Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Es kann nur eine geben.

    Konstantin


    Das ist mir soweit klar. Meine Idee ist ja ob man diese Entscheidung nicht austricksen kann. Die Stella Fassade so bauen wie entschieden und dann, vielleicht ein oder zwei Jahre später, in sagen wir mal 2-3 Meter Abstand zu ihr eine freistehende barocke Wand installieren, welches Material lasse ich offen. Die Stella Fassade wäre cachiert aber der Bruch trotzdem als solcher erkennbar.


    Interessante Idee. Ich dachte, du bist Modernist. Ich finde zwar die Stella-Fassade ganz unabhängig von den Intentionen der Intendanten hervorragend, aber so eine Barock-Vorsteher-Fassade hätte auch etwas, wenn man's gut macht.


    Allerdings ist das dann vielleicht auch etwas zu viel Spielerei und zu artifiziell.


    Habe ich eigentlich schon erwähnt, daß ich die Stella-Fassade toll finde? Was soll daran so schlecht sein? Die angeblichen pädagogischen Intentionen sind doch schnurz. Dieser moderne Cut kommt gut, und auch diese ausdrückliche Schlichtheit gefällt mir. Gerade ein vollbarockes Schloß würde sehr künstlich wirken.


    Die einzige Alternative wäre nach meinem Dafürhalten eine Terminator-Ostfassade. Die also eine Stella-Basis-Ausführung hat (=Metall-Schädel-Skelett vom T-800/Arnold Schw.) und darauf sporadisch zitierend und irrational/unregelmäßig ein paar barocke Fassadenelemente.


    Das wäre sozusagen eine Adaption von Camondos Idee, die wohl besser wäre. So etwas würde ich auch befürworten. Also ca. 25% der Stella-Fassade oder etwas mehr wären dann mit Barock-Rudimenten versehen. :)


    Das ist mein Terminator-Schloß.

  • Braunfelds Entwurf hat noch einen entscheidenden ästhetischen Mangel, nämlich die Gestaltung der Stirnseiten der dann entstehenden Flügelbauten. Diese Rundungen sehen ziemlich seltsam aus ohne die Fortsetzung einer Ostfassade. Wenn hätte man dort die Fassade der Flügelabschlüsse neu entwerfen müssen, eventuell mit jeweils einem Portikus zur Spreeseite hin.


    Aber Stellas Ostfassade erzeugt in meinen Augen einen harmonischeren Eindruck und daher ist es gut, dass die Bauarbeiten bereits laufen und nicht mehr zur Disposition stehen. Es wird ein gutes Bauwerk werden.


    Braunfelds Vorschlag für die Gestaltung des MEF/Rathausforums ist dagegen so einfach wie überzeugend: Ein klassisches Gestaltungselement der Repräsentation im Städtebau kombiniert mit der Hervorhebung der aktuellen städtebaulichen Realitäten (Fernsehturm / Rathaus). Je nachdem wie die Randbauten dieser Sichtachse gestaltet wären, könnte man hier eine bestechend logische Lösung des Problems gefunden haben.

  • Aber wäre ne vorgehangene Barockfassade (oder wie auch immer sie nun ausgeführt würde) an der Ostseite, wo es nie eine gab, nicht ein Eigentor im Spiel gegen die Anti-Rekonstruktivisten? Auch wenn sie nur angedeutet wäre. Wurden denn damals schon Pläne von Schlüter oder Eosander oder weeß icke...,entwickelt dafür oder hat man sich gedacht, der Blick von den Linden ist wichtiger, pfeif auf die Ansicht von Berlin ist...? Dann wäre es vielleicht ein Argument, aber so...Dasselbe gilt auch für Braunfelds' westl. Hoffassade.

  • Herrlicher Kitsch, oder? Interessant aber der Vorschlag den Lustgarten Richtung Altstadt optisch abzuschliessen. Es ist eine Schwäche der jetzigen Planung, dass nach wie vor (wie in Potsdam) vierspurig durch den Lustgarten gefahren werden soll. Hier hätte es Mut gebraucht die Passage zu schliessen...

