Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • In Demokratien ist es nicht üblich, dass irgend eine Stadt "Extrawürste" erhält.


    Dann sind so gut wie alle großen, europäischen Demokratien wie England und Frankreich keine solchen. London und Paris werden doch noch ganz anders bevorzugt als die paar Hauptstadtmittel für Berlin.


    Und ^^^: Der Name ist der persische Plural des arabischen Wortes talib (arabisch ‏ طالب‎), das Schüler oder Suchender bedeutet. (Wikipedia). Also mal halblang mit der Betroffenheit.

  • Ich weiß gar nicht, wie oft das jetzt hier schon geschrieben wurde. Der deutsche Steuerzahler baut in Berlin kein "Schlösschen" sondern ein funktionales und benötigtes Museumsgebäude. Zum Schloss wird das Gebäude äußerlich durch Fassade wie Kuppel und dafür würde der Staat möglicherweise aufkommen, falls die Stiftung das Geld dafür nicht zusammenbekommt. Und selbst wenn, auch ein modernes Gebäude wäre, je nach dem für was man sich denn entschieden hätte, nicht ohne Fassade oder Außengestaltung zu haben gewesen .

  • Dann sind so gut wie alle großen, europäischen Demokratien wie England und Frankreich keine solchen. London und Paris werden doch noch ganz anders bevorzugt als die paar Hauptstadtmittel für Berlin.


    Alleine nur die City of London also das Bankenviertel erwirtschaftet 25% des brit. BIP´s


    Wo steht da Berlin?

  • ^Diesen Zusammenhang hatte Berchen doch gar nicht hegestellt. Im übrigen würde ich mal die Verluste der City of London mit den vermeindlich "erwirtschafteten" 25 % saldieren - da werden ja keine Werte geschaffen, würde der Volkswirt sagen.

  • ^ Wenn hier schon mal die Ruhrgebiet-Sicht einfliesst - ungefähr eine ähnliche Summe wie für den Schloss-Wiederaufbau ist darin geflossen, neben der Zeche Zollverein ein Kreativzentrum zu erschaffen, wo sich kaum jemand ansiedeln will. Da wird nichts erhalten, nichts wiederaufgebaut und auch kein Arbeitsplatz erschaffen - es werden nur staatliche Institutionen von gut angebundenen Gegenden in eine verlegt, wo nur eine einzige Straßenbahn Essen mit Gelsenkirchen verbindet - und in jener Gegend kaum nachgefragte Bürofläche geschaffen. Was übrigens das Industriedenkmal sogar verschandelt.
    Wenn ich daran denke, wäre mir viel lieber, würde der Staat das Geld (u.a. aus meiner Steuertasche) für die Wiederherstellung der vierten Fassade des Berliner Schlosses, der Kuppel samt Laterne, jedes Portals und jedes Innenraums verwenden - die könnte ich beim Berliner Besuch knippsen. Dies schreibe ich vielleicht 10 Km Luftlinie von der besagten Zeche entfernt.


    Und Übrigens - obwohl Polen gewisse Probleme mit Österreich und Preußen hatte, offizielle Tafeln weisen in Breslau sogar zwei Schlösser auf - den kaiserlichen der Österreicher (jetzt Hauptgebäude der Universität - eigentlich seit der Schloss-Zeit stark umgebaut, aber die sichtbar hängende Tafel schreibt trotzdem vom einstigen Schloss) und den der Preußenkönige (jetzt Museen) - und nicht bloß als ein Museumsforum, ganz offiziell als königlichen Palast. Schon komisch, dass die bauarchitektonische Erinnerung an die deutsche Geschichte am ehesten in Polen gepflegt werden kann. Läge auch Berlin jetzt in Polen, wäre der hier vieldiskutierte Wiederaufbau selbstverständlich, inklusive der benachbarten Altstadt.

    Einmal editiert, zuletzt von Bau-Lcfr ()

  • In Demokratien ist es nicht üblich, dass irgend eine Stadt "Extrawürste" erhält. Auch nicht, dass man Schlösser auf Staatskosten baut.


