Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • ^^ Unsinn. Wenn man das Schloss an die Bedürfnisse eines Museumsbetriebs anpassen möchte, dann kommt man nicht daran vorbei, das Innenleben völlig neu zu planen. Dieser Aspekt wurde in diesem Thread aber schon mehrfach diskutiert, es ist müßig immer wieder die selben Argumente gegen immer wieder die selben unsinnigen Einlässe zu machen.


    P.S.: Bitte auch mal etwas die Polemik überarbeiten. Es ist schlicht langweilig, immer wieder die abgedroschenen Phrasen wie 'Blendwerk', 'seelenlos' und derlei zu lesen.

  • Sicher muss das Innenleben der geplanten Nutzung angepasst werden. Aber gerade der großzügige Eingangsbereich dient doch hauptsächlich der Repräsentation. Das funktionale ist allein durch die Kubatur schon ausreichend abgedekt. In der Ausgestaltung ist das was bis jetzt gezeigt wurde aber wirklich nichts besonderes. Steril fällt mir spontan ein. Kein Witz im Design, alles war vorhersehbar, schlicht und unaufgeregt. Wenn ich von außen auf die prächtige Fassade schaue und dann hineingehe werde ich zweifellos enttäuscht. Das kann nicht Sinn und Zweck der Sache sein.

  • Nun, wenn eine Fassade in ihrer Gestaltung dem Innenraum völlig diametral gegenübersteht und zwischen Innen und Außen keine "Kommunikation" stattfindet, dann ist das Äußere nun mal ein Blendwerk. Völlig unpolemisch als reine Feststellung gemeint. Ich plädiere ja gar nicht für eine historisierende Gestaltung des Inneren (auch wenn ich das ganz persönlich bevorzugen würde), aber keines der Bilder vermittelt auch nur im Ansatz das Gefühl, das hier das Innere mit dem Äußeren in einen Bezug setzt oder mit der Bedeutung des Ortes spielt. Zudem sieht z.B. *für mich* das Foyer aus wie eine - man verzeihe die Polemik - "billige Kopie" des K21 in Düsseldorf.

  • @Necorkatz: Ich dachte die genaue Innengestaltung war zuvor nicht bekannt. Ich meine, das in den Artikeln gelesen zu haben und solche detailierten Aufnahmen habe ich bisher auch nirgendwo gefunden. Also halte ich es durchaus für angebracht, die neuen Bilder auch neu zu diskutieren. Und ich frage mich schon, weshalb ausgerechnet so ein austauschbarer Innenraum den Vorzug erhalten hat - funktional und zweckmäßig sicher, aber eben auch uneigenständig. Das ist kein Fortschritt gegenüber Dahlem, wo die Ausstallung in der Tat in einem Klotz aber auch nicht weniger reizvoll ausgestellt ist. Die verantwortliche Senatorin macht sich auch bei mir zunehmend unbeliebt. Übrigens lag ich richtig mit dem gewollt radikalen Bruch. Die Innenarchitekten verkaufen diesen "als moderne[n] Kontrapunkt zur rekonstruierten historischen Schlossfassade" (MoPo). Da könnte ich ebenso einwenden: Wie langweilig, immer das gleiche Vorgehen mit den immer gleichen abgedroschenen Phrasen.


    Wie es besser geht, zeigen mE wie schon gesagt andere Museen auch in der Stadt. Es ist also etwas zu einfach, wenn man von einem Museum keinen Willen zur Kreativität erwartet da es ja einen Zweck erfüllen muss. Auch ein und denselben Zweck kann man auf tausend Wegen erreichen. Zudem ist das Humboldt-Forum nicht einfach nur irgendein weiteres Museum, sondern soll einen Forum mit einem weltoffenen Geist darstellen.


