Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • ^^ Wenn ich schon "Gebrauchsarchitektur" lese... Ja, es ist Wegwerfarchitektur, ohne jede Bedeutung. Was ich sehe, ist eine willkürlich vor- und zurückspringende, wabernde Baumasse, die mit einer nervös-kleinteilen Rastertapete eingewickelt wurde. Der Bau hat keinen Schwerpunkt, er hat kein Vorne und kein Hinten. Er hat keinen erkennbaren Eingang, er hat nicht einmal eine Form. Das Material ist abgesehen von den Scheiben nicht bestimmbar. Das 'Ding' ist noch nicht einmal ein Kind seiner Zeit. Was es ist? Es ist leider ein ziemlich großes Volumen direkt neben dem Hauptbahnhof.


    Sind wir ernsthaft soweit, dass das als gut gilt? Und was auf dem Dach bitteschön ergibt eine Landschaft? Es gibt eine Einhausung für die Technik, die natürlich keinen Bezug zur sonstigen Gestalt des Baus nimmt.


    Ich wohne nicht weit von diesem architektonischen Pappbecher und kann selbst aus einer gewissen Nähe noch nicht einmal erkennen, aus was die Oberflächen bestehen. Dann auch noch das ganze vollmundige Wording der Bauherren, von wegen superökologisch. Erinnert mich an den Bio-Einmalgrill, den es vor einem Monat bei Aldi gab. Mein Fazit: Ich hoffe, dieses traurige Stück Stadtbild ist schnell und einfach recyclebar.

    Ich mag Deine Beiträge sehr auch wenn ich nicht immer mit dem Inhalt übereinstimme. Ich musste doch etwas lachen, du schimpfst wie ein Rohrspatz über das Edge, mir kommt es vor du nimmst das Gebäude verbal so auseinander um grundsätzliche Kritik - und vielleicht ist auch etwas Weltschmerz dabei - an der gegenwärtigen Architektur zu üben, das Gebäude muss das jetzt ausbaden, aber vielleicht täusche ich mich auch und du findest den Bau wirklich so furchtbar.

    Ich finde der Bau hat ein vorne und hintern und die Form, die nicht quadratisch ist, finde ich jetzt nicht problematisch. Das Problem ist eher, dass es als Ensemble, also mit dem Hotel geplant wurde und deshalb passt es gegenwärtig nicht mit Volumen, Schwerpunkt und Form. Sollte das Hotel gebaut werden, sollte die Wirkung des Baus sich verbessern. Klar es wird kein Hingucker mehr, aber das muss ja auch nicht sein.


    Du beklagst, es sei leider ein ziemlich großes Volumen, ich bin ehrlich gesagt froh darüber. Eine Verdichtung an dieser Stelle finde ich schon wichtig, die Leere die vorher und auch jetzt noch da ist, halte ich nicht für vorteilhaft und ein kleinerer Bau würde auch nicht so gut wirken. Die Ecke wird ja noch weiter verdichtet, mit dem Hochhaus und der gegenüberliegenden Seite. Dann kann man eigentlich erst beurteilen wie das alles wirkt, jetzt mal unabhängig von der spezifischen Architektur.

    Und noch ein Wort zur Klage über Dach- und Technikgeschoß. Also ich finde diese Lösung hier um ein vielfaches besser als diese Wellblechbauten auf dem kürzlich fertiggestellten Student Hotel.

  • ^ Lieber Theseus, wenn es dir gefällt, soll es mich beruhigen. Denn die Welt muss ja nicht nur mir gefallen. Leider finde ich den Bau tatsächlich so ekelhaft wie beschrieben. Auch wenn die Größe des Bauvolumens an sich natürlich unproblematisch ist an dieser Stelle. Ich hatte nur ein so großes Volumen von so minderer Qualität beklagt.

    Trotzdem bin ich froh, wenn der Straßenraum in dieser Einöde mehr und mehr gefasst wird. Auch wenn die Abluftanagen als einzige Platzkante nach Norden für mich ein schrecklicher Fehler bleiben. Hier franst der Platzraum widerlich aus, anstatt eine Stirn zu bekommen. Es reicht ja schon, dass die Außenwände des zurecht erhaltenen Zellengefängnis-Parks für den Straßenraum rein gar nichts tun. Bleibt zu hoffen, dass irgendjemand wenigstens vor dem Nordeingang des Bahnhofs aufräumt wird. Hier ist der Boden bilig asphaltiert und man steht zwischen Armeen von Kettenrauchern und Bergen von wild festgeketteten Fahrrädern. Und rein verkehrlich? Egal ob als Fahrradfahrer oder Fußgänger bekreuzigt man sich hier an jeder Stelle selbst als Atheist, wenn man es lebendig auf die andere Seite geschafft hat.

