Stadtschloss Berlin: Der Thread für den Wiederaufbau

  • Na gut - das ist natürlich wirklich individuell verschieden:
    In meinem Umfeld sind die Menschen mehrheitlich für das Hohenzollernschloss. Neben Mir hat noch eine andere Person für das Schloss gespendet.
    Aber auch ich halte das nicht für typisch.
    Irgendwie geht den Meisten Berlin und sein Gezänk, diese mit Lust zur Schau gestellte Mißmutigkeit auf den Senkel.
    Ich hoffe nicht, daß letztenendes das ganze Projekt daran scheitern wird. :mad:


    Populismus ist übrigens immer dann gut, wenn er eine Mehrheitsmeinung gegen den Mainstream der veröffentlichten Meinung artikuliert. ;)

  • Wenn sie weiter so machen wird gar keiner mehr etwas spenden! Die schießen sich doch unabsichtlich oder vielleicht sogar absichtlich selbst ins Bein. Dieses hin und her und ja und nein sind doch echt eine Posse. Und dieser neue Bundesbauminister ist ein echter Clown. Einfach nur peinlich was der so von sich gibt. Autobahn oder Humboldtforum...
    Und ich kann es echt nicht mehr hören, dass Deutschland, als eines der reichsten Länder der Welt, sich ein solches Projekt nicht leisten könnte. Für viel ärmere Länder sind solche Projekte ein Klacks. Deutschland ist heutzutage für Kultur einfach zu knausrig und es fehlen die Visionen.

  • Das Problem ist natürlich nicht der reine Preis - eine Autobahn, ein Flughafen oder ein Sozialstaat sind ohne Frage teurer. Das Problem ist m.E., dass die genannten Investitionen in erster Linie eine Funktion haben und - wenn überhaupt - nur in zweiter Linie Symbol- oder Schaucharakter. Anders das Stadtschloss: Das ist in erster Linie ein Symbol, dann hat es eine städtebauliche Funktion (die Leere im Zentrum der Hauptstadt zu füllen) und erst in dritter Linie hat es einen Nutzen als Gebäude - Funktion folgt Form, und zwar mit großem Abstand.


    Die Frage ist also nicht, ob man das Geld dafür aufbringen kann, sondern ob man will. Dafür es aufzubringen spricht aus meiner Sicht, dass das Schloss nicht nur ein großes Loch in der Stadt füllen würde, sondern auch - bei allen guten Argumenten gegen Rekonstruktionen - ein verdammt spannendes Architekturerlebnis wäre. Dagegen spricht, dass es zwar ein Nutzungskonzept gibt, mit dem man die Schlossräume füllen könnte, umgekehrt aber keinen Raumbedarf, der den Bau zwingend notwendig machen würde. Und hier kann man dann schon abwägen: Ich halte es für legitim, den Schlossbau zurückzustellen, solange es andere, dringendere (Kultur-)Ausgaben gibt, die man sonst dem Sparzwang opfern würde.


    Diese Überlegung ändert freilich nichts daran, dass ich mich persönlich sehr auf das Schloss freue und von jeder Nachricht über eine Verzögerung enttäuscht bin. Bevor man allerdings eine Sparvariante baut, um Baukosten zu sparen, sollte man lieber noch ein wenig sammeln, bis Geld genug für das Vollprogramm zur Verfügung steht.


    P.S.: (Ohne Themenbezug) Natürlich lässt sich die Politik nicht ganz heraushalten aus einem Architekturforum, gerade wenn es um öffentliches Bauen geht. Allerdings würde ich mir wünschen, entsprechende Argumente blieben auf das Wesentliche beschränkt. Was unter anderem hieße, dass man seine Meinung über "Unsummen ans Ausland" und den angeblichen Verrat an "nationalen Belangen" für sich behielte - so wie ich es mit meiner Meinung darüber tue, was ich von solchen Thesen halte. :mad2:


    P.P.S.: Ich weiß, dass ich dagegen an anderer Stelle selbst verstoßen habe. Ich gelobe Besserung...:o

