Lehrter Stadtquartier & Hauptbahnhof Umfeld

  • Wenn man nicht will, dass etwas vom Hauptbahnhof ablenkt, hätte man dann nicht viel eher gar nichts bauen sollen? Das ist die selbe krude Logik die beim um oder Anbau von denkmalgeschützten Gebäuden nur Hutschachteln oder Glaskästen zulässt um sich "zurückzunehmen" und den Altbau zu "respektieren" statt ihn einfach in seinem Stil weiterzubauen.


    Mit Nichts verdient man aber kein Geld.

  • ^
    Das mag sein, jedoch dürfte die Rendite in dem Preissegment in dem sich das InterCity bewegt dann deutlich geringer ausfallen. Hier ging es einfach darum in möglichst kurzer Zeit möglichst viele Betten zu schaffen.

  • Den Leuten fehlt tatsächlich die Phantasie, was dieser Standort einmal sein wird. Man kann doch nicht so tun, als wüßte man nichts von der Bedeutung des Bahnhofs, dem Umfeld Regierungsviertel und der Perspektive, die dort angelegt ist. Da muß man die Investoren halt auch gängeln. Die Verantwortlichen in Politik und Verwaltung müssen zumindest die Parameter im Kopf haben. Das kann man doch von denen erwarten. Die kennen sich im Gegensatz zu den Investoren aus und wissen, wo man hin will.


    Ich bin nicht so versiert, aber ist das nicht Sache der Gestaltungsmöglichkeiten der Politik? Die muß halt konsequent sein - und sich keinen Müll auftischen lassen.


    Früher zu Wilhelms Zeiten wäre so etwas vermutlich nicht möglich gewesen.

  • Jaja. Früher hattem wir auch noch nen Kaiser, sagen wir in Berlin.


    Zuständig wäre ja Frau Lüscher. Was hat sie denn dazu gesagt. Wahrscheinlich hat sie von einem "lebndigen urbanen Umfeld" gesprochen, das "mit hochwertiger Architektur den Stadtraum aufwertet". Oder so ähnlich.

  • Es ist doch ein Signal, wenn so eine Fläche erst 20 Jahre nach der Wiedervereinigung bebaut wird. Ein paar Jahre gehen sicher auf die Berlin-übliche Lahm- und Laxheit. Aber im Wesentlich war der Verwertungsdruck und damit die Nachfrage zu gering. Ich traue den Baubehörden jederzeit den Willen und die Fähigkeit zu, Investoren zu gängeln. Berlin-Mitte war jahrelang europaweit berühmt dafür, "investorenfeindlich" zu sein. Gut gängeln kann man aber halt nur, wenn Investoren Schlange stehen - und ich zur Not den einen wegschicken kann und dann noch ein anderer da ist. War 20 Jahre lang eher nicht der Fall... Berlin bräuchte dafür erstmal sehr viel mehr Gentrification / Einkommen / phöse Reiche und damit Nachfrage-Gerangel.

  • Gut gängeln kann man aber halt nur, wenn Investoren Schlange stehen...


    Das geht auch mit wenig Investoren. Die hauen dann ab, und die Fläche bleibt leer. So wäre das unter Kaiser Wilhelm gelaufen. Man selbst setzt die Maßstäbe und dient sich nicht dem Kapital an bis zur Selbstaufgabe. Das meine ich. Da muß die Politik halt Akzente setzen, und wir müssen damit leben, daß manches länger dauert.


    Das ist eben das Grundproblem: Ästhetik versus Ökonomie. Nur wenn beides ausgewogen ist, wird es auch was. Das ist ja das, was vorher schon jemand meinte: Mit guter Architektur kann man Geld verdienen.

  • Die versetzten Fenstereihen und deren Format gefallen mit überhaupt nicht.
    Was mir bei vielen Hotelneubauten in Deutschland aufstösst,ist die Tatsache,dass kein Pool und keine Klimaanlage vorhanden sind,eigentlich absolute Selbstverständlichkeiten auch bei *** Hotels.In Deutschland gibt es **** Hotels ohne Pool.

  • Man möge es mir verzeihen,

    aber der Klotz (=Intercity Hotel) erweckt bei mir Assoziationen an einen Nazi-Bunker. Ich fühle mich an einige Germania-Visualisierungen erinnert - nur in kleinerer Ausführung. Dauert nicht mehr lange, dann wird die Idee der grossen Halle wieder aufgegriffen.


    Ich befürworte grundsätzlich Natursteinfassaden. Aber diese Art und Weise der Umsetzung ist einfach traurig. Kann eigentlich irgendein Architekt noch was mit dem Begriff "Rundbogenfenster" anfangen? Solche Elemente hätten die Fassaden noch stärker auflockern können und sind - denke ich - weder bautechnisch zu anspruchsvoll noch zu teuer. Aber das gebotene architektonische Elend ist für mich sehr schwer zu ertragen.

