Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Zu Reinhards Linken-Antwort:

    Ein Fassadenschloss, wie es von den Ewiggestrigen erdacht und von einer phantasielosen Mehrheit alter Männer im Bundestag beschlossen wurde, wird nicht gebraucht.


    Schon im ersten Satz zeigt sich wieder, warum ich persönlich mit der LINKEN nix anfangen kann. Pauschal ("wird nicht gebraucht" wer sagt das? Marx aus dem Jenseits? Gregor Gysi? Die Punks vom Alex?) und mit Politschlagworten - "Ewiggestrige" - wird einfach mal weggebügelt, was sich viele Nicht-Ex-Kader mit einem Hauch von ästhetischem Bewusstsein wünschen: Die Zurücknahme (nicht völlige Verdrängung!) der DDR-Optik in der Mitte Berlins. Das ist reine SED-Denke und hat wenig mit modernen linken Ansichten zu tun. Zum Vergleich: In Frankreich sind die Linken viel traditionsbewusster als die Rechten und würden stets sagen Frankreich zuerst - mit allem royalen Pomp. Was sich bei uns links nennt ist eine krude Mischung aus "Immer-Dagegen-Sein", Schauspieler-Hipster-Trendidioten-Zeitgeist und DDR-Beweihräucherung (des sozialistischen Systems, NICHT des Privatlebens - bevor ich unbeabsichtigt glücklich in der DDR Aufgewachsenen auf den Schlips trete). "Phantasielose Mehrheit alter Männer". Dass ich nicht lache - genau das ist doch das humorlose Spießer-SED/PDS/LINKE-Mileu.


    Der Mittelteil folgt einer einigermaßen ok´en Argumentation, wenngleich ich das anders sehe und man Zahlen so oder so interpretieren kann. Trotzdem konnte ich mich leider nicht freuen, dass hier ein Linker mal "vernünftig" argumentiert und nur im ersten Satz seinen obligatorischen Linken-Frust ablässt. Denn der Vorschlag am Ende enthällt diesen grandiosen Satz (inkl. falschem Plural), der die ganze Weltfremdheit und gestörte Selbstwahrnehmung dieser Partei offenbart:

    Überlasst den Platz der jungen Generation, die diesen unbeeindruckt vom Denken der kalten Krieger vereinnahmen und gestalten.

    Na dann sollten die Ober-Kalten-Krieger doch selber mal den Platz räumen. Kaum eine Partei, die so viel "vor 1989" in sich hat, wie die LINKE. Die angesprochene junge Generation liefert interessanterweise die größten Zustimmungswerte zu diesem Projekt - kann man in erfolgten Umfragen ganz einfach nachlesen. Und wer hätte das gedacht - vor allem von vielen junge Frauen...
    Solange Altkader-Meinungen die LINKE dominieren, wird vernünftige linke Politik in Berlin und Deutschland nicht möglich sein. Alte Betonköpfe, keinen Deut besser als der konservative Immerschon-CSU-Wähler, über den man sich so gerne lustig macht. Naja, in 20-30 Jahren hat sich das ganze ohnehin von selbst erledigt....:angel:

    2 Mal editiert, zuletzt von Baukunst ()

  • Zu Reinhards Linken-Antwort:


    Schon im ersten Satz zeigt sich wieder, warum ich persönlich mit der LINKEN nix anfangen kann. Pauschal ("wird nicht gebraucht" wer sagt das? Marx aus dem Jenseits? Gregor Gysi? Die Punks vom Alex?) und mit Politschlagworten - "Ewiggestrige" - ......


    Im Rest deines Beitrages ziehst du dann selbst pauschal und mit Politschlagworten über ähh, "was sich bei uns links nennt" her.:D



    Niklas Maak von der F.A.Z. hat zum Stadtschloss einmal einen sehr guten Artikel geschrieben, den ich leider nicht mehr finde. Hier wird seine Position verkürzt dargestellt: http://www.art-magazin.de/arch…chloss_berlin_debatte?p=2


    Der Artikel gefällt mir auch gut.

