"intellektuelles Trauerspiel" - gut gesagt! Hat damit zu tun, dass immer weniger gedacht, stattdessen nur noch gefühlt wird. Würde man nachdenken, wäre klar, dass diese offene Lösung nie und nimmer zur Disposition stand (ich wiederhole mich) und auch noch historisch völlig falsch ist. Trotz der barocken Überformung geht der Schlüterhof auf das Renaissanceschloss des Kurfürsten Eisenzahn zurück. Ein Cour d'Honneur ist eine Erfindung des Barock, nicht der Renaissance.
Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau
-
-
-
"intellektuelles Trauerspiel" - gut gesagt! Ein Cour d'Honneur ist eine Erfindung des Barock, nicht der Renaissance.
Nun haben wir hier aber ein Barockschloss oder besser die Barockfassaden des Humboldtforums und keine Renaissance-Fassaden. was nun also? Nicht ganz schlüssig deine Argumentation, no?
Und die Stella-Fassade erscheint mir auch nicht gerade lupenreine Renaissance zu sein. -
^^
Der Schlüterhof wurde bei der barocken Überformung nicht geöffnet sondern blieb renaissancemäßig geschlossen, hat also die DNA der Renaissance bewahrt (so wie übrigens das "barocke" Rondell der letzte der vier Türmchen der Renaissance-Anlage ist). Auch diese DNA wird im Grunde mitkonstruiert. Den Hof zu öffnen wäre ein Fake, ein völlig neuer Bau. Dann von einer Reko zu sprechen würde bedeuten, dass die Barockversion die erste gewesen ist und es kein älteres Renaissanceerscheinungsbild gegeben hätte. Die Dreiflügelanlage, wie sie von dieser Gruppe gefordert wird wäre also KEINE Rekonstruktion, sondern eine heutige Interpretation eines barocken Schlosses. Und das geht nunmal an der gestellten Aufgabe vorbei.
Jetzt schlüssiger, Camondo? -
schlüssiger ja, aber wen schert's? Wie gesagt die Stella-Fassade ist einfach ein Fremdkörper und wenn es eher um die Rettung des Gesamteindrucks und hierbei auch noch um die Chance geht das Schloss zum MEF und zur Ost-Stadt hin zu öffnen, würde ich allemal diese Variante vorziehen. Ob nun historisch oder nicht. Ich bitte dich, bei einem Bau an dem nur die Gestalt non 3 Fassaden historisch sein werden sollte man dieses Thema nicht zu hoch hängen.
Warum kann man nicht einfach eine Öffnung als eine Art Weiterentwicklung betrachten? Über Jahrhunderte wurde an dem Schloss gebaut.. hier etwas angefügt, hier etwas abgerissen, hier ein Hof installiert. Wir tun immer so als wäre die Vergangenheit statisch und versuchen sie genauso statisch nachzuempfinden anstatt einen Gestaltungsprozess fortzuführen. -
Die Renaissancefassade hätte man bei dem sonst zu...90% barocken Gebäude auch als Fremdkörper angesehen werden können. Also im Grunde hält man sich mit Stella schon an die Historie. Zumal er bis auf den Apothekerflügel ebenso langweilig war.
Um einen offenen Hof mit barocken Argumenten rechtfertigen zu können, hätte Schlüter schon für den offenen Hof plädieren müssen. Oder es hätte einfach vor der Sprengung passieren müssen, wann auch immer das gewesen wäre. Es widerspricht schlichtweg dem Vorhaben, den Neubau auf dem Grundriss des Schlosses zu errichten. Basta!
Am besten sollte man diese verkappten Schlossgegner einfach ignorieren, auch ihnen zuliebe. Die machen sich doch einfach lächerlich. Irgendwann sollte man sich mit einer Situation abfinden, vor allem, wenn es schon zu spät ist.