    Davon abgesehen gibt es einige interessante Details, die ich noch nicht wusste. Es steht nun wohl fest, dass die Kuppel das Museum für asiatische Kunst aufnehmen wird. Ob es eine Dachterrasse mit Gastronomie geben soll, wurde hingegen noch nicht festgelegt. Man will vermutlich nur die nachträgliche Option ermöglichen, aber noch nicht bauen - wohl auch um der Kuppel nichts allzu Dominantes entgegenzusetzen. Die Bibliothek soll künftig Bücher, CDs, DVDs zum Thema" Dialog der Kulturen" in einem "exklusivem Design" präsentieren. Highlight wird ein 60m langes "begehbares Bücherregal", das eine komplette Breitseite auf einer der Etagen einnehmen wird.


    http://www.berliner-zeitung.de…de,10809148,17044924.html
    http://www.tagesspiegel.de/ber…elt-das-holz/7089480.html
    http://www.morgenpost.de/berli…-modernes-Innenleben.html

  • Nun, die simple Innenausgestaltung ist eben als Basis für den späteren Wiederaufbau gedacht.
    Ähnliches hat man ja auch im Dresdner Residenzschloss gemacht.


    Sehe das große Problem nicht. Einzig farbiger dürfte es zugehen und gewitztere Einrichtung wäre toll. Dazu Kunst, die den Bezug von außen nach innen würdig herstellt, für's erste.

  • ^^ Unsinn. Wenn man das Schloss an die Bedürfnisse eines Museumsbetriebs anpassen möchte, dann kommt man nicht daran vorbei, das Innenleben völlig neu zu planen.


    Das ist hier auch überhaupt nicht strittig - wohl aber die Art der Umsetzung. Und ja, da sollte es schon gestattet sein, offenkundige Ideenlosigkeit auch als solche zu bezeichnen. Wenn einem Architekten als einzige Ausdrucksform der schmuck- und farblose Quader einfällt, darf man getrost an seiner Qualifikation für diese Aufgabe zweifeln.

  • Weil nach dem ersten WK Karl Liebknecht von diesem Portal aus die Sozialistische Republik ausgerufen hat.


    Das stimmt nicht. Bei Dreetz, in Sachen der Arbeiterbewegung zuverlässig, heisst es: "Nachdem Karl Liebknecht das Schloß unter den Schutz des Berliner Arbeiter- und Soldatenrates gestellt hatte, rief er, auf einem Kraftwagen stehend, den jubelnden Menschen zu: "Der Tag der Revolution ist gekommen. (...) In dieser Stunde proklamieren wir die freie, sozialistische Republik Deutschland. Wir grüßen unsere russischen Brüder." ( Dieter Dreetz, Bewaffnete Kämpfe in Deutschland 1918-1923, Berlin (Militätverlag der DDR) 1988, S. 15. )


    Liebknecht hat später nochmals vom fraglichen Balkon aus geredet, jedoch nichts proklamiert.

  • ^^ist in dieser Planung überhaupt noch Raum für eine wie auch immer geartete 'Platzgestaltung'? Ich sehe Busparkflächen, Kranstellflächen, Medienfahrzeugflächen, Feuerwehraufstellflächen, Fahrrad-Stellplätze... Das Ganze wird ein einziger Parkplatz?!

  • Ich hatte auch den Eindruck, dass mehr als eine Empfehlung zur Pflasterwahl kaum möglich ist. Das sind Wettbewerbe à la SenStadt: erst bauen, dann Wettbewerb.


    Aber hier gibt's noch die Ostfassade obendrauf:



    (C) Bundesamt für Raumordnung

    Einmal editiert, zuletzt von Konstantin ()

  • Ich finde schade, daß man die Brüderstraße nicht mehr bis zum Schlossplatz verlängern kann. Am Staatsratsgebäude ist wohl zurzeit nichts zu rütteln.


    Aber kann man nicht das Schlossportal frei zugänglich machen und auf dem Grundstück dahinter die Brüderstraße zumindest annährungsweise wieder herstellen, mit den Schlossportal als offenen Zugang und einer Bebauung (Wohnen, Geschäfte), die die Brüderstraße wieder herstellt?


    Denn das Grundstück hinter dem Staatsratsgebäude ist ja im Moment nicht frei zugänglich, oder? Für diese Lage und für die paar Leute (BWL-Schule?) finde ich das doch ziemlich fehl am Platze.

  • Am Staatsratsgebäude ist wohl zurzeit nichts zu rütteln.


    Nein, das bleibt mindestens mittelfristig, eher langfristig.


    ... Denn das Grundstück hinter dem Staatsratsgebäude ist ja im Moment nicht frei zugänglich, oder? Für diese Lage und für die paar Leute (BWL-Schule?) finde ich das doch ziemlich fehl am Platze.


