Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Och, die Kosten werden wie bei jedem Großprojekt in Deutschland so auch hier aus dem Ruder laufen. Die Frage ist nur wie stark. Da das Humboldt Forum aber wohl nicht so oft umgeplant werden wird wie der BER halten sich hoffentlich zumindest die Baumängel in Grenzen.

  • Was mich zumindest etwas optimistisch stimmt ist die Tatsache, dass es sich erstens schlicht um einen eckigen Kasten handelt, bei dem es keine statischen Probleme wie in den Obergeschossen der Elbphilharmonie geben dürfte, und dass zweitens der Baugrund ausreichend exploriert ist, d.h. zu einem Großteil aus der Palast-Betonwanne besteht, die ausreichend Zeit hatte sich zu setzen, und zum anderen Teil aus dem restlichen Stadtschloss-Fundamentbereich - der hoffentlich auch keine Blackbox mehr ist, da dort ja schon seit einigen Monaten gebuddelt wird.

  • Trägt der Bund 80 Prozent der Baukosten?

    Als im fernen Süddeutschland wohnender war mir wieder mal gar nicht bewusst, dass offenbar über 80 Prozent der Baukosten für das Schloss vom Bund getragen werden sollen. So steht es zumindest in einem Statement von Helmut Schmidt in der Zeit. Kommt da denn wenigstens teilweise ein Ministerium rein, oder worin liegt die Logik dafür?


    http://www.zeit.de/gesellschaf…bau-berliner-stadtschloss

  • Ist doch alles nur Fassade.

    Lässt du die Schlossfassade mal außen vor wird das ein Zweckbau für kulturelle Angebote. Dort entsteht in erster Linie das Humboldt-Forum welches die außereuropäische Sammlung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zeigen und als offene Begegnungsstätte internationale Kultur und Kunst dienen soll mit der Möglichkeit neben Ausstellungen auch Veranstaltungen durchzuführen.
    Diese Infos sind recht einfach bei Wikipedia zu finden.
    Die Fassade soll spendenfinanziert werden. Ob das gelingt ist noch unklar. Das ist jedenfalls der Plan.


    Von den Dimensionen her ist es natürlich ein Projekt bei dem wieder einiges schief gehen kann. Und nach den Pleiten mit dem BER und der von der Öffentlichkeit wenig beachteten BND-Baustelle muss hier auf jeden Fall alles sauber laufen sonst gibt es den nächsten "Shitstorm" für Berlin.

  • Ich denke schon, dass Helmut Schmidt mit seiner Kritik den Finger in eine Wunde legt, und das sage ich als Berliner. Ich habe ja nun etliche Veranstaltungen zum Schloss besucht, und ich habe dabei den Eindruck gewonnen, dass das ganze Projekt nicht sauber durchgerechnet ist und dass vor allem die Finanzierung der Fassade noch längst nicht unter Dach und Fach ist. Daher meine ich, dass die Gefahr von Kostensteigerungen groß ist.


    Diese Befürchtungen werden noch größer, weil ich den Eindruck habe, dass die Verantwortlichen auf die Probleme mit Schönfärberei und Zweckoptimismus reagieren. Vor allem bei Manfred Rettig von der Stiftung Berliner Schloss sehe ich ein Vorgehen nach dem Motto: "Erst mal mit dem Bau beginnen und den "point of no return" erreichen, und wenn dann während des Baus Mehrkosten auflaufen, dann wird der Bund schon in die Bresche springen." Auf diese Weise ist aber der nächste Bauskandal schon vorprogrammiert. Letztendlich gefährdet Berlin die Akzeptanz in anderen Teilen Deutschlands, auf die es aber zwingend angewiesen ist.


    Die Idee eines Humboldt-Forums, also einer Stätte des Austauschs zwischen den europäischen und außereuropäischen Kulturen, finde ich übrigens gut, aber ich habe den Eindruck, dass sie derzeit schlecht umgesetzt wird.

  • Humboldt-Forum

    Vor dem vielfach geäußerten Irrtum, hier würde ein Kaiser-Schloss aufgebaut, ist selbst ein Helmuth Schmidt nicht gefeit.


    Es ist (leider) kein Schloss!
    Und wenn überhaupt, dann wäre es ein Königsschloß. :)
    Volker Hassemer hat es jüngst wieder einmal klar gestellt:
    Das Humboldtforum ist kein Schloss, vielmehr entsteht ein modernes Museums- und Mehrzweckgebäude, bei dem drei Seiten 1:1-Kopien der früheren Fassaden sind.


