Elbphilharmonie I [110m, Bauthread]

  • Sollten Bauunternehmen wie HochTief nicht ausreichend Erfahrung haben, um die (Un)Möglichkeit der Umsetzung von Entwurfsplanungen vorher gut abschätzen zu können? Und alle möglichen Zweifel vor Baubeginn aus dem Weg zu räumen, notfalls halt auch von Anfang an "Nein, das geht nicht" zum Kunden sagen?

  • Sicher, dafür steht normalerweise ja das Bieterverfahren, bzw. Bieteranfragen zur Verfügung. Diese stehen jedem Bieter ja mit Antwort des Auftraggebers zur Verfügung.
    Doch : Kann es bei solch einem Projekt wirklich dein Ernst sein dass man als Bauunternehmen jeden Nachweis führen muss ? Man darf doch erwarten dass ein Entwurf mit einer entsprechend geprüften Entwurfsstatik nicht mehr nach FEM etc. geprüft werden muss und ich grundsätzlich die Ausführbarkeit hinterfragen muss ?


    - Es geht doch vielmehr darum den Entwurf zu bepreisen, nicht den Amtsentwurf über den Haufen zu werfen.
    Aufgabe der Kalkulation muss es sein bei entsprechendem Bewehrungsgrad (der hier vorherrscht, habe ich selbst gesehen !!) die Aufwandswerte für das Verlegen von Stahl entsprechend anzupassen, bzw. statt normalem 0815 Hochbaubeton ggf. SCC o.ä. einzurechenen.


    Hätte eine der besagten Firmen während der Ausschreibung ein "Du sorry, aber das ist so nicht baubar", wären sie mit hohem Bogen geflogen, von der Konkurrenz ausgelacht worden und von den hohen Stühlen in den Amtsstuben belächelt worden.
    Partnerschaftliches Arbeiten, wozu auch ein auf gleichem Niveau und mit ingeniermäßigem Verstand geführte Diskussionen gehören, sind mit den meisten öffentlichen AG schlichtweg nicht durchzuführen, weil es teilweise sogar am Grundverständnis fehlt und man weiter nie verstehen will was Ausschreibungsfehler und Unbaubarkeiten sind.


    Mir wollte gestern grade wieder ein AG nachdem die Decke schon betoniert wurde seine TGA Planung aufdrücken - ich hatte ihn schon sein Monaten gemahnt, Technische Hinweise, Behinderungsmeldungen und nach seiner Anordnung zur Betonage entsprechende Mehrkostenmeldungen geschrieben - jetzt will er nicht kapieren dass ich die kalkulierten Halfeneisen die er nun plötzlich fordert nach der Betonage nicht mehr ausbauen kann und vermörtelte Anschlüsse sich eben gänzlich vom Ausgeschriebenen unterscheiden.


    Wie gesagt, öffentliches bauen - und ich kann mir gut vorstellen gegen welche Vorstellungen die Kollegen von HT in Hamburg zu kämpfen haben ...

  • Betrugsvorwürfe beim Berliner Grossflughafen, inkompetente Ausführungen bei der Kölner U-Bahn und der Elbphilharmonie usw. – Hochtief scheint mir vor Inkompetenz nur so zu strotzen. Sollen sie das nächste Mal die Finger von anspruchsvollen Grossprojekten lassen, wenn sie ihnen nicht gewachsen sind. Aber in der Bundesrepublik scheint immer noch Deutschtümelei und Klüngel vorzuherrschen, wenn es um prestigeträchtiges Bauen geht - anders ist die Vergabe an Hochtief nicht zu verstehen. Nicht so in der Schweiz: Dort hat die österreichische Strabag den Zuschlag für Gotthardlose bekommen - da mag die Berner Marti noch so zetern.


    Wenn mittlerweile erwiesenermassen jemanden keinerlei Schuld trifft, dann die Schweizer Stararchitekten.


    PS.: Ganz dick kam es dann bei der Königin der Inkompetenz, der Schweizer Implenia: Die hielt es auch nach bereits erstellten und auch für Laien offensichtlichen Baumängel nicht mal für nötig, Menschen vor herunterkrachenden Bauteilen zu schützen:


    http://www.tagesanzeiger.ch/zu…tadt/story/21151514?track


    Mein Tipp: GU's mit solchen «Referenzlisten» erst gar nicht an Ausschreibungen zulassen.

  • Kann es bei solch einem Projekt wirklich dein Ernst sein dass man als Bauunternehmen jeden Nachweis führen muss ?


