Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Also ich halte das Schloss auch für ziemlich vermurkst. Hier kann man auch nachlesen, woher das kam.
    http://eberhardson.de/wissensc…en/schlosserweiterung.pdf
    Es wurde immer nach den Gegebenheiten weiterentwickelt. Eigentlich hätte man das Schloss beim Wiederaufbau weiter bereinigen sollen und nach den intendierten Grundsätzen der Fassade mehr Sinn geben sollen. Der historische Charme durch baugeschichtlichen Brüche lässt nicht kopieren und wird schließlich auch nicht wieder aufgebaut. Auch die Kuppel finde ich unproportioniert. Ursprünglich war sie viel höher geplant.


    Der herausragende Barockbau in Deuschland ist wohl eher die Würzburger Residenz.
    https://www.google.de/search?q…cKCxgIVhtssCh2UpACb&dpr=1
    Mir persönlich hat der französische Palaistyp auch immer mehr zugesagt, als der italienische Palazzo. Daher fand ich auch die Braunfels-Variante ansprechend.


    Nichtsdestotrotz, stadträumlich ist der Wiederaufbau ein Gewinn.


    Die sich anschließende Debatte findet sich hier.
    Bato

  • Beton

    Also mich stört der Betonkern nicht.
    Dann ist das Berliner Schloss beim nächsten Weltkrieg besser geschützt!



    War das zynisch genug?
    War das jetzt überflüssig genug? (Wie das ganze negative Gerede über den Wiederaufbau.)
    :nono:

  • Im rbb laufen heute Abend 2 Sendungen zum Stadtschloss:
    In der Serie "Geheimnisvolle Orte" wird die Geschichte des Baus und des Ortes unter die Lupe genommen.
    Danach gehen die rbb Reporter der Frage nach, wie sich das neue "Schloss" in das moderne Berlin einfügen wird.

  • So, endlich liefert auch "Die Welt" einen gewichtigen Beitrag zu der wieder aufgeflammten Diskussion rund um das Stadtschloss und bereichert sie mit "überraschenden" Perspektiven.
    Der Autor schlägt dabei den ganz großen Bogen von Palmyra in Syrien (sic!), IS-Terror (sic!) hin zu dem Berliner "Betonschloss" und unserem "gestörten Gefühl für Geschichte".
    Das Ganze natürlich mit kritischen Unterton, wie sich das für einen Journalisten gehört. Da darf dann auch der Hinweis auf die "angeklebte" Fassade nicht fehlen, eigentlich langsam ein Fall für 5 Euro in das Phrasen-Schweinderl ... oder Spende für die Fassaden-Reko :D


    http://www.welt.de/kultur/arti…ch-in-Palmyra-stehen.html

  • Ich frage mich, warum die Wiederaufbaugegner bisher noch keine Vorwürfe gegen die Nikolaikirche, das Rote Rathaus, diverse Bauten auf der Museumsinsel, die Friedrichswerdersche Kirche, das Schauspielhaus am Gendarmenmarkt, den Deutschen und den Französischen Dom, das Zeughaus, das Kronprinzenpalais, das Prinzessinnenpalais, die Neue Wache, die Humboldt-Universität, das Alte Palais, die Alte Bibliothek, die St. Hedwigs-Kathedrale, die Staatsoper Unter den Linden oder das Brandenburger Tor erhoben haben. Wahrscheinlich wissen sie nicht, dass es sich bei den meisten Sehenswürdigkeiten in Berlin-Mitte um Rekonstruktionen kriegszerstörter Bauwerke handelt.

  • @Architektator


    Die von dir aufgeführten Gebäude hatten zwar Kriegszerstörungen wie das Schloss auch, das ja leicht hätte wiederhergestellt werden können, wenn der politische Wille dazu dagewesen wäre. Sie waren aber nicht gesprengt worden und damit aus dem Bewußtsein der Menschen verschwunden. Sie wurden recht zügig nach Kriegsende wiederhergestellt. Das macht den großen Unterschied zum Stadtschloß aus Von daher meiner Meinung nach nicht gleichsetzbar..

  • @Architektator, Camondo war schneller! Alle anderen Gebäude sind aus vorhandenen Ruinen und Resten wieder aufgebaut worden und sind keine Neubauten nachdem Jahrzehnte dort etwas anderes stand.


