Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Gerade diese Brandwand kann doch meiner Meinung nach nicht als vom Architekten formvollendet angesehen werden. Zu hoffen wäre es ja, wenn da doch noch eine Überraschung bei rauskommt den Apothekerflügel (meinetwegen auch modern interpretiert) zu bauen. Oh Mann, das wäre ja was. (Da möchte man doch mal einen Blick in die Verträge zwischen Bauherrn und Architekt werfen)

  • Das kann doch keiner im Ernst glauben, dass der Apothekerflügel heimlich im Stillen vorbereitet wird. Hallo, wir sind in Deutschland! Da plant man heimlich, Rekonstruktionen zu unterhöhlen und gewiss nicht, sie zu optimieren. Wenn das mit dem Apothekerflügel auch nur ein Körnchen Wahrheit besäße, wäre die Öffentlichkeit, die sicher mit großer Mehrheit für diesen Flügel wäre, längst informiert worden.
    Die Rückkehr des Apothekerflügels ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Wiederwahl von Wulff! Wobei ich mich natürlich über ersteres freuen würde.

  • Vielleicht auch statt der Brandwand gleich eine (Achtung!) Glasfassade. :lach: Nein, also dieser Brandwandlook ist in der Tat sehr unschön, da sollte nachgebessert werden, wie es in der Politik so schön heißt.

  • Na ja, mal abgesehen davon, dass der Apothekerflügel auf der anderen Seite stand und sich dort direkt an den ganz sicher nicht mehr wiederherzustellenden Renaissanceteil des Schlosses angliederte, wäre hier grundsätzlich ein attraktiverer Übergang nötig. Bislang sind die Visualisierungen der Spreeseite aber relativ dürftig. Vielleicht kann man ja noch zumindest auf ein etwas gefälligeres Aussehen hoffen...

  • Zweifelsfrei ist das große bürgerschaftliche Engagement für das Schloss sehr erfreulich, jedoch verstärkt sich meiner Meinung nach nun der Effekt, dass die modernistische Spreeseite im Kontext zum gesamten Baukörper zunehmend als Fremdkörper wahrgenommen wird.


    Deshalb würde ich vorschlagen, auf die Ostfassade von Stella zu verzichten und hier stattdessen den Wettbewerbsentwurf von nps tchoban voss zu realisieren – natürlich unter Einbeziehung des freundlicherweise gespendeten Eckrondells:



    © nps tchoban voss



    © nps tchoban voss

  • ^ Eine derartige Lösung würde auch ich bevorzugen.
    Leider wird es aber vermutlich keine Kombination von konkurrierenden Entwürfen geben.

  • @Architektator
    Netter Vorschlag, aber Gewinner des Wettbewerbes ist nun mal Stella. Selbst der B-Plan ist mittlerweile durch. Was willst du da noch großartig vorschlagen? Die Show ist gelaufen; Stellas Entwurf wird bis 2019-2020 realisiert.

  • Das wär natürlich die idealste Version. Bei Stellas Ostfassade frage ich mich eh, wozu man da einen Architekten braucht. Uninteressanter (aber wohl deshalb auch billiger) gehts wohl kaum...Vielleicht sollte man den mittleren Teil noch etwas weiter abheben vom Rest und nicht nur durch einen Rücksprung, sei es nur durch ein Balkongeländer im ersten OG. OK, diese Version ist zwar auch nicht die kreativste, aber wenigstens wird das Gesamtbild nicht gestört. Und man kann die Weiterführung der Fassade ja als eine Hommage an Schlüter verkaufen.


    @Parkplätze
    Vor dem Schloss Charlottenburg hat man die Parkplätze abgeschafft und die Autos an die Seite unter die Bäume "verbannt". Und vor dem Stadtschloss verzichtet man auf den Neptunbrunnen (jaja, auch wegen irgendwelcher Leitungen...), damit dort Reisebusse parken können? Mal wieder sehr konsequent. Soll man sie doch entlang der Breiten Straße abstellen. Müssen die Touris eben etwas laufen.


    Könnte vielleicht mal jemand einen Plan für den Schlossplatz zeigen, wie er nach den momentanen Bauarbeiten aussehen soll? Das Schild vor Ort ist ja genauso verwirrend und unübersichtlich, wie die aktuelle Verkehrsführung.

