MainTor-Projekt I: die Planung

  • Ich könnte mir einen Architektenwettbewerb auch als sehr positiv vorstellen. Den Turm samt Flachbau zur Berliner Straße könnte man meinerseits allerdings direkt in Auftrag geben. Auch wenn ich ein großer Freund von "echten" Dächern bin (Sattel- bzw. Walmdächer), dieser Entwurf ist sehr gelungen! Die Bebauung zum Main inkl. kleinem Hochhaus könnte durch einen Wettbewerb jedoch noch sehr profitieren. Hier drücke ich dann Prof. Mäckler ganz fest die Daumen.


    Ich muss ganz offen zugeben, dass ich mir die beiden kleinen Hochhäuser auf dem alten Rendering beinahe auch noch wünschen würde. Als reine Wohntürme und den vorderen hinter die Uferbebauung zurückgesetzt.

  • Neben allem Lob des ganzen Projektes, auch ein paar kritische Anmerkungen:


    Was mir noch Sorge bereitet, ist die Einbettung des neuen "Quartiers" in die Umgebung, und zwar in alle Richtungen. Genauer: Ich habe etwas Angst vor einer Neuauflage der Fehler, die bei der "Welle" begangen worden sind, also das Schaffen eines Platzes in der Mitte, der zu stark nach aussen hin abgeschottet ist, und damit leicht tot wird.


    Nehmen wir z.B. die Neue Mainzer Strasse. Damit aber ein Viertel lebet, und nicht ab den frühen Abendstuden ausstirbt, ist Verkehr, Stassenverkehr, wichtig. Das ist nun mal das grundlegende Prinzip der Europäischen Stadt. (deshalb bin ich ja auch für Öffnung des Kaisersacks, gegen die Sperrung der Hauptwache, und vielleicht sogar für Taxiverkehr auf der Zeil). Eine grössere Öffnung zur Neuen Mainzer Strasse würde der Lebendigkeit des Platzes helfen. Sicher, eine grosse Flaniermeile wird die Neue Mainzer nie werden, aber man könnte das Projekt nutzen, sie etwas "menschenfreundicher" zu machen.


    Das gleiche gilt für die anderen Seiten des Viertels. Zum Main hin, wenn schon kein Querbau, dann wenigstens eine "richtige" Öffnung zum Fluss! Zum Beispiel könnte man die Villa von beiden Seiten (also auch zum neuen Platz hin) zugänglich machen, und den Zugang zum Main auf beiden Seiten der Villa anlegen.


    Ich hoffe, mein Punkt ist halbwegs klar. Frage an die Experten: Welcher Teil des Blocks gehört denn nicht zu dem neu zu bebauenden Degussa-Areal? Alles westlich des Hochhauses, oder nur ein wesentlich kleinerer Teil?


    Ansonsten tolle Sache, der Turm kann, solange er nicht zu breit wird, so hoch werden wie er will....

  • Wow... wirklich Klasse Entwurf! Stimmiges Gesamtkonzept!


    Ich fände einen höheren Turm mit etwa 180 m eindrucksvoller.
    Mit der Höhe hätte man etwas mehr Luft nach "unten" (zur EZB z.B.), zudem käme das HH noch mehr zur Geltung, logo. Wenn schon, denn schon... oder ;)


    Hoffentlich orientiert sich die DIC an Jourdans Vorschlag!

  • Zustimmung, 180m wären super!
    180m wären dann so eine Art Loreley am Main. Eine hohe "Klippe" sieht irgendwie besser aus, als ein leichtes zum Ufer hin abfallen der Höhe ;)

  • Dass ist einfach fabelhaft - endlich werden einer den wichtigsten areale Franfurts mit hochhäuser "zugebaut". Wie auch anderen gesagt haben finde ich es auch klasse dass eine gute menge Stein benutzt werden - statt glass.


    Ich finde es aber echt schade, dass mit diesem Entwurf ist das "alte" KSP Entwurf (siehe zum.b.: http://www.deutsches-architekt…thread.php?t=3166&page=16 #232) vermutlich endgültig tod?

