Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Hm, ist es günstiger, etwas so zu bauen, dass ein möglicher Abriss zu Gusten der hist. Fassade dann weniger "schmerzhaft" (finanziell wie ästhetisch) ist, als gleich diese zu bauen?


    Wenn es nach mir ginge, sollte man es nach Möglichkeit innen wie aussen zu 100% rekonstruieren. Aber das Problem ist erstmal das Geld. Langfristig betrachtet hätte man insgesamt sicher Geld gespart, wenn man nicht im nachhinein nochmal "umbaut", sondern gleich mindestens alle 4 Fassaden rekonstruiert.


    Bedenke aber, dass derzeit noch nichtmal das geplante Gebäude bezahlt ist und ist wird auch in absehbarer Zeit kein zusätzliches Geld aus Staatsmitteln in dieses Projekt fließen.
    => Im Gegenteil: Sobald es durch eine Krise wieder richtig eng mit den öffentlichen Finanzen wird, ist das Stadtschloss das erste was wieder gestrichen, bzw. verschoben wird.


    Daher sollte so schnell wie möglich der "Point of no Return" erreicht werden, damit nicht das bisher geplante in Gefahr gerät.


    Dieser Leuchtturm "Stadtschloss Berlin" wird dann eine mächtige Grundlage für weitere Diskussionen sein.

  • Ein Wiederaufbau bedeutet für mich innen und außen. Ich bin selbstverständlich für einen Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses - aber bitte ned halbherzig. Architektonische Modernisierungen wie ein sogenannter moderner Lichthof aus Stahl und Beton müssen jetzt wirklich ned sein. Wenn Berlin die Gelder fehlen - mei, dann baut man erst einmal ein Stück vom Stadtschloß wieder auf, und wenn wieder Geld da ist, baut man eben an...aber bittschön original, innen so wie auch außen. Pfuscherei bringt auf Dauer niemanden etwas.

  • naja aber es sollte doch wohl klar sein, das eine komplette reko völliger blödsinn ist und auch gar nicht sinnvoll...was soll man denn bitte mit nem kaiserlichen schlafzimmer oder ner gesindeküche anfangen...der neubau hat eine bestimmte funktion zu erfüllen, als humboldtforum...als museum...und dieser muß er eben gerecht werden. den ein oder anderen raum kann man durchaus rekonstruieren, gerade div. treppenhäuser etc...aber man sollte eben die nutzung des gesamtbaus nicht ausser acht lassen. ne puppenstube die viel kostet und ansonsten einstaubt und null funktion hat wäre unzumutbar...dem steuerzahler, der regierung und der stadt.

  • ^
    Auch ein "kaiserliches Schlafzimmer" und eine "Gesindeküche" ließe sich wirtschaftlich nutzen, so sie denn im Original wieder hergestellt sind. Sagt ja niemand daß es genau so möbeliert sein muß.
    Natürlich muß es von der Ausstattung dem heutigem Standard entsprechen, WC´s , Warm Wasser usw. sollten schon mit intregiert werden.


    Bitte nur zitieren wenn es Sinn macht. Danke.
    Bato

  • und wie nutze ich ein rekonstruiertes "kaiserliches schlafzimmer" bitte wirtschaftlich? vermiete ich es an übernachtungstouristen? dachte gerade DAS wollten sie in mitte verbieten.. :) ok...ich übertreibe, aber generell hab ich es bereits gesagt...aussen schloß, innen funktion...komplette rekonstruktion ist teurer blödsinn, den keiner braucht. erweiterung der museumsinsel völlig ok (auch wenn es natürlich nur aus prestige geschieht), konzentration der museen in mitte...aber darüber wurde ja auch lange und ausgiebig diskutiert und man ist ja auch zu einem entschluß gekommen, von daher ist jede weitere diskussion unnötig.

  • Selbst bei einer Vollrekonstruktion wäre es nicht verwerflich, nicht jede Kammer und jeden Nebenraum zu rekonstruieren, da die Masse weder kunsthistorisch bedeutsam war noch ausreichend dokumentiert ist. Beim Berliner Schloss mit seinem projektierten rein moderenem Inneren wären lediglich die Treppenhäuser + einige wichtige Räume (weißer Saal, Thronsaal) durchaus wünschenswert und würden keine 5 Prozent der Gesamtfläche ausmachen.


