Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Meine Güte... macht doch gleich die ganze Innenstadt zur Fussgängerzone. Vielleicht kann man dann im Tiergarten einen ökologischen Gemüsegarten mit Streichelzoo einrichten. Am besten man verbietet außerdem jegleichen Lärm nach 20 Uhr, schlechte Laune und Regen.


    Wichtigste Verbindung sind die Linden in der Tat nicht - da war ich voreilig, aber trotzdem ist es ein tolles Gefühl, von der Prenzlauer am Alex, Dom und bal dem Schloss vorbei in die Innenstadt zu fahren. Ich finde zu einer Stadt gehören Autos wie Fußgänger dazu. Das 'Flanieren' von dem hier so geschwärmt wird, mach mir an einer belebten Strasse (keine Autobahn natürlich) auch mehr Spass als auf einem Platz. Ich verstehe nicht, wie hier teilweise dieselben Leute die städtebauliche Situation am Marx-Engels-Forum kritisieren und andererseits genau die gleichen stadtzerstörerischen Eingriffe wiederholen wollen. Die Strassenführung wie sie jetzt ist, ist klar strukturiert, effizient (bis zur Bloackade am Pariser Platz) und bedient Flaneure oder Spazierfaher und normale Verkehrsteilnehmer die einfach nur nach Mitte wollen gleichermaßen.

  • @ necrokatz: Wie schön muss es dann erst sein, wenn man am Brandenburger Tor beginnend die verkehrsberuhigten Linden entlang flaniert, nach dem historischen Forum Fridericianum seinen Blick über einen noch größeren Lustgarten mit Schloss, Dom und Museum schweifen lässt, am Schlossplatz mit seinem schmuckvollen Neptunbrunnen vorbei schließlich das alte Berlin passiert und seine Tour in einem Café vor dem prächtigen Rathaus ausklingen lässt...!

  • Ich bin gegen so einen massiven Eingriff. Ich habe den Eindruck, daß für manche Leute Stadtplanung einen Selbst- und Verewigungszweck darstellt. Da wollen wohl manche einen auf Speer machen.


    Man sollte aber tatsächlich über eine Verkehrsberuhigung der Linden und auch des Lustgartens nachdenken. Das wird sowieso alles evolutionär kommen.


    Kleine Brötchen backen ist angesagt. Mit solchen Rieseneingriffen schwört man nur Unheil herauf. Eine gute Lösung wird sich mit der Zeit herauskristallisieren.


    Autoverkehr vor dem Schloßportal ist Humbug.


    Daß die Linden irgendwann autofrei oder verkehrsberuhigt werden, halte ich für gebongt.

  • In gewissen Sinne ist dieser Vorschlag geprägt von dem zeitgeistigen Widerspruch zwischen fortschreitender Urbanisierung in globalen Maßstab mit all seinen Vor- und Nachteilen und dem Wunsch dass doch bitte alles so bleiben möge wie in Großmutters Bilderbuch, etwa nach dem Motto: Wir wollen in der großen Stadt leben, aber bitte ohne die pöhsen Autos auf der Strasse, die Strassen sind sowieso zu breit und außerdem sind die Häuser sowieso viel zu hoch...

  • Der jahrelangen Vergötterung der Autos folgt nun seine ebenso dümmliche Verteufelung. In Nordeuropa (Holland, Skandinavien) finden "shared space" Konzepte zunehmend Anklang. Das ist hier natürlich bestenfalls eine Teillösung. Aber dort liegt jedenfalls mehr Zukunft als in diesem, meines Erachtens rückwärts gewandten Konzept.

  • necrokatz: Wieso immer so pauschal? Nicht alle Gegensätze bedeuten unbedingt gleich einen Widerspruch. Die Spannung zwischen Historie und Moderne ist gerade für europäische Großstädte konstitutiv und macht das Stadtbild mE auch viel interessanter. Wenn ich mir manch eine moderne Glitzerstadt anschaue, dann nehme ich aber vielleicht wirklich lieber die alte Stadt aus Omis Bilderbuch ;) Zum Glück gibt es aber nicht nur diese beiden Extreme! Das gleiche gilt mE für das Spannungsfeld urbane Verdichtung und "grüne Wiese". Durch die Kontraste wird beides mE noch besser erlebbar.


    Den konkreten Entwurf finde ich jedenfalls sehr stimmig für das Ensemble von Dom und Schloss, zumal so ein "Schwenk" für den Autofahrer im Verhältnis nicht die Welt bedeuten wird...

  • Ich will die Umfahrung nicht generell ablehnen,Voraussetzung ist allerdings,dass die Durchlassfähigkeit der neuen Verkehrsführung Minmum erhalten bleibt oder vergrössert wird.
    Ich sehe bei so einem großem Platz die Straße eher als belebendes Element und erachte einen autofreien Platz dieser Größenordnung nicht für zwingend notwendig.


