Zwar muss ich gestehen, dass ich den Braunfels-Entwurf mit dem offenen Schloss schon immer gegenüber Stellas Schießschartenfassade bevorzugt habe. Ich bin jedoch der Meinung, dass auch die Vertreter der neugegründeten Bürgerinitiative die nun geschaffenen Fakten auf der Baustelle am Spreeufer nicht mehr ignorieren sollten. Mit der beschlossenen Variante wurde ein Kompromiss zwischen Tradition und Moderne gefunden, der für alle Seiten akzeptabel ist. Das Schloss kommt auf drei Seiten in historischem Gewand und erhält dank Spenden sogar das berühmte Eckrondell und wohl auch die prächtige Dachkuppel zurück. Nicht nur dies ist ein Grund zur Freude, sondern auch die Tatsache, dass Zeit- und Kostenrahmen bisher eingehalten werden.
Großen Handlungsspielraum gibt es aber noch im Hinblick auf das zukünftige Umfeld des Stadtschlosses. Für die Bürgerinitiative wäre jetzt genau der richtige Zeitpunkt, um dort Änderungen zu bewirken: Sie könnte sich für eine historisierende Platzgestaltung inklusive Neptunbrunnen einsetzen, die Verschandelung der Museumsinsel durch das thematisch wie architektonisch völlig verschaukelte Obstschalendenkmal verhindern und für die Rekonstruktion der Bauakademie in einem Ensemble von klassisch-traditionellen Neubauten am Schinkelplatz kämpfen. Das letzte Wort ist hier noch nicht gesprochen!