsten (wirtschaftlich) erneuerter Nutzungskonzepte, die dann sogar einen "modernisierten" Kinobetrieb tragen könnten, so wie zu einer Zerrissenheit der Nutzungsarten, folgt man Gröhler.


    Das Resultat ist ein doppelter Verlust: der des ausbalancierten Stadtbildes um den Breitscheidplatz und das Europa-Center (mit seinem kommenden Kaufhaus á la "Potsdamer Platz"-Shopping-Ästhetik) und auch der von vormals kulturell gestalteten, urbanen Nutzungskonzepten, die letzlich Business-Bauten, Firmenbüros oder 5-Sternehotels weichen. Ebenso ist der "Staubsauger"-Effekt des neuen Shopping-Mall, welche vom Hochausriegel ausgehend die Menchenstörme bereits vom Bahnhof Zoo abgreift, um sie bis zum Ende des Bikini-Hauses zu schleusen, ein urban abträgliche Lösung in dieser Region.
    Diesbezüglich warnte selbst Gröhler vor einer Verelendung des (derzeit von Drogenhändlern bevölkerten) Breitscheidplatzes, die in diesem "Staubsauger"-Konzept der Bayerischen Immobilien AG keinesfalls gestoppt würde. Gleichzeitig schlägt Gröhler (ohne über irgendwelche Branchenkenntnisse und über Umsatzzahlen zu verfügen) den Bau eines Multiplexkinos vor, in der naiven Erwartung, dies entspräche dem Trend der Zeit.
    (Hier empfehle ich einmal die Umsätze und die Architektur der UCI-Kinowelt in Friedrichshain als Zukunftsperspektive zu bewerten, die dann den Zoo-Palast überkommen wird).
    All dies zeigt m.E. die Ohnmacht und völlige Hilflosigkeit einiger Politiker, die durch beliebige Investmenterfolge Wahlen gewinnen wollen, ohne die Folgen durchdacht zu haben.


    Vollkommen unverständlich erscheinen mir aber die in diesen Thread enthusiastisch formulierten generellen Abrisspostulate, die noch die kühnsten Umgestaltungspläne diverser Immbobilienfirmen, die bekanntlich alles bauen, wofür sie geraden einen meistbietenden Mieter finden, in den Schatten stellen. Ich frage mich, ob dienjenigen, die solche Postulate erheben, ernsthaft über die Nutzungskonzepte nachgedacht haben resp. eine Vorstellung entwickelten, wie die jetzt im Raum stehenden Konzepte zukünfitg auf Touristen oder Freizeitler mit Entertainment und Kulturbedürfnissen wirken würden?
    Ebenfalls bleibt mir unverständlich, wie in dieser Diskussion die eine oder andere neue Fassade (die doch nur gut aussieht, solange sie neu ist) hier wie dort die Gewichtung der Nutzungskonzepte ausblendet oder marginalisiert.


    Nach diesen nachhaltig mich entsetzenden Bewertungen, die ich hier zur Kenntnis nehme, möche ich anmerken, daß selbst der Ist-Zustand des leicht schmuddeligen Bikini-Hauses (mit seinen "Tante-Emma-Trödelläden) absolut der sterilen Kälte eine Shopping-Mall, die Europas bekanntestes Filmtheater durchschneiden wird, noch vorzuziehen ist.


    Sollten die derzeitigen Pläne realisiert werden, wo man nur noch zu massiver Bürgergegenwehr aufrufen kann, könnte es sein, dass in wenigen Jahren die Einsicht einkehrt, dass hiermit die City-West als zwar widersprüchlicher, dennoch aber entwickelter urbaner Lebensraum irreparabel zerstört wurde.

  • Zitat von cinerama

    Ebenso ist der "Staubsauger"-Effekt des neuen Shopping-Mall, welche vom Hochausriegel ausgehend die Menchenstörme bereits vom Bahnhof Zoo abgreift


    Das muss nicht sein, was man auch an anderen Einkaufsgegenden mit naher Shopping Mall sieht (Schönhauser Allee, Schlossstraße, Wilmersdorfer Straße (zwar keine Shopping Mall, aber ähnliches).