    OT: Steinlaus: das schöne und leider abgerissene Meister-Eder-Haus auf deinem Profilbild ist auch mal ein echter Reko-Kandidat! :)

  • OT: Steinlaus: das schöne und leider abgerissene Meister-Eder-Haus auf deinem Profilbild ist auch mal ein echter Reko-Kandidat! :)


    Sehe ich auch so, aber darüber können wir ja in der Münchner Ecke plaudern :)


    Zum Stadtschloß:


    natürlich, wenn man es innen wieder originalgetreu rekonstruiert wird es sich nicht als Gewerbe und Bürogebäude nutzen lassen - nur denke ich ja mal daß das Stadtschloß kulturell genutzt werden soll, oder irre ich da?

  • Rekonstruktion - koplett, in Teilen oder garnicht?

    Diese Diskussion haben wir doch schon fünf bis zehn Mal durch. Inzwischen ignoriert sie den Planungsstand, den Beginn der Arbeiten und macht die hiesige Kommentierung des Projektes einfach nur unübersichtlich.


    Es ist bekannt und hier nachvollziehbar, dass es für alle Positionen (komplett zeitgenössisch, Teilrekonstruktion und komplette Rekonstruktion) durchaus sehr gute Argumente gibt, wobei die komplette Rekonstruktion zwar ein schönes Ideal aber am Ende eine unmögliche Utopie ist. (Z. B. Gründung und Haustechnik will wohl kaum einer Rekonstruieren. Auch findet man in Europa kaum ein altes großes Schloss, welches keine neue Technik im Inneren birgt.)


    Hier hat man sich nach jahrelangem Ringen für eine handwerklich m. E. sehr gute Rekonstruktion dreier Fassaden plus Hoffassade entschieden. Sonst ist der Bau aber weitgehend ein zeitgenössischer Neubau. So wird es sein. Ein paar Schlaglichter in Form von nachempfundenen Sälen mögen möglich sein aber eine weitgehende Rekonstruktion wird es von diesem Bau ausgehend eben nicht geben. Die entstehenden funktionalen Flächen werden übrigends von der Stiftung Preussischer Kulturbesitz inzwischen dringend gebraucht. Die könnte mit überdimensionierten Schlafzimmern aber kaum etwas anfangen (oder soll man da die ethnologischen Sammlungen u.ä. präsentieren?). Es handelt sich bei Humboldtschloss also keineswegs um ein riesiges, nutzloses Liebhaberstück, welches sich der Bund in seiner Hauptstadt leistet, sondern um ein Bauwerk, dessen Innere Werte, die Kosten seiner Errichtung später um ein vielfaches übersteigen werden.


    Wer prinzipienreitend immer nur komplette Rekonstruktionen fordert, macht am Ende gangbare Wege der Stadtreparatur mit Fassadenrekonstruktionen oder auch Bezugnahmen nur schwieriger.

  • Was einer Innen-Vollreko entgegen steht, sind die Erfordernisse einer musealen Nutzung an verschiedene Haustechnik, die auch irgendwo untergebracht werden muss. Außerdem hat man vermutlich aus Sicht der Kuratoren lieber etwas größere Räume, die man mit Stellwänden organisieren kann und gut zugänglich sind, statt kleine Dienstbotenkammern.

  • Dass eine "Vollreko" nicht jede Abstellkammer beinhalten würde, sollte ja wohl klar sein. Aber was spräche dagegen, neben dem "Humboldtforum"-Museum noch parallel etwas vom Schloss erlebbar zu machen? Geht ja im Louvre auch. Einbäume und Schrumpfköppe könnte man auch im kaiserl. Schlafzimmer ausstellen...Konstraste und so, wa? Die Wirtschaftlichkeit wär doch letztendlich dieselbe. OK, man müsste vielleicht mehr investieren (wobei, wer weiß, was das moderne kosten wird), aber letztendlich bringen sowohl die ethnologischen Sammlungen, als auch ein Thronsaal o.ä. Gelder durch Eintritt. Man könnte ja - wenn es der Platz zulässt - auch eine Hohenzollern-Sektion einbauen. War ja schließlich "ihr" Schloss. Oder oder oder...Und in irgendwelche Apollosälen o.ä. kann man ja offizielle von der Stadt, der Bundesregierung, irgendwelcher Stiftungen etc. Veranstaltungen...veranstalten. Aber naja, es kommt wies kommt.

