Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau


  • "Die Kuppel darf aus Brandschutzgründen nicht für Besucher geöffnet werden (leider)."
    Das ist ja wirklich ein Armutszeugnis, dass man in Deutschland im 21. Jhdt. so ein Kuppel nicht brandsicher herstellen und als phantastischen Eventraum nutzen kann, oder will man nur nicht? Ist das wirklich sicher?


    "die von einem Sponsor gespendete runde Ecke im Modell" zeigt besonders deutlich, wie brutal und gradezu pervers die Ostfassade die Rekonstruktion karikiert oder konterkariert. Heutzutage kann man alles wiederaufbauen, wenn man nur will. Aber hier hat der Wille eindeutig gefehlt, die Ostfassade ist damit für mich auch eine Kapitulationserklärung gegenüber den Baumeistern der Vergangenheit.

  • Da hat sich ein Sponsor für die Kuppel des Stadtschlosses gefunden, und bereits jetzt ist klar, das sie aus Brandschutzgründen NICHT für die Öffentlichkeit zugägnlich sein soll?????
    Eigentlich würde ich das für einen schlechten Witz halten, aber nach dem BER Debakel glaube ich inzwischen, dass das ganze Methode hat.


    BTW: Die Ausführungsplanung des BER wird vom selben Archtitekten gemacht, wie die des Schlosses.
    Wäre vielleicht gar nciht so dumm gewesen, wenn man beim BER auch von vornherein gesagt hätte, das er nicht für die öffentlichkeit zugänglich sein soll ;)


    Deutschland hat ein ernsthaftes Brandschutzproblem.... :nono::nono::nono::nono:

  • Nein, Deutschland hat ein Vorschriftenproblem. Das Ganze verkommt zum Selbstzweck und man reguliert sich tot. Und noch viel schlimmer: durch die Dominanz in den entsprechenden Gremien ergießt sich der Normierungswahn nahezu ungefiltert in die EU-weiten Richtlinien und Gesetze. Mit den entsprechenden Auswirkungen bei unseren ohnehin schon mehr oder minder bankrotten Nachbarn.

  • Deutschland hat ein ernsthaftes Brandschutzproblem.


    Es hat schon seinen Grund, warum die Brandschutzrichtlinien für Versammlungsstätten im Laufe der letzte Jahre deutlich verschräft wurden und derzeit immer noch die Nachbesserungen in diversen Flughäfen, Bahnstationen, etc. laufen.

  • So wie von Tel33 formuliert war das Statement meinerseits eigentlich auch gedacht.


    Selbstverständlich müssen Versammlungsstätten so errichtet werden, das die Nutzer im Brandfall (so er denn überhaupt noch eintritt aufgrund der inzwischen oftmals komplett unbrennbaren Materialien) sicher sind.


    Aber das, was da passiert ist eine von niemandem mehr zu kontrollierende verselbstständigung der entsprechenden Normierungsausschüsse (seitens des DIN und der entsprechenden Europäischen gegenstücke) mit dem Ergebniss, das die Fachplaner und Architekten nur noch versuchen, ihren Kopf aus der Schlinge zu bekommen und möglichst unbeschadet aus jedem Bauvorhaben heraus zu kommen.
    Und ganz nebenbei werden dann solche architektonischen Schwachsinnsergebnisse präsentiert wie jetzt beim Schloss.


    Das ist doch eine Farce.....


    Ps: Was müsste man denn laut aktueller Brandschutzverordnung machen, damit die Kuppel öffentlich betretbar ist? Also ausser der Tatsache, das sie komplett aus nichtbrennbaren materialien Gebaut werden muss, das sie komplett gesprinklert sein muss und das es 2 unabhängige Fluchtttreppenhäuser geben muss? Kann dazu mal jemand was sagen?

  • Da hat sich ein Sponsor für die Kuppel des Stadtschlosses gefunden, und bereits jetzt ist klar, das sie aus Brandschutzgründen NICHT für die Öffentlichkeit zugägnlich sein soll?????


    Aber der Spender hat die Kuppel ja nicht mit dem Hintergedanken gespendet, einen Raum zu schaffen, sondern in erster Linie, um das Äußere zu komplettieren. Ist natürlich schade um die verschwendete Fläche/Raum, aber das Äußere finde ich dann doch wichtiger.