  • @mic: die Loreley ist bei weitem nicht so hoch und dennoch beeindruckender. Kommt halt nicht auf die Größe an. ;)


    Ich denke mal, dass die Entwürfe sowieso noch nicht final sind. Trotzdem fand ich den alten KSP-Entwurf auch beeindruckender. Sicherlich war der auch noch ein Eckchen höher.


    Finde es jedenfalls richtig gut, dass über solche Projekte wieder laut nachgedacht wird und hoffe, dass daraus was wird.

  • Wow , klasse Entwurf .Die Mischnutzung , die Grösse des Areals sowie die vorherige unöffentliche Nutzung des selbigen und auch die Lage zum Fluss hin erinnern ein wenig an das Hamburger Ex Bavaria-areal.

  • Ich finde den Entwurf insgesamt sehr gelungen, vor allem das Hochhaus.
    Die kleineren Gebäude könnte man dagegen noch mal überarbeiten. Ich hoffe aber, das die Planungen auf der Grundlage des jetzt vorgestellten Entwurfs schnell vorangetrieben werden und bis auf Detailverbesserungen auch so umgesetzt werden. Man kann nicht für jedes Projekt immer einen Wettbewerb machen, das würde ja sicher noch mal 1 1/2 Jahre oder so dauern und KSP Engel und Zimmermann ist ein anerkanntes Büro, das die Verhältnisse in Frankfurt gut kennt. Wer weiss, was bei einem Wettbewerb herauskäme, vielleicht etwas viel schlimmeres als die jetzt vorgestellte Bebauung.
    Wenn die Stadt Frankfurt selbst bestimmen will, was gebaut wird, dann muss sie schon selbst bauuen (bzw. über eine ihrer Beteiligungen ABG etc.), das wird sie sich aber in diesem Fall nicht leisten können.
    Ich kann mir übrigens gut vorstellen, dass sich der Bauherr "hinter den Kulissen" schon mit der Stadt über die Eckpunkte des Projekts abgestimmt hat. DIC/Morgan Stanley bauen ja immerhin für die Stadt Frankfurt die ehemalige Stadtsparkasse zur Stadtbibliothek um und der Aufsichtsratsvorsitzende von Morgan Stanley Deutschland Lutz Raettig ist seit einiger Zeit CDU-Stadtrat in Frankfurt. Da dürften die nötigen Kontakte zur OB bestehen.

  • Auch ich bin von dem Entwurf sehr angetan. Ich habe aber auch Verständnis dafür, dass die Stadt mit den Investoren keinen Schnellschuss wagt, sondern die Gestaltung zunächst intensiv prüfen will. Sorgfalt ist hier sicher kein Fehler. Immerhin geht es darum, diese "verlorene Ecke" wieder wirksam in die Stadt zu integrieren.


    Vielleicht sollte man nochmals an der Bebauung zum Main hin arbeiten. Der Entwurf zeigt m. E. zu wenig Respekt für die schöne Villa am Main. Die Wohnhäuser dahinter wirken irgendwie unpassend, also würde sie die Villa stören.

  • ^^Das ist dann aber wieder ein Punkt, wo man fragen muss, was mehr Berechtingung hat. Ein Überbleibsel der Vergangenheit oder die auch schon lange etablierte Gegenwart.


    Ich mag gerade diese engen Kontraste. Die dichterbesiedelten europäischen Metropolen leben davon. Und gerde an dieser Stelle muss "Masse" an den Main, die die Bäume überragt und ganz klar angibt, dass hier "Großstadt" ist. Die Villa dominieren zu lassen wird meines Erachten aufgrund der geringen Größe des Häuschens nicht möglich sein. Selbst wenn alles drumherum ausweicht.


    maddinche
    Mit dem Vergleich zur Loreley wollte ich nicht Stadt vs. Natur. Es gibt nur bei einer Skyline in Sachen Ästhetik Parallelen zu natürlichen Felsformationen. Die Loreley wirkt nicht wegen ihrer Höhe, sondern weil sie so steil ist. Das ca. 100m hohe Ufer zieht sich sonst ja auch über unzählige Kilometer und trotzdem kennen die meisten gerade diesen einen Felsen.
    Deswegen bin ich eben auch gegen ein sanfteres Abfallen der Hochhaushöhe zum Main hin, sondern für das Schaffen einer ähnlich steil wahrgenommenen "Klippe" des Bankenviertels.