    Einmal editiert, zuletzt von Architektenkind () aus folgendem Grund: Rechtschreibfehler verbessert

  • Also ich denke schon, dass das Humboldtforum in erster Linie ein Funktion hat. Es wird nur viel zu stark auf der Schlossthematik und Äußerlichkeiten herumgeritten. Vielleicht sollte tatsächlich viel häufiger klargestellt werden, dass es sich hier um einen Neubau handelt und keinesfalls um eine 'Rekonstruktion' wilhelminischen Prunks.
    Ansonsten ist die mangelnde Akzeptanz in der Öffentlichkeit natürlich eine direkte Folge der derzeitigen medialen und politischen Schlachtung dieses Themas.

  • @ architektenkind: Zustimmung! :)


    @ tel: Oh, bitte! Nicht schon wieder diese Verschwörungstheorie, dass die böse Presse Stimmung gegen das Schloss macht! Ich kenne kaum einen Artikel, der sich gegen das Schloss wendet, eher im Gegenteil. Architektenkind hat völlig recht, wenn er/sie sagt, dass das Schloss primär einen symbolischen Charakter hat. Bei den geplanten Nutzungen habe ich mich immer gefragt, ob man da nicht auch etwas für alle Leute interessantes unterbringen könnte, ich meine wer geht schon in irgendein Museum für Völkerkunde? Ich jedenfalls nicht, stinklangweiliges Thema. Ich hätte es passender gefunden, wenn man dort noch ne Gemäldegallerie oder eine Kulturbotschaft Deutschlands drin untergebracht hätte oder ne riesige öffentliche Bibliothek.

  • ^^


    , ich meine wer geht schon in irgendein Museum für Völkerkunde? Ich jedenfalls nicht, stinklangweiliges Thema.


    Du bist ja ein richtiger Kulturbanause! Die derzeit in Dahlem ansässige Sammlung zur Völkerkunde ist recht interessant und man erhofft sich dass bei einer Verlagerung die Austellung euch mehr Beachtung bei den Touristen bekommt. Bisher ist sie in Dahlem etwas abseits, obwohl die Gebäude dort den Bedürnissen ganz angemessen zu sein scheinen. Das eigentliche Problem was ich sehe, ist dass womöglich gar kein Geld vorhanden ist, die Ausstellungen in den neuen Räumen mit einem etwas modernerem Konzept zu versehen. Hieß es nicht sogar, dass der Schlossneubau von dem Bauvolumen eigentlich viel zu klein ist um alle dort geplanten Nutzungen auch zuzulassen? Das war doch eines der Hauptargumente für einen kompletten Neubau.

  • Nee, Kukturbanause bin ich nicht, ich bin Architektur-Fan, habe mehrere Lieblingsmaler etc., aber so ne Leistungsschau untergegangener Kulturen ist wohl nicht nur für mich ne periphere Kulturangelegenheit. ;) Schließe nicht aus, dass es tatsächlich Leute gibt, die das hochinteressant finden, aber für das Stadtschloss hätte es ruhig etwas anderes sein können, etwas nicht ganz so spezielles.

  • ^ Inwieweit ist denn "noch eine" Gemäldegalerie weniger speziell? Problematisch an solchen Museen (ist in Leipzig ähnlich) ist wohl eher der antiquierte Name, der eben deine ausschließliche Assoziation mit einer "Leistungsschau untergegangener Kulturen" zur Folge hat.


    Das Pergamonmuseum mit der Antikensammlung ist beispielsweise das besucherreichste Berliner Museum, das Ägyptische Museum liegt auf Platz 2. Unter 'Special Interest' würde ich das also nicht einorden.

