Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Ich habe immerhin berliner Wurzeln, insofern lag mir das Thema schon immer etwas mehr am Herzen.


    Dennoch konnte ich nie nachvollziehen, dass sowas eine Bundesaufgabe sein soll. Wir sind in keinem "Imperium", wo das imperiale Zentrum besonders rausgeputzt werden darf/muss/kann mit Geldern aus jedem Winkel des "Imperiums". Sondern in einer Republik. Wenn die Anlagen der Bundesregierung und des Parlaments schon sehr großzügig ausfallen und man selbst über ein Besucherzentrum mit Baukosten bis 300 Mio. Euro nachdenkt ist das schon reichlich exzessiv, dass eine rekonstruierte Fassade eines historischen Schlosses ehemaliger regionaler Fürsten hingegen eine Bundesaufgabe sein soll wurde noch nie inhaltlich plausibel erklärt. Nicht dass mir das bekannt wäre.


    Sowas ist gemeinhin, wenn, Sache von Ländern und privaten Geldgebern. Und das ist auch schon der Knackpunkt. Bezöge man Berlin und die Berliner selbst stärker ein, entstünde auch eine Bindung. Das hat denke ich nichts mit den Fragen von "Zugezogenen" zu tun, der Berliner als solcher existiert eh nicht, aus einigen Dörfern auf sumpfigen Grund wurde eh erst in der Industrialisierung, solange ist das nun auch nicht her, eine Großstadt. Berlin besteht per Definition nur aus "Zugezogenen", bis weit über die Grenzen "Deutschlands" hinaus im Übrigen, wie zahlreiche francophone oder aber auch osteuropäische Familiennamen (Endung mit "-sky" etc.) belegen. Das hat aber Kooperation und Zusammengehörigkeitsgefühle auch in der Vergangenheit nicht verhindert. Das ist keine überzeugende Erklärung für die Distanz gerade vieler Berliner zu diesem Vorhaben.


    Es liegt meinem Eindruck nach einfach auch daran dass das vom Bundestag beschlossen wurde, Bundesgelder fließen, höchste politische Behörden und Ministerien mit der Planung betraut sind, bei einem internationalen Architekturwettbewerb ein italienischer Architekt verpflichtet wurde, wo man als Nutzung von einem Haus europäischer Kulturen spricht... da ist schon organisatorisch für maximal mögliche Distanz zu Berlin und den Berlinern gesorgt worden, fast kann man von einer "Enklave" sprechen die da geplant wird. Außer dem historischen Vorbild finde ich in dem ganzen Projekt keinen "berlinerischen" Ankerpunkt. Ganz anders waren ja die Leidenschaften in Berlin verteilt, als es um den Abriß des "Palast der Republik" ging, es gab mindestens soviele Gegner wie Befürworter des Abrißes, aber kaum einen der keine leidenschaftliche Meinung dazu gehabt hätte, wenn man nachfragt. Das ist bei diesem Projekt anders.


    Man hätte einfach erstmal die Bürger, die Berliner, fragen sollen was sie denn eigentlich mit diesem Areal im Herzen der Stadt anfangen wollen, anstatt zu sagen "ihr seid jetzt halt Bundeshauptstadt, da muss es jetzt repräsentativer aussehen, also machen wir das mal".

  • Und wer hätte das dann finanziert? Wären dann die Museumsinsel Arcaden hingekommen? Tolle Alternative. Republik, Imperium...Das sind doch ebenso nur bürokratische Begriffe. Diese regionalen Fürsten waren - wenn auch nicht lange - überregionale Kaiser. Ich denke mal, der Nürnberger ist auch nicht begeistert davon, dass auf gesamtbayerische Kosten irgendwas in München gebaut wird. Mitgehangen, mitgefangen (jaja, ich weiß, Nürnberger sind keine Bayern aus Leidenschaft, sinds jetzt aber nun mal). In einer Republik kann man solche Großprojekte - Museen, Opern, Regierungsgebäude etc. - genauso von oben planen, wie in einer Monarchie.


    Die Bürger von Berlin hätten sicher keine wirklcih produktive Meinung gehabt, weils sicher die wenigstens interessiert, was da genau gebaut wird. Ob nun Schloss/Humboldtforum oder sonstwas, man meckert nur, dass dort gebaut wird. Was ist eher nebensächlich. Mit solchen Großprojekten sind 80% der Berliner doch überfordert, wenns sie überhaupt interessiert. Es kostet Geld. Wozu das ganze? Wir haben doch schon das Lidl um die Ecke.


    Der "Berliner als solcher" existiert seit knapp 100 Jahren. Ebenso wie der "Hamburger als solcher" (na ok, erst seit 80) oder viele andere "XYstädter als solche". Zugezogen würde ich das nicht nennen. Schließlich sind diese ganzen Städte, aus denen Groß-Berlin geformt wurde, schon lange davor mehr oder weniger miteinander verschmolzen gewesen. Und die Nachfahren der Hugenotten, die "-skys", die "-bergs" und "-steins" usw., die seit 500-50 Jahren hier leben, die sollten sich inzwischen auch als Berliner fühlen. *Sarkasmus-Polemik-Modus aktiviert* Eigentlich sind ja auch alle Berliner nur Cöllner...Und eigentlich sind ja alle Cöllner eh nur Slawen. Berlin und Berliner gibts also gar nicht, genau genommen. Also sind deine berlinischen Wurzeln auch nicht erwähnenswert.*Modus deaktiviert*. Das ist doch alles total banal, wer und was und wo und warum und seit wann nun Berliner ist.