  • Mehr Speer wagen

    Ich fühle mich an einige Germania-Visualisierungen erinnert - nur in kleinerer Ausführung. Dauert nicht mehr lange, dann wird die Idee der grossen Halle wieder aufgegriffen.


    Schön wär's, wenn man wenigstens echtes Germania-Style benutzen würde, gerade hier in Spreebogen-Nähe. Das hätte etwas. Bei der türkischen Botschaft hatte ich übrigens ein bißchen an Albert Speer gedacht. Sah für mich wie modernes Germania-Design aus.


    @ Konstantin: Da hast du völlig recht. Das ist auch der Gedanke, der mir immer wieder bei nicht wenigen gelungenen Westberliner Nachkriegsfüllungen kommt. Die schlicht sind, erkennbar unteuer und trotzdem akzeptabel aussehen. Nur weil man auf Komposition und Anordnung geachtet hat.


    Es ist im Grunde genommen nichts anderes als ein ästhetisches Interesse. Ich glaube, das Grundproblem heutiger Architektur ist, daß es einfach an einem ehrlichen Interesse fehlt. Wenn das wirklich vorhanden ist, kann man auch mit einfachen Mitteln viel erreichen.

  • Moin!
    Mich wundert, dass es noch keine "Neoklassizismus ist Nazischeiße" Kommentare gibt.
    Naja, es wird jedenfalls nie dazu kommen, dass am Spreebogen Germania-Style gebaut wird und das ist aufgrund der Vergangenheit auch richtig so.
    Dass der Kanzleramt-Komplex dort errichtet wurde wurde ja schon kritisiert.

  • Warum sollte man denn Neoklassizismus mit Naziarchitektur gleichsetzen? Neoklassizismus war in den 20-50ern des 19. Jh. recht weit verbreitet bei behördlichen Gebäuden überall auf der Welt.

  • Ich fänds ja mal spannend die Berliner Bürger zu befragen welche Epoche sie sich um den Hauptbahnhof wohl wünschen würden. Man könnte ja Barock, Wilhelminismus, Speersche-Architektur, Nachkriegsmoderne und die jetzt so angesagte Nachwende-Architektur zur Wahl stellen. Da gehts nicht nur um Stuck gegen Schießscharten:)
    Aber mal im Ernst Ästhetik ist nun mal ein Kind des Zeitgeistes. Wenn es nach mir ginge würde man am Hauptbahnhof nur eine Art der Steampunk-Architektur verwirklichen, also viel Stahlträger in Verbindung mit Backstein oder Klinker:)
    Die Gebäude rund um den HbF werden ein echtes Nachhaltiges Ensemble bilden. Bin sehr gespannt wie es 2020 aussehen wird wenn die wichtigsten Bauten rund herum fertig gestellt sein werden.
    Sorge macht mir nur der Humboldhafen, dieser bietet ein so großes Potential für die Menschen und Touris ein belebbarer Ort zu werden. Dieses Potential sollte Berlin wirklich nicht verspielen.

  • ^Es ist wünschenswert, dass das gesammte Quartier 2020 als Ensemble erkennbar ist und im Sinne der Nachhaltigkeit besteht.
    Jedoch ist Nachhaltigkeit kein Kriterium allein, welches von Nöten ist um ein ansehliches Ensemble entstehen zu lassen, und im Moment scheint dieses eher ein Haufen optisch mittelmäßig wirkender Blöcke zu sein.
    Aber aufregen bringt nix- sonder abwarten...;)

  • Städtebau

    Wenn es um die städtebauliche Situation geht, gibt es ja auch noch einiges "drumherum". Das Bild zeigt zumindest die östliche Entwicklung als Baumasse (Datenbasis Berliner Stadtmodell). Im Bild rechts müsste noch das künftige Innenministerium angezeigt werden.
    :) W. Brandt
    PS: Das äußerte rechte Gebäude ist eine "Dummyarchitektur"

  • Ich hoffe der Humbolthafen wird nicht wie auf dem Bild oben umgesetzt. Damit würde man es verpassen diese einmalige Lage in ein belebtes Viertel mit Cafes/ Restaurants/ Wohnungen und Büros zu verwandeln. Sieht eher so belebt aus wie die Business Center in der Frankfurter Vorstadt...

  • Wegen der hohen Lärmbelastung durch den Bahnverkehr sind Wohnungen am Humboldthafen unwahrscheinlich. Wenn das Bahnsteigdach doch noch verlängert würde wäre es wohl etwas wahrscheinlicher.


    Wobei die Bahn ja eigentlich durch ein Gerichtsurteil dazu verpflichtet wurde das Dach zu verlängern.

  • Der Lärmpegel ist doch an der ganzen Stammstrecke der S-Bahn gleich hoch, und die Umgebung ist auch jeweils bewohnt (am Hackeschen Markt blüht das Stadtleben).