    Ein paar Antworten zu den Vorwürfen von Treverer:
    Die meisten genannten Bauten in anderen Ländern sind keine Kopien sondern Nachahmungen oder von Vorbildern inspirierte Gebäude an anderer Stelle und mit ähnlichem Gestaltung. Kopien oder Rekonstruktionen sehen immer (fast) genauso aus wie das Original. (Sonst wären ja viele Autos Kopien von anderen aber das ist ein anderes Thema).
    Kopien sind billiger wenn sie nicht genau so wie das Original gemacht sind aber so aussehen (z.B. Smartphone-Fälschungen)
    Den Neubau des Stadtschlosses mit einem antiken Bau wie das Pantheon zu vergleichen liegt mir fern und verstehe ich auch nicht.
    Die Attrappe bezog sich nicht auf das Schloß sondern als nicht so ernst gemeinter Vorschlag zur Schloßfreiheit. Deswegen gibt es diese Smileys:cool:, aber nicht alle verstehen Spaß.


    In der taz vom 6./7. 6. gab es auch einen interessanten Artikel: "Deutschlands seltsamstes Gebäude". Es läßt hoffen daß der Inhalt gut wird.

    Einmal editiert, zuletzt von Rainer Tee ()


  • Den Neubau des Stadtschlosses mit einem antiken Bau wie das Pantheon zu vergleichen liegt mir fern und verstehe ich auch nicht.


    Ich habe das so verstanden, dass sich der Vergleich mit dem Pantheon auf die Bautechnik beziehen sollte. Also auf die Tatsache,
    dass die antiken Römer schon mit einer Vorform des Betons gearbeitet haben, die spektakuläre Kuppel des Pantheons eben aus diesem Beton
    gegegossen wurde und das Gebäude trotzdem nicht "Betontempel" oder so genannt wird ...

  • Ich habe keine Zeit den Artikel zusammenzufassen. Er hat ein paar gute Aussagen, muß man dort nachlesen.
    Die Frage nach dem Palast sehe ich als nicht ernstgemeint an.

  • Weil es bei den ganzen Reko-Projekten darum geht, den Vorkriegszustand wiederherzustellen und nicht den aus dem 15. Jh. Außerdem wird dieser Zustand beim Schloss ja nur teilweise hergestellt. Vieles ist neu bzw. anders. Und - wie schon mehrfach bemerkt - wozu fängt man jetzt wieder mit dieser Diskussion an, wo des in seiner Grundform so gut wie fertig ist.

  • Ich habe keine Zeit den Artikel zusammenzufassen. Er hat ein paar gute Aussagen, muß man dort nachlesen.
    Die Frage nach dem Palast sehe ich als nicht ernstgemeint an.


    Du hast doch Zeit auch deine Meinung hier zu vertreten und niederzuschreiben. Da kannst du mir nicht erzählen, dass du zu faul wärst einen Artikel kurz zusammenzufassen. Hier wird nun wahrlich keine intellektuelle Glanzleistung verlangt. :nono:

  • Sie wurden recht zügig nach Kriegsende wiederhergestellt.


    Ich sehe nicht ein, wieso es eine Art Verfallsdatum geben sollte, nach dem kein Bauwerk wiederaufgebaut werden dürfte, während es davor zulässig ist. Hier sieht man Fotos des Parthenons mit Baukränen und Baugerüsten - es wird ein Teil der Zerstörungen aus dem Jahr 1687 repariert, als die osmanische Armee im Gebäude ein Munitionslager einrichtete, welches von der venetianischen Armee beschossen wurde. Nach 328 Jahren gibt es beide Staaten längst nicht mehr, repariert wird trotzdem. Verglichen damit sind die wenigen Jahrzehnte seit der Sprengung des Schlosses ein Wimpernschlag.


    Im Archäologischen Park Xanten werden immer wieder Bauten wiederaufgebaut, die vor fast 2000 Jahren zerstört wurden - und auch gab es mehrere andere Flächennutzungen seitdem. Die Anlage ist gut besucht, sie gehört zu den wichtigsten Besuchermagneten am Niederrhein.