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  • dass eine rekonstruierte Fassade eines historischen Schlosses ehemaliger regionaler Fürsten hingegen eine Bundesaufgabe sein soll wurde noch nie inhaltlich plausibel erklärt.


    Ich empfehle einen Grundkurs in deutscher Geschichte. Und ja, auch Republiken leisten sich sowas wie eine Hauptstadt, einschließlich entsprechendem Kulturprogramm. Und dazu zählt eben auch ein musealer Neubau mit historischen Fassaden.

  • Wie lange lebst du denn schon unter einem Stein, lieber Baumeista? Was du behauptest ist erstmal oft unkorrekt, zweitens wurde das schon für gut ein Jahrzehnt immer und immer wieder durchgekaut. :nono: Ich versuche mich daher knapp zu halten:
    Die barocken Fassaden sind nicht Bundesaufgabe, sondern werden von Spendengeldern getragen.
    Dass der Bund abgesehen von den Fassaden einen Großteil der Baukosten übernimmt, liegt ganz einfach daran, dass der meiste Platz im Humboldt-Forum vom Ethnologischen Museum und vom Museum für Asiatische Kunst belegt werden. Zwei der insgesamt 17 staatlichen Museen von Berlin. Wie der Name anklingen lässt, unterstehen diese Museen dem Bund.


    Es ist von jeher rund um die Welt Gang und Gäbe, dass Bauaufgaben von großer nationaler, ja, internationaler Bedeutung auch international ausgeschrieben werden. Potsdamer Platz, Reichstag, Neues Museum, Humboldt-Forum...
    Und abgesehen davon ist Berlin immernoch die Hauptstadt von Deutschland und gehört somit nicht nur Berlinern...*räusper*


    Außerdem hat man die Bewohner Berlins und Deutschlands in den letzten Jahren sehr wohl unzählige Male nach ihrer Meinung gefragt. Jeder ist auch herzlich eingeladen die Humboldtbox auf dem Schlossplatz zu besuchen, die nicht nur umfassende Informationen zum Projekt vermittelt, sondern auch tagtäglich zum Dialog darüber einlädt.
    Obwohl die Minderheit der Skeptiker immer die war, die sich am lautesten Gehör gegen das "Schloss" verschaffte, wie das bei den Wutbürgern nunmal so ist, war eine große Mehrheit der darüber aufgeklärten Bürger meines Wissens nach (und ich verfolge dieses Projekt seit gut einem Jahrzehnt sehr interessiert) immer für das Humboldt-Forum, dessen Nutzung und die historischen Fassaden.

  • Baufluchten beim Stadtschloß

    Sehr geehrte Mitforisten, nach Tagen der Suche wende ich mich nun an Sie, um mir bei einer Sache behilflich zu sein.
    Oftmals wird beim Stadtschloß von einem "ortogonahlen" Baukörper gesprochen. Nach den im Netz veröffentlichten Grundrissen ist dies eindeutig nicht der Fall. Weder ist die Seite zur Schloßfreiheit im rechten Winkel zu den angrenzenden Nord- und Südfassaden, noch sind die Baufluchten der Nord- und Südseiten zueinander parallel. Um diese geht es mir jedoch im besonderen (siehe Schaubild)

    Was auf die kurze Distanz natürlich nicht weiter ins Gewicht fällt, macht jedoch bei der Länge der Fassade im Bereich des ehemaligen Apothekerflügels bereits eine Differenz von rund 1,5m aus. Eine Baubeschreibung, welche explizit diese Eigenart feststellt, darauf eingeht oder diese erläutert, konnte von mir nicht gefunden werden. Gibt es unter Ihnen jemanden mit einer Erklärung zu diesem Umstand oder/und kann mir bestätigen, dass das Original auch schon so gebaut worden ist. Vielen Dank!


    Lepus

  • Ich bin gerade über einen Artikel gestolpert nach dem der Adler vom Kaiser-Wilhelm-Nationaldenkmal noch vorhanden ist. Er schmückte bis vor kurzem sogar noch dem Balkon des märkischen Museums. Ich hatte bisher immer angenommen, nur die vier Löwen seien übrig geblieben (die seit vielen Jahren im Tierpark Berlin Friedrichsfelde installiert sind.


    Ich persönlich will das Denkmal gar nicht unbedingt zurück, aber vielleicht interessiert es ja jemanden hier der wie ich zuvor nichts von dem Adler wusste und der sich für den Wiederaufbau des Denkmals interessiert.


