Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Mit Verlaub, Berliner, das sehe ich genau umgekehrt:
    Die Rossebändiger waren ein Geschenk des Zaren Alexander für die Lustgartenseite des Schlosses und Begas hat den Neptunbrunnen auf die Situation an der Südseite mit der Einmündung der Breiten Straße abgestimmt.
    Hier sollten auch die Originale wieder zu stehen kommen.


    Das Schloss muß mit so vielen rekonstruierten Elementen leben, jedes Originalteil wird dringend benötigt.

    "Moderne Repliken" mögen gut gemeint sein.
    Gut gemacht sind sind nur Originale am original Standort. :daumen:

  • ^^ So einmalig wäre die Sache nicht. Es wird ja zukünftig zwei Schlossportale IV geben, von denen dasjenige, das in einem dazu nicht passenden, moderneren Gebäude eingefügt ist, wohl mehr Originalteile beinhalten wird als dasjenige in der Schlossrekonstruktion. Ich denke, dieser Effekt (Verdopplung des Schlossportals und die damit einhergehende Verwirrung und damit aufgeworfenen Authentizitätsfragen) wird bereits dadurch gewährleistet. Eine zusätzliche Verdopplung des Brunnens scheint mir nicht notwendig, sie würde mir eher etwas zu gewollt, zu postmodern-ironisch erscheinen. Aber die Idee ist sicher diskussionswürdig.

  • Reinhard


    Das Gesagte leugne ich ja nicht. Nur mußt du erläutern, was wirklich Sinnvolles mit dem Rathausforum passieren soll. Ein plumper Schloß-Egoismus ist hier möglicherweise kontraproduktiv.


    Das Schloss muß mit so vielen rekonstruierten Elementen leben, jedes Originalteil wird dringend benötigt.


    Rossebändiger und Brunnen sind nun mal keine Schloßteile. Da kannst du sagen, was du willst.


    Mich stört dieser Hardcore-Rekonstruktionismus, der mir rücksichtslos im Hinblick auf die letzten 60 Jahre zu agieren scheint. Man muß da mit Bedacht vorgehen und darf nicht einfach sagen, die jüngere Vergangenheit ist mir egal, Hauptsache ich kriege mein Schloß möglichst original zurück.


    Ich finde die Sache mit dem doppelten Brunnen nach wie vor reizvoll. Ich mag den Originalbrunnen ja auch. Nur kann ich mir gerade einen replizierenden modernen Brunnen auf dem Schloßplatz als sehr schön vorstellen.


    @ldb Es sind eben nicht zwei identische Brunnen, im Gegensatz zu den Portalen, sondern zwei verschiedene, die für verschiedene Epochen stehen.


    PS: Das Staatsratsgebäude finde ich sowieso kacke. Da bin ich mir nicht so sicher, ob das da noch so lange stehen wird. Allerdings ist es natürlich auch ein interessanter Zeitzeuge - gerade durch das Portal. Die SED-Leute waren schon ein bißchen schizophren.

  • Ich kann mich nur ganz entschieden für die Rückkehr der Rossebändiger, des Neptunbrunnens und der Adlersäule aussprechen. Es wäre meiner Meinung nach kaum nachvollziehbar, wenn man die wenigen Dinge, die vom Schloss noch original übrig sind und auch verwendet werden können, nicht wieder an ihren ursprünglichen Ort zurückversetzen würden. Viele Kritiker sprechen oft von der fehlenden Authentizität von Rekonstruktionen und dann will man die wenigen Originale nicht zurück bringen. Ich könnte dies nicht nachvollziehen. Frau Lüscher sperrt sich da leider, aber von Seiten den Bundes sind die Signale eigentlich recht eindeutig, so dass ich davon ausgehe, dass die Original zurück kommen werden.
    von modernen Interpretationen z.B. des Neptunbrunnes kann ich nur abraten. Die Vergangenheit zeigt, dass da meist nur Mist rauskommt. Die Geschichte der missratenen Wettbewerbe zur Gestaltung der Einheitsdenmäler in Berlin und Leipzig oder die missglückte Kunst am Bau im Innenhof des Potsdamer Stadtschlosses haben bei mir zu der Überzeugung geführt, dass man solche Eskapaden lieber gleich sein lassen sollte. Da kommt meist nichts Gutes bei raus. Leider.