  • Hach ja, Venedig trifft...hm...ja...was auch immer. Naja, wäre jedenfalls abwechslungsreicher gewesen, als nur die Barockfassade weiterzuführen. Den Abschluss "zur Stadt" hätte ja schon durch den Apothekerflügel erfolgen können, wenn auch nicht so sehr. Man muss die Linden ja auch nicht so total vom Osten abriegeln...Man muss die Straße ja nicht gleich schließen. Gibt ja noch alternativen, wie Shared Space und andere Wege, die Autos abzubremsen, dass keiner den anderen Gefährdet. Aber die jetzige Situation ist wirklich nicht idael.

  • Auch Kulturstaatssekretär André Schmitz lobt den Entwurf von Braunfels.


    Sagt aber gleichzeitig, dass dieser Vorschlag hätte früher kommen soll. Kam er aber (1996, 2001 und 2008).


    Eine Abfuhr hat der Braunfels-Vorschlag auch in der Welt nochmal bekommen. Im Wesentlichen das was bereits von anderen bemängelt wurde (Schlüterhof kein Hof mehr, Kosteneinsparungen fragwürdig, Flächenverlust).
    In der Berliner Zeitung lässt aber erahnen worum es Braunfels eigentlich geht. Stellas Betonfassade zur Spree - so Nikolaus Bernau - sei schlicht weg verunglückt und fatal.

  • Über die Unverantwortlichkeit dieser Leute kann ich nur den Kopf schütteln. Ist das sowas wie ein Berliner Reflex, dazwischen funken zu müssen, sobald ein Großprojekt einmal zumindest bis jetzt nach Plan läuft? Die glauben doch nicht wirklich, man würde in der kurzen Zeit, in der das vielleicht theoretisch noch möglich wäre, jetzt alle Pläne für das Schloss umwerfen und gleichzeitig die seit Jahren andauernde Diskussion über das Marx-Engels-oder Rathausforum beenden.

  • Herr Jott, wieso schon wieder son Trara? Man kann den Stella-Entwurf doch einfach nicht gut finden und dies als Architekt noch mal ins Gespräch bringen, auch wenn eine Änderung letztendlich unrealistisch ist. Über BER wird ja auch immer wieder gemeckert, auch wenn das verlorene Geld nicht wieder kommt und man an den Planungen nichts mehr ändern kann/wird.


    Dass er sagt, der hätte es sich ewig vorgeworfen, wenn er nicht noch mal was gesagt hätte (s.Berliner Zeitung), lässt doch eine gewisse Einsicht erkennen, dass es eh zu spät ist.


    Was mir grad noch aufgefallen ist: der Schlüter-Risalit ist ja im original nicht mittig gelegen. Bei Braunfels isser das aber...Auch wenn es bei soner Achse besser aussähe, wäre noch ein Angriffspunkt für die Antirekostruktonisten gewesen. Sein Vergleich mit dem Louvre ist ja auch lahm. Zwar ist der Hof jetzt offen, aber man hat die Tuilerienfassade nicht von West nach Ost gedreht.


    @Saxo
    Da Herr Braunfels aus München kommt, kann es kein berliner Reflex sein ;).

  • ^ Wieso? BER hat so viele hier traumatisiert und das Schlossprojekt stand so lange auf der Kippe (und ist immer noch umstritten), dass gerade hier alles, was nach Planänderung, Baustopp, Verzögerung etc. riecht, zu Nackenverspannungen führt. V.a.: Wenn es nicht zu spät ist, die Stella-Fassade nicht zu bauen, ist es eben auch noch nicht zu spät, das ganze Schloss nicht zu bauen.