    Zitat von cinerama

    neue Fassade (die doch nur gut aussieht, solange sie neu ist)


    Das stimmt nicht. Besonders nicht heutzutage, wo Fassadenmaterialen eingesetzt werden können, deren Reinigung sehr einfach ist. Man muss ja nicht immer von 50er Jahre Architektur ausgehen.


    Zitat von cinerama

    daß selbst der Ist-Zustand des leicht schmuddeligen Bikini-Hauses (mit seinen "Tante-Emma-Trödelläden) absolut der sterilen Kälte eine Shopping-Mall, die Europas bekanntestes Filmtheater durchschneiden wird, noch vorzuziehen ist.


    Woher hast du denn die Zahlen mit Europas bekanntestem Filmtheater? Wurden da echt mal Umfragen durchgeführt?
    Jedenfalls ist der Ist-Zustand (Tante Emma Trödelläden wären ja super, ist aber eine extrem stark positive Bezeichnung dieser Trash-Läden) keines Zentrums würdig, da wäre mir die "sterile Kälte" einer Shopping Mall durchaus lieber (dass der überwiegende Teil der Bevölkerung diese offensichtlich gerne annimmt, scheint dir entgangen?). Völlig übereinstimmen tue ich dagegen bezüglich der Kino-Debatte. Der Abriss wäre ein weiterer schwerer Verlust der Berliner Kinoszene und wäre mit keinem noch so guten Multiplex-Kino auch nur annähernd zu verkraften. Ich sehe allerdings eine "Durchschneidung" (konkrete Pläne gibt es dafür meines Wissens ja noch nicht, wie dieser "Eingang" aussehen soll), je nachdem wie sie durchgeführt wird, als nicht so schlimm an.

  • Also zur "Rückkehr des Luxus" würde ich anmerken, daß natürlich zum Weltstadtboulevard auch einige Flaggship-Dependancen oder Luxus-Einzelgeschäfte gehören.
    Nicht einmal gegen die tradierte Bezeichnung "Schaufenster des Westens" hätte ich etwas einzuwenden, da selbst für ärmere Bevölkerungsschichten das gelegentliche Gucken und Flanieren an Schaufenstern bis zu einem bestimmten Punkt Unterhaltungswert hat.
    Wie ist es aber, wenn diese Balance, die auch aus den wenigen, nunmehr auf der Kippe stehenden Theatern (Komödie und Theater am Kurfüstendamm) sowie den "Luxus"-Traditionskinos (als Antithese zur "Supermarkt-Filmabnudelbetrieb" etlicher Multiplexe, die ich nicht nur von aussen, sondern auch von den Betriebsräumen her kenne) sich zusammensetzt, nunmehr völlig kippt, wodurch der "Boulveard" nach 20 Uhr wie tot ist?
    Genau diese Friedhofsruhe ist auch die Befürchtung der Politiker - von aussen rechts bis ganz weit links. Durch die sinkende Kaufkraft, das sinkende Inlandsprodukt, Arbeitslosigkeit und Konsumflaute haben wir dann einen Zweiklassen-Boulevard geschaffen: die einen, die "rein dürfen", und die anderen, die besser "draussen bleiben" sollten.
    Es ist daher gar nicht erstrebenswert, die gesamte Region lückenlos mit Flaggship-Dependancen und Luxus-Geschäften zu überfremden, ebensowenig aber auch "Low-Price"-Dependenzen wie SATURN an die Stelle ehemaliger großer Entertainment- und Kulturstätten zu setzen.
    Um letztere Etablissements geht es mir, die in der City-West auf dem Rückzug sind. Nun kann man argumentieren, daß sei der Trend der Zeit, auch der Trend zum Großhandel und die Besucherströme bewiesen doch, daß dieses Konzpet angenommen würde.
    Das alles mag schon zutreffen, ob das alles jedoch urban und sozialpolitisch bekömmlich ist, muß ich bezweifeln. In Wiederholung: Dass nach 20 Uhr die Lichter ausgehen und ausserdem der Drogenhandel zunimmt, man ausschließlich nur noch von Flaggship-Dependancen spricht oder der Fernabhnhof geschlossen wird, ist ein Symptom des urbanen Niedergangs. Weiters nehmen die kleinen Theater und (kleinen wie grossen) Kinos immer die Funktion der Bindung auch der sozial benachteiligten Bevölkerungsschichten am öffentlichen Leben ein. Auch dies scheint (von SATURN- oder McDonalds-Vergnügungen einmal abgesehen) nunmehr einen Rückzug anzutreten.


