Die ökologische Energiewende (=Abschaltung der AKWs + Neubau von Kohlekraftwerken) braucht nunmal fossile Brennstoffe. Daher ist klar, dass die Grünen da keine Quelle zubauen lassen wollen.
Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau
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Stella est lá
Wobei sich da auch die Frage stellt, inwieweit eine Fassade moderner Couleur kostengünstiger gewesen wäre als die Rekonstruktion. Das lässt sich jetzt nur noch schwer beantworten, da unter weglassen der Prämisse einer Rekonstruktion natürlich andere Entwürfe das Rennen gemacht hätten, als das schließlich der Fall war.
Man müßte mal hieb- und stichfest nachrechnen, wie groß die Differenz zwischen einer barocken und einer gängigen modernen Fassade ist. Ein bißchen dämlich ist diese Argumentation ja schon. So als ob man ein "Schloß" mit vier Stella-Fassaden bauen könnte. Oder einen Wolkenkratzer mit 10 Etagen. Oder ein Kanzleramt aus Holz.
Wahrscheinlich ist die Differenz marginal.
Aber mal eine andere Frage: Gibt es hier Leute, die Gefallen an der Stella-Ost-Fassade finden? Ich gehöre durchaus dazu. Vier Barock-Fassaden kommen mir ein bißchen langweilig vor, obwohl ich vom Grundsatz her sehr einem traditionell orientierten Städtebau zugeneigt bin. Ich finde vier Barock-Fassaden keine Katastrophe. Das wäre auch schön. Nur empfinde ich einen gewissen modernen Spin, eine Neuinterpretation als bissiger, hat mehr Pepp. Gibt irgendwie das gewisse Etwas.
Wie steht man hier dazu?
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Wie steht man hier dazu?
Es gäbe durchaus auch gefällige moderne Interpretationen - Stellas Variante zählt allerdings nicht dazu. Die versprüht eher den Charme einer industriellen Legebatterie.
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Für die Planungs- und Herstellungskosten der Fassadenelemente in Sandstein sind Kosten in Höhe von 66 Millionen Euro eingeplant. Auch der FÖRDERVEREIN BERLINER SCHLOSS bestreitet keineswegs, dass das viel teurer ist als glatte Steinplatten.
Das Anbringen der Elemente am Gebäude wird dann vermutlich nicht mehr extrem teurer werden als bei einfacheren Platten.
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Es gäbe durchaus auch gefällige moderne Interpretationen
Ja was denn? Mir gefällt diese minimalistische Ästhetik, wobei ich nicht sagen will, daß das das Beste ist.
Und was ist mit meiner anderen Frage? Viermal barock, oder dreimal? Eure Meinung ist gefragt.
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^wie sollte denn eine vierte Seite aussehen? Die gab es ja nie... es wäre so oder so eine Neuinterpretation.
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Nur mal so am Rande, Berliner, es gab kein 4xBarock sondern (3xBarock)+(1xRenaissancemischmasch).
Auf den alten Fotos sah der immer recht runtergekommen aus. Er war jedoch durchaus vielseitiger als Stella und auch als die drei Barockfassaden. Man sieht Türmchen mit Kupferhelmen, große gotisch anmutende Fenster, diesen kleinen Garten mit etwas Barockfassade zum Schlossplatz hin und natürlich den Apothekerflügel. Nur diesen Trakt zw. Apotheke und den großen Fenstern hätte man ruhig anders gestalten können. Soll letztendlich nur sagen, dass dieser Flügel sicher nicht minimalistisch, aber auch nicht so langweilig und architektonisch anspruchsvoll, dass mans mit ein paar Lego-Steinen ohne Anleitung nachbauen kann. Aber jut, nun kommts, wie es kommt...
War es nicht so, dass Stella gar nicht den ersten Platz gewonnen hat, und letztendlich nur umgesetzt wird, weil er der günstigste war? Ein wahres Kompliment für Stella und ein Tritt in die Keimdrüsen für den eigentlichen Gewinner...