  • Es geht Schlag auf Schlag. Heute veröffentlicht die Berliner Zeitung eine Antwort Braunfels' auf die Kritik von Boddien.
    Dieser habe stets versucht seinen (Braunfels) Entwurf zu torpedieren.
    Von längerem Baustillstand möchte er nichts wissen. Er selbst habe bspw. bei den Bundesbauten kurzfristige Änderungen umgesetzt, so dass zügig weitergebaut werden konnte. Das sollte auch beim Stadtschloss möglich sein. Und auch Schadensersatzklagen seien nicht zu erwarten.
    Weiterhin ist er von den städtebaulichen Qualitäten seines Entwurfs überzeugt und sieht sich seit langem als einer der anerkanntesten Architekten Deutschlands.

  • Braunfels sagt, es sei nicht zu spät, kostet nichts mehr und es gäbe noch genug Platz, die anderen widersprechen dem...Was davon nun zutrifft, können wir hier wohl nicht so wirklich beurteilen, oder? Was auch immer nun stimmen mag, ein Baustop bzw. ne Planänderung würde wohl die Glaubwürdigkeit der Entscheidung infrage stellen. Darauf haben wohl weder die Wettbewerbsrichter noch der Bauherren wirklich Lust.


    Wie gesagt, weiß nicht, wieso man dich da so reinsteigert. Soll man Braunfels doch als beleidigte Leberwurst abtun, wenn man nichts von dem ganzen hält. Andererseits gibt es ja bekanntlich keine schlechte Publicity. Klingt ja auch so, als würde das Projekt nun doch etwas an Akzeptanz erfahren.

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  • Man kann nur hoffen, dass der unsägliche Braunfels-Spuk in ein paar Wochen vorbei ist, wenn die Erdgeschosswände am spreeseitigen Abschluss stehen. Die Schalungen im Ostbereich der Baustelle wurden ja jetzt schon mal aufgestellt.

  • Das Problem ist einfach, dass Braunfels ganz offensichtlich mutwillig Fakten ignoriert. Es ist natürlich einfach, Themen wie Raumnutzungspläne und Flächenberechnungen als unerheblich abzutun - wo allerdings die im Ostflügel geplanten Räumlichkeiten ohne weiteren Um-/Anbau untergebracht werden sollen, noch dazu ohne erhebliche Umplanung und Mehrkosten, bleibt unklar.
    Auch dass die Spiegelung des Schlüterhofs ohne Planungsänderung durchgeführt werden kann, darf man wohl durchaus als eine gewisse Scharlatanerie betrachten - entsprechend sind natürlich Bauzeitverlängerungen die zwingende Folge. Zudem sollte vielleicht auch nochmal darauf hingewiesen werden, dass die inhaltlichen Vorgaben des Wettbewerbs zu Funktion und Gestaltung des Humboldtforums nicht durch Herrn von Boddien entschieden wurden.

  • Braunfels sagt, es sei nicht zu spät, kostet nichts mehr und es gäbe noch genug Platz, die anderen widersprechen dem...Was davon nun zutrifft, können wir hier wohl nicht so wirklich beurteilen, oder?


    Man braucht kein erfahrener Bauingenieur zu sein um zu beurteilen, dass eine Planänderung des Hochbaus nach Fastfertigstellung des Tiefbaus inkl. Statik und Fundament ein Projekt in die Länge zieht und teurer macht.


    Ich kann ja verstehen, dass alle Projektgegner nicht aufgeben wollen solange noch ein Fünkchen Hoffnung besteht, aber seriös ist das nicht. Vielleicht sollte der Tagesspiegel noch einmal alle in Wettbewerben unterlegene Entwürfe in einer Serie vorstellen. Damit würde er vermutlich, wenn er die Serie mehrfach in der Woche veröffentlicht, bis zum Richtfest knapp fertigwerden.

  • Ich denke man kann hier mittlerweile ganz klar von einer Kampagne gegen Stellas Spreefassade und gar nicht mal unbedingt für den Braunfels-Entwurf sprechen. Denn die Berliner Zeitung legt heute mit einem Leitartikel des Feuilletonchefs Harald Jähner nach.