    Was genau ist denn "die Kuppel"? Stellas Pläne (zumindest noch in diesem Querschnitt und dem Grundriss) sehen ja einen runden Raum im Mezzanin-Geschoss unter der Kuppel vor. Ist das nun nicht mehr möglich oder gehts um einen Zugang über die Dachterrasse? Das reicht doch als tollen Veranstaltungsraum. Was will man denn mehr?


    Konnte man nicht für 10€ nen Ziegelstein spenden? Mir kam grad die Idee, dies vielleicht zu tun, finde aber auf der Seite nichts. :confused:

  • Geht's beim "Betreten" der Kuppel für die Öffentlichkeit um den Innenraum in der Kuppel oder um die Galerie, die außen um die eigentliche Kuppel herumläuft?


    Bei letzterer könnte auch das Problem einer mangelnden Brüstungshöhe bestehen, diese ist im Original sicherlich zu niedrig für heutige Vorschriften.


    Das Problem Brandschutz halte ich für ein vorgeschobenes Argument. In erster Linie ist dies eine Kostenfrage. Das Problem brennbarer Materialien halte ich dabei noch für das geringste Problem. Eine Sprinkleranlage wird wohl auch noch zu vertretbaren Kosten einzubauen sein.
    Problematischer mag der zweite Fluchtweg sein, dafür muss ja auch wieder zusätzlicher Platz vorgehalten werden. Will man die Kuppel für die Öffentlichkeit öffnen, erfordern die Vorschriften heutzutage ja auch die "Barrierefreiheit". Schließlich ist dies ein "Neubau". Das erfordert nochmehr Platz für einen Aufzug.


    Wenn es bei der "Sperrung der Kuppel für die Öffentlichkeit" geht sollte man auch an mögliche Folgekosten denken. Der Zugang zu einer großzügigen Aussichtsterrasse ist sicherlich einfacher zu handhaben, als bei einer Aussicht von der Kuppel. Da wird man im Verhältnis mehr Personaleinsatz bei geringeren Einnahmen haben.


    Das ist zwar alles nicht schön, aber vielleicht denkt man ja nochmal um, wenn das Humboldtforum erstmal nen paar Jahre komplett steht und baut dann nachträglich noch nen Zugang.

  • Ps: Was müsste man denn laut aktueller Brandschutzverordnung machen, damit die Kuppel öffentlich betretbar ist? Also ausser der Tatsache, das sie komplett aus nichtbrennbaren materialien Gebaut werden muss, das sie komplett gesprinklert sein muss und das es 2 unabhängige Fluchtttreppenhäuser geben muss? Kann dazu mal jemand was sagen?


    Naja, so leicht beantworten lässt sich diese Frage nicht unbedingt. Die wichtigsten Fragestellungen sind vermutlich:
    - Welche Nutzung soll dort stattfinden (Tagung/Konferenz, Gastronomie, Ausstellung, etc.)?
    - Wie viele Personen sollen sich dort aufhalten können (>200 Personen gleichzeitig verschärft die Anforderungen erheblich wegen Versammlungsstättenverordnung)
    - Auf welcher Höhe befindet sich der Fußboden (>20m bedeutet Hochhaus und auch hierdurch verschärfte Anforderungen)
    - Wie sieht das Brandschutzkonzept des Gebäude aus (ja, das ist relativ individuell)


    Aus diesen Fragen ergeben sich dann Anforderungen, die grob und nicht abschließend folgend sein können:
    - Rauchmelder
    - Anzahl und Größe Treppenhäuser
    - Maximale Fluchtweglängen
    - Maximale Größe von Brandabschnitten
    - Sprinklerung
    - Mechanische Entrauchung
    - Definierte Fluchtwege ohne Brandlasten (keine Möbel, etc.)
    - Überdruckbelüftete Treppenhäuser
    - Feuerwehraufzug


    Und das ist nur der bauliche Brandschutz, der organisatorische kommt noch dazu... :runaway:


    Ich kann mir gut vorstellen und würde es verstehen, dass diese ganze Liste an Themen in Zusammenhang damit, dass man ja das Schloss rekonstruieren will und nicht unbedingt einen Feuerwehraufzug in die Haupthalle bauen möchte, einfach zu viel sind und man dann lieber auf die Nutzung der Kuppel verzichtet. War das Ding überhaupt im ursprünglichen Schloss genutzt oder nur ein staubiger Dachboden, wo der Prinz seine Mätressen empfangen hat? ;)

  • Also nochmal, um welchen Platz in/an der Kuppel, der nicht öffentlich betreten werden soll geht es?