  • Bezüglich des Neptunbrunnens würde ich auf jeden Fall abwarten, was die Entwicklung am Marienviertel/ Rathausviertel bringt. Eine Versetzung, sobald eine Neuplanung umgesetzt werden würde, wäre denkbar, aber sollte erst dann in meinen Augen erfolgen.


    Bezüglich der Rossebändiger könnte es mit dem Bezirk Schöneberg sicherlich Streitigkeiten geben, wobei ich denke, dass die Rossebändiger zum Lustgarten hin deutlich mehr zur Geltung kommen könnten, als halb unter Bäumen versteckt in Schöneberg.

  • Es sind nicht nur historische Aspekte, die für eine Rückkehr des Neptunbrunnens sprechen, sondern auch künstlerische. Der Brunnen wurde damals extra für den Schlossplatz als Aufstellungsort angefertigt. Seine Figuren brauchen die Barockfassade des Stadtschlosses als Hintergrund, um ihre volle bildhauerische Wirkung entfalten zu können. In der Weiträumigkeit des Rathausforums dagegen geht der Meeresgott sprichwörtlich unter und steht auf einsamem Posten. Eine klassische Fontäne à la Pariser Platz würde es als Ersatz für ihn dort auch tun. Aus diesen Gründen befürworte ich eine historisierende Gestaltung des Schlossumfelds inklusive Neptunbrunnen, Adlersäule und Rossebändigern.

  • Bezüglich des Neptunbrunnens würde ich auf jeden Fall abwarten, was die Entwicklung am Marienviertel/ Rathausviertel bringt. Eine Versetzung, sobald eine Neuplanung umgesetzt werden würde, wäre denkbar, aber sollte erst dann in meinen Augen erfolgen.


    Ich hoffe, man hat verstanden, daß es mir um Bedacht bei der ganzen Sache geht. Es wäre schlichtweg fahrlässig, einen Automatismus bzgl. des Brunnens und der Rossebändiger anzustreben.


    Der Neptunbrunnen ist nun einmal seit Jahrzehnten Teil des Rathausforums. Er hat dort sogar eine herausgehobenere Stellung als neben bzw. hinter dem Schloß. Da muß man sich schon was einfallen lassen.


    Ich finde, gerade weil der Brunnen das letzte Original ist, sollte man ihn nicht unbedingt unhistorisch wieder hinters Schloß setzen. Das wäre für mich alles irgendwie etwas künstlich. Ich bin zwar allgemein für eine Stärkung der Historie, will das aber nicht um jeden Preis und kann auch an Ironien und Brüchen Gefallen finden.


    Eine simple Fontäne am Rathausforum wäre wohl ein etwas halbherziger und liebloser Ersatz. Ich kann mir auch gut einen modernen Neptunbrunnen auf dem Schloßplatz vorstellen. Hat denn jemand hier mal ein Beispiel für mißlungene moderne Repliken, wie das angeführt wurde?


    Bei den Rossebändigern sehe ich die Sache auch etwas entspannter, da deren Refugium im Kleistpark wohl doch eher einem Abstellplatz nahekommt.

  • Der Neptunbrunnen gehört vors Schloss

    Der Bauherr - in Gestalt von Manfred Rettig - plädiert im Tagesspiegel für einen Umzug des Neptunbrunnens an den historischen Standort und widerspricht damit der Ansicht von Senatsbaudirektorin Lüscher.