    OT.
    Autos sind wie Bauwerke mehr als reine Gebrauchsobjekte.Beides sind Kulturgüter. Das erschwingliche Autofahren für breite Bevölkerungsschichten ist eine der großen Errungenschaften des 20.Jahrhundert.Ein Auto zu haben bedeutet sowohl Teilhabe am Wohlstand,als auch deutlich ausgeprägtere,indivduelle Entfaltungsmöglichkeiten.Autos für Alle ist gelebte Demokratie.Deswegen meine ich,dass die Interessen des Individualverkehr nicht geringer zu schätzen sind,als z.B.städtebauliche / stadthistorische Anliegen.
    Wer Autos aus Stadtzentren verbannen will oder stadtplanerische Aspekte generell über die Interessen des Individualverkehr stellen möchte,verkennt die Bedeutung des Automobil,die es über die reine Transportleistung hinaus
    ausübt.Es ist kein Zufall,dass der Wohlstand und die Motorisierung in demokratischen Gesellschaftsmodellen höher ist,als unter autokratischen.

  • Ich denke nicht, dass die Straße hier als "belebendes Element" notwendig ist, die dient hier ja in erster Linie dem Transit über und nicht auf die Insel. Die einzelnen Objekte sind eh nur zu Fuß ansteuerbar. Ich hatte eigentlich immer das Gefühl, der Lustgarten sei eher trotz der verkehrsreichen Straße sehr lebendig. Momentan würde das vlt. noch keinen Unterschied machen aber mit bestehendem Schloss wäre die Trennung wieder offensichtlich. Daher kann ich mich mit der Idee einer quasi verkehrslosen, musealen Parklandschaft auf der Museumsinsel durchaus anfreunden.

  • Man sollte hier mal am besten die etwas unterkomplexe Argumentation unterbleiben lassen, man wolle "Autos aus dem Stadtzentrum verbannen".


    Das will niemand. Es geht nur um einen bestimmten sensiblen Bereich, der sich dafür auch sehr anbietet.


    Kleist: sehr pauschal und beliebig. Dänemark und die Niederlande zeigen, wie es geht. Kopenhagen und Amsterdam sind auch nicht klein.


    Man sollte wie gesagt keinen Rundumschlag veranstalten. Bauen wir doch erst mal das Schloß und sehen weiter. Diese Dinge müssen sich entwickeln. Und mit zunehmendem Autokratie-Charakter wird sich auch noch der Autoverkehr vermindern.

  • Vor dem Bau der Liebknechtbrücke (bzw. damals Kaiser-Wilhelm-Brücke) bestand dort übrigens nur eine einfache Fußgängerbrücke, so dass für Fuhrwerke bis dorthin ohnehin Schluss gewesen ist. Gut, das waren verkehrstechnisch auch noch ganz andere Zeiten... ;)


    Aber in gewisser Weise würde durch die Umsetzung des Plans die Situation vor 1889 wieder hergestellt. Da lief der Verkehr auch in erster Linie über die Rathausbrücke.

  • Ich bin völlig d'accord mit dem echten Berliner: Wer spricht denn hier davon, die ganze Innenstadt zu einer riesigen Fußgängerzone zu machen? Doch nur die Kritiker der Pläne, indem sie diese Agenda den Befürwortern in die Schuhe schieben. Was soll denn das für ein argumentativer Stil sein? Ich behaupte ja auch nicht, dass die Gegner dieses Plans dafür sind jede noch so winzige freie Fläche mit Straßen und Häusern zuzupflastern...

  • Es sieht schon schnieke aus, keine Frage. Aber wenn dadurch der Verkehr zum erliegen kommt bzw. es noch chaotischer wird...Die Lage des Schlosses bzw. des Platzes zw. zwei Gewässern ist zwar sehr malerisch, aber auch etwas unpraktisch. Sonst könnte man den Platz vielleicht ohne allzu viel Aufwand vielleicht mit nem Tunnel unterqueren. Allerdings gibts ja noch den Schlossplatz. Das sieht doch sehr gut aus - auch mit Verkehr!


    Die Linden ohne Verkehr? Das würde ihnen doch irgendwie ihne "Daseinsberechtigung" nehmen. Es gab ja dort schon vor dem Auto dort Individualerkehr. Und der Verkehr in Berlin ist eben überwiegend von einem Ost-West-Verlauf geprägt. OK, an der Wilhelmstr. ist eh Schluss, aber dieser Plan und dann noch verkehrsberuhigte Linden...Da wär ja an der Spandauer Str. Schluss.


    Ich fänds interessanter, was hinter dem Alten Museum passieren wird. Die jetzige Situation ist ja nichts halbes und nichts ganzes. Entweder dicht machen oder die Brücke (in eine Richtung) für den Verlehr freigeben, was allerdings wohl die unwahrscheinlichere Variante wär. Wie siehts mit der Frequentierung und somit Daseinsberechtigung dieser Straße aus?