  • Zitat von ponzi

    Wenn die Stadt Frankfurt selbst bestimmen will, was gebaut wird, dann muss sie schon selbst bauuen [...] das wird sie sich aber in diesem Fall nicht leisten können.


    Die Stadt braucht keine Grundstücke aufzukaufen und selbst zu bauen, wenn sie ihre Nutzungs- und Gestaltungsvorstellungen durchsetzen möchte. Die Stadt hat nämlich die Planungshoheit. Nicht der Bauherr in spe und nicht Engel und Zimmermann. Das kann man richtig finden oder nicht, jedenfalls ist es eine nicht hinweg zu diskutierende Tatsache.


    Wenn ich folgendes Rendering sehe und dann die in diesem Forum von allen gelobte, erst wenige Monate alte Mainufer-Gestaltungssatzung lese, dann wundert mich die überwiegend kritiklose Akzeptanz der Fassadengestaltung schon. Denn mit einiger Berechtigung kann man den Gestaltungsvorschlag bezüglich der Gebäude am Mainufer, der die Planungsziele der Stadt vollkommen ignoriert, auch als Affront auffassen.


    Ein paar Auszüge aus der erwähnten Satzung:



    § 5 Dachgestaltung


    1) Die vorgeschriebene Dachform ist das Satteldach. Bei freistehenden Gebäuden oder Eckgebäuden sind auch Walmdächer zulässig. Die Traufe ist an der Straßenseite zum Mainufer anzuordnen.
    2) Die Dächer sind mit einer Neigung von 25° bis 45° auszubilden.
    3) Die Dächer sind mit Natur- oder dunklem Kunstschiefer einzudecken. Ausnahmsweise können Anlagen zur Nutzung der Sonnenenergie zugelassen werden, sofern sie in die Dachfläche integriert werden und sofern ihr Erscheinungsbild demjenigen eines Natur - oder dunklen Kunstschieferdaches entspricht.
    [...]


    Quelle: Gestaltungssatzung für die nördliche Mainuferbebauung der Stadt Frankfurt am Main

  • ^^Danke das Du dieses Thema so deutlich ansprichst. Es ist mir auch aufgefallen und ich habe mich gefragt was dieses Rendering mit dem 'Weissen Mainprospekt' zu tun hat.
    Ich finde die Gesamtkonzeption toll - nur an 2 Punkten MUSS überarbeitet werden. Das sind zum Einen die eben angesprochenen Gebäude zum Main hin und zum Anderen die Torsituation mit der NM1. Hier sollte - wenn schon denn schon - die Symmetrie eingehalten werden.


    Ansonsten bringe auch ich hiermit meine Freude auf dieses Projekt zum Ausdruck :D

  • Nunja, persönlich bin ich z.B. eher gegen solch ausführliche Gestaltungssatzungen. Die führen meistens zu furchtbaren Kompromissen wie dem Entwurf für das TR Areal oder das Historische Museum mit der lächerlichen Giebellösung.
    Vielleicht sind die meisten anderen aber auch nur froh, dass es ganz gut aussieht und wollen nicht alles gleich zerreden.