  • Herr Gott, was soll denn dieser Schwachsinn, meinen kleinen Einschub mit dem von Rainer Tee erwähnten taz-Artikel ins off zu verschieben? Wollen wir lieber noch drei Seiten über den taz Artikel Rätselraten? http://www.taz.de/1/archiv/dig…f73c2f7d72c8f0efd26282705


    Und damit nicht wieder irgendein Korinthenkacker um die Ecke kommt: ein einst der Rekonstruktion eher kritisch gegenüber stehender Autor findet langsam gefallen an dem Gebäude sowie den Inhalten, die es mal prägen sollen und fordert auch, die vielen Versprechungen beim Wort zu nehmen.

  • Es liegt an euch: schwere Geburt oder gleich richtig machen. Dann können wir uns so ein Rumgeeier sparen. Die Regeln dürften hier schließlich mal so langsam bekannt sein. Wem das nicht passt kann sich ja gerne ein anderes Forum suchen.

  • @Bato: Hier zunächst mal der Link. (Edit: Sehe gerade, dass er jetzt schon da ist, aber der Rest passt ja trotzdem).


    Thesen zu Beginn:
    -Die Wiese werde schmerzhaft vermisst und würde ein Symbol für die Offenheit einer liberalen Bürgergesellschaft sein können.
    -Ein moderner Entwurf hätte neue Impulse setzen können.
    -Sogar die aktuelle Betonoptik mache was her.


    Was hingegen nun realisiert werde, sei voller architektonischer und historischer Brüche und Widersprüche:
    -Ein großer moderner Betonbau, der teils wie ein barockes Schlosses, teils wie ein Neubau aussehe.
    -Herrschaftliche Höfe und Portale, durch die man jedoch beliebig flanieren oder gar mit dem Fahrrad fahren könne.
    -An einem Ort wo einst die Hohenzollern residierten, später die Weimarer Republik ausgerufen wurde und noch später die Volkskammer der DDR tagte, werde nun die Vielfalt der Kulturen der Welt präsentiert.


    Kurz: Es gebe keinen "einheitlichen restaurativen Narrativ", sondern eher kunterbuntes "Architektur- und Geschichtspatchwork".


    Aus dieser Feststellung folgt dann aber dennoch keine grundsätzliche Kritik gegen das Projekt. Es würde schon jetzt interessante Wechselwirkungen mit der baulichen Umgebung erzeugen und zudem durch seine offenen Höfe urbanes Leben versprechen, wobei die geschlossene moderne Ostfassade leider enttäusche und wie ein Bürogebäude anmute. Insgesamt bestätige die Begehung, dass man einen recht guten Kompromiss aus allem gefunden habe, nicht weniger oder mehr. Am Gebäude werde "es" (das Projekt Humboldtforum) somit letztlich auch nicht scheitern, allenfalls am Konzept. Hier komme es eben noch auf verschiedene Faktoren an (u.a. mögliches Repräsentationsgehabe des Bundes).


    Bleibt für mich die Frage, was Herr Tee damit verdeutlichen wollte. Die taz ist hier mE eher nüchtern positiv und offen für das Projekt.

  • Hier sieht man nochmal ganz gut wie entscheident das Stadtschloss das berliner Stadtbild prägt. Meiner Meinung nach ist damit der Mammutanteil an der berliner Innenstadtreperatur abgesehen vom Schinkelplatz und den MEF abgeschlossen. Nun wird es langsam echt Zeit, dass sich in der Vertikalen beim Städtebau etwas bewegt .... 150+ etc.... dann wäre Berlin eindeutig intressanter und vielschichtiger als vor 1945.


    https://flic.kr/p/ub7roQ


    Was viele Rekonstruktionsgener übersehen ist das z.B das Kronprinzenpalais auch nur eine komplette Vollrekonstruktion ist und sogar absichtlich verfälscht wurde. Und keiner regt sich heutzutage darüber auf bzw. nimmt ernsthaft Notiz davon.


    Zitat: "In den Jahren 1968/69 rekonstruierte Richard Paulick das Kronprinzenpalais, wobei er das oberste Geschoss bis auf den östlichen Gebäudeflügel erweiterte und das Innere des Gebäudes modern gestaltete."


    So sieht es heutzutage von Innen aus:
    http://www.alma-mahler.com/deu…o_archive_pan_berlin.html



    http://de.wikipedia.org/wiki/Kronprinzenpalais_%28Berlin%29