  • So eine Schloss-Umfahrung wirkt erst mal sehr positiv auf mich. Aber ein Problem ist da in der Tat die neue Rathausbrücke, die für die Aufnahme des heutigen Verkehrs auf der Schlossbrücke definitiv unterdimensioniert wäre. Um solch einen Flaschenhals zu vermeiden müsste man den Verkehr also schon vorher splitten und das ginge quasi nur über die Breite Straße. Über sie wird der Mühlendamm erreicht. Ich vermute, dass die meisten Autofahrer, die heute die Karl-Liebknecht-Straße zwischen UdL und Alexanderplatz nutzen dort auf die Alexanderstraße, Otto-Braunstraße, Mollstraße, Karl-Marx-Allee usw. biegen, den Alex als solches also gar nicht als Ziel haben. Diesen Verkehr kann man daher realativ problemlos über Breite Straße und Mühlendamm verteilen, womit die Rathausbrücke zumindest so entlastet würde, dass sie nicht zum Nadelöhr wird.


    Die Idee, gleich nach der Rathausbrücke am Kanalufer eine Straße zurück zur Karl-Liebknecht-Straße anzulegen halte ich für Unsinn. Die parallel verlaufende Rathausstraße ist groß genug, um den zusätzlichen Verkehr aufzunehmen, sodass das Ufer einem besseren Zweck gewidmet werden könnte.

  • Wie wärs denn mit nem Zwischending: Der Ost-West-Verkehr verläuft aber der Ecke Spandauer/KLS "einbahnig" über den Lustgarten und der West-Ost-Verkehr von den Linden aus wird - ebenfalls als Einbahnstr. - ums Schloss herum geleitet. Dann wär der Verkehr nicht ganz außen vor, aber es wär weniger los. Wär eben ein Kompromiss; weder Lustgarten, noch Schlossfreiheit sind vollkommen verkehrsfrei, aber eben nur halb so befahren, wie jetzt...Der Schlossplatz wär etwas überforderter, als jetzt, aber nicht ganz so voll, wie wenn der ganze Verkehr über ihn verliefe.

  • Anders als einige fälschlicherweise behaupten, geht es hier nicht um eine komplette Verbannung des Autos aus dem Stadtbild, sondern schlicht und ergreifend um die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustands vor dem Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße.


    @ Ben: Der Kompromiss wäre allerdings auch ein diskutabler Vorschlag.

  • ^^
    "Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße, Berlin (1871)"


    Ursprünglich gab es aber gar keine Autos im Stadtbild. Carl Benz hat seinen dreirädrigen Motorwagen erst 1885 vorgestellt. Bis dann nennenswert Autos im Berliner Stadtbild auftauchten vergingen wohl noch einige Jahre. Der Durchbruch wurde vermutlich gemacht um den Pferdekutschen oder Straßenbahnverkehr zu verbessern.

  • Der Vorschlag, der fast genauso ist, wie der vom ADAC (Stichwort Lustgarten autofrei plus Autotunnel) ist schon interessant, aber zur Zeit kaum bis garnicht umzusetzen (wer weiß aber, welche Stellung das Auto in 50 Jahren hat). Die Straße direkt an der Spree halte ich für wenig sinnvoll im Hinblick auf eine zukünftige Bebauung.


    Dagegen finde ich den Vorschlag von Ben sehr gut, das Humboldtforum von Einbahnstraßen umgeben zu lassen. Das würde einerseits die Seite zum Lustgarten ruhiger machen und zum anderen die an anderer Stelle befürchtete "Hinterhofsituation" der Südseite des Humboldtforums verhindern. Nachteil wäre natürlich hier, daß die Rathausstraße wieder lauter wird und die Liebknechtstraße vielleicht etwas seltsam aussieht, wenn sie auf einmal auf die Hälfte für Verkehr reduziert wird.


    Ich wunder mich schon, daß in Berlin größere Straßenverbindungen nicht so oft mit Einbahnstraßen gelöst werden (ich vergleiche das einfach mal mit Sydney und Melbourne, wo das normal ist).


  • Man sollte aber tatsächlich über eine Verkehrsberuhigung der Linden und auch des Lustgartens nachdenken. Das wird sowieso alles evolutionär kommen.


    Das sehe ich genauso. Der innerstädtische Motorisierte Individualverkehr nimmt immer weiter ab. Das kann man natürlich mit kleinen Eingriffen auch noch etwas beschleunigen. Jetzt aber gewaltige Eingriffe vorzunehmen, die den Verkehr auf einer breiten Schneise um das Schluss herumleiten, finde ich nicht zielführend. Wenn der ganze Verkehr über die Rathausbrücke geleitet wird, könnte sich das negativ auf das Nikolaiviertel auswirken.

  • Da ja gerade die Brücke an der Alten Nationalgalerie verbeitert wird: weiß jemand, ob da zukünftig der Autoverkehr über die Museumsinsel (wieder) freigegeben ist?