  • ^ Vorallem würde ein Spaziergang der Reisebustouristen entlang der Breite Straße das Schloss für sie noch mehr in Szene setzen, als einfach nur davor abgestellt zu werden.



    @Bato: Der Tchoban-Entwurf wurde doch aufgekauft im Zuge des Wettbewerbs, weißt Du warum?

  • ich kann zu dem nur sagen, toller entwurf und schade das er so nicht kommt. Eigentlich ganz schlicht und eine einfache idee. Es integriert sich auf eine art und weise und wirkt trotzdem sehr zurückhaltend. man hätte auch den kanal einfach fortsetzen können. Ob es vielleicht mit dem Wasserspiegel probleme geben würde??

  • ^


    Nun besteht Tchobans Entwurf ja nicht nur aus dieser Fassade. Der Übergang vom Schlüterhof zu Agora bspw, finde ich nach Tchobans Idee schlicht nicht gut.


    Ich glaube, wenn ich es mir aussuchen könnte, würde ich drei oder vier Teilnehmer des Wettbewerbes kombinieren.

  • @Architektator
    Netter Vorschlag, aber Gewinner des Wettbewerbes ist nun mal Stella. Selbst der B-Plan ist mittlerweile durch. Was willst du da noch großartig vorschlagen? Die Show ist gelaufen; Stellas Entwurf wird bis 2019-2020 realisiert.


    Nun die derzeitige Lösung ist sehr sehr schlicht gehalten. Mit Absicht um es so günstig wie möglich machen? Ggf. ist das auch nur aus dem Grund um dann etwas zu haben, wass sich ohne Diskussionen wieder entfernen lässt.


    Es ist bei diesen Projekten so, dass man erstmal den Fuß in der Tür haben muss um dann (wenn erstmal ein Teilergebnis vorliegt) weiter fordern und gestalten zu können. Beispiel: Wiederaufbau der Dresdner Frauenkirche. Da ging es ursprünglich auch erstmal nur um die Kirche und nach und nach komplettierte sich der Neumarkt und das weitet sich aus bis hin zum Einfluss auf den Neustädter Markt.

  • Natürlich wird die nächste Generation die Rekonstruktion, wenn schon, dann auch komplettieren. Das merkt man doch in der Diskussion, je Jünger das Gegenüber je offener und unverkrampfter ist die Einstellung bzgl. Rekos und Architektur. Bei der Stadtschloss-Debatte habe ich das wieder und wieder gemerkt, man darf mir hier aber gerne widersprechen. Ich persönlich bin mir sicher dass die Rekonstruktion in Zukunft komplettiert werden wird und dass durchaus die vierte Fassade darum simpel gestaltet ist, damit man sozusagen kein neues Baudenkmal schafft und dann in Zukunft die Debatte hat ob nicht diese vierte Fassade selbst denkmalschutzwürdig ist. So durchschnittlich wie die moderne Fassade ausfällt, laut allen Visualisierungen, besteht diese Gefahr keinesfalls.

  • Tschobans Spreefassade ist doch grauenvoll! Also nicht vom Stil her oder handwerklich gesehen. Aber - sorry - das ist doch Ihr wisst schon, amerikanischer Vergnügungspark. Eine Barockfassade hat es an dieser Stelle schlicht niemals gegeben, sie zu bauen, wäre eine reine Pseudorekonstruktion. Zudem würde das viel leichter ermöglichen, auch an anderer Stelle vom Original abzuweichen und die ernsthafte Rekonstruktion weiter zu verwässern. Entweder hier wird richtig rekonstruiert, d.h. im Stil der Renaissance aus der Schlossfrühzeit oder tatsächlich modern. Tschoban hat hier versagt und Geschichtskitsch fabriziert.

  • Ich habe und werde wohl diese Haltung nie verstehen Baukunst. Stellas Spreefassade hat es dort ebenfalls niemals gegeben. Ist es nicht sinnvoller, Abweichungen vom Orginal im Einklang mit der zu rekonstruierenden Bausubstanz zu setzen statt, wie die Stella Fassade, bewusst zu brechen?
    Die Tschoban Fassade wirkt schlichtweg stimmig. Ich weiß nicht warum man immer wieder Disneyland aus dem Hut zaubert wenn man sich klassischen Gestaltungsweisen bedient aber moderne Anbauten an historische Gebäude quasi Narrenfreiheit genießen.
    Ein Verzicht auf die Rekonstruktion des Renaissancesteil des Schlosses hätte nicht zwangshaft eine modernistische Lösung zur Folge haben müssen.
    Jetzt ist es nun leider so und wir müssen uns damit abfinden.