    Die Zeit der Rasterfassade sei vorbei. 2008 habe der Kontrast Stellas' Spreefassade noch faszinieren können. Heute sei dies nicht mehr so denn es seien sensiblere Formen der Korrespondenz zwischen neu und alt à la Chipperfield gefragt.


    Braunfels’ Entwurf sei dagegen menschenfreundlicher und sein Tribut an die Moderne bestünde in der Kunst des Weglassens. Stadträumlich sei dies ein Geniestreich. Eine kurzfristige Umplanung würde sich damit langfristig auszahlen.


    Jähner ist sich sicher, dass Braunfels’ Entwurf eine viel größere Zustimmung der Berliner bekäme.

  • ^So kann man das sehen, es macht tatsächlich den Eindruck.


    Alternativ und nicht minder wahrscheinlich ist es ein weiterer Versuch der Schloßgegner, das Projekt zu torpedieren - die wissen genau, dass Umplanungen zu Kostensteigerungen führen und damit die Akzeptanz für das Gesamtbauwerk sinkt. Wenn sie Sache einmal ins Rutschen gerät...


    Im übrigen hat bisher niemand sagen können, wo die bisher im Stellaflügel untergebrachten überformatigen Ozeanien-Boote sonst hinsollen. Zudem müssten wegen des geringeren Gesamtplatzangebotes Berlin auf seine Flächen genauso verzichten wie die Humboldt-Uni - damit ist die gesamte inhaltliche Idee zerstört (was man von ihr auch immer halten mag). Und dann wäre wir wieder am Anfang: dem Schloß als Gemäldegalerie. Womit die Diskussion am Kulturforum wieder begönne...

  • Es ist schon bemerkenswert, dass sich in der Angelegenheit des Stadtschlosses wieder und wieder ein mehr oder weniger berufener Mensch unaufgefordert bemüßigt fühlt, noch eine weitere Sau durchs Dorf zu treiben. So etwas hat es bisher nicht einmal bei der Elbphilharmonie gegeben. Tatsache ist doch: der Rohbau sollte jetzt hochgezogen werden und nicht irgendwann nach einer wer weiß wie langen Umplanungszeit - denn wer kann schon prognostizieren, wie der Wind sich in späteren Jahren drehen wird und ob die wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, unter denen allein das Projekt gedeihen kann, mittelfristig in der Schiene bleiben.

  • Braunfels' Entwurf hat gegenüber Stellas Schießschartenarchitektur nicht nur den entscheidenden Vorteil, das Schloss zum östlichen Zentrum am Alexanderplatz hin zu öffnen und es durch eine grüne Achse mit dem Rathaus und dem Fernsehturm zu verbinden. Seine große städtebauliche Geste bietet auch die einmalige Chance, die Museumsinsel zu erweitern und sie zu einem "deutschen Louvre" zu machen, das sich im internationalen Vergleich mit Paris, London und Madrid messen lassen kann.


    In den Bauten entlang der grünen Achse könnten beispielsweise Museen für moderne und zeitgenössische Kunst untergebracht werden, die die Berliner Museumslandschaft an zentraler Stelle zusätzlich bereichern würden. Außerdem bestünde die Möglichkeit, die Gemäldegalerie wieder an ihren historischen Standort zurückzuholen und ihr zusammen mit den außereuropäischen Sammlungen ein neues Zuhause im Schloss zu geben.


    Sämtliche Schwachstellen an Stellas Entwurf, wie zum Beispiel die Fassade zur Spree, der Übergang am Lustgarten und das Lochraster im Schlüterhof, wären mit einem Mal behoben. Dessen Stärken aber, zu denen vor allem die lichtdurchflutete Agora mit dem freistehenden Eosanderportal sowie das in Anlehnung an die Uffizien gestaltete Schlossforum zählen, sollten im (ohnehin eher unwahrscheinlichen) Falle einer Planungsänderung unbedingt beibehalten werden.


    Zur besseren Veranschaulichung habe ich Braunfels' Visualisierungen einmal hochgeladen:







    © Stephan Braunfels Architekten

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