    Ja, das gehört zur European School of Management and Technology (ESMT) und nicht frei zugänglich. Diese hat das Gebäude vom Land Berlin im Erbbaurecht zur Verfügung gestellt bekommen. Die Studentenzahl liegt zwar nur bei etwa 40 (!), die dürfen aber ordentlich abdrücken - die Studiengebühren betragen bis zu 57.500 Euro!


    Die Brüderstraße ist in der Tat tot, da verirrt sich kaum mal jemand hin. Deine Idee ist derzeit leider nicht umsetzbar.

  • An der Spree- vulgo Sperlingsgasse könnte man vieles machen. Das Problem beteht darin, dass der Staatsratsgarten, der mit dem spiessigen Goldfischteich E.H.s ebenfalls unter Denkmalschutz steht, mit dem Hauptgebäude zusammen auf - ich glaube - 30 Jahre für einen symbolischen Betrag an die ESMT in Erbbaurecht vergeben wurde. Die politisch Veratwortlichen wollten zu Beginn der 00er-Jahre einfach nur die Thematik des leerstehenden, denkmalgeschützten SR-Gebäudes vom Tisch haben.


    Im gültigen "Planwerk Innere Stadt" ist nach wie vor eine Bebauung orgesehen. Nur möchte die esmt, die gerade von 40 auf 50 Studenten aufstockt (wow), selbst bauen, hat aber kein Geld. Es geht ja mit dem sog. Kanzleiflügel an der Breiten Strasse los, der unsaniert abgebrochen und an der neuen Breiten Strasse in der neuen Bauflucht neu errichtet werden soll.


    Die Brüderstrasse wieder auf ihrem hist. Verlauf durch das Areal zu führen, und sei es nur als Fussgängerverbindung durch das Portal IV, ist keine schlechte Idee. Aber das Portal steht glaube ich nicht auf der Brüderstrasseneinmündung und die esmt wird sich wohl wehren...

  • ^ Konstantin: ich habe nochmalf auf Deinen Plan im Thyssen-Thread geschaut: in der Tat ist die Einmündung der Brüderstraße weiter östlich (mitten durch das Staatsratsgebäude).


    Die Einmündung durch das Portal wäre aber imho eine Möglichkeit sowohl Brüderstraße wieder teilweise erlebbar zu machen, als auch das Staatsratsgebäude mit Portal zu erhalten. Da leidet dann leider der alte Originalverlauf der Straße, aber "besser als nichts."


    Natürlich ist mein Vorschlag aber eher utopisch, denn ihr sagt ja schon selbst, daß die esmt da wohl nicht mitmachen würde. Sowieso eine komische Geschichte mit dem Geböude und der Privatschule.

  • Diskussionsforen sind nicht dazu da, um allseits bekannte Ideen zu reflektieren sondern um neue, unbekannte Ansätze zu diskutieren. Ich gebe gern zu, dass mich das meist nur dann wirklich interessiert, wenn es von grundsätzlicher Bedeutung ist (und damit Gefahr läuft von Bato in das digitale Nirwana verschoben zu werden).


    Deshalb finde ich den o. g. Idee interessant. Die Anhänger des Hybriden ("alt" vs. "neu", "historisch" vs. "modern" gehen immer von zwei dominierenden Zeitschichten aus, die sich gegenüber stehen. Auch wenn mehr Schichten anerkannt werden, wird der "modernen" Schicht immer das Recht zugesprochen, das "Zeitgenössische" zu sein, bei manchen stellt die Moderne sogar den kulturellen Endpunkt der historischen und künstlerischen Enwicklung dar.


    Wenn deshalb aus nachvollziehbaren städtebaulichen und gesellschaftlichen Bezügen heraus eine öffentliche Durchwegung des Staatsratsareals gefordert würde, hielte ich dies für nicht utopisch. Warum soll diesem Gebäude, auch wenn es eine Inkunabel der sog. Ostmoderne (die im Kern der Fassadengliederung wesentlich vom Berliner Schloß beeinflußt ist) sein mag, nicht eine dritte Zeitschicht eingezogen werden?


    Bei der Gestaltung dieser Durchwegung mag man sich trefflich streiten. So, als hätten Korn/Bogatzki es schon geplant oder als sichbare Hinzufügung? Da gäbe es viel zu sagen. Aber daß Areale elitärer Staatsführungen der Vergangenheit für die Öffentlichkeit geöffnet müssen, sollte Allgemeingut sein.