  • Für das Berliner Schloss hätte ich mir neben der kulturellen auch eine politische Nutzung durch den Bundespräsidenten sehr gut vorstellen können, um an die lange Tradition dieses Ortes anzuknüpfen. Ob das Gebäude dann aber noch für die Öffentlichkeit zugänglich gewesen wäre, ist schwer zu sagen.

  • Ein Wiederaufbau bedeutet für mich innen und außen.


    Na das ist ja schön. Es geht aber hier nicht um einen 'Wiederaufbau'. Es entsteht ein NEUBAU mit entsprechenden Räumlichkeiten und der Fassade des ehemaligen Berliner Schlosses drumherum. Warum das so ist und nicht anders, wurde hier nun wirklich schon bis zum Exzess durchgekaut.

  • Über die Wupper mit der Wippe

    Für das Berliner Schloss hätte ich mir neben der kulturellen auch eine politische Nutzung durch den Bundespräsidenten sehr gut vorstellen können, um an die lange Tradition dieses Ortes anzuknüpfen.


    Da würden aber etliche Berufsbedenkenträger aufschreien und sagen: Aber das geht doch nicht, weil monarchische, absolutistische Tradition und Symbolik. Also da kann man doch nicht den Repräsentanten einer Parlamentarischen Demokratie reinstecken. Und das Schloß dürfen wir sowieso nicht aufbauen, denn damit bekennen wir uns ja positiv zum Wilhelminismus usw.


    Ich finde diese absurden rein formalen Argumentationsmuster immer wieder lustig. Man kann genauso gut sagen: Wir rekonstruieren das aus rein historisch-ästhetischen Gründen, ohne unsere Demokratie davon beeindrucken zu lassen.


    Deshalb bin ich auch für eine Rekonstruktion des alten Einheitsdenkmals vor dem Schloß. Oder eine Neuinterpretation mit alter Fassung und meinetwegen mit irgendeiner neuen Symbolik oder Symbolfigur.


    Das wäre so viel einfacher und sinnvoller als diese Wippe, die geplant ist und die hoffentlich von irgendwelchen Außerirdischen geklaut wird. Man hätte den historischen Bezug, das Schließen einer emotionalen Lücke und könnte z.B. statt Wilhelm auf'm Pferd eine Art Monolith hinstellen mit eingravierten Deutschlandmotiven oder ähnlichem. Das Mahnmal sollte auch nur Einheitsdenkmal heißen. Aber wir Deutschen müssen ja volkspädagogisch betonen, daß wir jetzt auch noch die Freiheit haben und daß das ja das Problem damals 1871 war und wir jetzt brav und viel schlauer sind nach unserer suboptimalen Geschichte.


    Das ist alles so unnötig, zwanghaft und neurotisch.


    Wenn wir schon bei Symbolik sind: Gerade die Rekonstruktion der alten Fassung mit einem neuen symbolischen Zentrum wäre viel aussagekräftiger und passender.


    Diese Wippe muß unbedingt verhindert werden.

  • Da würden aber etliche Berufsbedenkenträger aufschreien und sagen: Aber das geht doch nicht, weil monarchische, absolutistische Tradition und Symbolik. Also da kann man doch nicht den Repräsentanten einer Parlamentarischen Demokratie reinstecken. Und das Schloß dürfen wir sowieso nicht aufbauen, denn damit bekennen wir uns ja positiv zum Wilhelminismus usw.


    Es liegt sicher eher daran, dass der Bundespräsident mit Schloss Bellevue bereits ein repräsentatives und für die Belange des Amtes absolut passendes Dienstgebäude hat. Was sollte dann mit Bellevue passieren und vor allem wie viel Geld würde ein Umzug und eine entsprechender Ausbau des Stadtschlosses kosten? Vom Standpunkt der Nutzungs- und Kostenfrage ein höchst abwegiger Gedanke, Symboliken mal außen vor gelassen. Würde der Bundespräsident das Schloss nutzen, wäre eine Nutzung als Museum oder Bibliothek ausgeschlossen, wegen Platz- und Sicherheitsgründen.