  • Das Pergamon-Museum wurde allerdings explizit dafür gebaut, um die zuvor ausgebuddelten "Groß-Exponate", also den Pergamon-Altar und das Ishtar-Tor auszustellen. Diese Exponate begeistern selbst Leute die sich sonst nicht für Geschichte oder Kultur (oder überhaupt etwas) interessieren. Das Völkerkundemuseum ist dagegen eine recht nett zusammengestellte Sammlung die die Vielfahlt der Spezies Homo Sapiens schön anschaulich darstellt. Das Konzept isst gut, es könnte aber mehr Geld investiert werden um es ein wenig zeitgemäßer aufzubereiten. Und hier käme das Stadtschloss ins Spiel - ich fürchte dass man sich biher überhaupt keine Gedanken dazu gemacht hat, ob der Bau überhaupt dazu geeignet ist, viele Besucher aufzunehmen und zu kanalisieren. Die ersten Nutzungspläne hatten ja noch eine Bibliothek dabei... was ist eigenltich daraus geworden?

  • Im Tagesspiegel stand vor ein paar Monaten, dass es aufgrund des Völkerkundemuseums wohl keine Bibliothek mehr geben soll. Ich kann den dazugehörigen Artikel leider nicht mehr finden bzw. wurde er womöglich gelöscht. Mich wundert das schon, denn im Schloss wäre sicher ausreichend Platz für ein Museum und eine Bibliothek vorhanden, bei der Fläche...


    Zum Thema: Meiner Meinung nach sollte im Stadtschloss (wenn es irgendwann einmal gebaut werden sollte) eher ein ordentliches "nationales" Musem (z. B. Museum für deutsche Geschichte) einziehen, dass besonders die Teilung Deutschlands und die Wende 1989 thematisieren könnte und auch den Abriss durch DDR-Chef Walter Ulbricht sowie den Wiederaufbau. Das Schloss steht an einem so geschichtsträchtigen Ort (Stichwort Preußen, DDR-Aufmarschplatz und DDR-Machtzentrum etc.), da wäre es doch sicher angebracht es als nationales Symbol zu verwenden. Wie steht Ihr dazu?

  • @Architektator
    Direkt gegenüber gibts doch schon das Deutsche Historische Museum, untergebracht im Zeughaus und Pei Anbau.


    Ich hätte auch die Gemäldegalerie im Humboldtforum untergebracht...nur dann wärs ja kein Humboldtforum mehr, was? XD

  • @ Treverer: Das ist mir bekannt, aber im Schloss wäre es besser aufgehoben als im Zeughaus, finde ich. Sie könnten ja dann umziehen :)

  • Na das wär auch nicht grad ökonomisch, nach ein paar Jahren schon wieder umzuziehen...Ich finde aber auch, dass Einbäume und Schrumpfköpfe nicht wirklich in ein "Schloss" passen. Auch wenns nicht "das Schloss" ist, hat es die Fassade, die sich auf dessen Geschichte bezieht und wird bestimmt auch eher als Schloss und nicht als Humboldtforum in den Sprachgebrauch und die Reisführer eingehen. Ich sehe darin nur wieder die forcierte und aufgesetzte Weltoffenheit, mit der Berlin immer prahlt. Ob die Idee dann auch wirklich Sinne macht, kommt erst an zweiter Stelle.
    Der jetzige Standort der Museen ist zwar etwas sehr ab vom Schuss, aber ließe sich nicht nen anderer Standort finden, z.B. ihr alter Standort neben dem Martin-Gropius-Bau, wo die Museumshöfe ggü. der Museumsinsel entstehen oder auf dem Kulturforum, wofür dann die Gemäldegallerie ins Schloss zöge. Schließlich war ihr erster Standort das Alte Museum und der letzte das Kaiser-Friedrich-/Bode-Museum neben an. Und das Kulturforum wird ja eh als Standort kritisiert. Im Louvre und der Eremitage (beides Schlösser) befinden sich auch in erster Linie Gemälde und Skulpturen der großen Künstler der letzten Jahrhunderte. Dazu dann noch etwas Geschichte zum Gebäude an sich und/oder Berlin als Residenzstadt oder weß ick...