-
Was hinzukommt ist, dass Schlüter seinen Altan an die Ostseite des Schlüterhofs gebaut hat. Die Initiative für den offenen Hof versetzt diesen wichtigen Bauteil auf die Westseite. Weiterentwickeln ja (was Stella ja auch tut), aber dann lieber nicht mit copy-paste. Ich glaube, man hätte viel früher reagieren müssen und gleich die Renaissacefassade aufbauen sollen, statt des Feigenblatts der Moderne. So langweilig fand ich die alte Ostfassade nicht.
-
Herr Stella trägt eine Mitschuld, daß das Lager der Befürworter eines offenen Schlosses überhaupt erst solchen Zulauf hat. Herr Stella hätte den Befürwortern eines offenen Schlosses den Wind aus den Segeln nehmen können, indem er eine weniger abweisende Ostfassade entworfen hätte.
Es gibt doch auch Leute, die nicht grundsätzlich gegen eine Ostfassade sind, sondern nur gegen die abweisende, harte, schnörkellose, phantasielose Ausgestaltung der Ostfassade eines Herrn Stella. Meine Vermutung ist, daß viele dieser Leute jetzt ins Lager der Befürworter einer Öffnung des Schlosses laufen.
Ich bin für eine Ostfassade und gegen die Öffnung. Aber ich kann gut verstehen, daß Stellas Ostfassade für manchen Bürger ein rotes Tuch ist. Der abweisende Charakter von Stellas Ostfassade versöhnt nicht, sondern spaltet.
Wenn Herr Stella die Ostfassade verteidigen möchte, dann soll er nicht schwätzen, sondern besser entwerfen. Aber dazu ist er nicht imstande. Herr Stella ist ein Techniker. Im kreativen Bereich liegen seine Stärken definitiv nicht.
-
^Eine Möglichkeit hätte auch sein können bei der Ostfassade völlig aus dem Rahmen zu fallen, etwas zu wagen.. á la Gehry.. etwas organisches, was auch dem Aspekt eines Museums gut getan hätte. Hätte hätte..
Immerhin, wie ich schon einmal vorgeschlagen habe, bietet die Stella-Fassade einen neutralen Hintergrund um eine Scheinfassade davorzusetzen, wie auch immer gestaltet. -
Geschmackssache
Mir gefällt die neue Ostfassade!
Das Ganze ist doch nur das übliche Architekurproblem: dem einen gefällts, dem anderen nicht. Der eine richtet sich in "Deutsch Eiche" ein, der andere nicht, wobei fast 60% der Bevölkerung "Deutsch Eiche" bevorzugen. Wie soll denen die neue Fassade gefallen?
Das "offene Schloss" wäre nach meinem Empfinden nur die Parodie des Stadtschlosses und wäre auch nicht offen, sondern würden den Osten mit seinen 2 Zinken aufspießen.
Also lasst die "Offenes Schloß" Gespenster spuken, das macht das Humboldtforum doch nur interessanter. -
Stella beweist, dass man in der Architektur vieles nahezu beliebig interpretieren kann. Dass er nun behauptet, seine Fassade öffne sich optisch durch die großen "portalähnlichen" Fenster ist mE doch schon etwas sehr weit hergeholt. Ich finde die Fassade an sich nicht hässlich, aber doch recht monoton und hätte mir damals ehrlich gesagt etwas mehr erhofft. Vieles wird von der Umsetzung und der Qualität des Materials abhängen, aber offen ist diese Fassadenfront sicher nicht (wobei sie das mE auch nicht unbedingt sein muss und auch bei einer rekonstruierten Fassade kaum gewesen wäre). Da leuchtet mir die funktionale Öffnung durch einen (leider optisch kaum hervortretenden) Eingang und Cafés schon eher ein. Am besten gefällt mir aber funktional der großzügige Uferbereich vor dem eigentlichen Gebäude auch wenn man diesem hoffentlich auch noch ein paar Bänke und mehr als nur einen Baum spendieren wird...