    Zwanghaft ist eher die Inbrunst, mit der mancher versucht dem Stadtschlossbau eine neue Bedeutungsschwere zu verpassen.


    Die Wippe finde ich zwar auch suboptimal, ich hätte allerdings einen der anderen Entwürfe für das Einheitsdenkmal vorgezogen und keinen nationalistisch überhöhten Rekokitsch eines Denkmals, das nach so langer Absenz nicht wieder vollständig wiederhergestellt werden wird.

  • Die Internationale Expertenkommission hat ihrerzeit eine Wiederbebauung der Schloßfreiheit (schon um den Dualismus aus Landesherrlichkeit und Bürgerhaus zu zeigen) unter Integration der Fundamente des Nationaldenkmals empfohlen.


    Dem ist nichts hinzuzufügen.


    P.S. Die Ersparnis aus dem Verzicht auf die Wippe sollte man zur Hälfte für den Schloßbau verwenden und zur anderen Hälfte Opferverbänden der Teilung zuteil werden lassen

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    Auch ein interessanter Gedanke. Ein Gebäude mit dem Grundriss des alten Denkmals könnte spannend sein. Oder eine kleinteilige Bebauung bis zur Brücke/Linden? Es würde auf jeden Fall dem Argument Wilhelminischer Gedanken Wind aus den Segeln nehmen, da ja gerade Wilhelm II diese Schlossfreiheit nicht mochte und abreißen ließ.


    Eine kleinteilige Bebauung mit Wohnungen würde auf jeden Fall Höchstpreise erlangen. Man stelle sich mal diese Anlage
    "Freiheit->Bauakademie>Schinkelplatzbebauung vor".
    Ja, der Gedanke gefällt mir :)


    Ich würde gerne von Patzschke mal Entwürfe zu solch einer Idee sehen. Dem würde ich es am ehesten zutrauen da eine Balance aus Stadthaus und zum Humboldtforum passender Architektur zu schaffen.

  • Begehbarer Stadtplan, Schlossplatz

    Im Rahmen der 775-Jahr-Feier Berlins wird auf der Rasenfläche des Schlossplatzes, dem östlichen Teil des Schloss-Grundstücks, ein begehbarer Stadtplan angelegt.


    Dazu wurde eine ca. 50 x 50 m große Fläche asphaltiert, auf die der Stadtplan fixiert wird.


    Die Bilder sind von vorgestern Abend, inzwischen dürfte man schon weiter sein:




  • Pressebericht zur Musterfassade

    Die Berliner Zeitung berichtet über die heute wohl fertiggestellte Musterfassade: http://www.berliner-zeitung.de…en,10809148,16777184.html.


    Sie sei ein Labor, welches zur Erprobung von Materialien und Techniken diene.
    Getestet werden beispielsweise sächsischer und schlesischer Sandstein. Der sächsische Sandstein sei im Vergleich zum schlesischen etwas weicher.
    Dadurch sei er zwar leichter zu bearbeiten, doch zugleich auch witterungsempfindlicher. Welche Qualität genau gefragt ist, hänge vom jeweiligen Einbauort ab. Natursteine im Sockelbereich müssten härter sein als in den oberen Bereichen. Anhand der Musterfassade werde zudem getestet, an welchen Stellen Abdeckbleche als Schutz vor Regenwasser montiert werden müssen, wie groß die Fugen zwischen den einzelnen Ornamenten sein dürfen und wie der Putz und die Fenster gestaltet werden.


    Geprüft werde außerdem, welcher Sonnenschutz hinter den Fenstern nötig sei und wie die Schlossfassade beleuchtet werden soll. Schon jetzt stehe fest, dass die Beleuchtung der Fenster später anders als jetzt sein soll. Die kleinen schwarzen Kästen im unteren Bereich der Fenster seien unpassend.

  • Weiß man, woher früher beim Schlossbau der Sandstein kam? Wie wichtig ist es für die Glaubwürdigkeit einer Rekonstruktion, wenn man den Stein aus dem selben Steinbruch bzw. zumindest der gleichen Region verwendet?