    Ich kann mir irgendwie kaum vorstellen, dass man das Tambourgeschoss unter der eigentlichen Kuppel, welches ja früher die Schlosskapelle beherbergte, nur für Verwaltungs- und Lagerräume nutzen will. Finde allerdings keine Informationen über das Nutzungskonzept hierfür. Dieses Geschoss öffentlich zugänglich zu machen, halte ich auch noch nicht für allzu problematisch. (wenn es z.b. eine Dachterrasse geben soll, wäre hierüber ja auch z.B. der zweite Fluchtweg möglich)


    Sobald es aber eine Etage höher gehen soll müsste ja einiges an platzzehrenden Einbauten im Tambourgeschoss vorgenommen werden und da würden porteños Einwendungen sicher voll zum Tragen kommen und dies zu teuer machen. Außerdem wär dann natürlich ein möglicher Rundumblick aus diesem Geschoss gestört.


    Kleine Ergänzung: Laut diesem Artikel der Berliner Zeitung angehängtem PDF soll das Geschoss unter der Kuppel durch das Museum für Asiatische Kunst genutzt werden, was wohl für die Zugänglichkeit spricht. Einbauten für ein Betreten höherer Teile der Kuppel würden dann wohl den Raumeindruck stören.

    Einmal editiert, zuletzt von Kieselgur ()

  • In der Broschüre zur Grundsteinlegung hat die Stiftung Berliner Schloß folgende Abbildung veröffentlicht:



    (C) Stiftung Berliner Schloß, Ralph Appelbaum, malsyteufel


    Der Text lautet: Museum für asiatische Kunst, Ausstellungsbau Zentralasien mit der Schwertträgerhöhle im Kuppelsaal

  • Wow, welch umwerfernder, in all seiner Harmonie kaum je zuvor gesehener Zusammenklang von Raum und Ausstattung, Bau und Mobiliar! Wir sehen, hier entsteht Großes! Noch ein Grund mehr, sich aufs Humboldtforum zu freuen ;)

  • In der Broschüre zur Grundsteinlegung hat die Stiftung Berliner Schloß folgende Abbildung veröffentlicht:
    Der Text lautet: Museum für asiatische Kunst, Ausstellungsbau Zentralasien mit der Schwertträgerhöhle im Kuppelsaal


    Konstantin, ich bin beeindruckt!
    Angesichts solcher Erhabenheit erübrigt sich jede weitere kleinliche Diskussion und man sollte es einfach nur begrüßen wenn dafür 600 Mio €+++ konsequent rausgekübelt werden.

  • @ Urbanist / ulgemax : Die Philosophie die dahinter steht und Hauptintention ist diesen Ort ( wieder-) erstehen zu lassen sowie Geschichte des Ortes und des Schlosses selbst - um nur zwei Denkansätze zu nennen - spielen natürlich bei euch angesichts dieses einen Bildes bezüglich einer objektiven Bewertung und Meinungsbildung und vor allem auch sachlichen Diskussion ganz offensichtlich keine Rolle !

  • ist architektur nicht für den menschen da? schon jetzt finden viele die rekonstruktion des potsdamer schlosses schöner und gelungener als so manche "moderne" architektur in der Region... so wird es auch beim berliner stadtschloss kommen. nehmt endlich eure akademische brille ab.

  • Es wäre schon viel erreicht, wenn durch den Stadtschlossaufbau nicht nur eine wichtige Brache geschlossen wird, sondern auch mal die moderne Architektur zur Disposition gestellt würde und sich, ganz weit gesponnen, eventuell auf das bauliche Schaffen des Marx-Engels-Forum auswirkt.

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    Da wäre ich etwas vorsichtig mit. Das Schloss ist von der reinen Größe her ein ganz schöner Trümmer im Stadtraum und könnte den Befürwortern einer Grünfläche durchaus Vorschub leisten.

  • Das Schloss ist von der reinen Größe her ein ganz schöner Trümmer im Stadtraum und könnte den Befürwortern einer Grünfläche durchaus Vorschub leisten.


    Dem hätte man natürlich durch eine etwas gefälligere Freiflächengestaltung entgegen wirken können. Aber es musste ja 'modern', sprich komplett in Stein gegossen werden.