    Doch, das ist sogar sehr üblich und hat mit der Staatsform nicht das Geringste zu tun. Tatsache ist nun mal, dass Hauptstädte in aller Welt neben den offensichtlichen administrativen im Regelfall auch repräsentative Funktionen haben. Berlin steht sowohl aus historischer als auch aktueller Sicht den großen europäischen Zentren da in nichts nach. Die alljährlichen Besucherzahlen sind dafür ein eindrucksvoller Beleg.
    Und ja, dazu gehört dann auch, dass man versucht aus dem historischen Vermächtnis Kapital zu schlagen und es auf intelligente Weise mit den heutigen Gegebenheiten kombiniert - in dem eben ein modernes kulturelles Zentrum die Fassade eines für dieses Land geschichtlich sehr wichtigen Gebäudes erhält.

  • Repräsentative Funktionen haben sie, wenn, dann nur aus historischen Zusammenhängen. Frankreich war immer sehr auf Paris ausgerichtet. Und London oder Tokio sind nun einfach einmal globale Megastädte und ballen alles auf sich, das wäre auch so wenn sie nicht die Hauptstadt wären (siehe Washington/New York City in den USA). Diese Rolle hätte Berlin in Deutschland gern, hat es aber einfach nicht. Die Stadt hängt finanziell am Tropf (im Gegensatz zu den allermeisten Hauptstädten anderer Industrieländer, darauf wollte ruhrbaron wohl hinaus), ist jetzt auch nicht so übermäßig viel größer als andere Metropolregionen Deutschlands - kleiner als das Ruhrgebiet, wenn es eine Ruhrstadt gäbe. Ich mag Berlin und all das aber mir geht ehrlichgesagt dieses Repräsentations- und "wir sind Hauptstadt"-Gehabe auf die Nerven, was seit dem Regierungsumzug angefangen hat. Zumal wir ja hier nicht über staatliche Repräsentation reden, die ist im Regierungsviertel mehr als erfüllt. Berlin nimmt sich selbst einfach ungeheuer wichtig. Ist ja schön, Lokalpatriotismus ist legitim und ich mag Berlin auch. Aber es gibt keinen Anspruch darauf, dass per Bundestagsbeschluss zig Millionen Bundesgelder in Berlin verbaut werden, ohne dass es einen überregionalen Nutzen gibt. Sitz des Bundes zu sein ist ein Privileg, kein Recht. Und der Bundestag ist nicht "nebenzu" für die Förderung lokaler berliner Kultur zuständig, nur weil das Gebäude physisch in Berlin situiert ist. Ich habe schon die Augenbrauen vor Erstaunen hochgezogen, als ich damals gehört habe, dass das jetzt Gegenstand eines Bundestagsbeschlusses sei. Von S21 kann man zB halten was man will, aber das ist ein Baustein des bundesweiten Verkehrsnetzes. Das Gebäude hier später keine größere oder kleinere Rolle als große Kultureinrichtungen in Hamburg, München, usw. nur dass dort das Land, als Aufgabenträger für "Kultus", die Finanzierung trägt. Das ist und bleibt eine Extrawurst und das kann man doch einfach mal so anerkennen.



    Und das Argument man hätte da eh ein Gebäude gebraucht usw., das stimmt doch nicht. Zuerst war der Wunsch der Rekonstruktion da, dann hat man nach Nutzungsmöglichkeiten gesucht - hinterher. Die Einrichtungen die dort rein sollen gibt es ja bereits andernorts, diese Standorte hätte man sanieren und weiterentwickeln können und einfach den Lustgarten vergrößern können oder es einfach als privates Baufeld freigeben oder was auch immer. Es gab keinen Zwang hier mit öffentlichen Millionen ein steinernes "Wir sind wieder wer!" zu setzen.