    Des eigenen Rufes wegen: JA! Zur eigenen Absicherung, damit man im Streitfall keine Zweifel am eigenen richtigen Handeln stehen lässt. Das gilt erst recht, wenn man mit öffentlichen Auftraggebern schlechte Erfahrungen gemacht haben sollte und DENNOCH unbedingt diesen Bauauftrag durchführen will. Probleme auf einen schwierigen Kunden zurückzuführen, ist dreist. Sowas darf sich sonst keiner in einem marktwirtschaftlichen System erlauben.



    Hier in Breslau wurde der alte Generalunternehmer (Mostostal Warszawa S.A.) des neuen EM-Stadions kurzerhand von der Stadt rausgeworfen, wegen Bauverzögerungen. Das Projekt wurde dann der Firma Max Bögl übergeben. Die haben das Stadion dann ohne weitere Bauverzögerungen fertig gebaut.
    Vielleicht hätte man in Hamburg ähnlich vorgehen sollen.

  • Die Stadt Hamburg tut gut daran, den Fall Elbphilharmonie u.a. mit PUA und Gerichtsverfahren in eine möglichst breite Öffentlichkeit zu ziehen. Andere kommunale Bauherren können so auf die Arbeitsweise bei Hochtief aufmerksam gemacht werden. Finanziell zahlt sich der Bau für HT vielleicht aus, für die Außenwahrnehmung des Konzerns in Deutschland insbesondere im Norden dürfte die Elbphilharmonie jedoch ein Desaster sein.

  • Hochtief scheint mir vor Inkompetenz nur so zu strotzen.


    Die Vergabeverfahren sind wohl so angelegt, dass immer der Anbieter genommen werden muss, der das günstigste Angebot eingereicht hat, und mag er auch einen noch so schlechten Ruf haben. Die Frage ist, ob Kommunen überhaupt einen Ermessensspielraum haben.


    Dazu kommt sicher auch, dass Hamburger Behörden wenig Erfahrung mit spektakulären Bauten haben, daher auch wenig Erfahrung im Umgang mit kreativen Architektenköpfen und der Koordination entsprechender Bauten. Und wer wenig Erfahrung hat, kommt leicht unter die Räder.

  • Des eigenen Rufes wegen: JA! Zur eigenen Absicherung, damit man im Streitfall keine Zweifel am eigenen richtigen Handeln stehen lässt. Das gilt erst recht, wenn man mit öffentlichen Auftraggebern schlechte Erfahrungen gemacht haben sollte und DENNOCH unbedingt diesen Bauauftrag durchführen will. Probleme auf einen schwierigen Kunden zurückzuführen, ist dreist. Sowas darf sich sonst keiner in einem marktwirtschaftlichen System erlauben.


    Ich kann in einer Ausschreibung nicht ständig den Amtsentwurf hinterfragen und prüfen - das ist betriebswirtschaftlich unsinnig, mein Angebot wird zu teuer, ich erhalte keinen Auftrag und meine Konkurrenz lacht sich ins Fäustchen weil sie solche Planungsfehler eben spekulativ bepreist hat.


    ... die VOB ist bei solchen Projekten nicht mehr zeitgemäß. Sollte ein Auftraggeber mit dem Projekt auch überfordert sein, so sollte er nicht an der Planung sparen.


    Ich würde weder den Architekt, noch den AG, noch HochTief freisprechen. Da ich jedoch selbst ähnliche Projekte abwickeln darf weiß ich dass ihr und ich als Außenstehende und teilweise fachfremde (oder könnt ihr beurteilen welches Bauteil betonierbar ist, wo man beim Nachweis der Gebrauchstauglichkeit an Grenzen kommt und und und ... ?


    Dass der Bau später fertig wird und leider auch aus dem Kostenrahmen fällt ist schade - irgendeinen dafür aber pauschal anhand von laienhaften Pressemeldungen aufzuhängen einfach nur dumm !