    Ich finde es gut, daß uns immerhin drei modernistische Fassaden erspart bleiben. Mit etwas Glück kommt noch die Kuppel hinzu.
    Deshalb habe ich auch schon mehrfach dafür etwas gespendet. :daumen:

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()

  • So steht es zumindest in einem Statement von Helmut Schmidt in der Zeit. Kommt da denn wenigstens teilweise ein Ministerium rein, oder worin liegt die Logik dafür?


    Nun, auch einem Helmut Schmidt kann man wohl doch noch zumuten, sich vor der Abgabe öffentlicher Statements wenigstens ganz grob zur Sache zu informieren. Dann wäre ihm sicherlich aufgefallen, dass hier gar kein Schloss 'rekonstruiert' werden soll, sondern ein kulturell genutzter Neubau entsteht. Wenn genügend Spenden zusammen kommen, werden 3 Fassaden im Stile des Berliner Stadtschlosses gestaltet. Es wird weder eine Huldigungsstätte für das deutsche Kaisertum, noch ist die Wiedererrichtung preußischer Gloria zu erwarten. Prominenteste öffentliche Nutzung werden die außereuropäischen Sammlungen der Staatlichen Museen sein.
    Es ist also ein zentrales Projekt in der Mitte der deutschen Hauptstadt - nicht ungewöhnlich, dass hier der Bund einen entsprechenden Anteil hat.

  • ^
    Der heißt halt schon seit 6 Jahren so. Ich denke mit der Grundsteinlegung im Mai macht ein neuer, eigener Bauthread Sinn. Den könnte man durchaus "Humboldt-Forum | Stadtschloss Berlin - Der Bauthread" nennen. Mit "Stadtschloss" weil so der Thread einfacher zu finden ist.

  • Helmut Schmidt verkennt, dass Prestige-Projekte prinzipiell durchaus auch einen volkswirtschaftlichen Nutzen haben. Sie rücken eine Stadt (und ein Land) in das Bewusstsein vieler Menschen und machen sie dadurch für Zuwanderer und Investoren attraktiver. Immerhin stehen große Städte immer stärker international in direktem Wettbewerb.

  • Die Idee eines Humboldt-Forums, also einer Stätte des Austauschs zwischen den europäischen und außereuropäischen Kulturen, finde ich übrigens gut, aber ich habe den Eindruck, dass sie derzeit schlecht umgesetzt wird.


    Na wie soll man sowas denn "gut" umsetzen? Ich finde die Idee, mit Verlaub, ziemlich schwammig. Das klingt schön und progressiv etc., aber ich denke dass man sowas tatsächlich wenn dann nur praktisch fördern kann, indem man z.B. Jugendaustauschwerke ordentlich finanziert. Ist halt nicht so glamourös aber erscheint mir irgendwie sachdienlicher als aufwändige neue Räumlichkeiten. Und damit sich Berliner und Besucher aus aller Welt begegnen muss man nichts neues bauen, das geschieht tagtäglich überall in Berlin. Mein Eindruck war in der Vergangenheit dass man den Bau beschlossen hat und erst im Nachgang nach einer sinnvollen Nutzung gesucht hat. Das ist halt nicht überzeugend für Leute die jetzt gegenüber der rekonstruierten Fassade keine Leidenschaft aufbringen wollen.


    Allerdings denke ich mir schon auch, wenn man diese Brache schon neu bebaut dann bitte nicht mit der inzwischen bei Neubauten üblichen berliner Rasterfassade sondern mit einer spektakulären Fassade. Aus welchem Fundus man sich dabei bedient ist mir da relativ gleichgültig, ich habe noch nie etwas davon gehalten wenn man Architektur politisch "auflädt". Von wegen Kaiser etc.


    Bleibt für mich der Knackpunkt kosten. Ich bin schon der Meinung dass die Reko-Befürworter doch bitte die Mehrkosten durch die Reko der Fassade gegenüber einer "modernen" Fassade auch selbst irgendwie finanzieren sollten, Spenden, Sponsoring der Wirtschaft organisieren etc. - ich bin mir sicher dass das auch grundsätzlich möglich ist. Aber wer sollte denn noch groß spenden, wenn jetzt schon klar wäre dass der Bund eh jenen Rest trägt der nicht durch Spenden reinkommt? Darum sollte man diese Diskussion jetzt tunlichst vermeiden.