  • :lach: Naja, "saniert" heißt in der Bundespolitik ja nicht saniert im Wortsinne, sondern nur so "wenig" Neuverschuldung, dass sich darüber nicht jeder aufregt. An einen ausgeglichenen Haushalt, geschweige denn regelmäßige Überschüsse sollte nur jemand glauben, der auch an den Weihnachtsmann glaubt, dazu sind die Subventionen und Geld als Allheilmittel viel zu fest in der Politik verankert.


    Warten wir mal ab, in ein oder zwei Jahren kann die Sache ganz anders aussehen, denn unsere Wirtschaft macht sich gerade im Schweinsgalopp in Richtung Aufschwung auf und entgegen der typisch deutsch-pessimistischen Prognosen werden wir den Einbruch von 2009 wohl schon 2011 wieder ausgeglichen haben und durch die Eurotalfahrt bekommt unsere Wirtschaft ein gigantisches kostenloses Konjunkturpaket. Bis dahin kann sich der Wind noch drehen. Es wird wohl zu Verzögerungen kommen.

  • 17 Jahre lang für dieses Projekt engagiert, auch gespendet, um dann nach Gutsherrenart mal eben abserviert zu werden. Verdammt noch mal, dies ist auch mein Land, es sind auch meine Steuern. Es ist auch Aufgabe einer Bundesregierung, dieses Land kulturell zu entwickeln - und wenn nicht dieser Bundesregierung, welcher dann? Mancher wird sich jetzt vielleicht ins Fäustchen lachen. Aber es bleibt eine riesige Wunde im Herzen Berlins und Deutschlands. Jeder, der diese Stadt kennt oder besucht, wird das spüren.

  • Schlosssparer

    Nicht verzagen, Abrissbirne!
    Mach´s wie ich: spende einfach noch einmal.
    Gerade jetzt muß den Aktivisten klar sein, daß es mit jedem neue Haushaltsbeschluss auch eine neue Chance für das Schloss besteht! :daumen:

  • Ich habe bis her zum Glück nie gespendet, weil, wie gesagt, mich dieses hin und her immer abgeschreckt hat. Was ist mit den Leuten, die tatsächlich hohe Summen investiert haben...? Können diese ihre Spenden rückgängig machen und was wenn das passiert?
    Das scheint für mich alles genau so unseriös zu laufen wie beim Riesenrad...

  • Abrißbirne: Genaugenommen ist die BRD nicht Dein Land. Es ist nicht einmal ein Land, sondern ein Zustand. Ich darf offen sprechen: Deutschland ist handlungsunfähig und fortwährend besetzt. Der Schloßplatz bleibt hoffentlich so lange unbesetzt, bis man auch das Schloß will und zwar so, wie man es uns genommen hat. Mir ist's auch recht, wenn meine Nachkommen die wichtigsten Räume - die repräsentantivsten, die ehrwürdigsten, die preußischen, Raum für Raum rekonstruieren. Jede Generation 2 Räume. Die Restlichen können meinethalben die Foren enthalten und Museumsräume, die man sich ersonnen hat und zwar schon "morgen". Und das Ganze am besten in Deutschland und nicht in BRD-Hausen. Ach ja für die Besatzungskosten (Grundgesetz Artikel 120!) können wir ja auch aufkommen, nicht aber für unsere Kultur in Form eines Schlosses zum Beispiel...

  • ^
    Solcherlei verbitterte (worüber eigentlich?) und völlig themenfremde Polemik aus dem Wohlstands-Off kann man sich doch eigentlich sparen.


    Ansonsten würde ich einfach mal ein paar Gänge zurückschalten, mein Tip ist, dass das Ding sowieso irgendwann kommt. Die Idee hat sich doch schon etabliert, dann wird auch irgendwann das Geld aufgetrieben werden - städtebaulich sicher nicht die schlechteste Sache. Für das Nutzungskonzept hielte ich das Deutsche Historische Museum auch für eine bessere Idee und wenn's jetzt etwas länger dauert, hat die Idee ja vielleicht sogar eine Chance.


    Mir immerzu ein Rätsel wie man auf eines der erfolgreicheren Kapitel der deutschen Geschichte einen solchen Hass entwickeln kann - Identitätsprobleme?