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Vorhängeschloß
Ihr nehmt's aber genau. Mir ist schon klar, daß die Ostseite Kuddelmuddel war, auch wenn ich jetzt nicht genau wußte, wie die zustande kam und daß das Renaissance war. Ich wußte nur was von einer Schloßapotheke und daß das Schloß gotische Ursprünge hat.
Ich frage nur nach viermal barock, weil das ja nun die Alternative wäre, wenn man es wirklich historisch haben möchte ohne Stella-Fassade. Und weil der Moderator im SSC-Forum regelrecht vernarrt ist in die Idee des Quattro-Barock oder eines offenen Schloßhofes.
Deshalb frage ich hier mal so rum, wie man das alles sieht. Ich habe ja auch Momente, wo ich dem Quattro-Barock mehr abgewinnen kann als der Stella-Fassade. Ich könnte sozusagen nur gewinnen. Mir scheint die Stella-Fassade aber doch ganz schön imposant und kultig zu sein. So was schaffen nur wir, außerdem hat es auch was Speersches, wenn ich nicht völlig verwirrt bin.
Stella hat meines Wissens schon den ersten Platz gewonnen, weil er sich einfach an die Vorgaben hielt.
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Die Vierseitenbarockfassade (was für ein Wort ) fand ich überraschend und vorallem konsequent. Man hat doch diesen Entwurf gekauft, wenn ich mich recht erinnere. Ich hoffe das hat auch einen Grund.
Ansonsten hätte ich es als (gutes) Statement gesehen, wenn sich Berlin für eine Beteiligung beim Bau entschieden hätte, nämlich den alten Schlossteil (Spreeseite, Apothekerflügel). Allerdings hätte man das ruhig wie in Dresden machen können: über Jahrzehnte nach und nach rekonstruieren (das hätte das Budget aufs Jahr gerechnet in Grenzen gehalten.)
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Dann müsste, wie in Dresden, aber auch sowas wie Geschichtsbewusstsein und Identifikation mit dem Ort vorhanden sein. Davon ist in einer Stadt, die zum großen Teil aus Zugereisten besteht, nicht auszugehen. Es ist den meisten Menschen schlichtweg egal - traurig aber wahr.
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Alternativlos?
Im Streit über die Ostseite offenbart sich das Dilemma beim Wiederaufbaus des Stadtschlosses.
Wahrscheinlich gibt es viele, die sich nur deshalb für einen Wiederaufbau der Schlossfassaden stark gemacht haben, weil sie der Moderne kein wirklich beeindruckendes schönes Objekt an dieser Stelle zutrauten.
Ich gehöre auch dazu.Anfang der 90er wurde in einem ersten Wettbewerb ein Entwurf gekürt, der einen rechteckigen Kasten mit einem Oval im Zentrum in der Kubatur des alten Stadtschlosses vorsah. Fassade und Inhalt blieben vage. Soweit wie dieses Konstrukt wenigstens, wenn auch nur rudimentär, an das alte Schloss erinnerte, so sehr schreckten alle anderen Entwürfe ab. Nichts auch unr annähernd Realistisches oder gar Schönes wurde angedacht.
Nichts war dabei, auf das man ernsthaft gerne von den "Linden" aus draufzu gefahren wäre.
Und genau darum geht es: Wer vom Brandenburger Tor die "Linden" herunter fährt, der erwartet am anderen Ende etwas ebenso Schönes, Stilvolles, Beeindruckendes.
Das war früher das Stadtschloss. Was könnte es ersetzen?Ein Billigbau á là Alexia? Wohl kaum.
Ein Monstrum im Stil der BND-Zentrale? Bloß nicht!
Ein Rockefeller-Center? Denkbar, aber zu stalinistisch.
Irgendetwas wie die Basilika Sagrada Familia? Im Prinzip ja, aber dazu ist Berlin zu säkularisiert.
Oder etwas von Calatrava? Das wäre schön, aber ein Fremdkörper.Man sieht, alle Alternativen zum Schloss wären, sofern sie beeindruckend und/oder schön wären, sehr wahrscheinlich deutlich teurer und weniger typisch für Berlin als das alte Stadtschloss selbst.
Die Unzufriedenheit mit der Schlosseite ist Teil dieses Problems. Will man etwas Neues, dann braucht man nicht so einen schlappen Kompromiss wie die Stella´sche Ostseite.