  • ^^
    "Wird nicht gebraucht" könnte durch den einfachen Einschub "nach Meinung der LINKEN" oder "nach unserer Überzeugung" entpauschalisiert werden. So klingts, als hätte dieser Diedrich die Weisheit mit Löffeln gefressen.
    Mein Beitrag geht zugegebenerweise auch in die Pauschalisierungs-Richtung, allerdings ganz so hasszerfressen und pauschal-plump wie VIELE ;) Linke bin ich noch lange nicht.
    Außerdem bin ich nur ein kleiner Forums-Schreiberling, Sven Diedrich jedoch ist immerhin Baureferent, von dem kann oder sollte man etwas mehr erwarten.

  • ^^
    Naja, die Schlossrekonstruktion ist sicherlich auch für die Befürworter des Baues nur "Nice-to-have". Ernsthaft gebraucht wird es natürlich nicht. Es geht ja bisher auch ohne.


    Ich zitiere mal Wilhelm von Boddien:
    "Das heißt, es geht wirklich nur darum, ein Stück Kulturgeschichte unseres Landes wieder sichtbar zu machen, und das jetzt sogar in einer Kombination mit dem Humboldt-Forum, das heißt, mit einer unglaublich zukunftsweisenden Funktion, nämlich, die Kunst der Welt in der Mitte Berlins zu behaupten und zu beherbergen ......"

  • ^^
    Sicher gehts bisher auch ohne, "gebraucht" wird das Schloss trotzdem. Ganz platt: Wenn einem zwei Schneidezähne ausgeschlagen werden, gehts mit Übung auch "ohne". Warum rennen die Leute nach Möglichkeit trotzdem zum Zahnarzt? Wegen der Optik. Berlins Mitte ist halt mal das Gesicht der Stadt...
    Auch kann man nicht oft genug sagen, dass das Schloss vor Linden, Dom und Museumsinsel da war und einfachmal alle genannten Bauten/ Ensembles exakt auf das Schloss ausgerichtet waren.
    Was mich manchmal so verzweifeln lässt ist der geradezu als Ablehnung von Kunst, Schönheit und Ästhetik zu bezeichnende Zeitgeist, der in den Köpfen unserer medialen Meinungsmacher, Architekten und politisch Verantwortlichen großteils vorherrscht. Cool scheint für viele immer irgendwie trostlos, öde, ranzig, ungemütlich und vor allem traditionslos sein zu müssen. Schönheit gleich Spießertum??? :nono:

  • Komisch, eigentlich kann man den klassischen Spießer eher in der Ecke der Traditionalisten verorten, in diesem Fall also eher bei den Wiederaufbau-Befürwortern.


    Aber mal davon ab, das sind ideologische Schlachten von vorgestern, die längst zugunsten eines Wiederaufbaus des Schlosses entschieden wurden. Auch wenn gerade Wahlkampf in Berlin herrscht, lasst doch das Schloss da raus. Ich wünsche mir, dass das Stadtschloss in dem aktuellen Entwurf, d.h. mit Rekofassade, mit Prunkkuppel und mit allem Pipapo, das in dem Entwurf noch enthalten ist realisiert wird, und das bitte noch vor 2020. Wo man Berlin-Mitte so schön aufpoliert an allen Ecken und Enden wird es Zeit mit dem Bau des letzten großen Steins im Mosaik zu beginnen, Berlins Mitte ist und bleibt unfertig, solange der Schlossplatz unbebaut bleibt, Liegewiesen hat Berlin wahrlich genug. Ein schneller Baubeginn ist schon allein deswegen nötig um diesen potthäßlichen Ausstellungsbunker wieder aus der Mitte zu entfernen.

  • Ich finde es schon sehr kühn von dem Linken-Mann zu behaupten, dass private Spenden in Höhe von über 15 Millionen Euro ein Beweis dafür seien, dass "das Schloß nicht gewollt wird". Eine skurrile Wahrnehmung.