    Zur Fassadenkonstruktion zu sprechen kommend, ist mir schon klar, daß es sich heute um pflegeleichte Materialien handelt. Ob aber die Stahl-/Glaskombination (die man überall bis hin zum Potsdamer Platz en masse antrifft) in jedem Falle einer historisch-determinierten City originelle Impulse gibt, kann ebenfalls zu berechtigtem Streit führen. Persönlich würde ich aufgrund die Gleichförmigkeit (renovierte) Fassaden der derzeitigen Gebäude präferieren. Und auch an bestehenden Nutzungskonzepten festhalten, zu denen durchaus auch einige Trödel-, Tante-Emma oder Ramschläden gehören, auch und gerade etwas abseits vom gestylten Einheitsgeschmack der Verkaufsästhetik der Flaggship-Dependancen (das ist tlws. ein Reiz auch einiger Läden im Europa-Center jenseits des Mainstreams).


    Zoo-Palast als "Europas bekanntestes Filmtheater" (wiewohl ich den Rioyal-Palast immer eindeutig vorzog) läßt sich daraus ableiten, weil dieses Haus internationale über Jahrzehnte hinweg als Hauptveranstaltungsort der Berlinale in allen in- und ausländischen Medien abgelichtet wurde.

  • Ob der Zoo-Palast nun tatsächlich Europas bekanntestes Kino ist, kann durchaus angezweifelt werden, er ist auf jeden Fall außerordentlich bekannt und das Bild des Zoo-Palast wird z.B. in TV-Reportagen nach wie vor gerne genommen um "Kino" darzustellen. Die Architektur (also außen) ist nicht nur für mich eigentlich der inbegriff von Kino. Auf jeden Fall ist der Zoo-Palast sozusagen ein echter Klassiker.


    Nichts desto trotz muss natürlich auch der Zoo-Palast dem Stand der Zeit und auch der Technik angepasst werden. Und so sagt mir der oben geopstetet Zeitungsausschnitt auch absolut zu. Entkernen und dann: außen Zoo-Palast und innen Multiplex. Und das mit dem Bikini-Haus mal was geschehen sollte, kann jawohl kaum jemand bestreiten.


    Ich denke es sollte darum gehen, das Vorhandene weiterzuentwickeln und nicht sozusagen periodisch alles platt machen und dann neu bauen.


    Von Ideologien ist allerdings wenig zu halten, zumal im Städtebau. Die Menschen mit Mitteln der Stadtentwicklung dahingehend lenken zu wollen, sich "urban und sozialpolitisch bekömmlich" zu verhalten, ihnen sozusagen den Großmarkt, McDonalds und das Multiplex dann verwehren zu wollen, um sie in die kleinen Läden und Theater zu führen, ist naiv und arrogant. Das Bedarf ja nicht zuletzt auch, dass jemand vorschreibt, was dann urban und sozialpolitisch gut und was falsch ist.

  • @ Manuel



    Wenn (gerne) angezweifelt wird, dann müßte auch ein Gegenbeispiel genannt werden, woraus entnehme ich dieses bitte?


    Der Rest der Argumentation ist leider vollkommen widersprüchlich. "Zoo Palast eine echter Klassiker ... entkernen ... und dann innen Multiplex".
    Verzeihung: mit welcher Chuzpé werden hier Entkernungen gefordert aufgrund flüchtig goutierter Zeitungsartikel, die bereits für sich genommen von wenig Orts- und Sachkenntnis zeugen (einige der Journalisten kenne ich, die vorher nichts von den Sachverhalten wußten und nach Besuch von Bauausschüssen oder Symposien unreflektiert die Auffassung der "Investoren" übernehmen)?


    Frage an Sie: kennen Sie die wirtschaftlichen Zahlen des hier angesprochenen Betriebs und dessen Bedarf an "Modernisierung" wirklich? Und warum fordern Sie pauschal die Entkernung von architektonisch wertvollen und auch unter Denkmalschutz gestellten Auditorien?