Über die Bürgerinitiative muss man glaube ich nicht allzu viele Worte verlieren. Wenn die nicht langsam von selbst merken, dass sie viel zu spät kommen und weiter stoisch die Realität ignorieren, kann man ihnen wohl auch nicht mehr wirklich helfen. Das mit dem rot und grün passt da nur ins Bild: Es geht hier nicht um eine sachliche Auseinandersetzung.
@Architekur-Fan: Die latente Hoffnung auf eine vorgesetzte Fassade teile ich nicht. Da würde sicher nur wieder das ganze Theater von vorne beginnen und Rechnungshof, Bund der Steuerzahler usw. würden sicher auch über die Geldverschwendung schimpfen. Ich denke kaum, dass sich auf absehbare Zeit noch mal etwas ändern wird.
-
Herr Stella hätte den Befürwortern eines offenen Schlosses den Wind aus den Segeln nehmen können, indem er eine weniger abweisende Ostfassade entworfen hätte.
Herr Stella muss gar nichts. Sein Entwurf wurde von einem durchaus fachkundigen Gremium zum Sieger gekürt und ist in der jetzigen Gestalt auch dem Bürger seit mehreren Jahren bekannt und wird so gebaut. Dass sich da ausgerechnet jetzt, wo der Bau bereits im 2. OG angekommen ist, eine Handvoll Protestler zusammenfindet, mag ja durchaus legitim sein, ist aber letztlich auch nur ihrer eigenen Inkompetenz oder wahrscheinlich eher Desinteresse an der Thematik geschuldet. Die haben offensichtlich noch nicht einmal begriffen, dass das 'offene Schloss' nur eine Braunfelssche PR Kampagne in eigener Sache war. -
^ Dann hätte es eine Bürgerini für mehr Moderne beim Berliner Schloß gegeben.
-
Wie gesagt die Stella-Fassade ist einfach ein Fremdkörper
Natürlich ist die Stella-Fassade ein Fremdkörper. Die Reichstagskuppel oder die Kommandanturrückwand sind auch Fremdkörper.
Dankeschön Baukunst, daß du den Begriff DNA verwendest. So langsam wird's doch mit diesem Forum.
Camondo Einfach mal nicht so mutwillig fehlinterpretieren. Baukunsts Argumentation war sonnenklar. Ich brauchte keine Erläuterung. Es ging ihm logischerweise nicht um die Renaissance-Gestaltung, sondern um die historische Realität der Ostseite. Dieses gezielte Daneben-Argumentieren, nur um einen Pseudopunkt zu landen, nervt.
Ick freu ma schon uff die Stella-Fassade. Dit wird richti geil, dit Teil. Allet Banausen hier.
Das wird so ein geiles Berlin-Heileit. Ich kapier's nicht. Natürlich ist die monoton und reduziert. Ist die Neue Nationalgalerie auch. Die DZ-Bank auch. Das Band des Bundes auch.
Es grüßt Euch Euer Patzschke-Taliban.
-
Das Problem ist, dass angesichts dieser unpassenden Ostfassade jedem Betrachter mit der Holzhammermethode vor Augen geführt wird, dass das ganze Schloss ein Fake ist.
-
^ Wie man nach 150 Seiten Sachdiskussion einfach mal einen unqualifizierten "Fake"-Vorwurf in den Strang hauen kann ist mir schleierhaft. Auch hartgesottene Gegner der Rekonstruktion der Schlüterfassaden, die ja auch früher dem Bestandsschloß der Renaissance überwiegend nur vorgeblendet waren, haben doch wirklich sachlichere Argumente als "Fake" oder "Disney".
-
Wie, Konstantin? Die hartgesottenen Schlüter-Fassaden-Gegner sind nur vorgeblendet?
Im Ernst: Das ist genau das, was ich so beklage!