    Artikel: http://www.maerkischeallgemein…ugust-Gaul-wartet-in.html

  • Gerade im Radio gehört: es wurde ein Spender für die Kuppel gefunden. Der Bund zahlt den Rohbau (auch der Kuppel? Das war mir neu), der nicht genannte Spender zahlt die Fassade der Kuppel. Insgesamt soll die Kuppel wohl 18 Mio Euro kosten.

  • Das ist ja super. Ich hatte allerdings nichts anderes erwartet. Es war schon länger von gleich mehreren Interessenten die Rede. Nachdem die ohnehin fest eigeplante Fassade auch ohne Spenden sicher kommen wird (notfalls eben auf Bundeskosten...), werden nun sicher eher noch mehr Extrawünsche hinzugefügt werden, damit können sich die Spender auch besser profilieren.

  • Großartig!
    Hoffentlich wird eine Lösung gefunden, in der Kuppel und Dachterrassen-Café in Verbindung gebracht werden.
    Eine Variante, die nur schöne Kubikmeter umbauten Raumes produziert mag ja auch ihren Wert haben, aber Kuppelfenster, aus denen man auf die Stadt hinaussehen kann, sind eindeutig besser! :)

  • Ich finde es auch einfach nur grossartig. eine reduzierte, modernistische kuppel a la Nollendorfplatz hätte den gesamteindruck doch sehr gestört, und wäre vermutlich auch nicht mehr geändert worden, wenn sie einmal errichtet ist.


    Bei den wahnsinnsgeldern, die bestimme Unternehmen in diverse Prestige, und Werbemassnahmen pumpen ...z.B. Mercedes jedes ca.100 mio in den Motorsport wundert es mich sowieso, das derartige Projekte, von welchen man weiss, das sie bei der breiten Bevölkerung auf sehr viel zustimmung stossen (so lange sie nicht aus steuergeldern finanziert werden....) nicht mehr macht. Es wäre der berühmte, buchstäbliche "klacks"....

  • Ich fände es nur fair, wenn man den Spender dann auch nach Fertigstellung der Kuppel ehrt, bspw. in dem man den Kuppelsaal nach ihm benennt. Eine Namenstafel muss es aber mindestens sein.


    Was steht eigentlich Hans Wall zu diesem Projekt? (obwohl ich es lieber sähe, wenn man ihn die Schinkelsche Bauakademie bauen lässt, auch wenn die Kosten mit Berlin geteilt werden würden. Besser in einen Bau investiert, als in obskure Vereine, deren Nutzen fragwürdig erscheinen)

  • Diese Nachricht freut mich wirklich sehr und ich kann mich Hobbyist nur anschliessen dass der Spender geehrt werden sollte.

  • Kuppel, Rundes Eck - jetzt fehlt noch jemand für die Ostfassade ;). Optimistisch, wie ich bin, hoffe ich nur, dass er die Spende nicht zurückzieht, wegen irgendwelchem bürokatischem Kram, der Linken, Pleite oder sonstwas...

  • was ist denn mit den 2 türmchen rechts und links der grossen kuppel? Sind die denn inzwischen auch in trockenen tüchern, oder fehlen die noch?


    Auf den visualisierungen der Seite des Fördervereins fehlen sie teilweise....

  • Nein, die sind (noch) nicht vorgesehen.


    Bei der Präsentation am 05.03. in Stuttgart (Werbeveranstaltung des Schlossvereins) war Stella anwesend.
    Auf die entsprechende Frage hin sagte er, dass die beiden Uhrentürmchen zwar nicht vorgesehen seien, allerdings wären sie als Verkleidung für Klimatechnik auf dem Dach denkbar, wenn der Raum im Mezzaningeschoss knapp werden sollte.
    Es sei alles auch eine Kostenfrage. :)

  • Die Uhrentürmchen könnte man ja zur Not auch später noch hinzufügen, denke nicht, dass das ein großes Problem wäre.

  • Um den Namen des anonymen Spender ranken sich viele Gerüchte. Einige glauben zu wissen,dass es sich um Friede Springer handelt,welche die Millionen locker gemacht hat.

  • ^
    Glaubt man der Berliner Zeitung ist der anonyme Spender ein männlicher Deutscher. Wie dem auch sei; zum Spekulieren bitte ein anderes Forum nutzen. Dazu ist dieser Thread nicht gedacht.


    Weiter heißt es in dem Artikel, dass die Spendenzusage weder die sog. Laterne auf der Spitze noch die Skulpturen enthalte. Allerdings können sie auch später draufgesetzt werden.

  • Baubeginn

    In Beitrag #1681 berichtete abrissbirne von einem Zeitungsartikel, in dem es um die Vergabe der Rohbauarbeiten und den Baubeginn im März 2013 geht. Tatsächlich haben die Arbeiten auf dem Areal begonnen. Die große Liegewiese ist Geschichte. Es finden bereits großflächige Erdarbeiten statt, der Bauzaun Richtung Berliner Dom wird gegenwärtig in eine sehr stabile Variante umgewandelt.


    Erdarbeiten:




    Am besten lassen sich die Arbeiten von der Dachterrasse auf der Humboldt-Box aus beobachten:



    Bald können wir uns auf folgendes freuen (die Humboldt-Box kommt natürlich wieder weg):