  • Interessante Neuigkeit!


    Für den Washingtonplatz 3 wurde laut Bauantragsliste Juli 2020 der Bauantrag für die "Errichtung eines Bürogebäudes mit Nutzung Gastronomie im EG" gestellt und bereits im August 2020 findet sich das gleiche Projekt in der Genehmigungsliste. (Trotz Sommerzeit ging also die Genehmigung extrem schnell, was immer das bedeutet.) Es ist zudem von einem "Bestuhlungsplan" für 298 Sitzplätze die Rede, was mir ziemlich viel zu sein scheint.

  • Washingtonplatz 3 ist der Cube. Dabei geht es nur um die Genehmigung für eine Außengastronomie, nicht um ein neues Bauprojekt.


    Sinnloses Vollzitat des Vorposts gelöscht.

  • ^ Das klingt plausibel, erklärt es doch die Schnelligkeit der Genehmigung. Die Formulierung in der Bauantrags- und in der Genehmigungsliste ("Errichtung eines Bürogebäudes") ist dann allerdings eigenartig irreführend.

  • Bei der Genehmigung handelt es sich nicht um das Grundstück am Humboldthafen, sondern um das bereits fertiggestellte Cube (zu erkennen an der in der Genehmigungsliste angegebenen Hausnummer: Washingtonplatz 3).


    Wahrscheinlich handelt es sich lediglich um eine Nutzungsgenehmigung der beabsichtigten (Außen-) Gastronomie.

  • Nochmal ein paar Aufnahmen vom Edge am Hauptbahnhof.

    Also mit etwas Wohlwollen und einer schmeichelnden untergehenden Sonne kann man doch einen gewissen Retrocharme entdecken, n'est-ce pas Monsieur Henri?



    edgehbfatjky.jpg




    edgehbf3jxjbn.jpg



    edgehbf2ghknv.jpg

  • Der Bildausschnitt zeigt tatsächlich die Urbanität, die man als Mindestes im Umfeld eines Hauptbahnhofes erwartet.
    Aber schon an der nächsten Ecke... :rolleyes:

  • Die unendliche Eintönigkeit der "Schiessscharten-Architektur" - zumal ohne spannende Geschäfte im Erdgeschoss - ist wohl leider kaum geeignet, eine Urbanität zu generieren, die einer Hauptstadt angemessen ist.

  • Die unendliche Eintönigkeit der "Schiessscharten-Architektur"...

    Das Edge hat keine Schießscharten, sondern horizontale Fensterbänder. Aber Hauptsache gemeckert.


    Und was das Motel One (hinten links im Bild) angeht. Dafür, dass es eine Low-Budget Hotel ist, finde ich das Gebäude ganz ansehnlich.

  • Das Edge hat keine Schießscharten, sondern horizontale Fensterbänder. Aber Hauptsache gemeckert.

    Auf den Bildern ist ja nicht nur das Edge zu sehen. Ich glaube, die Kritik war allgemein auf die Neubauten rund um den Hbf. bezogen. Ich kann das gut nachempfinden.

  • Man sieht auf den Bildern aber die Rückseite der Gebäude. Das ist so zu sagen der Hinterhof. An allen anderen Seiten ist Gewerbe vorgesehen und auch zum Teil bezogen.

    Nicht alle Gebäude rund um den Bahnhof sind im Schiessschartenstil gehalten. Die Bilder geben das nur unvollständig wieder. Tritt man aus dem Bahnhof aus Richtung Europa Platz, sieht man überhaupt keine. Dort trifft man auf den wunderbaren Cube.