    Es gibt viele echte Baudenkmäler auch in Berlin die einer ungewissen Zukunft entgegen gehen weil die Finanzierung fehlt. Und dann baut man ein Stahlbetongebäude mit vorgehängter historischer Fassade, ich lehne das einfach ab und das kann man mir doch einfach mal lassen. Aber nun kommt es und das nehme ich hin. Dennoch werde ich nicht aufhören, meinen Unmut darüber zum Ausdruck zu bringen. Ich hätte es lieber gesehen, wenn der Bundestag mit dem Geld stattdessen einen Denkmalschutz-Fonds aufgelegt hätte um in der Breite Erhalt und Sanierung von Baudenkmälern zu fördern. Und das hätte Deutschland als Nation in der Summe mit Sicherheit eine größere kulturelle Bereicherung gebracht. Und da hätte Berlin mal die herausgehobene Stellung, die es für sich gerne reklamiert, wirklich zeigen können, indem es genau das gefordert hätte und die Finanzierung dieses Schloßbaus aus Bundesmitteln abgelehnt hätte. Als Akteur im Bundesrat usw. hätte man das vorantreiben können. Stattdessen hat man versucht, wie Hintertupfing und Kleinkleckersdorf möglichst viel Staatsknete für lokalen Beton zu bekommen. "Größe" bemisst sich halt nicht in Quadratkilometern.

  • ^
    Wäre mir neu, dass Berlin darum gebettelt hat sich unbedingt vom Staat das Humboldt-Forum samt Schlossfassade sponsern zu lassen. M.W. nach wurde demokratisch darüber im Bundestag entschieden. :???:

  • Ist ja schön, Lokalpatriotismus ist legitim und ich mag Berlin auch. Aber es gibt keinen Anspruch darauf, dass per Bundestagsbeschluss zig Millionen Bundesgelder in Berlin verbaut werden, ohne dass es einen überregionalen Nutzen gibt. Sitz des Bundes zu sein ist ein Privileg, kein Recht.


    Kann man Geschichte heutzutage eigentlich 'abwählen' als Unterrichtsfach? Anders lässt sich ja ein derart grobes Maß an Unkenntnis bzw. Ignoranz gegenüber der deutschen Geschichte kaum erklären... Hier geht es weder aus historischer Sicht, noch von einem zeitgenössischen Standpunkt aus betrachtet, um irgendein 'lokales' Bauprojekt. An dieser Stelle stand einst die Residenz der preußischen Könige und der gesamtdeutschen Kaiser und es entsteht heute wieder ein kulturelles Großprojekt des Bundes (!). Weder der Ort noch die konzipierte Nutzung sind hier irgendein Berliner Privatvergnügen, sondern eine ganz klare Angelegenheit von gesamtdeutscher Bedeutung - insofern selbstredend in entsprechender Verantwortung.
    Berlin ist NICHT irgendeine Stadt wie andere - es IST die Hauptstadt und da gibt es nun mal ein paar überregionale Besonderheiten.


  • Und das Argument man hätte da eh ein Gebäude gebraucht usw., das stimmt doch nicht. Zuerst war der Wunsch der Rekonstruktion da, dann hat man nach Nutzungsmöglichkeiten gesucht - hinterher. Die Einrichtungen die dort rein sollen gibt es ja bereits andernorts, diese Standorte hätte man sanieren und weiterentwickeln können und einfach den Lustgarten vergrößern können oder es einfach als privates Baufeld freigeben oder was auch immer. Es gab keinen Zwang hier mit öffentlichen Millionen ein steinernes "Wir sind wieder wer!" zu setzen.


    Vieles von dem, was im Humboldtforum gezeigt werden soll, verstaubt seit Jahrzehnten im Depot. Der Bedarf war schon lange da. Was ist so verwerflich daran beide Bedürfnisse zu verbinden?

  • Und dann baut man ein Stahlbetongebäude mit vorgehängter historischer Fassade, ich lehne das einfach ab und das kann man mir doch einfach mal lassen.