Will man das Schloss, dann gehört die ungliebte vierte Seite im Stil der Renaissance dazu.Es ist wie im richtigen Leben und in der Liebe...
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Ich verfolge den Thread schon länger. Da ich nicht in Berlin wohne, habe ich mich bisher nie beteiligt.
Mir gefällt die Spreeseite des Schlosses mit dem Apothekerflügel ausgesprochen gut. Ich finde, es gibt dem Schloss erst seinen Charakter. Auch der Buckingham Palast setzt sich aus Gebäudeteilen zusammen, die aus mehreren Epochen stammen.
Der mit Efeu bewachsene Apothekerhof gibt am Spreeufer ein gutes Fotomotiv ab und bietet gute Verweilmöglichkeiten. Ein Cafe würde sich dort anbieten.
So wie ich Herrn Stella verstanden habe, hat er bewußt eine einfach gegliederte Fassaden gewählt, um nachträgliche Rekonstruktionen in späteren Jahren zu begünstigen.
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ReinhardR: Dass du Calatrava erwähnst ist lustig, genau an den hatte ich auch gerade gedacht! Ich könnte mir ein Gebäude von ihm an dieser Stelle sehr gut vorstellen. Es wäre sicherlich kein Fremdkörper, sondern mal ein angenehmer Kontrast. Ich finde seine Bauwerke funktionieren gerade in einer historischen Umgebung sehr gut! Allerdings mag ich auch nicht alles von ihm. Sich auf einen modernen Entwurf einzulassen, ist eben immer auch ein Glücksspiel. Und wie groß sind schon die Chancen, dass dabei etwas so großartiges wie z.B. der Lissaboner Bahnhof Oriente herauskommt?
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Reinhard
Ich denke der Abriss des Palasts der Republik und der folgende Wiederaufbau des preußischen Stadtschlosses war von vielen eher als politisches Statement gemeint und nicht der angeblichen Unfähigkeit der zeitgenössischen Architekten geschuldet. Andere fanden wohl einfach dass es gut zu den erhaltenen alten Gebäuden der Straße unter den Linden passt.Hätte man gesagt wir machen einen internationalen Wettbewerb und wollen für 500 Millionen eine schickes Museum/Bibliothek am Wasser haben dann wäre da auch etwas Eindrucksvolles bei herausgekommen. Klappt ja im Rest der Welt auch wenn es jeweils gewollt ist.
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Oh nein, Chandler, so war es eben nicht.
Ich war von Anfang an dabei als über das Schloss und alle Alternativen diskutiert wurde.
Es war unglaublich, was man an "Schrott" für diese Fläche andachte!
Deshalb war der Entwurf von Bernd Niebuhr 1994 mit dem ersten Preis bedacht worden, weil dieser wenigstens die Idee des Ortes begriffen hatte - auch wenn dabei nur die Kubatur des Schlosses heraus kam.Was sollte dort hingebaut werden?
Seit bestehen der Bundesrepublik und auch der DDR wurde nichts, aber auch gar nichts vergleichbar Großes gebaut, was man sich an dieser Stelle wünschen würde.
Und so fand das Schlütersche Schloss immer mehr Zustimmung.
22 Jahre Schlossdebatte.
Und immer noch kein Ende... -
Dann müsste, wie in Dresden, aber auch sowas wie Geschichtsbewusstsein und Identifikation mit dem Ort vorhanden sein. Davon ist in einer Stadt, die zum großen Teil aus Zugereisten besteht, nicht auszugehen. Es ist den meisten Menschen schlichtweg egal - traurig aber wahr.
Vorallem auch in einer Stadt, die schon seit mindestens seit den 30ern "Opfer" totalitärer Ansichten ist und sich diese auch architektonisch sehr stark äußert, seien es nun Speer, DDR-Kollektive oder Westplatten. Wenigstens bleiben Orte, wie das Brandenburger Tor, über mehr als ein paar Jahrzehnte bestehen.