  • Langsam bervt mich das ein bisschen ... Alle beschweren sich wie blöd die Durchführung des projektes verläuft. In der Öffentlichkeit schieben sich die Beteiligten den schwarzen Peter zu und scheinbar ohne zu bemerken dass alle darunter leiden. Hätten sie das gewusst, würde jetzt wahrschlich ein Büroturm den der Elbphilharmonie einnehmen....Ein Glück hat Kreativität,Sinn für Ästhetik und Vernuft am Ende gesiegt.
    Jeder Hamburger sollte stolz darauf sein ein solches Meisterwerk der Architektur gebaut zu bekommen und nicht andauernd auf den Kosten rumzureiten (das sydney opera house wurde am ende auch viel teurer und kostenlose Kitas lassen sich auch sowieso finanzieren)

  • Hallo,


    interessanter Artikel. Eines wird deutlich : Irgendwann stellt man sich so doof und stur, dass man für gesunde Maßnahmen keinen Kopf mehr hat ... Stützen für 50000 Euro verstärken ?
    Nein Danke, wir stellen uns lieber stur, denn HochTief hat ja in den vergangenen Jahren schon die Unverschämtheit besessen für all das Geld zu verlangen was wir nicht oder falsch ausgeschrieben haben ...


    Und die reden nur davon dass das Angebot ein "Voranschlag" auf Basis der Ausschreibungsunterlagen sei ... die spinnen doch :lach: Lachhaft, ehrlich ... aber der Schweizer Architekt hat ja keine Schuld ... nein, nur dessen Statiker ist wahrscheinlich an der Umsetzung des realitätsfernen Entwurfs gescheitert ?

  • Nach Informantionen des NDR kann weiter gebaut werden. Das Dach hat eine Ueberpruefung der Statik betanden. Artikel. Dennoch geht der Krach zwischen Stadt und Hochtief weiter.

  • Seit gestern dreht sich nach gefühlten Monaten des Stillstandes auch wieder einer der Kräne an der Elbphilharmonie und transportiert Sachen hin und her.
    Immerhin scheint es tatsächlich weiterzugehen. Sobald es vom Baufortschritt gravierende Veränderungen zu berichten gibt, kommt auch wieder ein Fotoupdate. :)

  • Seit gestern dreht sich nach gefühlten Monaten des Stillstandes auch wieder einer der Kräne an der Elbphilharmonie und transportiert Sachen hin und her.
    Immerhin scheint es tatsächlich weiterzugehen. Sobald es vom Baufortschritt gravierende Veränderungen zu berichten gibt, kommt auch wieder ein Fotoupdate. :)


    Der Kran dreht sich nicht erst seit gestern, immerhin wurde Stahlbautechnisch die nächste Etage (über den bereits eingestzten Fenstern) in den letzten Wochen fertig gestellt, wenn die beiden anderen Krane wieder arbeiten, tut sich größeres.

  • immerhin wurde Stahlbautechnisch die nächste Etage (über den bereits eingestzten Fenstern) in den letzten Wochen fertig gestellt,


    Nicht ganz :)


    Das was du meinst, ist die Unterkonstruktion vom Saaldach.
    Und die ist schon etwas länger da.

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  • Ist euch schon mal aufgefallen ,dass das gebäude vor der elbphilharmonie überhaupt nicht mit ihr harmoniert sondern viel mehr im Weg steht ,wenn man von den Landungsbrücken oder Baumwall schaut?

  • Du meinst sicher damit die Hanseatic-Trade-Center / Kehrwiederspitzen-Bebauung, oder?


    Tja... das ist halt ein großer Fehler Hamburgs, der aus den 90er Jahren rührt. Sicherlich ist es ein riesiges Problem, dass der Klotz gerade aus Baumwall kommend, jeden Blick auf die Elphi nimmt.


    Dieses Prunkstück der Investorenarchitektur haben wir u.a. der Investmentfirma P&O unter Patrick Taylor sowie Alexander Gérard zu verdanken. Auch wenn Gérad sich heute gern noch als Ideengeber der Elphi - und damit als Gegenpol zu der minderwertigen Architektur der Kehrwiederspitze - feiern lässt, so hat er doch lang genug mitgewirkt.


    P.S. Das schlimmste ist, dass selbst versierte Stadtführer das Hanseatic Trade Center als Bauprojekt der HafenCity vorstellen... Da spricht immer wieder das Unwissen... Schließlich wirde dieser Teil 1997 fertiggestellt,als die HafenCity gerade erst aus der Taufe gehoben wurde.


    Hamburg muss mit dieser Sünde leben...

  • Hamburg muss mit dieser Sünde leben...


    Warum so negativ? Klar hätte man das besser machen können. Verglichen mit dem, was sonst so gebaut wird, ist das Trade Center aber schon hochklassige Architektur. Endlich mal kein 0815 Glaswürfel oder Betonklotz.


    Zur Elbphilharmonie: Ich wäre schon froh, wenn das Ding überhaupt irgendwann mal fertig wird und nicht zu Bauruine mutiert.