    Sind Sie ggf. imstande, den Widerspruch Ihrer Aussagen aufzulösen?
    a) echter Klassiker ... und andererseits ihn zu
    b) entkernen!


    These: Besteht ein Gebäude nicht aus der Gesamtheit seiner aussen- wie innenarchtektonischen Chrakters sowie seiner ureigenen Nutzungskonzepte und urbanen wie auch geschäftlichen Bedürfnisse oder habe nur ich als "arroganter Ideolge" mir dies herausgenommen anzusprechen?
    Ist es denn Ihr Ziel oder entspricht es dem Bedürfnis der Bevölkerung und auch den veranstaltungsspezifischen Anforderungsprofilen nunmehr den obig exemplifiziertren Saal durch einen (kleineren und natürlich auch schlichteren) Multiplexsaal zu ersetzen? Hierfür ebenfalls ein kurzes Beispiel, das Folge der beworbenen Entkernung sein könnte:


    Frage: welcher "Stand der Technik" ist im Multiplex dem Traditionskino überlegen: etwa die zumeist verwackelte Bildwiedergabetechnik, die billigen, kompressionsverzerrenden Lautsprecher, die Massenabfertigung und Personalpolitik, die Steilprojektionen, Bildbeschnitte und Bildunschärfen? Oder die "einladenden" Foyers mit leckerster Gastronomie und multimedialer "Concession-Technik"?
    Es tut mir leid, aber mehrheitlich sehe ich (der die Häuser kennnt) diese Vorzüge nicht durchgreifen.


    Einen SATURN-Markt andererseits zu befürworten (dessen projektierte Kaufhausfassade am Tauentzien selbst in diesem Forum mit wenig Enthusiasmus aufgenommen wurde!) und genau an dessen Stelle Kinopaläste kahlzuschlagen, kennzeichnet nach meiner Auffassung einen zivilisatorischen Rückschritt.


    Ideen auf Konzepte aber, die "urban und sozialpolitisch bekömmlich" sind, wären ganz dringend geboten, alles andere bedeutete doch nur, der Geldarroganz der Anleger und dem Eigennutz einiger Dependenzen nachzugeben. Und eine allgemeine Ignoranz alldessen - das kann sicher nicht verantwortliches Handeln der bezirklich verantwortlichen Politiker und der schreibenden Presse ausmachen.


    "Passieren" muß unbedingt etwas am Bikini-Haus, aber nicht pauschal abnickend das, was die Investorgruppe unserer Stadt auftischt.


    Die Einseitigkeit und auch Einsilbigkeit der hier anzutreffenden Argumente und Forderungen macht mich völlig sprachlos, sie sind vermutlich auch nicht repräsentativ für die Bevölkerung und gottlob auch nicht der "repräsentativen" Politik (was man von deren Überzeugungen auch halten mag), da bin ich zuversichtlich.

  • cinerama: Ich fordere keine Entkernung des Zoo-Palast, sondern die Erhaltung der Außenfassade. Allgemein mache ich mir Sorgen, dass die City-West in kürzester Zeit praktisch ihr Gesicht verliert. Die Art, wie in Berlin immer wieder durchaus bedeutende Bauwerke zur Disposition gestellt werden halte ich für gefährlich. Das ist meines Erachtens nicht nur z.B. der Zoo-Palast, sondern auch z.B. Deutschlandhalle und ICC oder der Palast der Republik (was aber in diesen Thread nicht hineingehört).


    Gleichwohl kann man sich aber nicht den wirtschaftlichen Interessen der Eigentümer verschließen. Wenn der Zoo-Palast mit neuem Innenleben also wirtschaftlicher ist bzw. mehr Gewinn abwirft, muss eben ein Kompromiss gefunden werden. Und das Neues grundsätzlich schlechter ist, lehne ich entschieden ab. Wenngleich die Diskussion über die in Kinos eingebaute Technik zweifellos ebensowenig in diesen Thread gehört.


    Die Variante, dass Bikini-Haus umzubauen und den Zoo-Palast zu entkernen, um ihn dann mit neuem Innenleben und alter Fassade weiterhin als Kino zu nutzen findet meine Zustimmung (ist jedenfalls besser als Abriss). Deine Zustimmung findet es offensichtlich nicht. Ich denke, dass wir beide zu diesem Thema dann kaum noch weiteres beitragen können.