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Dann müsste, wie in Dresden, aber auch sowas wie Geschichtsbewusstsein und Identifikation mit dem Ort vorhanden sein. Davon ist in einer Stadt, die zum großen Teil aus Zugereisten besteht, nicht auszugehen. Es ist den meisten Menschen schlichtweg egal - traurig aber wahr.
Ich glaube, in Berlin kommen großflächige Zerstörungen im und nach dem Krieg sowie 30 Jahre Teilung und unterschiedliche Baukulturen zusammen. Außerdem noch eine gewisse Schuldbeladenheit in bezug auf die Vergangenheit allgemein. Kein positives Zurückblicken.
Es kommt jedenfalls vieles zusammen, sodaß hier die historische Identifikation und das angesprochene Bewußtsein (noch) so gering ausgeprägt sind. Aber ich glaube, das wird immer besser.
Ich sehe zum Schloß keine Alternative, nicht annähernd, auch bei einem interstellaren oder multiversalen Wettbewerb. Die Leute wollen nun mal ihr Berlin zurück. Und das gilt letztlich für viele andere Bauwerke auch.
Aus Gründen der Stadtpsychologie und aus materiellen Gründen wird nur recht wenig wiederhergestellt. Materielle Gründe meint, daß Grundstücke bereits bebaut sind oder daß wenig Geld da ist. Stadtpsychologie meint, daß man nicht mit dem Vorschlaghammer "rekonstruieren" kann. Ich bin der Meinung, daß es einfach eine gewisse Zeit braucht, bis Berlin in eine posttraumatische Periode kommt und man wieder stolzer ist auf die Historie.
Im Grunde genommen ist es eine Krux mit dem Schloß. Ich finde alle drei Varianten gut: Sowohl Stella als auch Quattro-Barock oder Triple-Barock mit offenem Schloßhof. Es hat alles drei etwas.
tel33: Wilhelm von Boddien ist noch nicht mal Zugereister, sondern Fremdberliner. Daran kann's nicht liegen. Außerdem ist wohl der größere Teil der Berliner hier geboren. Wie gesagt: Es dauert einfach seine Zeit. Man sollte diesen natürlichen Prozeß unterstützen. Je mehr die Leute über das alte Berlin wissen, desto mehr wollen sie es auch zurück haben.
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Was sollte dort hingebaut werden?
Seit bestehen der Bundesrepublik und auch der DDR wurde nichts, aber auch gar nichts vergleichbar Großes gebaut, was man sich an dieser Stelle wünschen würde.
Und so fand das Schlütersche Schloss immer mehr Zustimmung.Der Analyse stimme ich zu (d.h. sie erscheint mir logisch, ohne die Motive aller Beteiligten zu kennen). Es stimmt: es gibt kein Vorbild nach 1945, dass architektonisch genügt (oder?).
Nach meiner Ansicht ist die aktuelle Lösung für Humboldtforum und Umfeld so ziemlich die Beste aller Möglichkeiten. Sie bildet eine Synthese aus heutigem Nutzungsbedarf, städtebaulicher Ästhetik und dem berechtigtem Wunsch die Geschichte dieses wichtigen Ortes zu Berücksichtigen.
Hinter die Schlüterfassade kann man nämlich ziemlich problemlos einen modernen Baukörper stellen für vielfältige Nutzungen. Dies trifft auf das "alte Schloss" nicht zu. Hier mit einer zurückhaltenden, gerasterten Fassade mit Natursteinverkleidung abzuschließen ist einfach logisch.
Die Mehrkosten für die handwerklich sehr aufwendige Fassade mit Skulpturen, dürften sich im Rahmen aufwendiger moderner Finessen halten und sind vermutlich besser kalkulierbar. Ihr künstlerischer Mehrwert ist zudem fraglos, schließlich kennen wir die wunderbaren Entwürfe.
Aber eins ist klar: Das Schloss braucht die Kuppel. -
Hier mit einer zurückhaltenden, gerasterten Fassade mit Natursteinverkleidung abzuschließen ist einfach logisch.Die Stella-Fassade gen Osten besteht aus speziellem Sichtbeton und wird NICHT mit Naturstein verkleidet . .
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Am Schlossplatz wird gerade der erste Baukran errichtet (siehe http://www.cityscope.de/bss/).