    Bester, da ist nichts "vorgehängt". Die Fassade ist selbstragend, wie das Original als Ziegelwand. Im übrigen war auch andere historische Fassaden, z, B, beim Potsdamer Stadtschloß, selbsttragend vorgebaut - das alte Schloß bestand hinter der neuen Fassade weiter. Und Teile des Berliner Originals ebenso. Insofern ist das alles bauhistorisch nichts Ungewöhnliches.


    Klar darf man das Berliner Schloß und/oder das Humboldtforum nicht mögen. Aber bitte keine Unwahrheiten verbreiten um die anderen von der eigenen Meinung zu überzeugen.

  • Gebetsmühle

    Wir vom FÖRDERVEREIN BERLINER SCHLOSS e.V. haben seit 1991 ( ich war damals 41 ) immer wieder diese Diskussion geführt.
    Alle denkbaren Argumente wurden ausgetauscht und zwar immer wieder.
    Bei den Schlossgegnern schien und scheint das Motto zu gelten:
    "Es ist zwar schon alles gesagt worden - aber noch nicht von jedem."

    Schloss jetzt - es wird gebaut! :D

  • Weißt Du eigentlich, was Taliban bedeutet, oder warum musst Du diesen unsachlichen Zusammenhang mit Lüscher herstellen?


    Kennst du das Wort "Metapher"? Taliban sind religiöse Fundamentalisten. Lüscher scheint eine städtebauliche Fundamentalistin zu sein.


    Zitat von Ruhrfürst

    Alleine nur die City of London also das Bankenviertel erwirtschaftet 25% des brit. BIP´s


    Das ist ja gerade das Problem. Deshalb fällt gerade Europa auseinander, weil die Briten gerne mehrere Extrawürste für ihre perverse Finanzindustrie hätten. Daß Hauptstädte nur dann besondere nationale Bedeutung haben, wenn sie entsprechend BIP liefern, ist wohl eher nicht der Fall.


    Auch in diesem Forum scheint man entsprechend dem architektonischen Gusto recht kreativ "Argumente" zusammenzudichten. Wenn man gegen das Schloß ist, sollte man nicht mit solchen künstlichen und wenig überzeugenden Nebenkriegsschauplätzen kommen wie bei den obigen Beispielen.


    Mit "modern" meine ich natürlich nicht "aktuell", sondern modern im eigentlichen Sinne. Ist doch logisch. Also funktional, Ästhetik durch Reduktion etc. Eine Gehry-Seite würde bestimmt auch nicht schlecht aussehen. Nur steht so etwas eben schon am Pariser Platz.


    Es ist halt ein geiler Brocken, ein schöner Hochbunker. Genau das gefällt mir. :) Jetzt muß nur noch das Umfeld möglichst historisch gestaltet werden, damit der Kontrast auch besser wirkt. Die Lüscher ist mir echt ein Rätsel.

  • Neuer Animationsfilm zum rekonstruierten Berliner Stadtschloss

    Den im Beitrag der RBB-Abenschau vom 2. Oktober in Ausschnitten zu sehenden neuen Animationsfilm über das rekonstruierte Berliner Stadtschloss kann man hier bei der "Berliner Zeitung" nun in voller Länge (fast 15 Minuten lang!) ansehen. Kamerafahrten durch die "Agora" (Eingangs- und Veranstaltungsbereich gleich hinter dem Hauptportal) und das "Schloss-Forum" (zwischen "Agora" und "Schlüterhof" gelegener Durchgang, der die "Breite Straße" mit dem Lustgarten verbindet) sind u.a. ebenso zu sehen wie das Schlossumfeld mit der Lustgartenterrasse samt den beiden Rossebändigern und der Adlersäule auf der Nordseite sowie dem Neptunbrunnen auf der Südseite des Schlosses!

  • Kennst du das Wort "Metapher"? Taliban sind religiöse Fundamentalisten. Lüscher scheint eine städtebauliche Fundamentalistin zu sein.