  • Ansonsten d´accord, Tel33, aber das hier stimmt so nicht:

    ...werden 3 Fassaden im Stile des Berliner Stadtschlosses gestaltet...


    Die drei Fassadenwerden nicht "im Stil" gestaltet sondern sind so genau wie irgend möglich Kopien der Originale unter Verwendung etlicher noch vorhandener Spolien.
    Es werden also auch kleinste Fehler des Baus mit rekonstruiert, so wie es auch bei der Stadtkommandantur gemacht hat.
    Da wurden sogar Fenster erst gebaut, dann wieder zugemauert und schließlich verputzt, so wie der Bauzustand kurz vor der Zerstörung war.

  • Ich bin schon der Meinung dass die Reko-Befürworter doch bitte die Mehrkosten durch die Reko der Fassade gegenüber einer "modernen" Fassade auch selbst irgendwie finanzieren sollten, Spenden, Sponsoring der Wirtschaft organisieren etc. - ich bin mir sicher dass das auch grundsätzlich möglich ist


    Wobei sich da auch die Frage stellt inwieweit eine Fassade moderner Coleur kostengünstiger gewesen wäre als die Rekonstruktion. Das lässt sich jetzt nur noch schwer beantworten, da unter weglassen der Prämisse einer Rekonstruktion natürlich andere Entwürfe das Rennen gemacht hätte als das schließlich der Fall war. Aber Referenzprojekte wie bspw. die Fassade der Elbphilarmonie lassen meiner Ansicht nach erahnen, dass auch hier die Kosten erheblich sein können wenn auch weniger klassisches Handwerk gefragt ist. Die gewölbten Glaselemente sind soweit ich weiß auch im großen Maße Einzelanfertigungen und dementsprechend kostenintensiv.



    Glaubt man den vom Förderverein publizierten Zahlen zum Spendenstand, dann bin ich eigentlich auch recht zuversichtlich, dass man sich dem Spendenziel sehr weit annähert oder es gar erreicht.


    http://berliner-schloss.de/spenden-system/spendenstand/
    In den letzten zwei Jahren ist die jährliche Spendensumme um jeweils 1.5 Millionen gestiegen. Was sicher auch ein Erfolg der stärkeren Präsenz durch Humboldtbox und Musterfassade zu verdanken ist.

  • Der RBB berichtete heute über den Fund kleinerer Kohlevorkommen in der Baugrube des zukünftigen Stadtschlosses. Für deren Entfernung seien etwa 1.000 zusätzliche Bohrungen notwendig - die Kosten hierfür beliefen sich auf ca. 450.000 EUR, die für solche Eventualitäten aber bereits in den veranschlagten Baukosten enthalten seien. Die Grünen fordern indes einen sofortigen Baustopp und eine gründliche Untersuchung des Baugrundes, "um weitere Planungsfehler zu vermeiden".

    3 Mal editiert, zuletzt von Petrichor () aus folgendem Grund: Tippfehler behoben.

  • lol... also für solche Meldungen ist es doch eigentlich 6 Wochen zu früh?
    Nicht dass das Areal noch zum Tagebau umfunktioniert wird...

  • Kann jemand erklären, warum das Kohlevorkommen entfernt werden muss? Handelt es sich hier um Holzkohle aus Siedlungsresten oder um natürliche Karbonisierung?

  • Wie bitte?


    Da stand doch schon mal ein Schloss drauf, wenn ich mich nicht täusche.
    Wieso soll das neue schloss denn jetzt in der Kohle untergehen, wenn es das alte auch nicht tat (und der Palast der Republik auch nicht...)


    Naja gut, wir sind hier in Deutschland und hier sind Vorschriften nunmal Vorschriften.
    Logischer Menschenverstand ist da zum glück nicht mehr nötig....

  • ^
    Das ist sicher Kohle die erst durch die von der kommunistischen Diktatur veranlassten Sprengung des Stadtschlosses entstand.


    Klar das gleich wieder nach Baustopp geschrien wird. Da die Grünen ja mittlerweile nicht mal mehr den Bau einer Straßenbahn befürworten und Neubauvorhaben ablehnen, ist es kaum verwunderlich dass diese Forderung auch von ihnen kommt.