    Den gesamten Baublock des Staatsrates der DDR (Schloßplatz, Breite Straße, Sperlings- bzw. Spreegasse, Friedrichsgracht bis zur Schleuse und Stechbahn) in Gänze langfristig quasi kostenfrei einer Elite-Uni zu überlassen, die kostenpfliche Postgraduiertenqualifikation in nur einem Studienfach (BWL) betreibt (wohl für eine fünfstellige Studiengebühr pro Se- oder gar Trimester) halte ich zwar für eine gute Übergangs- und Notlösung aber für keinen Dauerzustand.

  • Bei Wiki ist eine wesentliche Planungsgrundlage für den Freiflächenwettbewerb, der Funktionsplan, downloadbar.


    Hier der Link.


    Historisch kann da nichts mehr werden, wenn man das alles ernst nimmt.


    Apropos Durchwegung:


    Auch wenn sich der zitierte Beitrag von Konstantin auf die Platzgestaltung bezieht: Der auf der Wikipedia-Seite abgebildete Plan zeigt meiner Meinung nach (trotz der zum Teil berechtigten Kritik) die großen Stärken des Stella-Entwurfs: Die Durchwegung und die öffentliche Zugänglichkeit des Hofes!


    Dadurch entsteht kein nach außen geschlossener Museumskomplex, sondern ein Teil der Stadt, ein neuer öffentlicher Raum wie es ihn vorher in Berlin nicht gab. In Berlin fehlt es an in sich geschlossenen, verkehrsberuhigten, repräsentativen Plätzen (die meisten "Plätze" Berlins sind eher laute Straßenkreuzungen als tatsächliche Stadtplätze) Auch wenn es sich hier eigentlich um einen Hof handelt, wird er durch die geplante Gastronomie und die öffentliche Zugänglichkeit eher einen Platzcharakter haben, ähnlich den spanischen "Plazas Mayores", wie beispielsweise die Plaça Reial in Barcelona, die auf allen vier Seiten von einheitlichen Fassaden umschlossen wird. Auch die öffentliche Verbindung zwischen den zwei mittleren Portalen wird, denke ich, eine wichtige Verbindung zwischen dem südlichen und dem nördlichen Teil der Spreeinsel, also zwischen Lustgarten und Schlossplatz, herstellen und dem Schloss die trennende Wirkung nehmen, die es ursprünglich sicher mal hatte.


    Diese positiven Aspekte des Stella-Entwurfs waren mir bisher nicht so bewusst. Mir gefällt das wirklich gut. Das Schloss wird also nicht nur als ein einzelnes (riesiges) Gebäude wahrnehmbar sein, sondern auch als ein kleines Stadtquartier in sich.

  • Die Höfe des alten Schlosses waren selbst zu Schinkels Zeiten stets offen - nach 1918 als Museum ohnehin. Stellas Passagenidee finde ich auch gut - trotzdem muss man den Schloßplatz ncht trivialisieren.

  • Apropos Durchwegung:


    Auch wenn sich der zitierte Beitrag von Konstantin auf die Platzgestaltung bezieht: Der auf der Wikipedia-Seite abgebildete Plan zeigt meiner Meinung nach (trotz der zum Teil berechtigten Kritik) die großen Stärken des Stella-Entwurfs: Die Durchwegung und die öffentliche Zugänglichkeit des Hofes!


    Diese wäre wohl ein Argument, wenn es einen direkten Laufweg zur Stella-Fassade geben würde. Dieser ist aber durch die Spree nicht gegeben. Die Durchgänge werden von Norden und Süden eher "gebraucht" und werden durch die Portale schon garantiert.

  • @ Hobbyist


    Ich glaube mescha meinte als Stärke des Stella-Entwurfs hier nur die zusätzliche, auf die Breite Straße ausgerichtete, Nord-Süd-Durchwegung durch Portal II u. IV und den dazwischenliegenden neuen Hof. Diese Durchwegung war auf anderen Entwürfen nicht vorgesehen. Zwar hätte es wohl in jedem Fall eine Durchwegung quer über den Schlüterhof gegeben, allerdings dürfte dieser Weg oft wegen Veranstaltungen im Schlüterhof gesperrt sein. Also schon ein Argument für Stella.:)