    Natürlich weiß ich, was eine Metapher ist. Das macht Deine Argumentation aber nicht sachlicher.

  • Werter tel33,


    gerade weil ich durchaus ein breiteres Geschichtswissen besitze weiss ich, dass der deutsche König bzw. Kaiser von den Kurfürsten gewählt bzw. vom Papst zum Kaiser erhoben wurde. Beides geschah nicht mit Wihelm, bei ihm handelte es sich v.a. um ein nominelles Staatsoberhaupt. Der "Chef" war Bismarck. Und dieses nominelle Staatsoberhaupt, den man "Kaiser" nannte (obwohl er mit den Kaisern des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation rein gar nichts zu tun hatte), war das dann ganze 43 Jahre. In Anbetracht der langen deutschen Geschichte eher eine Episode. Das heißt, das Schloss hat v.a. eine lokalhistorische Bedeutung.


    Da schwingt auch eine Vorstellung mit, dass Berlin sowas wie "die angestammte Hauptstadt Deutschlands" sei. Bonn war ganze 50 Jahre Hauptstadt eines demokratischen Deutschlands. Berlin bis zum Hauptstadtumzug im Jahre 1999 gerade einmal 15 Jahre (Weimarer Republik). Und in all den Jahrhunderten, seitdem Karl der Große den Grundstein für das gelegt hat, was wir heute "Deutschland" nennen, gab es nie eine feste Hauptstadt sondern ein Wanderkönig- bzw. Wanderkaisertum. Wenn es aber sowas wie "Hot Spots" gibt, die einer Hauptstadtfunktion nahe gekommen sind, dann war die Aachener Kaiserpfalz, der Immerwährende Reichstag in Regensburg sowie Wien, da den 43 Jahren der beiden Kaiser aus Preußen ca. 400 Jahre Deutsche Kaiser aus dem Hause Habsburg gegenüber stehen. Daher werden die Reichskleinodien des deutschen Kaisertums auch nicht in Berlin aufbewahrt, sondern in der Wiener Hofburg! Selbst die bayerischen Wittelsbacher sind mit drei Kaisern, mit insgesamt 46 Jahren Regentschaft, länger dabei. Schloss Nymphenburg in München ist also zentral für die deutsche Geschichte? Nach der Logik ja!


    Wenn man die Architektur des Stadtschlosses schön findet dann kann ich nur sagen, über Geschmack lässt sich nicht streiten. Aber ich bitte nicht so zu tun, als hätte dieses Gebäude eine zentrale Bedeutung für die deutsche Geschichte und sei daher eine "nationale Aufgabe". Zumal wir hier nicht über den Erhalt von originaler Bausubstanz reden, die tatsächlich "Geschichte gesehen" hat, sondern um eine Rekonstruktion einer Schmuckfassade, auf einem Bauplatz der kürzlich noch eine grüne Wiese war. Kein deutscher König oder Kaiser wird in dieses Gebäude jemals auch nur einen Fuß gesetzt haben!

  • Eine Gehry-Seite würde bestimmt auch nicht schlecht aussehen. Nur steht so etwas eben schon am Pariser Platz.


    Na, schön wärs...Naja, am PP vielleicht nicht wirklich. Aber die Gehry-Fassade am PP ist genauso spannend, wie die Stellafassade. Das eigentliche Gehry'sche ist drinnen und auf der Rückseite (auch nicht grad spannend).


    Bonn hatte doch im Grunde nur "mehr Glück, als Verstand", wenn mans mal so ausdrücken will und war nur ne Interimslösung, egal, wie lange es nun dauern sollte. Italien gibts auch erst seit 150 Jahren. Weiß nicht, sind die Italiener auch so drauf, wenns um Rom geht? Oder die Schweizer, die ja de jure nicht mal ne Hauptstadt haben?