    Ich finde übrigends die horizontal gegliederten Fassaden der Gebäude links und rechts in Schmittchens Bild viel klarer und in ihrer Wirkung "klassizistischer", als die vertikal gegliederten mit den furchtbar versetzten Fensterreihen.
    Man bräuchte eher Satzungen, die sich wagen würden eine Atmossphäre oder ähnliche abstraktes zu fordern, anstatt einzelne Architekturelemente vorzuschreiben, die manchmal zu schlimmeren Ergebnissen führen, als wenn man dem Architekten freie Hand ließe. Dann bräuchte man für die Altstadt nur sagen: "Wir wollen was gemütliches, freundliches" und am Main: "Logik, klassizistische Ideale, klare Formen und helle Wände"

  • Ouch, das Bild kannte ich noch nicht. Also das sieht wirklich böse aus. Da kommt nochmal richtig viel Arbeit auf die Architekten drauf zu.
    Eben genau die Punkte Fassadengliederung und Dachgestaltung sind ja in meinen Augen die Wichtigsten und auch auf diesem Areal unbedingt einzuhalten.
    Hoffentlich checken das auch die werten Herren Politiker. Denen würde ich das nach dem was man von denen schon alles erlebt hat durchaus zutrauen, dass sie an den Fassaden nix aussetzen aber dafür dann das Hochhaus torpedieren.


    Und mik, nix gegen die Gestaltungssatzung. Die ist so wie sie formuliert ist, genau richtig!

  • Wie schon gesagt: an Einzelheiten muss noch gearbeitet werden. Eine den Anforderungen der Gestaltungssatzung angenäherte Bebauung lässt sich ja auch mit dem jetzt vogestellten Entwurf verbinden.


    Meine Aussage bezog sich mehr auf die Forderung nach einen Wettbewerb, um den der Bauherr nach der Neuen Presse "nicht drumrumkommen" werde. Das sehe ich nicht so. Der Entwurf ist in seinen städtebaulichen Grundsätzen zu begrüßen, es ermöglicht der Öffentlichkeit Zugang zu einem Gebiet das ihr seit Jahren verschlossen ist und aus zusammengewürfelten grauen Kisten besteht und gibt auch dem ganzen Umfeld eine neue städtebauliche Perspektive.
    Die Bebauung am Main selbst finde ich allerdings auch nicht gelungen und zwar nicht nur weil sie nicht der Gestaltungssatzung entspricht.
    Mir graut nur davor, dass jetzt das ganze Projekt von der Politik zerredet wird, da das Hochhaus noch 20m weniger, da noch 5 % mehr Wohenen etc.
    Die Stadt hat zwar die Planungshoheit, aber eben nicht die Mittel um selbst zu bauen. Und Planung heisst auch nur die Grundsätze der Bebauung festzulegen und nicht jedes Detail. Manchmal ist es mE deshalb sehr gut, wenn die Sache von einem privaten Investor vorrangetrieben wird, eben weil dann nicht alle Gruppen 5 Jahre in die ursprüngliche Planung hineinreden und am Ende ein schlechter Kompromiß oder gar nichts bei rum kommt.
    Kurz: eine Änderung der Gebäude zum Main wäre zu begrüßen, aber bitte nicht die ganze Planung über den Haufen werfen und irgenwelchen Vorstadtpolitiker im Stadtrat das Wort überlassen.

  • Es ist doch gar nicht von einem städtebaulichen Wettbewerb die Rede, sondern von einem Architekturwettbewerb. Außerdem verstehe ich die - von vornherein - feindselige Haltung der Stadt gegenüber nicht. Ohne deren Beharren auf einer steinernen Fassade würden wir einen Vollglas-Opernturm bekommen. Und das ist nur ein Beispiel. Du solltest dir vor Augen führen, dass der vorgelegte Entwurf bezüglich der Durchwegungen, der Verteilung der Baumassen und dem Wohnanteil ja gerade den Planungszielen der Stadt entspricht. Man könnte also sagen, dass in dieser Hinsicht gleich in die Richtung geplant wurde, die von der Stadt erwartet wird. Und genau dies wird hier einhellig gelobt.

  • Wenn dieser Turm tatsächlich gebaut wird (was ich hoffe), würde er aber den größten Teil des Commerzbank-Towers verdecken (Sicht vom Schaumainkai), was ich als sehr schade empfinde, da dies eine der bekanntesten Ansichten der Frankfurter Skyline ist