    Einer der Gründe, weswegen Stella den Architektenwettbewerb gewonnen hat, war, dass eine öffentliche Passage vom Lustgarten zum Schlossplatz Richtung Breite Straße geschaffen wird (sog. "Uffizien von Berlin"). Diese künftigen „Uffizien von Berlin“ benötigen nach Rettigs Ansicht eine gestalterisch angemessene Fortführung nach Süden zur Breiten Straße hin.


    Rettig kritisiert in dem Artikel unverhohlen die Planungen für das Schlossumfeld, die er als "steinernde Wüste ohne Aufenthaltsqualität" bezeichnet.


    http://www.tagesspiegel.de/ber…ors-schloss/10270700.html

  • Ich kann Herr Rettig da nur zustimmen. Der Neptunbrunnen wäre zudem ein schöner Anziehungspunkt, der das Areal südlich des Schlosses vielleicht etwas beleben könnte. Man kann nur hoffen, dass man weitsichtig genug ist und bei der Neubebauung des Areals des ehemaligen DDR-Bauministeriums Geschäfte und Gastronomie ansiedelt, um diese Gegend wieder zu beleben. Es wäre unendlich schade, wenn diese Keimzelle der Stadt weiter ein toter Ort bleiben würde. Der Neptunbrunnen könnte dann ein wichtiger Anker sein, Besucher auch in dieses Areal zu bringen.

  • Am ursprünglichen Standort vor dem Portal II des Stadtschlosses konnte der Neptunbrunnen seine künstlerische Wirkung noch voll entfalten:



    Quelle: Library of Congress, gemeinfrei

  • Zieht sich das Land Berlin zurück?

    Das Land Berlin will sich laut der Berliner Zeitung aus dem Humboldt Forum mit seinem Anteil zurückziehen. Link


    Unter vorgehaltener Hand wird verhandelt, allerdings scheinen die Forderungen des Senats die Vorstellungen des Bundes in finanzieller Hinsicht zu übersteigen. Berlin will demnach 83 Mio. EUR (51 Mio. fürs eingebrachte Grundstück, 32 Mio. als Anteil am Bau). Der Bund möchte lieber Grundstücke in Dahlem in die Rechnung mit einbeziehen und tauschen.


    Ich persönlich fände es für das geplante Museum der SMPK sehr schön, wenn der Platz der Landesbibliothek nun noch den Sammlungen zur Verfügung stehen würde. So hoffe ich auf eine Einigung und eine ordentliche Politik im Bezug zu den landeseigenen Bibliotheken dann anderen Orts.


    Aber es ist (noch?) nichts offiziell.

  • Egal wie sich Berlin da ´rauswinden will: Die barocke Fassade ist davon eh nicht betroffen.
    Und das ist gut so! :cool:


    Letzten Endes ist es allerdings schäbig von Berlin, sich aus diesem national bedeutsamen Projekt verabschieden zu wollen.
    Da frage ich mich, was das in meiner Hauptstadt für seltsame Politiker und auch Wähler sind: Immer alles zu fordern und
    nichts bereit sein zu geben...


    "o tempora, o mores" :nono: ;)

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  • Ich bin ja nach wie vor der Meinung, dass man die Gemäldegalerie im Schloss hätte unterbringen sollen. War damals leider nicht möglich, weil man den Namen Humboldt brauchte, um das Schloss mehrheitsfähig zu kriegen. Von der reinen Sinnhaftigkeit hätte die Gemäldegalerie wohl besser ins Schloss und die außereuropäischen Sammlungen in einen Neubau gepasst. Das Kulturforum wäre dann frei für die moderne Kunst gewesen. Es kam leider anders.