    Dass "dem Schloß die Akzeptanz in der breiten Bevölkerung" fehlt ist eine ebenso mutige Behauptung. Es hat ja nicht nur einmal der Bundestag sondern es haben drei (3) deutsche Bundestage mit jeweils über zwei Dritteln für den Wiederaufbau gestimmt. Das wäre ohne Verankerung in der zitierten "breiten Bevölkerung" Deutschlands kaum möglich.


    Parlamentarische Demokratie bedeutet eben auch, sich mit Mehrheitsentscheidungen abzufinden, zumal wenn sie mehrfach bestätigt werden.

  • Dienstag ist der Baubeginn erfolgt...nicht für den Rohbau sondern für die verschiedenen Elemente der Fassade. Rund 3.000 Teile werden in der Bauhütte in Potsdam von Steinbildhauern in Handarbeit geschaffen.
    Beim Lokaltermin anwesend war auch Stella der nochmal meinte, dass man mit der Kuppel plane.


    Artikel BZ

  • vortrag über die zukunftsperspektiven des humboldt-forums von herman parzinger, präsident preußischer kulturbesitz:
    http://www.youtube.com/watch?v=z-dKieGGOCI




    mittlerweile sind nun fast 25% des spendenziels erreicht: 19 millionen € konnten bisher für die rekonstruktion gesammelt werden. das erste schmuckelement wurde auch schon bereits an der musterfassade angebracht.
    http://www.tagesspiegel.de/ber…loss-waechst/5980532.html




    ein großen anteil an den spendenerfolg dürfte trägt wohl auch die humboldtbox bei. bis zum jahresende werden hier vorausichtlich mehr als 200 000 besucher gezählt. täglich kommen mind. 500 menschen, in spitzenzeiten bis zu 3000.
    http://www.rbb-online.de/nachr…berliner_schloss_box.html




    schlossarbeiten starten schon 2012
    bereits im märz nächsten jahres sollen die ersten bagger anrollen und erste vorbereitende baumaßnahmen erledigen damit im april 2013 der grundstein gelegt werden kann.
    http://www.morgenpost.de/berli…n-starten-schon-2012.html

  • Stadtschloss

    Die Pläne gewinnen jetzt eine klare Kontur; ich bin alles in allem sehr glücklich:


    Das Stadtschloss wird gebaut, Kuppel und Portale müssen über Spenden finanziert werden, so wie auch die Fassade. Dies sollte angesichts der städtebaulichen, symbolischen und kulturellen Bedeutung dieses Projektes in der Hauptstadt eines reichen Landes eigentlich möglich sein.


    Ich möchte hier noch einmal daran erinnern, dass das Schloss bauliches Vorbild für den Berliner Häuserblock und damit für die grundlegende Substanz der Innenstadt war und in gewisser Weise bis heute ist. Dieser bauliche Zusammenhang sollte auch für die weiter entfernte Zukunft nachvollziehbar bleiben (durch den Wiederaufbau von Fassade und Kubatur).


    Das Einheitsdenkmal wird vor dem Schloss errichtet.


    Thyssen-Krupp schließt den Platz mit seiner Hauptstadtrepräsentanz ab (... und könnte vielleicht die Kuppel finanzieren).


    Die U5 wird ab März 2012 fertig gebaut.


    Am Schinkelplatz wird die historische Kubatur wieder errichtet.


    Fehlt nur noch die Finanzierung der Bauakademie (auch hier bin ich hoffnungsvoll).


    Die Museumsinsel und die Oper werden saniert.


    Fazit: die wichtigsten und teilweise grandiosen Bauten werden in ihrer stadtprägenden Funktion wiederhergestellt und durch angemessene moderne Bauten ergänzt. Berlin erhält ein lebendiges und schönes Zentrum zurück. Gratulation an die Planer, Architekten und ja auch an die Politiker, die dies verantworten. Ich werde jedenfalls fürs Schloss spenden.