    Jetzt kommts aber eben und wird diese "nationale Aufgabe" (ok, etwas übertrieben) eben bekommen. Das würde ein anderer Neubau an dieser Stelle u.U. auch. Wozu sich also immer wieder über längst verschüttete Milch echauffieren?


    Selbst die bayerischen Wittelsbacher sind mit drei Kaisern, mit insgesamt 46 Jahren Regentschaft, länger dabei. Schloss Nymphenburg in München ist also zentral für die deutsche Geschichte? Nach der Logik ja!


    Schloss Nymphenburg war lediglich eine Sommerresidenz der bay. Könige, ehem. vor den Toren der Stadt. Wie Schloss Charlottenburg. Das Stadtschloss ist somit mit der Münchner Residenz zu vergleichen. Außerdem gab es seit Bestehen Nymphenburgs nur einen wittelsbacher Kaiser und das auch nur ein paar Jahre und Reichshauptstadt war weiterhin Wien. Da hatte das Stadtschloss, u.a. als Hauptresidenz von de facto 3 deutschen Kaisern in der Hauptstadt des Deutschen Reiches mehr zu bieten.

  • Weisser Saal

    Ich habe mal eine Frage in die Runde der Experten:


    Es heisst immer, dass der ehem. "Weisse Saal" nicht wieder in den Abmessungen wiederensteht, somit künftig nicht wieder rekonstruiert werden kann. Weiss zufällig jemand ob im rekonstr. Schloss der neue "Weisse Saal" an Stelle des alten "Weissen Saals" auch Geschossübergreifend (2.-3. OG) ist?? Ich frage, da sich doch die Abmessungen im Nachbau fast denen des "Weissen Saals" vor dem letzten Umbau ähneln und somit vielleicht zumindest eine Reko diesen Zustands in Zukunft möglich ist???


    Danke schonmal für die Antworten!


  • Da schwingt auch eine Vorstellung mit, dass Berlin sowas wie "die angestammte Hauptstadt Deutschlands" sei. Bonn war ganze 50 Jahre Hauptstadt eines demokratischen Deutschlands. Berlin bis zum Hauptstadtumzug im Jahre 1999 gerade einmal 15 Jahre (Weimarer Republik).


    Einen gesamtdeutschen Staat gibt es bekanntermaßen erst seit 1871. Berlin war immer Hauptstadt dieses Staatsgebildes - und selbst zur Zeit der deutschen Teilung war es das immer noch zumindest anteilig.
    Das steht hier aber überhaupt nicht zur Diskussion.
    Tatsache ist, die Bundesrepublik Deutschland hat sich verbindlich per parlamentarischem Votum für Berlin als Hauptstadt entschieden. Und trägt damit natürlich auch Verantwortung zur Pflege o.g. Kontinuität.



    Zumal wir hier nicht über den Erhalt von originaler Bausubstanz reden, die tatsächlich "Geschichte gesehen" hat, sondern um eine Rekonstruktion einer Schmuckfassade, auf einem Bauplatz der kürzlich noch eine grüne Wiese war. Kein deutscher König oder Kaiser wird in dieses Gebäude jemals auch nur einen Fuß gesetzt haben!


    Offensichtlich hast du die grundsätzlichen Intentionen zum Bau des Humboldtforums an dieser Stelle nicht verstanden. Niemand wollte hier irgendein 'Schloss' als Huldigungsstätte für das preußische Königs- respektive deutsche Kaisertum wiedererrichten. Von daher ist es völlig irrelevant, ob da irgendwann mal jemand einen Fuß gesetzt hat.
    Es entsteht ein Neubau, dessen Nutzung durch staatliche Kultureinrichtungen von Anfang an klar definiert ist und dessen überregionale Relevanz auf der Hand liegt. Praktischerweise kann man mit diesem Neubau auch das Problem der dringend überfälligen Stadtreparatur angehen, nämlich indem man ihm die äußere Hülle des früheren Stadtschlosses gibt - das ist aber kein politisches Statement, sondern in erster Linie eine klare städtebauliche Maßnahme.