  • Modern muss ja nicht modernistisch heißen. Stellas Ostfassade gefällt mir ebensowenig wie eigentlich allen hier. Mein Problem mit Tschoban ist, dass er das Berliner Schloss als Von-vorneherein-Vierflügel-Barock-Anlage inszeniert und damit jegliche Vorgeschichte des Schlosses dermaßen ausblendet, als hätte hier vorher nichts gestanden. Gleich Barock und Punkt. Die Ostfassade sollte sich m.E. von den drei historischen Barockfassaden abheben, um klar zu machen, dass der Barockteil die eigentliche Erweiterung war. Nur halt in schön und nicht in "mussolini" ;)
    PS: Ich weiß, das Disney-Argument ist dermaßen abgedroschen und keiner kanns mehr hören, weils immer wieder von Modernisten-Kasperln falsch gebraucht oder nur nachgeplappert wird. Hier finde ich trifft das Argument aber ganz ausnahmsweise mal exakt zu...

  • Ich würde Baukunst zustimmen. Zwar stehe ich historischen Baustilen positiv gegenüber und bin für Rekonstruktionen, wo es sich anbietet. Doch dieser Entwurf hat mit Rekonstruktion nichts zu tun. Das fällt unter das Stichwort Beliebigkeit. Das wird schon am fehlenden Figurenprogramm auf der Dachlandschaft der Spreeseite deutlich. Offenbar lässt sich dieses nicht so einfach additiv ergänzen wie 25 Fensterachsen. Man könnte ja streiten, wenn ein Schlüterscher Entwurf für die Ostfassade vorläge, der aus Geldmangel o. ä. nie realisiert wurde. In dem Fall hätte man ja wenigstens einen historischen Bezug. Aber so...?


    Auch wenn mich sicher einige nun hier zerreißen, sinnvoller angesichts der historischen Bedeutung und der jahrelangen Debatte um den Palast der Republik wäre eine Fassade in Anlehnung an den Palast der Republik auf der OSTSEITE zu rekonstruieren. Zumal der Palast näher (wie der alte Apothekenflügel des Schlosses) an den Dom heranrückte und den Lustgartenbezirk optisch zur Spree hin abschloss. So bleibt Richtung Liebknechtbrücke eine offene Flanke, die durch eine Wiese zu kaschieren versucht wird.


    Oder aber konsequent sein und die ältesten Teile des Schlosses wiedererrichten.

  • Entsetzt bin ich vor allem vor dem Hintergrund des künftigen modernen Gewandes des Schlossplatzes, zu dem Frau Lüscher sich mit den Worten bekennt, die Zeit sei nicht stehen geblieben. Aus dem selben Grund kann man den Pariser Platz wieder planieren und die DDR-Betonkübel mit dem Nadel- und Koniferen-Gestrüpp wieder aufstellen. Die Berliner und Brandenburgischen Stiftungen versuchen nach wie vor sämtliche Bestände von Kunst- und Kulturgütern so zu ordnen, wie es historisch zusammen gehörte und wie es sinnvoll ist. Auch vor dem Hintergrund von schmerzhaften Kriegsverlusten der Museen. Lüscher praktiziert genau das Gegenteil und ordnet die noch vorhandenen Dinge in der Stadt eben nicht so, wie es ursprünglich geplant und durchdacht waren. Dass der Neptunbrunnen mit Bezug aufs Schloss errichtet wurde und nicht mit Bezug aufs Rathaus, wird an seiner Größe und am gewählten Stil deutlich. Warum hier nicht zusammengeführt wird, was zusammengehört, was leicht machbar wäre und darüber hinaus die Zustimmung der meisten Berliner finden würde, gibt mir Rätsel auf. Vor allem aber, dass diese Frau so tief in die Gestaltung der Stadt eingreifen darf und Vorgaben macht und Vorbedingungen stellt.