Nach all´den vielen Debatten, Analysen und Klarstellungen sollte sich jeder ernsthafte Diskutant "Fake" oder "Disneyland" verkneifen.
Mit einer solchen Wortwahl zeigt er nur, dass er keine Ahnung hat. -
Also ob das Humboldt-Forum zur Spree hin geschlossen sein sollte oder offen ist eine Diskussion die eh, naja, 5 Jahre zu spät kommt. Schließlich steht bereits ein guter Teil des Rohbaus. Den jetzt wieder abzureißen und umzuplanen wird schlicht nicht passieren.
Bleibt also die Frage der Gestaltung der Fassade. Ist ja das gleiche Thema im Grunde. Jetzt wird sicherlich nicht mehr umgeplant. Und daran ändern auch die Proteste von 40 Leuten nichts.
Erst mal muss das Gebäude als ganzes stehen und dann wird man sehen ob es funktioniert und akzeptiert wird. In frühestens 15 Jahren danach könnte man überlegen, die Ostfassade doch noch irgendwie zu ändern, sollte es dann immernoch nicht gefallen oder akzeptiert werden.
Das ganze ist ja kein Wunschkonzert. Es kostet eine halbe Milliarde Euro und solange man nicht mit mindestens ein paar Millionen daran beteiligt ist ist es ohnehin illusorisch zu glauben man könne am Aussehen was ändern
-
Das Problem ist, dass angesichts dieser unpassenden Ostfassade jedem Betrachter mit der Holzhammermethode vor Augen geführt wird, dass das ganze Schloss ein Fake ist.
Hatten wir alles schon. Liest du hier mit oder ist das nur eine unmotivierte Wortmeldung?
Die Fake-Wirkung wäre viel dramatischer ohne diese Ostfassade. Außen Schloß, innen Dussmann. Du willst es wohl besonders Fake- und Disneymäßig.
Diese Sicht hier sieht besonders geil aus: Zum Berliner Dom
Auch zum Marstall macht sich die Stella-Fassade gut.
Nur zur Erinnerung, micro. Wir reden hier von einer im 2. Weltkrieg stark zerstörten Stadt. Manchmal habe ich den Eindruck, daß hier manche ein sehr schlichtes Verständnis von Architektur haben. Eine reduzierte, minimalistische Ästhetik kann durchaus sehr cool, beeindruckend sein. Vorausgesetzt, es gibt genug Kontrast.
Finden denn hier einige die Gehry-Nordfassade der DZ-Bank auch doof?
-
von micro: Das Problem ist, dass angesichts dieser unpassenden Ostfassade jedem Betrachter mit der Holzhammermethode vor Augen geführt wird, dass das ganze Schloss ein Fake ist.
Zum Begriff "fake" sage ich nichts, da ich die Dreiflügelwunschvorstellung selbst vor wenigen Posts so bezeichnet habe
Ich würde aber gar nicht unbedingt sagen, dass durch den modernen Ostflügel der Eindruck entsteht, alles wäre neu.
Viele Bauten haben im Krieg Flügel verloren, die dann im Zeitgeschmack wieder aufgebaut wurden, z.B. der Landtag in Hannover oder die alte Pinakothek (Döllgasts mittlerer Teil). Dadurch wirkt der erhaltene Teil erst recht wie der "erhaltene", originäre. Das könnte der Unwissende künftig genauso beim Schloss annehmen. So sehe ich das auch bei der Kommandantur - der Glasteil stört mich nicht, er macht die Rekonstruktion nicht unglaubwürdig. Hätte (wenn man es nicht wüsste) einfach eine Ergänzung des erhaltenen Gebäudes darstellen können.
Sonnenklar wäre der "Fake"-Eindruck dann umso mehr bei der Dreiflügelschlossvariante - spätestens wenn Bauteile plötzlich ganz woanders stehen. -
So, jetzt müsste auch die Ostfassade jedem gefallen:
Und da hab ich nichtmal lang dran gesessen...;)