  • Humboldt-Forum

    Eine allerdings lohnende Diskussion über den Inhalt des Schlosses, nämlich des Humboldtforums, stößt der Tagesspiegel an.
    Hier geht es um die den Aufbau der Ausstellung "Kulturen der Völker", für die es bereits interessante Vorbilder gibt.
    http://www.tagesspiegel.de/kul…-die-zukunft/6005098.html


    Ich persönlich wüßte diese Ausstellung allerdings lieber am Kulturforum untergebracht. Die Gemälde und Skulpturen, die sich derzeit dort befinden, würden besser ins Schloss passen als Totempfähle und Südsee-Einbäume.

  • ^ auch diese Diskussion über den Inhalt des künftigen Humboldtforums gab es bereits, und mich nervt diese eingeengte Kulturvorstellung ziemlich.
    Wenn dir von all den tollen Exponaten ausgerechnet nur Totempfähle und Südsee-Einbäume in Erinnerung sind, solltest du doch nochmal nach Dahlem rausfahren. Es ist meiner Meinung nach gerade gut, dass die Museumsinsel derart bereichert wird und die Schätze die gerade am Stadtrand ignoriert werden ins Zentrum geholt werden.

  • Da wohl nicht zu erwarten ist, dass das prächtige Völkerkundemuseum in der Stresemannstraße wiedererrichtet wird, ist es natürlich durchaus zu begrüßen, dass jene Sammlungen aus dem fernen Dahlem wieder einem breiteren Publikum in der Berliner Innenstadt zugänglich gemacht werden. Das Humboldt-Forum scheint mir da der geeignetste Ort.

  • Außereuropäische Sammlungen im Schloss

    Das die außereuropäischen Sammlungen der Stiftung preußischer Kulturbesitz ins Huboldtforum im wiederaufgebauten Stadtschloss kommen, ist für mich der entscheidende Befreiungschlag in der Debatte über die Inhalte des wideraufgebauten Schlosses gewesen. Die Museumsinsel wird damit entscheidend ergänzt. Ein wunderbares Symbol und gleichzeitig die Lösung für ein drängendes Problem, da die Unterbrigung in Dahlem auf dauer nicht tragbar ist und die dortigen Bauten marode sind.


    Leider hat es sich noch nicht ausreichend herumgesprochen, dass für das Humboldtforum eine geradezu kongeniale Nutzung geplant ist und es wird immer noch aus Unkenntnis in diversen Medien über dessen inhaltliche Leere schwadroniert.

  • Freuet Euch; Kinder!

    Das Schloss kommt ...


    ... mit einem ersten Musterfassädchen:





    Hier noch Bilder des Bauplatzes an Silvester 2011...



    ... mit Altem Museum, Dom und dem Musterfassädchen ...



    ... und Alter Kommandantur, Zeughaus und Humboldt-Box.

  • Dicke Wände

    Was mich an der Musterwand irritiert:
    Das Orginal-Schloss hatte sehr dicke Wände. Oberhalb des Kellergeschosses waren es ca. 1,5 Meter, und zwar zweischalig gemauert. 75 cm war die Außenfassade stark, die das Dach trug. Davon statisch unabhängig war das innere Mauerwerk mit ebenfalls 75 cm, welches die Etagendecken trug.
    Damit sollte die unterschiedliche Ausdehnung des beheizten inneren Baukörpers abgefangen werden.
    Immerhin: bereits 1705!


    Mein bisheriger Wissenstand ist, dass beim Humboldtforum das Innere in Stahlbeton gegossen werden soll, während man die äußere Schmuckfassade aus Ziegeln aufmauert wie damals beim Schloss 75 cm stark.


    Nunmehr läßt mich die "Musterfassade" befürchten, daß künftig doch nur eine Ziegelbreite vorgeblendet werden soll.
    Meiner Meinung nach ( neudeutsch: IMHO ) wäre das ein schwerer Fehler.

    Einmal editiert, zuletzt von ReinhardR ()