  • Manuel


    Der Punkt des Primats der Aussenfassade oder der Saalarchitektur sollte nicht mit einem "entweder oder" beantwortet werden (gleichwohl solche Abwägungen städtebaulich immer wieder zur "Realität" gehörten: siehe KOMISCHE OPER in Berlin, innen "Hui", aussen "Pfui"!).


    Auch entwickelten sich in diesem Thread verschiedene User-Betrachtungen, die bspw. der Fassade des ZOO PALAST wenig Originäres zuerkannten und diese gerne abreissen würden.


    Daher möchte ich gerne für die Einheit der Innen- und Aussenarchitektur sowie der Innen- und Aussenfunktionen werben.
    Übrigens haben sich die "wirtschaftlichen Bedenken", derart große (und natürlich auch expensiver zu betreibene ältere) Säle weiterzuführen, mittlerweile relativiert. So meldete sich unerwartet UCI-Kinowelt zurück, sehr wohl gerne den alten Mietvertrag verlängern zu wollen. Und plötzlich räumte auch Stindt von der Bayerischen Immobiliengruppe (Eigentümerin des Zoo-Bogens) ein, zu diesen Konditionen "ginge es".


    Natürlich: mit einem komplett neuen Multiplexbau (ergonomisch sparsame Kaufhausarchitektur) lassen sich (gleiche Besucherfrequenzen vorausgesetzt...) noch höhere Margen erzielen - und wer wünscht sie sie nicht?


    In der Abwägung Denkmalschutz resp. Eventcharakter eines Filmpalastes zur sog. Wirtschaftlichkeit erinnere ich daher an die Einheit solcher Baudenkmäler. Und hierbei stelle ich kurz die Saalarchitektur des grossen Saales im ZOO PALAST der eines heutigen Plexkinos, des CINEPLEX SPANDAU, gegenüber. Aus dieser sich ständig wiederholenden Erfahrung heraus fiel mir die Entscheidung nie schwer:




    Bildquelle: mit Erlaubnis von http://www.kinokompendium.de [Bildrechte bei © Monika Perkovic]

  • @Jo King... dies ist einerseits richtig. Jedoch wurde von den Usern genau in diesem Thread (und nicht ein einem anderen) eine ZOO PALAST-Diskussion begonnen. Ich war dies also nicht gewesen, der diese Problematik angerissen hatte.


    Und da eine Abrissempfehlung im Raum stand (ein ernstzunehmender Diskussionspunkt), mochte ich gerne direkt darauf antworten, hierbei auch kurz die beiden Bilder einstellen, womit ich deutlich hinter dem von Dir vorgestellten Konvolut (an alten aber auch aktuellen Bildern) zurückliege.


    In der Überschrift dieses Threads erkenne ich nicht, dass Theater-Kino-Restaurant-Bilder vom Tauentzien/Kurfüstendamm ausgespart werden müssen, stattdessen also nur ausschliesslich über die Fassadengestaltung gesprochen wird?


    Der Sonder-Thread "Kinoarchitektur" wäre nach meinem Verständnis eher aus historischer Sicht von Relevanz. Würde dort ein Mindestinteresse vorherrschen, so hätte ich sicherlich ausführlich dort umfängliches Material eingestellt. Da aber dort kaum jemand diskutiert, sondern nur in diesem Thread die City-West-Kinos angesprochen wurden, sehe ich keine Möglichkeit, angemessen dazu eine Auffassung kundzutun.


    Wie gesagt: der Anstoss zur Kinogebäude-Debatte wurde hier stets von anderen Usern gegeben. :toll2:

  • @Cineranma: Das Spandauer Kino hat für mich den unschlagbaren Vorteil, dass ich in 5 Minuten zu Fuß da bin. Die Leinwände sind halt sehr klein, sonst halten sich meine Probleme mit dem Kino aber in Grenzen. :) Bezüglich Zoo-Palast hatte ich in meiner letzten Äußerung ja bereits darauf hingewiesen, dass wir beide unsere Standpunkte hier geäußert haben. Bedarf an einer "Kinogebäude-Debatte" besteht für mich auf jeden Fall nicht, zumal seitens Investoren ja noch nichts entschieden und beantragt ist.