  • Seltsam, wie die Berliner Zeitung an diese Geschichte kam. Im Artikel ist von einer zuverlässigen Quelle die Rede. Aber dann will keiner davon wissen, der es eigentlich wissen müsste vgl. http://www.morgenpost.de/berli…u-in-Mitte-beteiligt.html


    Man wird also vermutlich kaum erfahren, ob es diese Erwägungen überhaupt gab. Auf jeden Fall hat die Berliner Zeitung in einem weiteren Artikel erörtert was denn wäre falls Berlin wirklich aussteigen wollte/ sollte. Der Titel ist mal wieder typisch für die Berliner Zeitung und sicher nicht als gute Nachricht gemeint: http://www.berliner-zeitung.de…en,24905948,28197714.html


    Auch wegen der noch nicht eingelaufenen Spenden wurde mal wieder kräftig Alarm geschlagen. Von Boddien erklärte nun man sei schon "deutlich weiter" als man bei der Dresdner Frauenkirche zum entsprechenden Zeitpunkt gewesen sei.
    http://www.tagesspiegel.de/kul…der-spenden/10346358.html

  • Sehr ärgerliche Berichterstattung. Gut, der tagesspiegel hat einen typischen (dpa) Artikel übernommen, aber wenn man in einer Berliner Zeitung von dem Schloß oder eben Humboldtforum als einem "riesiger Betonriegel" gesprochen wird, kann man sich schon ärgern.


    Es würde den Berliner Zeitungen gut zu Gesicht stehen, das Projekt zu unterstützen und nicht nur Negatives, sondern auch Positives zu berichten. Aber nein, man will Stimmung gegen das Schloß machen und wahrscheinlich, ok, das ist jetzt eine Unterstellung, hofft man insgeheim darauf, dass es bei den Spenden ein Problem geben wird und man dann eine Finanzierungslücke skandalisieren kann.


    Und ja, ich bin der Meinung, dass es dieses Projekt mehr als verdient hat hat, dass Berliner Zeitungen zur finanziellen Unterstützung und Spenden aufrufen!


    Ansonsten bitte dann auch keine verlogen affirmativen Sonderausgaben zur Eröffnung!!!

  • ^^In irgendeiner Weise für Fassadenspenden zu werben, kommt wirklich keiner der Berliner Pressepublikationen auch nur ansatzweise in den Sinn.
    Stattdessen wird nur auf eine Gelegenheit gelauert, den Schlossbau vielleicht doch noch in letzter Minute zu sabotieren. Manfred Rettig und andere Schlossakteure scheinen dies ganz gut zu spüren, denn nur vor diesem Hintergrund kann man verstehen, warum sie immer wieder betonen (zu müssen glauben), dass man bezüglich der Bauausführung im Kostenrahmen liege und dass bei der Bauerrichtung auf Schnelligkeit großer Wert gelegt wird - denn wer weiß schon, was den Schlossgegnern noch alles einfällt.
    Nur zu gerne würde die hiesige Presse mit erhobenem Zeigefinger die Verwendung von zusätzlichen Steuergeldern für Schlossbau und Barockfassade empört verurteilen - die gleichen Leute, die ansonsten nicht die geringsten Probleme damit haben, dass Milliardenbeträge an Bundessteuergeldern in dieser Stadt mehr oder weniger sinnlos zum Fenster herausgeworfen werden.

  • Ist wirklich unerhört, dass jene die nicht für den Wiederaufbau der Schlosses waren auch nicht für Spenden zum Wiederaufbau des Schlosses werben.

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    Es wird kein "Schloss" gebaut! Das sollte mittlerweile so gut wie jedem (zumindest hier im Forum) klar sein, obwohl noch immer mit Unwahrheiten und Halbwahrheiten von verschiedenen Seiten aufgehetzt wird. Hier wird ein dringlich benötigter, moderner Multifunktionsbau entstehen: Museum, Bibliothek, kulturelles Forum...
    Die Leute, die etwas gegen die spendenaufgewendete, historische Fassade haben, sollten vielleicht mal Spenden für eine moderne Fassade sammeln. Mal sehen wie viel Engagement und finanzielle Mittel dabei zusammenkämen...

  • "Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau"
    Die "das ist kein Schloss Wortklauberei" können wir uns wohl schenken.