  • trotz allem (und ja der cube ist ein echter lichtblick) gibt es einen überhang an monolithischer architektur in den städten den ich eher abweisend denn einlandend empfinde. aber bevor man mich für diese kritik wieder zurechtweist gebe ich zu das mein eindruck sicher nur daher kommt das ich architektonisch ungebildet bin und davon nichts verstehe. ich weiss nicht warum rückseiten von gebäuden oder auch hinterhöfe, wenn sie denn solche straßenzüge ergeben, nicht mit mehr aufmerksamkeit projektiert werden. der blick von der brücke ist jedenfalls (vollkommen egal ob rückseite vom gebäude oder nicht) bedrückend. jedenfals für mich. aber es gibt sicher mehr befürworter solcher anblicke als gegner. sonst würde es das nicht geben. schade

  • Tritt man aus dem Bahnhof aus Richtung Europa Platz, sieht man überhaupt keine. Dort trifft man auf den wunderbaren Cube.

    Wovon sprichst du?!? Der Cube ist zwar tatsächlich wunderbar, aber er steht am Washingtonplatz, nicht am Europaplatz. Außerdem steht er dort eingerahmt durch mehrere Gebäude mit sogenannten "Schießscharten"-Fassaden, sowohl direkt am Platz mit dem Kennedy-Haus als auch am gegenüberliegenden Ufer des Kanals zum Humboldthafen, am Alexanderufer. Am Europaplatz, auf der anderen Seite des Bahnhofs, sieht man mit Motel one, Tour Total etc. ebenfalls genügend Vertreter von "Schießschartenfassaden".

  • ... aber bevor man mich für diese kritik wieder zurechtweist gebe ich zu das mein eindruck sicher nur daher kommt das ich architektonisch ungebildet bin und davon nichts verstehe.

    Allein die Tatsache, daß du in einem Forum für Architektur Beträge schreibst, spricht doch für dich. Du hast Interesse an Architektur. Das ist das Entscheidende. Kategorien wie "Gebildet" oder "Ungebildet" gibt es bei Architektur nicht.


    ich weiss nicht warum rückseiten von gebäuden oder auch hinterhöfe, wenn sie denn solche straßenzüge ergeben, nicht mit mehr aufmerksamkeit projektiert werden.

    Das wird wohl - wie so oft - am Geld liegen.


    Dem Intercity-Hotel muss man immerhin zugute halten, dass sogar auf der Rückseite noch der teurere Sandstein verwendet wird. Dass hätte man noch viel liebloser machen können, indem man statt der Sandsteinfassade eine kostengünstigere Putzfassade gewählt hätte. Für eine Rückseite ist die Fassade des IntercityHotels durchaus akzeptabel.


    der blick von der brücke ist jedenfalls (vollkommen egal ob rückseite vom gebäude oder nicht) bedrückend.

    Mich würde interessieren, wie du die vergleichbare Stelle am Bahnhof Friedrichstraße bewertest. Ich meine die Stelle, wo die Gleise über die nördliche Friedrichstraße laufen. Wenn man auf Höhe des Internationalen Handelszentrums steht und in Richtung Norden zur Weidendammer Brücke blickt. Der Anblick ist nämlich ähnlich: Gleise laufen oberirdisch über die Straße. Seitlich Fassaden, die ziemlich nah an die Straße rücken (zumindest auf der rechten Seite). Und das Fehlen von Bäumen ....

  • << .... und der 'wunderbare Cube', ich finde ihn vielleicht durch seine Erscheinung eindrucksvoll, tatsächlich ist er aber ein Beispiel für antiurbanes Bauen. Ein kristaliner Würfel, verspiegelt, man kann nicht hineinsehen, geschweigedenn dass man weiss wo der Eingang ist oder ob es überhaupt einen gibt...

    Er steht einfach da, spiegelt mich selbst und die Umgebung, gibt eine superstaffage für Fotosessions und ist dabei einfach abweisend und nicht einladend. Also auch Gebäude ohne Schiessschartenfenster können abweisend und antiurban sein, finde ich jedenfalls.

    Die ganze Gegend krankt an ihrer monothematischen Bebauung. Wenn man ein Hotelquartier baut, dann hat man eben ein Hotelquartier. Manchmal verstehe ich auch die Erwartungen Einiger hier nicht. Hätte man ein Quartier mit Mischnutzung gebaut, wäre das Ergebnis wahrscheinlich ein anderes. Die Gegend ist vielleicht durch den Bau von gutgestalteten Mietshäusern und Wohnungen für Singles, Studenten, für ganz normale Menschen, zu retten. Da hilft in diesem Fall auch die Europa-City nicht weiter, die ist in meinen Augen eher schlecht geraten, monothematisch in die andere Richtung und sehr abgeschlossen als solche, immerhin gibt es jetzt einen Steg um der Ödnis zu entkommen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Camondo ()